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Sie fahren in Siebenergruppen mit den Aufzügen hinab, dann geht es die Betonstufen hinunter und durch die Luftschleuse in Debas stinkendes kleines Kämmerchen und den Beobachtungsraum, wo Investmentbanker, Grameen-Vertreter, Frauen, Nachwuchsjournalisten, Berater des Ray-Clans und ein sichtlich unter Schock stehender Energieminister Patel einen engen Kreistanz aufführen, um durch die dicke Glasscheibe einen Blick ins grelle Licht eines fremden Universums zu werfen.

»Okay, okay, weitergehen, nicht länger als fünf Sekunden. Ray Power übernimmt keine Verantwortung für Augenreizungen, Sonnenbrand oder sonstige Probleme wegen der Ultraviolettstrahlung«, sagt Deba, während er die Leute hinein-, herum- und hinauswinkt. »Nicht länger als fünf Sekunden. Ray Power übernimmt keine Verantwortung ...«

Der Vortragssaal wurde mit Displays und Bildschirmen ausgestattet und mit Snacks und Mineralwasser bestückt. Sonia Yadav hält sich tapfer am Rednerpult und versucht den Versammelten zu erklären, was sie auf den Bildschirmen sehen: zwei einfache grafische Balken, die die Energie darstellen, die aus dem Netz gewonnen wird, das das Nullpunktfeld aufrechterhält, und die Energieleistung aus der Potenzialdifferenz zwischen den universellen Grundzuständen. Aber sie kämpft an zwei verlorenen Fronten, an der wissenschaftlichen und der akustischen.

»Wir gewinnen zwei Prozent mehr, als wir hineinstecken«, ruft sie über dem anschwellenden Gemurmel der Frauen vom Land, die Geschichten über ihre Enkelkinder austauschen, der Geschäftsleute, die mit Partnern und Palmern kommunizieren, und der Journalisten, die an ihren Hoeks hängen, um sich über die neueste schockierende wundersame Offenbarung zu informieren, die aus der Bharat Sabha kommt: der überraschende Rücktritt von N. K. Jivanjee von seinem Posten in der Regierung der Nationalen Rettung. »Wir speichern diese Energie in Hochleistungskondensatoren für den Laser-Teilchenbeschleuniger, bis die Menge ausreicht, um sie ins Netz einzuspeisen, um einen Zugang zu einem Universum mit noch höherem Level zu öffnen und so weiter. Auf diese Weise klettern wir die Leiter der Energiezustände hinauf, bis wir auf eine Ausbeute von etwa einhundertfünfzig Prozent kommen ...«

Sie ballt die Hände zu Fäusten, schüttelt den Kopf und seufzt frustriert, als die Lautstärke im Vortragssaal auf ein mittleres Getöse angestiegen ist.

Vishram übernimmt das Mikro. »Meine Damen und Herren, dürfte ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten? Ich weiß, dass es für viele von Ihnen ein langer und ereignisreicher Tag war, aber wenn Sie mir jetzt bitte zum Labor folgen würden, wo wir den ersten Durchbruch erzielt haben ...«

Das Personal treibt die Gäste hinüber ins Nullpunktlabor.

»Kein Plan überlebt die Begegnung mit dem Feind«, flüstert er Sonia Yadav zu. Eine Hovercam schießt an seinem Kopf vorbei, nahe und nervig wie ein Insekt, und überträgt die Ereignisse an die fernen Aktionäre. Er stellt sich die virtuellen Geister der Kaih-Repräsentanten vor, wie sie über der langsam vorrückenden Reihe der Gäste schweben. Abteilungsleiter Surjeet hat energisch dagegen protestiert, dass Vishram das Nullpunkttheorielabor mit dem Labyrinth aus beschriebenen Wänden und Hieroglyphen öffnet. Surjeet hat befürchtet, das Projekt könnte dadurch amateurhaft wirken — sehen Sie nur, wie man bei Ray Power arbeitet! Mit Filzstiften und Spraydosen, an der Wand, wie die Grafitti von Badmashs. Vishram will es aus genau diesem Grund: Es ist menschlich, chaotisch, kreativ. Es zeigt die erwünschte Wirkung, die Leute entspannen sich, blicken erstaunt auf die Hieroglyphen. Wird dies die neue Höhle von Lascaux, die neue Sixtinische Kapelle sein?, fragt sich Vishram. Die Symbole, die die Geburt eines neuen Zeitalters markieren. Er sollte Vorkehrungen treffen, diesen Raum konservieren zu lassen.

