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WIE DER VIEHTRIEB EINER KÄLBERHERDE, textet Marianna Fusco, während das Personal von Ray Power versucht, die Vorstandsmitglieder, die Forscher, die Gäste, die Nachzügler und die zweitrangigen Journalisten, die für die Große Story des Tages entbehrlich sind, über die Böden mit den Ramayana-Ahornholzintarsien zu führen. Das Gewimmel der Körper befördert Vishram und Ramesh, einen Kopf größer, in den Orbit.

»Vishram.« Big Brother zeigt ein breites und aufrichtiges Lächeln. Es sieht fremdartig aus. Vishram kannte ihn bislang nur ernst, verwundert, mit gesenktem Kopf. Sein Händedruck ist fest und lang. »Gut gemacht.«

»Du bist jetzt ein reicher Mann, Ram.«

Typisch Ramesh, den Kopf schief zu legen, die Augen nach oben zu verdrehen, im Himmel nach einer Antwort zu suchen.

»Ja, es scheint so, geradezu obszön reich. Aber weißt du, eigentlich ist es mir völlig egal. Trotzdem gibt es eine Sache, die du für mich tun könntest. Gib mir irgendeine Aufgabe bei diesem Nullpunkt-Ding. Wenn es stimmt, was du behauptest, habe ich mein Berufsleben damit verbracht, in die falsche Richtung zu blicken.«

»Du solltest dir die Demonstration ansehen.«

»Die würde ich um nichts in der Welt verpassen wollen. Oder sollte ich lieber sagen: um nichts im Universum.« Er lacht nervös. Dritte Comedy-Regel, denkt Vishram Ray. Lach niemals über deine eigenen Witze. »Ich glaube, Govind möchte kurz mit dir sprechen.«

Er hat es auf so viele unterschiedliche Weisen geprobt, mit so vielen unterschiedlichen Stimmlagen, so vielen Nuancen und Posen, und doch fällt alles in den Augenblicken von ihm ab, die er braucht, um Govind in der Menge ausfindig zu machen. Er kann seine Waffen nicht auf diesen pummeligen, scheu lächelnden, schwitzenden Mann im zu kleinen Anzug richten.

»Tut mir leid«, sagt er und streckt die Hand aus. Govind schüttelt den Kopf und nimmt dann die Hand.

»Genau das, mein Bruder, ist der Grund, warum du es im Geschäftsleben nicht weit bringen wirst. Du bist zu weich. Zu höflich. Du hast heute gewonnen, du hast einen großen Sieg errungen, also genieß es! Nutz es aus. Brüste dich damit. Lass mich noch einmal von deinen Wachmännern aus dem Gebäude eskortieren.«

»Das Programm kennst du doch bereits.«

Die PR-Leute von Ray Power haben die Herde weitergedrängt, Vishram und Govind sind allein im Korridor. Govinds Griff um Vishrams Hand ist fest.

»Unser Vater wäre stolz, aber ich bin weiterhin der Meinung, dass du diese Firma vor die Wand fahren wirst, Vishram. Du machst Eindruck, du hast Charisma, du bist Showbusiness. Das alles sind tolle Eigenschaften, aber damit führt man kein Unternehmen. Ich habe einen Vorschlag. Ray Power sollte genauso wie die Familie Ray niemals ein geteiltes Haus sein. Ich habe mündliche Vereinbarungen mit externen Investoren, aber nichts ist niedergeschrieben worden, nichts ist unterzeichnet worden.«

»Eine Re-Fusion«, sagt Vishram.

»Ja«, bestätigt Govind. »Bei der ich die Betriebsleitung übernehme.«

Vishram kann dieses Publikum nicht einschätzen.

»Ich werde dir zu gegebener Zeit eine Antwort geben«, sagt er. »Nach der Demonstration. Und jetzt möchte ich, dass du dir mein Universum ansiehst.«

»Eine Sache noch«, wirft Govind ein, während ihre Ledersohlen leise über die Ahornintarsien klacken. »Woher stammt das Geld?«

»Von einem alten Verbündeten unseres Vaters«, sagt Vishram, und während er unterschwellig das Geräusch hört, vor dem sich ein Comedian am meisten fürchtet — wie sich die eigenen Schritte entfernen —, wird ihm klar, dass unter den Szenen, die er geprobt und nie verwendet hat, eine bestimmte fehlte. Er hat sich nicht überlegt, was er tun würde, wenn er hinter diesem Diamanttisch einen grausamen Tod gestorben wäre.

