Выбрать главу

Der andere nickte.

»Zwei Brüder und eine Schwester sahen den Überfall und gingen mit«, erklärte er. »Die Wesen, die sie trugen, wunderten sich darüber, daß sie so schwer war, aber sie sahen uns nicht.« Er schien insgeheim darüber zu lächeln. »Als es ging, setzten sie sich mit ihr in Verbindung — aber zu spät, um ihr zu helfen. Außerhalb von Gedemondas sind unsere Kräfte ein wenig eingeschränkt; wir können die Ereignisse nicht beeinflussen und sie auch nicht so klar erkennen, und so groß wir auch sind, wir wären ihren Truppen nicht gewachsen gewesen, vor allem nicht in Dahir. Die Zauberei dort ist wirkungsvoll, und wir kommen nicht dagegen an.«

Er nickte.

»Verstehe. Aber ihr habt trotzdem etwas getan, nicht?«

»Sie versuchten das einzige, was unter diesen Umständen möglich war«, fuhr der Gedemondaner fort. »Es gibt ein Verfahren, das mangels eines besseren Ausdrucks Übertragung genannt wird. Wir kannten es, obwohl es nach unserem Wissen das erstemal war, daß Gedemondaner es ernsthaft versucht haben. Es geht darum, das Wesen einer Person, die Seele, den Intellekt, wie man es auch nennen mag, herauszuholen und in den Körper eines Tieres zu überführen.«

»Ja! Sicher! Das kenne ich!« rief Brazil. »Die Murnies haben das einmal mit mir gemacht, als mein Körper zerstört wurde!«

»So ist es«, bestätigte der Sprecher. »Die Bewohner von Murithel sind die einzigen im Süden, die das praktizieren, und selbst dann nur bei sehr seltenen Gelegenheiten. Trotz ihrer seltsamen und gewalttätigen Lebensweise und ihres ungewöhnlichen Aberglaubens sind einige ihrer Weisesten auf viele derselben Kräfte und Geheimnisse gestoßen wie wir. Uns gelang das in der Tat durch Berichte über ihr Tun.«

Brazil sah zu Asam hinüber.

»Sehen Sie, Colonel? Sie lebt, es fehlt ihr nichts, und sie ist aus den Händen der Feinde befreit. Alles, was sie haben, ist eine leere Hülle.«

Asam zwang sich ein schwaches Lächeln ab.

»Ich bin froh«, flüsterte er.

»Sie haben sie noch nicht verloren, Colonel. Jetzt steckt sie in einem Tierkörper, aber im Inneren des Schachtes kann sie sein, was sie werden will. Es ist ihre Wahl, Colonel. Es ist immer ihre Wahl gewesen. Das kann ich beschwören.«

»Möchtet ihr sie sehen?« fragte der Gedemondaner. »Wir haben sie nicht in die Nähe des Hauptlagers gebracht, weil ein großes Tier in der Nähe einer Armee mit vielen Fleischfressern eine zu große Verlockung wäre, aber wir können euch zu ihr bringen.«

»Nein«, sagte Asam. »Jedenfalls nicht jetzt. Nicht nach… alledem. Wenn sie es will, wenn sie zurückkehrt, dann kann ich ihr vielleicht wieder gegenübertreten. Was mich angeht, so werde ich diese Armee in die Schlacht führen und mit ihr siegen. Ich werde am Leben bleiben, bis ich Gunit Sangh selbst töten kann, egal um welchen Preis.« Er sah zuerst die Gedemondaner, dann Brazil an. »Darf ich gehen?«

Brazil nickte.

»Gehen Sie in Ihr Zelt zurück, Colonel. Sie haben nicht mehr darüber zu bestimmen.«

Asam entfernte sich hastig, seine Gefühle waren zu sehr in Verwirrung, als daß er sich mit ihnen hätte befassen können, seine innere Scham war schier unerträglich.

Brazil setzte sich auf sein Feldbett, lehnte sich zurück und sah die Gedemondaner an.

»Was für ein Tier habt ihr genommen?« fragte er.

»Wir hatten sehr wenig Zeit«, erklärte der Gedemondaner bedauernd. »Wir standen in einer Scheune in einem fremden Hex voll Zauberei, umgeben von Feinden. Abgesehen vom zeitlichen Problem hatten wir nur eine begrenzte Anzahl von Tieren, unter denen wir wählen konnten — und dann mußten wir sie noch hinausschaffen, vorbei an den feindlichen Truppen, ohne aufzufallen.«

»Das ist mir alles klar«, sagte Brazil ungeduldig. »Mich steckte man in einen Hirschen, verdammt.«

»Wir hatten zwei Möglichkeiten«, fuhr der Gedemondaner fort. »Da waren erstens die gehörnten Reittiere der Dahir — aber dabei ergab sich ein Problem. Sie laufen nicht frei herum und werden als Reit- und Zugtiere verwendet. Ein wildes wäre bemerkt und rasch eingefangen worden, weil es einen Wert darstellt. Also blieb das andere Wesen, eines, das auf die Weide getrieben wird und frei herumlaufen darf, bis es gebraucht wird. In eurer Sprache würdet ihr es eine Art Kuh nennen.«

