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Leistung siebenhundertachtundachtzig Prozent. Universum 11276.

Die leichte, geräumige Architektur von Ray Power verbiegt und bläht sich um Vishram Ray wie bei seinem ersten und einzigen Mushroom-Trip, während er — ohne Anstand, ohne Sorgfalt, ohne ein gutes Vorbild abzugeben, einfach nur in panischem Schrecken — zur Tür rennt. Der sechste Stoß reißt einen Spalt auf, der mitten durch den Ramayana-Boden verläuft. Die Parkettfliesen werden hochgeworfen, die Glastürscheiben zersplittern zu fliegendem Silikonschnee, während er hindurchrennt. Die Aktionäre, die sich bereits ein Stück vom Gebäude entfernt haben, ziehen sich weiter zurück. »Das ist keine elektrische Überhitzung«, hört Vishram eine pummelige Grameen-Frau in Witwenweiß, als er sich auf die Suche nach Sonia Yadav macht. Ihr Gesicht ist aschfahl.

»Was zum Henker ist passiert?«

»Sie haben das System übernommen«, sagt sie matt. Viele Aktionäre liegen flach auf dem immer noch feuchten Gras und warten auf das nächste, noch schwerere Beben.

»Wer, was?«, will Vishram wissen.

»Wir sind aus dem Netzwerk ausgeschlossen worden. Jemand anderer kontrolliert es jetzt. Sachen kommen rein, wir können nichts dagegen tun, auf allen Kanälen gleichzeitig, etwas sehr Großes.«

»Eine Kaih«, sagt Vishram, und Sonia Yadav hört, dass es keine Frage ist. Das Schlupfloch, die Befreiungsklausel, der Fluchtweg, wenn einer Gen-Drei die völlige Auslöschung droht. »Sagen Sie mir, könnten Künstliche Intelligenzen die Nullpunktenergie nutzen, um ihr eigenes Universum zu bauen?«

»Es könnte kein Universum wie dieses sein. Es müsste eins sein, in dem die Kalkulationen und Zahlen, die ihre Realität bilden, zu einem Teil der physikalischen Wirklichkeitsstruktur geworden sind.«

»Ein Universum, das denkt?«

»Wir würden von einem geistähnlichen Raum sprechen, aber ja.« Sie blickt ihm ins Gesicht und riskiert, von ihm verachtet zu werden. »Ein Universum der realen Götter.«

Sirenen in der Ferne, schnell näher kommend. Das Universum bricht auf, rufen Sie die Feuerwehr! Über den Sirenen ist noch ein anderes Geräusch zu hören: Flugzeugtriebwerke.

»Man hat uns zum Narren gehalten.« Vishram zieht eine Grimasse, und dann wird alles weiß, in einem reinen, perfekten, blendenden Blitz aus Ur-Licht, und als er wieder etwas sehen kann, strahlt ein Stern, rein und perfekt und grell mitten im Gebäude des Forschungszentrums.

Ein so helles Weiß, so glühend heiß, dass es sich durch das einseitig verspiegelte Visier der Pilotin brennt, und bevor das Whiteout einsetzt, brennt sich Mr. Nandha noch ein Bild auf die Netzhaut, das Bild von großen braunen Augen, hohen Wangenknochen, einer kleinen Nase. Wunderschön. Eine Göttin. Es muss viele Männer geben, die dich ehelichen wollen, meine Kriegerin, denkt Mr. Nandha. Das Gesicht verblasst zu einem Nachbild, dann kehrt die Welt in roten Punkten und Flecken zurück, und Mr. Nandha spürt Tränen in den Augen, das Gefühl der Bestätigung, denn dort ist das Zeichen, dass er recht gehabt hat. Ein Stern brennt im Herzen der Stadt, aus den Tiefen der Erde emporgestiegen. Er gibt der Pilotin einen Wink. Bringen Sie uns runter.

»Weit genug von den Leuten entfernt«, fügt er hinzu. »Wir wollen nicht rücksichtslos Leben gefährden.«

Vishram glaubt, diese Szene vielleicht schon einmal in einem Film gesehen zu haben. Oder wenn nicht, sollte er das entsprechende Drehbuch schreiben: eine Menschenmenge, die auf einem weiten grünen Feld steht, alle blicken in dieselbe Richtung, die Hände erhoben, um die Augen vor einem blendenden aktinischen Funken in der Ferne zu schützen. Um diese Einstellung könnte man eine Geschichte bauen. Er hat die Augen halb geschlossen, und trotzdem ist alles zu seltsam in die Länge gezogenen Silhouetten reduziert.