Vishram Ray mit Unsterblichkeitsambitionen. Voller Freude bemerkt er, dass sein Abendessenstermin mit Sonia Yadav immer noch in rotem Marker in einer Ecke des Schreibtischs leuchtet. In der weniger förmlichen Umgebung dringt ihre Leidenschaft mühelos zum Publikum durch. Vishram beobachtet, wie ihre Armbewegungen Deckenflächen voneinander abgrenzen, gebannt verfolgt von einer Gruppe in grauen Anzügen. Er hört: »... auf einem fundamentalen Level, wo die Quantentheorie, die M-Stern-Theorie und die Computerwissenschaft interagieren. Wir haben festgestellt, dass die Quantencomputer, die wir benutzen, um das Eindämmungsfeld aufrechtzuerhalten — und es sind die Eindämmungsfelder, die die verschlungenen Geometrien der Branen beeinflussen —, tatsächlich die Wolfram-Friedkin-Struktur des neuen Universums verändern. Auf einem fundamentalen Level ist das Universum ein Computermodell.«

Ihre kleinen Münder stehen weit offen.

Vishram tänzelt an Marianna Fuscos Seite. »Wenn das hier vorbei ist«, sagt er und kommt ihr so nahe, wie es der professionelle Anstand einer Rechtsberaterin erlaubt, »könnten wir uns ... vielleicht irgendwohin ... zurückziehen. Wo es Sonne und Sand und Meer und richtig gute Bars und keine Menschen gibt. Wo wir einen Monat lang nur mit Sonnenschutzfaktor dreißig herumlaufen können.«

Und sie neigt ihm den Kopf zu, so nah wie möglich, und mit einem gefrorenen öffentlichen Lächeln sagt sie: »Ich kann nicht. Ich muss gehen.«

»Oh«, sagt Vishram. Und: »Scheiße.«

»Wegen einer Familienangelegenheit«, erklärt Marianna Fusco. »Großer Jahrestag in meiner Familienkonstellation. Die Leute kommen von überall. Verwandte, die ich beim letzten Mal noch gar nicht hatte. Nein, ich werde zurückkommen, Funny Man. Sag mir einfach nur, wo ich erscheinen soll, ohne Gepäck.«

Dann flackert die Beleuchtung, und der Boden zittert. Die Glasscheiben in den Fenstern und der Tür klirren. Ein beunruhigtes Raunen erhebt sich.

Surjeet hat beschwichtigend beide Hände erhoben. »Meine Damen und Herren, meine Damen und Herren, bitte, es besteht kein Grund zur Sorge. Was wir soeben gespürt haben, ist eine völlig normale Begleiterscheinung, wenn wir den Beschleuniger hochfahren. Wir haben eine Öffnung geschlossen und die Energie benutzt, um der Bran eine neue Struktur zu geben. Meine Damen und Herren, wir haben den Durchbruch in ein weiteres Universum geschafft!«

Der Applaus ist nur höflich und verwirrt.

Vishram nutzt die Gelegenheit zum Prahlen. »Und das, meine Freunde, bedeutet einen zwölfprozentigen Ertrag auf unsere Energieinvestition. Wir stecken hundert Prozent hinein, um den Zugang offen zu halten, und wir bekommen all das zurück und noch zwölf Prozent mehr! Das ist der Weg in die Zukunft der Nullpunktenergie!«

Indira spielt einen Tusch aus begeistertem gemeinschaftlichem Applaus ab.

»Du hättest Anwalt werden sollen«, sagt Marianna Fusco. »Du hast das Talent, endlos absoluten Schwachsinn über Themen zu erzählen, von denen du nicht die geringste Ahnung hast.«

»Hatte ich dir nicht erklärt, dass mein Vater mich aus genau diesem Grund haben wollte?«, erwidert Vishram und baut sich so auf, dass er von oben in Marianna Fuscos Top blicken kann. Er stellt sich vor, wie er ihre handfüllenden Brustwarzen langsam und ausgiebig einölt.

»Ich erinnere mich, dass du gesagt hast, sowohl Anwälte als auch Comedians würden ihren Lebensunterhalt als Rampensäue bestreiten«, sagt sie.

»Wirklich? Das muss kurz nach einem Fick gewesen sein.«

Aber er erinnert sich an das Gespräch. Es kommt ihm wie eine andere geologische Epoche vor, eine andere Inkarnation. Wieder zittert der Raum, diesmal stärker und anhaltender. Stifte fallen vom Schreibtisch, konzentrische Wellen schwappen im Wasserspender.

»Ein weiteres Universum, ein weiterer Anstieg des Aktienkurses«, witzelt Vishram, doch Sonia Yadavs Gesicht zeigt Besorgnis. Vishram fängt ihren Blick auf. Sie bricht ihre Führung ab. Sie kehren durch die Gruppen der Aktionäre zum leeren Vortragssaal zurück.

»Gibt’s ein Problem?«, flüstert er.