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Sonia zeigt auf die Anzeigetafeln. Der Energiegewinn liegt bei einhundertdreißig Prozent. »Wir dürften noch lange nicht bei einem so hohen Wert angelangt sein.«

»Also funktioniert es besser als erwartet.«

»Mr. Ray, hier geht es um Physik. Wir kennen die Eigenschaften der Universen, die wir erschaffen, sehr genau. Da ist kein Platz für Überraschungen, für Mutmaßungen, für ein ›besser als erwartet, guter Junge, tolle Leistung!‹«

Vishram schickt Surjeet eine Message. Als der Abteilungsleiter eintritt, schließt Vishram die Tür und die Hovercams und Lauscher aus.

»Sonia erklärt mir, dass wir ein Problem mit der Nullpunktenergie haben.«

Surjeet saugt wieder die Luft durch die Zähne ein, was Vishrams Brustwarzen schmerzen lässt, insbesondere weil sich dadurch offenbart, dass er zu Mittag Saag gegessen hat.

»Wir erhalten anomale Werte.«

»Das heißt für mich das Gleiche wie ›Vishram, wir haben ein Problem‹.«

»Also gut, Mr. Ray. Es ist ein neues Universum, aber nicht das, das wir bestellt haben.«

Vishram spürt, wie sich seine Eier zusammenziehen. Surjeet hat seinen Palmer geöffnet, auf dem mathematische Grafiken und Drahtgittermodelle herumwirbeln. Auch Sonia ruft die neuesten Werte ab.

»Acht drei null.«

»Und was sollte es sein?«

»Zwei zwei vier.«

»Moment, Moment, Moment ... ich will keine Lottozahlen mehr hören.«

Sonia Yadav setzt zu einer sorgfältigen Erklärung an. »Alle Universen haben eine Warpzahl, wie wir es nennen. Je höher die Zahl, desto mehr Energie ist nötig, um Zugang zu ihnen zu bekommen, und desto mehr Energie können wir daraus gewinnen.«

»Also sind wir sechshundert Universen zu hoch.«

»Ja«, bestätigt Sonia Yadav.

»Was empfehlen Sie?«

»Mr. Ray, wir müssen das Nullpunktfeld unverzüglich abschalten und ...«

Vishram schneidet ihm das Wort ab. »Das kann nur der allerletzte Ausweg sein. Was glauben Sie, wie wir dann vor den versammelten Aktionären und der Presse dastehen? Eine weitere Demütigung Bharats ... Wenn wir das Ding sicher zu voller Leistung hochfahren können ...« Er wendet sich an Sonia Yadav. »Droht dann irgendeine Gefahr?«

Surjeet antwortet. »Mr. Ray, die Energien, die freigesetzt werden, wenn sich Membranen überschneiden ...«

Sonia unterbricht ihren Kollegen. »Nein.«

»Sind Sie sich ganz sicher?«

»Es stimmt, was Dr. Surjeet über die Energieniveaus sagt, wenn sich Membranen überschneiden. Es wäre wie ein Nano-Big-Bang, aber dabei geht es um Energien, die tausendmal stärker sind als alles, was wir hier erzeugen können.«

»Ja, aber Atiyahs Leiter-Effekt wird ...«

Der Mann, der den zweiten Big Bang zündete, denkt Vishram. Schöpfung Nummer zwei. Das wäre der größte Lacher, den ein Comedian jemals erhalten würde. »Wir machen es folgendermaßen«, sagt er. »Wir setzen die Demonstration wie geplant fort. Wenn wir über einhundertsiebzig kommen, schalten wir das Ding ab. Die Show ist vorbei, bitte nehmen Sie den Ausgang durch den Souvenirladen. Was auch immer geschieht, nichts, was in diesem Raum gesagt wurde, wird nach außen dringen. Halten Sie mich auf dem Laufenden.«

Als er sich auf den Weg zur Tür zum Nullpunktlabor macht und denkt, dass er eine wunderbare Karriere sieht, die sich der Hindu-Physikerin Ms. Sonia Yadav eröffnet, wird das Forschungszentrum von einem noch stärkeren Beben durchgeschüttelt. Es geht bis in die Grundfesten, es lässt Vishram Ray und Sonia Yadav und Abteilungsleiter Surjeet taumelnd nach Halt suchen, nach etwas Festem, das sich nicht bewegt. Staub und Gips rieseln herab, Kacheln fallen von der Decke, und die Anzeigebildschirme klappern, dieselben Bildschirme, auf denen zu sehen ist, dass der Energieausstoß bei einhundertvierundachtzig Prozent liegt.

Universum 2597. Die Öffnung schießt immer höher die Leiter der Universenabfolge hinauf. Und Vishram Rays Palmer klingelt, sämtliche Palmer im Gebäude klingeln. Alle legen die Hand an den Kopf, und alle haben dieselbe Stimme im Ohr, die ihnen sagt, dass die Kaihs, die die Öffnung steuern, nicht mehr auf Befehle reagieren.

Sie haben die Kontrolle über die Nullpunktenergie verloren.

