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Shiv steht im Boot. Er zeigt auf den erledigten Roboter. Er lacht, laut, hilflos und freudig. Er kann nicht mehr aufhören. Tränen laufen ihm übers Gesicht und vermischen sich mit dem Regen. Er kann kaum noch atmen. Er muss sich setzen. Es schmerzt, es schmerzt.

»Hätte ihn doch kaltmachen sollen«, murmelt Yogendra an der Pinne. Shiv winkt ab. Nichts kann ihn aufhalten oder umstimmen. Das Lachen geht in Freude über, die simple sengende Ekstase, dass er am Leben ist, dass es jetzt vorbei ist. Er streift den klobigen Bodhisoft ab, legt sich rücklings auf die Bank, lässt sich den Regen aufs Gesicht fallen und blickt hinauf zu den purpurroten Wolkenstreifen, mit denen sich ein neuer Tag über seinem Varanasi entfaltet, ein neuer Tag für Shiv. Raja Shiv. Maha Raja. Raja der Rajas. Vielleicht wird er wieder für die Naths arbeiten, vielleicht wird sein Name ihm jetzt viele Türen öffnen. Vielleicht macht er sein eigenes Geschäft auf, aber keine Körperteile, kein Fleisch, weil Fleisch verräterisch ist. Vielleicht geht er zu diesem Lavda Anand und macht ihm ein Angebot.

Er kann wieder Pläne schmieden. Und er kann Tagetes riechen.

Ein kleines Geräusch, eine kleine Bewegung des Boots.

Das Messer gleitet so mühelos hinein, so schmal und sauber, so scharf und rein, dass Shiv gar nicht weiß, wie er dem Schock Ausdruck verleihen soll. Es ist exquisit. Es ist unaussprechlich. Die Klinge sticht ungehindert durch Haut, Muskeln, Blutgefäße, die gezahnte Schneide kratzt an einer Rippe entlang, bis die hakenförmige Spitze in seiner Lunge zur Ruhe kommt. Es gibt keinen Schmerz, nur die Empfindung von perfekter Schärfe — und von Blut, das in seiner punktierten Lunge aufschäumt. Die Klinge zuckt in ihm mit dem Pulsschlag seines Körpers. Shiv versucht zu sprechen. Die Laute knacken und gurgeln, ohne Worte zu bilden. Dann zieht Yogendra das Messer heraus, und der Schmerz kreischt aus Shiv heraus, als der Haken an seiner Lunge zerrt. Er dreht sich zu Yogendra um, die Hände erhoben, um den nächsten Hieb abzuwehren. Das Messer stößt erneut vor, und Shiv fängt es zwischen Daumen und Zeigefinger seiner linken Hand auf. Die Klinge schneidet tief hinein, bis zum Gelenk, aber er hält es fest. Er hält es fest. Nun kann er das hektische Schnaufen zweier Männer hören, die in einen Kampf um Leben und Tod verwickelt sind. Sie schlagen in verzweifelter Stille aufeinander ein, während das Boot wankt. Mit der freien Hand will Yogendra nach dem Palmer greifen. Shiv schwingt den Arm, versucht Yogendra zu packen, irgendetwas. Er bekommt die Perlenkette um den Hals des Jungen zu fassen, zieht daran, hält sich daran fest, um nicht zu stürzen. Yogendra reißt das Messer aus Shivs Hand, sägt mit der Schneide am Knochen. Shiv stößt ein helles, klagendes Wimmern aus, das in ein blutiges, ertränktes Gurgeln übergeht. Sein Atem umflattert den Rand der Wunde. Dann sieht Shiv die Abscheu, die Verachtung, die animalische Arroganz und Geringschätzung, die das graue Licht in Yogendras Gesicht offenbaren, und er weiß, dass der Junge schon immer all das für ihn empfunden hat, dass diese Klinge von Anfang an hatte kommen müssen. Er taumelt zurück. Die Kette reißt. Perlen springen und rollen. Shiv rutscht auf den Perlen aus, verliert das Gleichgewicht, rudert mit den Armen, geht über Bord.

Das Wasser nimmt ihn sauber und vollständig auf. Das Dröhnen des Verkehrs, das durch die Betonpfeiler übertragen wird, macht ihn taub. Er ist taub, blind, gefühllos, gewichtslos. Shiv kämpft, schlägt um sich. Er weiß nicht, wo oben ist, wo Luft und Licht ist. Der Bodhisoft zieht ihn hinunter. Er versucht ihn abzustreifen, aber die Gurtbänder verwickeln sich und locken. Blau. Er ist in Blau eingebettet. Wohin er auch schaut, überall ist Blau, in jeder Richtung, auf ewig. Und Schwarz, sein Blut, das sich wie Rauch emporrankt. Das Blut, folge dem Blut. Aber er hat nicht genug Kraft, und die Luft blubbert aus dem Loch in seinem Rücken. Er strampelt mit den Beinen, aber er bewegt sich nicht von der Stelle, er stößt, aber er rührt sich nicht. Shiv kämpft gegen das Wasser, versinkt tiefer ins Blau, von seinem Waffenarsenal hinuntergezogen. Seine Lungen brennen. In ihnen ist nichts mehr außer Gift, die Asche seines Körpers, aber er kann den Mund nicht öffnen, um mit einem letzten, lautlosen Schrei Wasser einzuatmen, obwohl er weiß, dass er tot ist. Sein Kopf pocht, seine Augäpfel drohen zu platzen, er sieht seinen halb abgetrennten Daumen nutzlos im Blau schlackern, im großen Blau, während er strampelnd um sein Leben kämpft.