»Wenn es das ist, was ich denke, was es ist, dann gibt es viel mehr ab als nur helles Licht«, sagt Rameshs Stimme neben ihm.

»Und was denkst du, was es ist?«, fragt Vishram, während er sich an seinen Sonnenbrand erinnert, nachdem er durch das Beobachtungsfenster gelugt hat. Jenes Universum hatte ein recht niedriges Energieniveau. Ein Blick auf Sonia Yadavs Palmer, der weiterhin Daten von den Überwachungssystemen rund um die Öffnung empfängt, verrät ihm, dass dies das Universum 212255 ist. Etwas mehr als zwei Lakh Universen.

»Ein neugeborenes Universum«, sagt Ramesh verträumt. »Der einzige Grund, warum wir noch hier sind, warum hier überhaupt noch etwas existiert, ist das Eindämmungsfeld. In der subjektiven Physik dieses Universums dürfte es so aussehen, als würde etwas wie Supergravitation die Raumzeit zusammenstauchen, so dass es nicht expandieren kann. Aber diese Expansionsenergie muss irgendwohin abfließen.«

»Wie lange kann das Feld es halten?«, will Vishram von Sonia Yadav wissen. Er stellt sich vor, dass er brüllen sollte. In den Filmen brüllen sie immer. Ihr Schulterzucken sagt ihm alles, was er wissen und befürchten muss. Ein neues Beben. Menschen werfen sich zu Boden, obwohl die Erde keine Sicherheit mehr bietet. Vishram sieht sie kaum. Der Stern, der blendende Stern. Jetzt ist er eine winzige Sphäre. Dann hört er doch jemanden brüllen. Sonia Yadav.

»Deba! Hat jemand Deba gesehen?«

Während sich der Ruf über das Feld ausbreitet, wird Vishram Ray bewusst, dass er rennt. Ihm ist klar, dass sie Deba nirgendwo in dieser Menge finden werden. Deba ist da unten, in seinem Loch, in seinem Schwarzen Loch unter der Erde, am Abgrund zum Nichts. Eine Stimme ruft seinen Namen, eine Stimme, die er nicht erkennt. Er blickt sich um und sieht, dass Marianna Fusco hinter ihm herrennt. Sie hat ihre Schuhe ausgezogen, und sie rennt schwerfällig in ihrem Geschäftskostüm. Er hat noch nie gehört, wie sie seinen Namen gebrüllt hat.

»Vish! Komm zurück! Du kannst nichts tun!«

Die Blase expandiert weiter. Jetzt misst sie dreißig Meter und erhebt sich wie eine Mughal-Kuppel aus dem Forschungszentrum. Genauso wie die Kuppel des Mughal Taj ist sie innen leer, noch leerer als die Grabkammer eines Imperators in tiefer Trauer. Sie ist nichts. Sie ist eine so absolute Auslöschung, dass der menschliche Geist es gar nicht erfassen kann. Und Vishram stürzt darauf zu.

»Deba!«

Eine Silhouette taucht aus dem grellen Licht auf, mit unbeholfen rudernden Gliedmaßen.

»Zu mir!«, ruft Vishram. »Zu mir!«

Er packt Deba an den Armen. Das Gesicht des Jungen ist schwer verbrannt, seine Haut riecht nach Ultraviolett. Er reibt sich unablässig die Augen.

»Es schmerzt!«, jammert er. »Es tut weh, es tut scheißweh!«

Vishram reißt ihn herum, und die Blase macht einen weiteren Satz, einen gigantischen Quantensprung. Vishram starrt auf eine gleißend helle Wand aus Licht, doch darin glaubt er Formen und Muster zu erkennen, ein Flackern des hellen und weniger hellen Scheins, Licht und Schatten. Schwarz und weiß. Er starrt wie in Trance. Dann spürt er ein Brennen auf der Haut.

Marianna Fusco nimmt Debas andere Schulter, und gemeinsam bringen sie ihn in Sicherheit. Die Aktionäre von Ray Power haben sich zum abgelegensten Teil des gepflegten Charbagh zurückgezogen. Vishram findet es seltsam, aber menschlich, dass noch niemand fortgegangen ist.

»Lagebericht?«, sagt er zu Sonia Yadav. Die Sirenen sind jetzt ganz nahe, er hofft, dass es Sanitäter sind. Und das Flugzeug ist sehr, sehr nahe.

»Unsere Computer führen einen Download mit unglaublicher Übertragungsrate durch«, sagt sie.