Wie ein christlicher Engel, wie das vom Himmel herabsausende Schwert des Rächers Michael, nähert sich Mr. Nandha durch die Luft dem Forschungszentrum von Ray Power. Er weiß, dass die Stimmung seines Exkommunikationstrupps im Bauch des Senkrechtstarters gedämpft, unsicher, verängstigt, rebellisch ist. Die Gefangenen werden mit ihnen reden und Ungläubigkeit und Zwietracht säen. So sind sie, denn sie haben nicht sein Engagement, und er kann es auch nicht von ihnen erwarten. Er ist bereit, ihren Respekt vor ihm als Opfer zu bringen. Diese Kriegerin neben ihm im Cockpit wird ihn an sein vorherbestimmtes Ziel bringen.

Er ruft die Adstringenzen einer Violinsonate von Bach auf, während die Pilotin die Maschine in eine lange und langsame Kurve bringt, die sie zu den grünen Rhomben der University of Bharat führen wird.

Eine Annäherung, ein Räuspern, ein Antippen seiner Schulter stören die unendlichen Geometrien der Solovioline. Mr. Nandha nimmt bedächtig seinen Hoek ab.

»Was gibt es, Vikram.«

»Chef, die Amerikanerin droht schon wieder mit diplomatischen Konsequenzen.«

»Das werden wir später erklären, wie ich bereits sagte.«

»Und der Sahb will unbedingt mit Ihnen reden.«

»Ich bin anderweitig beschäftigt.«

»Er ist verdammt sauer, dass er nicht zu Ihnen durchkommt.«

»Während des Kampfes gegen die Kalki-Kaih wurde mein Kommunikator beschädigt. Ich habe keine andere Erklärung.« Er hat das Gerät abgeschaltet. Er will keine plärrenden Fragen hören, keine Forderungen oder Befehle, die den perfekten Ablauf seiner Exekution stören.

»Trotzdem sollten Sie mit ihm reden.«

Mr. Nandha seufzt. Der Senkrechtstarter legt sich in eine Schleife und geht über den luftigen, spielzeugbunten Gebäuden der Universität der Ranas nieder. Sie schimmern in der Sonne, die die Monsunwolken zerrissen hat. Er nimmt seinen Hoek.

»Nandha.«

Die Stimme erzählt etwas von Übereifer, von Waffeneinsatz, Gefährdung der Öffentlichkeit, Fragen und Überprüfungen, zu weit gegangen, Nandha, zu weit, wir wissen von Ihrer Frau, sie ist am Bahnhof von Gaya aufgetaucht, aber die Worte, die nachhallen, die Worte, die klingen wie das Schwert dieses Christen, des Renaissance-Engels, als er damit gegen die Himmelkuppel schlägt, die Worte, die durch den Fluglärm schneiden, sind die Worte von Vik, der sie vor den Leuten wiederholt, die in voller Kampfmontur in ihren Sitzen angeschnallt sind: im Kampf gegen die Kalki-Kaih.

Er verachtet mich, denkt Mr. Nandha. Er hält mich für ein Monster ... Aber das bedeutet mir nichts. Ein Schwert erwartet kein Verständnis. Er nimmt den Hoek ab, und mit einem schnellen, kräftigen Ruck zerbricht er ihn in zwei Teile.

Die Pilotin blickt ihn durch ihr verspiegeltes Helmvisier an. Ihr Mund ist eine rote Rosenknospe.

Das vierte Beben erschüttert das Forschungszentrum, als Vishram den Feueralarm auslöst. Bücherregale kippen um, Weißwandtafeln fallen von den Wänden, Lampen wackeln, Mauerteile reißen, Kabelkanäle splittern. Der Wasserspender schaukelt hin und her, bis er anmutig zu Boden fällt und sich der Inhalt aus seinem Plastikbauch ergießt.

»Okay, meine Damen und Herren, kein Grund zur Beunruhigung. Wir haben es mit einer kleinen Überhitzung in der Stromübertragung zu tun«, lügt Vishram, während die Menschen mit aufgerissenen Augen und den Händen über den Köpfen nach dem Ausgang suchen. »Alles ist unter Kontrolle. Unser Sammelpunkt befindet sich draußen auf dem Hof, nachdem wir das Gebäude in geordneter Weise verlassen haben. Gehen Sie langsam, gehen Sie vorsichtig. Unser Personal ist gut ausgebildet und wird Sie in Sicherheit bringen.«

Ein Schwarm Hovercams ist — ausgenommen Energieminister Patel — schneller als alle anderen zur Tür hinaus. Sonia Yadav und Marianna Fusco wollen auf Vishram warten, aber er schickt sie nach draußen. Natürlich ist nichts von Surjeet zu sehen. Der Kapitän geht immer als Letzter von Bord. Als er sich umdreht, lässt das fünfte und bisher stärkste Beben die Deckenplatten in den Vortragssaal krachen. Vishram erhascht einen letzten, sich für immer einbrennenden Blick auf die Botschaft, die auf den herunterstürzenden Bildschirmen eingefroren ist.