Blau, das ihn tiefer hinunterzieht. Er glaubt, darin ein Muster zu erkennen. In der sterbenden Faszination der Gehirnzellen, die eine nach der anderen ausbrennen, sieht er ein Gesicht. Das Gesicht einer Frau. Lächelnd. Komm, Shiv. Priya? Sai? Atme! Er muss atmen. Er strampelt, kämpft. Er hat eine mächtige Erektion in seiner schweren Cargohose mit der Last aus esoterischen Cyberwaffen, und er weiß, was geschehen muss. Aber Yogendra wird den Kode nicht bekommen. Atme. Er öffnet den Mund und die Lungen, und das Blau stürzt hinein, und in der erlöschenden Glut seines Gehirns sieht er, wer da unten ist. Es ist nicht Sai. Es ist nicht Priya. Es ist das sanfte, gewöhnliche Gesicht der Frau, die er dem Fluss übergeben, der Frau, deren Eierstöcke er völlig umsonst gestohlen hat. Sie lächelt und winkt ihm, ihr zu folgen, in den Fluss und das Blau und die Erlösung.

»Die erste Comedy-Regel«, sagt Vishram Ray, während er im Spiegel der Herrentoilette den Sitz seines Kragens überprüft, »ist Selbstvertrauen. Jeden Tag, in jeder Situation müssen wir Selbstvertrauen ausstrahlen.«

»Ich dachte, die erste Comedy-Regel wäre ...«

»Das Timing«, unterbricht Vishram den Einwurf von Marianna Fusco, die auf der Kante des Waschbeckens nebenan hockt. Indira und verschiedene andere Angestellte, von denen Vishram gar nicht wusste, dass sie für ihn arbeiteten, haben die Toiletten des Forschungszentrums für jeden gesperrt, ungeachtet des Zustands ihrer Blase oder ihrer Gedärme. »Das ist die zweite Regel. Gemäß Vishram Rays Comedy-Handbuch.«

Doch er hat nicht mehr so große Angst gehabt, seit er zum ersten Mal in den Spot hinaustrat, in dem der Chromstab des Mikrofonständers schimmerte, mit einer Idee, die ihm zum Thema Billigfluglinien eingefallen war. Unmöglich, sich hinter dem Mikro zu verstecken. Unmöglich, sich in diesem minimalistischen holzgetäfelten Raum mit dem einzigen Tisch aus Carbonit genau in der Mitte zu verstecken. Denn in Wirklichkeit ist sein Timing unter aller Sau. Eine Vorstandssitzung während der Krise nach einem Attentat einzuberufen, während in Richtung Sonnenuntergang feindliche Panzer eine Tagesfahrt entfernt aufmarschiert sind. Und es ist Monsun, um dem Ganzen noch eine kleine meteorologische Dramatik zu verpassen. Nein, denkt Vishram Ray, als er im Spiegel überprüft, ob er korrekt rasiert ist. Sein Timing ist perfekt. Das ist wahre Comedy.

Aber warum fühlt er sich, als würde er von achtzehn unterschiedlichen Krebsgeschwulsten gleichzeitig aufgefressen werden?

Rasur okay, Aftershave im akzeptablen Bereich, Manschetten sitzen, Manschettenknöpfe auch.

Der chemische Kick hat seinen Geist wunderbar von Kalis und Brahmas und Multiversen der M-Stern-Theorie geklärt. Comedy ist immer eine Sache des Augenblicks. Und die wahre erste Regel, ob im Comedy-Handbuch oder im Business-Handbuch, ist die Überzeugungskunst. Lachen ist eine freiwillige Preisgabe von Schwäche, genauso wie der Verzicht auf Vermögen.

Jacke okay, Hemd okay, Schuhe tadellos.

»Bist du bereit?«, sagt Marianna Fusco und schlägt die Beine auf eine Weise übereinander, die in Vishram den Wunsch weckt, sein Gesicht zwischen ihnen zu vergraben. »He, Funny Man.« Eine beiläufige Handbewegung in Richtung der ordentlichen kleinen Linie Koks auf dem schwarzen Marmor. »Nur für alle Fälle.«