Sie suchen sich einen kleinen Platz an der Tür, unter der Klappkoje des Wagenschaffners. Hier verbarrikadieren sie sich hinter den blauen, stoßfesten Koffern und kauern sich wie Kinder aneinander. Die Türen sind verschlossen, so dass Parvati durch das winzige Guckloch aus Rauchglas nur den Himmel sehen kann, der die Farbe des Regens hat. Sie lugt durch die Trennwand in den nächsten Waggon. Die Körper sind gegen die harte Plastikscheibe gepresst und wirken beunruhigend flach. Keine Körper, sondern Menschen, die ihr Leben genauso wie sie nicht auf sinnvolle Weise in jener Stadt fortsetzen können. Die Stimmen übertönen das Summen der Zugmaschine, das Rattern der Gleise. Sie findet es erstaunlich, dass etwas, das so extrem überladen ist, sich überhaupt noch bewegen kann, aber die Beschleunigskräfte in ihrer Magengrube und im Rücken an der gerippten Kunststoffwand verraten ihr, dass der Raipur Express immer schneller wird.

In diesem Zug gibt es nirgendwo Personal, keine Fahrkartenkontrolleurin in schickem weißem Sari mit dem Rad von Bharat Rail auf der Schulter des Pallav, keinen klirrenden Chai-Wallah, keinen Steward im Schneidersitz auf der Koje über ihnen. Der Zug fährt jetzt sehr schnell, hinter dem kleinen Rechteck aus rauchigem Himmel wischen Strommasten vorbei, und Parvati gerät für einen Moment in Panik, als sie denkt, dass dies der falsche Zug ist, die falsche Richtung. Dann denkt sie: Wäre es nicht egal? Hauptsache weg.

Weg. Sie drückt sich gegen Krishan, greift nach seiner Hand unter den Falten ihres schmutzigen Saris, verstohlen, damit niemand es sieht, damit niemand zu Spekulationen verleitet wird, was diese beiden Hindus vielleicht tun. Ihre Finger ertasten warme Feuchtigkeit. Sie zuckt zurück. Blut. Blut, das sich in einer klebrigen Lache zwischen den Körpern ausbreitet. Blut, das an den Rippen der Kunststoffwand klebt. Krishans Hand, die nur Millimeter von ihrer entfernt war, ist eine geballte rote Faust. Parvati rückt von ihm ab, nicht aus Entsetzen, sondern um diesen Wahnsinn zu verstehen. Krishan sackt an der Wand zusammen und hinterlässt einen roten Streifen, bevor er sich mit dem linken Arm abstützt. Über der Hüfte ist sein weißes Hemd rot, völlig mit Blut getränkt. Parvati sieht, wie es mit jedem Atemzug durch den Stoff gepumpt wird.

Der seltsame Seufzer, als er sie in den Waggon zog, fort von den Schüssen auf dem Bahnsteig. Sie hat gesehen, wie die Kugeln von den Stahlträgern abprallten.

Sein Gesicht hat die Farbe von Asche, die Farbe des Monsunhimmels. Sein Atem geht flatternd, sein Arm zittert, er kann sich nicht mehr lange aufrecht halten, und jeder Herzschlag pumpt einen Teil seines Lebens auf den Boden des Waggons. Das Blut sammelt sich um seine Füße. Seine Lippen bewegen sich, aber er bringt kein Wort mehr heraus. Parvati zieht ihn an sich, hält ihn in ihrem Schoß.

»Alles wird gut, mein Liebster, alles wird gut«, flüstert sie. Sie sollte um Hilfe rufen, nach einem Arzt verlangen, aber sie weiß mit schrecklicher Gewissheit, dass es in diesem überfüllten Waggon niemand hören würde. »Ach, Krishan«, murmelt sie, während sie spürt, wie sich das feuchte, sexuelle Blut unter ihren Schenkeln ausbreitet. Sanft berührt sie sein langes schwarzes Haar und wickelt es sich um die Finger, während der Zug immer weiter nach Süden fährt.

Hier kommt Mr. Nandha die Treppe der Diljit Rana Apartments hinauf, im kühlen kühlen Licht des Morgens nimmt er den ersten Absatz, den zweiten, dritten, vierten. Er hätte mit dem Aufzug fahren können, denn im Gegensatz zu den alten Komplexen wie den Shiva Nataraja Homes und dem White Fort sind in den staatlichen Wohnanlagen alle Einrichtungen funktionsfähig geblieben. Aber er will seine Energie, seinen Arbeitseifer, seinen Schwung beibehalten. Er will nicht nachlassen, nicht, wenn er nur noch wenige Schritte vor sich hat. Seine Avatare sind Fäden aus Spinnenseide zwischen den Türmen von Varanasi. Er kann spüren, wie die Vibration ihrer Energie die Welt erzittern lässt.