Lamotien, kurz vor Mitternacht

Gunit Sangh kletterte buchstäblich an den Wänden hinauf und quoll durch den Boden hinein und hinaus. Andere waren zu nervös, um sich seinem Kommandozelt einige Zeit auch nur zu nähern; er hatte die ersten beiden Boten, die es betreten hatten, getötet, und Anordnungen für diverse Massenhinrichtungen erteilt. Sie waren nicht ausgeführt worden, aber niemand wagte sich auch nur hinein, um ihm das mitzuteilen.

Die erste Wut war entstanden durch die erste Botschaft aus Dahir. Sie teilte mit, daß, als die Wesen zusammen mit seinen eigenen Mitarbeitern zu Mavra Tschang gegangen waren, um die Zaubersprüche zu äußern, damit sie gehen und sich zum Zone-Tor begeben konnte, keinen Erfolg gehabt hatten. Eine oberflächliche Untersuchung ergab, daß die autonomen Funktionen zwar noch bestanden, praktisch aber völliger Gehirntod eingetreten war, was bewußte Bewegungen anging. Sie war praktisch ein dahinvegetierendes hirnloses Geschöpf, und selbst die Zauberei der Dahir konnte nicht auf einen Körper wirken, der keinen über auf zauberische Weise wieder angeschlossene Nerven laufenden Befehl verstehen konnte.

Niemand konnte es erklären, aber innerhalb und außerhalb der Scheune fand man Fußabdrücke unbekannter Art. Die Schlußfolgerung: Mavra Tschang war auf irgendeine Weise von ihren Freunden ausfindig gemacht worden, und sie hatten das, den unheilbaren Zustand erkennend, getan, damit sie keine Informationen preisgeben konnte.

Sangh hatte alle auf der Ranch befindlichen Personen sofort zum Tode verurteilt, aber abgesehen bei den beiden Dahbi würde der Befehl kaum ausgeführt werden. Die Dahir waren praktisch denkende Leute, und ihre Boten würden gewiß sehr lange brauchen, um nach Hause zu gelangen oder sich den Truppen wieder anzuschließen.

Dann war die zweite Nachricht gekommen, wonach man Brazil bei der Awbri-Armee gesehen habe, die von Süden her anmarschierte. Das, zusammen mit dem Bericht, daß Brazil in Wirklichkeit noch bei den Dillianern und Hakazits war, nicht allzu viele Berge in Bache von Sangh entfernt, trug nicht dazu bei, dessen Selbstvertrauen zu stärken. Es kam ihm vor, als stürze seine ganze herrliche Traumwelt ringsum zusammen.

Schließlich beruhigte er sich jedoch und verließ das Zelt. In der Nähe drängten sich Offiziere vieler Rassen durcheinander, aber sie wichen zurück, als er völlig auseinandergeklappt, ein erschreckender Anblick, heraustrat.

»Narren! Ich tue euch nichts!« zischte er. »Wir müssen handeln, und das sofort, sonst ist alles verloren. Nutzt den Rest der Nacht, um eure gesamten Truppen in Marsch zu setzen. Alle Notpläne treten in Aktion, höchste Alarmstufe ist gegeben. Wir werden angreifen, sobald es hell wird. Beeilt euch!«

Sie beeilten sich.

Sangh wies mit dem Vorderbein auf seinen Nachrichtenoffizier.

»Du! Irgendwelche neuen Nachrichten? Hör auf zu bibbern, du Idiot! Ich fresse dich nicht! Darüber bin ich hinweg — vorerst.«

Der betreffende Offizier, ein winziger, wieselartiger Orarc, zitterte weiter, antwortete jedoch:»Es gibt eine sonderbare unbegreifliche Nachricht von Ihrer Botschaft in Zone, Sir.«

Sangh erstarrte. Erneut schlechte Nachrichten — das war mehr, als er ertragen konnte.

Der Orarc schluckte krampfhaft.

»Ihr zufolge — es ist unfaßbar —, aber ihr zufolge —«

»Nun mach schon! Heraus damit!«

»Botschafter Ortega ist nicht mehr in Zone«, erklärte das Wesen.

Gunit Sangh war fassungslos. Er begriff sofort die Bedeutung dieser Neuigkeit — und ihren völligen Mangel an Glaubwürdigkeit. Wenn Ortega Zone verließ, dann brach er den Bann, der sein Altern hemmte — und er war schon ein alter Mann. Dies war das Ende einer Ära, die sich fast zweitausend Jahre in die Vergangenheit erstreckte, bevor der ältliche Dahbi selbst geboren worden war, das Ende einer Machtpersönlichkeit, die das Leben auf der ganzen Sechseck-Welt gefärbt und beeinflußt hatte.