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»Sogar die Dahbi?«

»Gunit Sangh war die reine dunkle Seite, die in uns allen lebt«, sagte er. »Aber er war nicht die Dahbi, sondern nur ein Dahbi. Wir hatten von diesem Typ auch unseren Anteil. Du weißt nichts von einem Adolf Hitler oder einem Dathan Hain. Kaum erfreuliche Beispiele für unsere Rasse, aber ich würde nicht alle deswegen verdammen, weil wir ein paar Erzschurken hervorgebracht haben.« Er machte eine Pause. »Bist du bereit für den ersten Schritt?«

»Ja«, sagte sie ernst. »Ich begreife aber immer noch nicht, wie das in sechs Tagen geschehen kann. Ich gebe zu, ich habe nicht studiert, aber ich weiß doch wenigstens, daß es Milliarden Jahre dauert, um das zu leisten, was wir tun.«

»Milliarden Jahre für sie«, gab er zurück. »Sechs Tage für uns. Du brauchst nur aufzupassen. Da draußen ist jetzt nichts. Überhaupt nichts. Kein Pünktchen. Keine Materie, keine Energie, außer der Primärenergie im absoluten Ruhezustand. Das heißt, es gibt weder Raum noch Zeit.«

»Die markovischen Welten mit ihren Toren sind aber noch da«, wandte sie ein.

»Das ist wahr, doch sie haben keine Sonne, keine Wärme, nichts. Sie existieren im Nichts, und das wird so bleiben, bis wir es beheben.«

»Ich kenne das Verfahren, das verdanke ich dir«, sagte sie, »aber mir ist immer noch unklar, was wir eigentlich genau tun.«

»Man macht es so«, sagte er und griff nach den Hebeln der Steuerkonsole. »Es werde Licht!« befahl er lachend.

Energie strömte erneut aus dem winzigen Programmierungsgerät über dem Zugang zum Kontrollraum. Sie floß zum Computer und begann mit der neuerlichen Inbetriebnahme.

Weit draußen im Weltraum, Milliarden Lichtjahre von der Sechseck-Welt entfernt, wurde ein Loch aufgerissen. Ein riesiges Schwarzes Loch von einem anderen Universum, das größte aller Schwarzen Löcher in diesem Universum, fand plötzlich einen Ausgang. Eine Singularität von ungeheuren Ausmaßen wurde geschaffen, und das angesammelte Material, das es verschluckt hatte und noch schluckte, das Licht eingeschlossen, barst aus diesem Universum hinaus in das der Sechseck-Welt.

Die Natur reagierte, wie sie mußte; das statische Universum geriet in Bewegung, um das Loch zu schließen, es rasch zu verstopfen, aber der Schacht der Seelen peitschte es wieder ins Leben zurück. Er griff hinaus ohne Rücksicht auf Raum und Zeit und ergriff das aufbrechende Weiße Loch, hielt es offen, ließ es wachsen und sich ausdehnen. Die Folge war die gewaltigste Explosion, die es in der Physik geben konnte.

»Hui! Viel weiter weg als das letztemal«, stellte Brazil fest. »Sehr schade. Die Sechseck-Welt wird weiter einen schwarzen Himmel haben. Nun, man muß das Weiße Loch nehmen, wo man es findet, und wo die Struktur am schwächsten ist, was ein und dasselbe ist. Für die anderen wird es aber keine Rolle spielen; es könnte höchstens ein bißchen schöner werden. In der Umgebung wird es geraume Zeit nicht viele Markovische Tore geben. Jetzt können wir uns erholen. Wir müssen zusehen, wie die üblichen natürlichen Prozesse ihren Lauf nehmen. Mann! Ist das nicht großartig? Sieh dir die Energie-Meßgeräte an. Viel größer und heftiger als beim letztenmal. Das wird ein aufregendes neues Universum werden.«

Für sie im Inneren der Sechseck-Welt verging wenig Zeit, weil sie hier kaum Bedeutung hatte. Die Sechseck-Welt wurde abseits gehalten, fern vom Rest des Universums, wie zuvor schon. Auch der Rest des markovischen Universums lief im alten Trott ab und würde es weiterhin tun, bis sie alles verlangsamten, um es der markovischen Zeit anzupassen.

Sie überprüften den Schacht, sahen, daß Spezialschaltungen schon modifizierten, veränderten, reparierten, ja, ganze Abschnitte neu aufbauten. Sie hatten sich noch rechtzeitig ans Werk gemacht.

Eine Stunde verging. Eine halbe Milliarde Jahre verging. Es war dasselbe. Das Universum dehnte sich aus. Riesige Gaswolken und andere Materie wirbelten hinaus, vom Strudel des Urknalls hinausgeschleudert.

Zwölf Stunden vergingen. Sechs Milliarden Jahre vergingen. Es war dasselbe. Die Ausdehnung schritt fort. Abkühlung und Verdichtung gingen weiter, beschleunigten sich sogar. Galaxien entstanden, in den Galaxien bildeten sich Sterne und sogar Planeten. Der Prozeß ging weiter.

Brazil betätigte einen Hebel. Der Zeitablauf verlangsamte sich. Bis zum Ende des Tages war er, relativ gesehen, auf eine ganz kurze Zeitspanne verringert, kaum ein paar Millionen Jahre in der Stunde.

Am zweiten Tag suchte er die Zielwelten heraus und begann die Abläufe zu verändern, durch die sich Leben bildete. Die richtigen Bedingungen für Leben wurden geschaffen, und am dritten Tag, als er die Zeit noch mehr verlangsamte, versah er diese Elemente mit Energie, nicht nur auf den Planeten, die er zu benützen gedachte, sondern auch auf all den anderen Welten, auf Welten, die, natürlich entstanden, für das Leben in der einen oder anderen Form Zuflucht boten, aber für die er keine Bewohner hatte.

Am vierten Tag wurde die Zeit noch stärker verlangsamt. Die Aminosäuren, die Kristallstrukturen, die Bausteine von Lebensformen im Norden und Süden auf der Sechseck-Welt bildeten sich; die auf Kohlenstoff beruhenden im Meer, während die Pflanzen das Land beherrschten.

Am fünften Tag setzte er den Zeitablauf noch mehr herab, unterstützt von Mavra, und nahm die Programmierung sekundärer Lebensformen in Betrieb. Tierisches Leben tauchte auf, zuerst im Meer, dann an Land, alles in der richtigen entwicklungsgeschichtlichen Reihenfolge, alles der unvermeidlichen ersten und einzigen Ursache entspringend.

Und sie blickten auf die Millionen Welten und sahen, daß sie recht getan hatten. Es funktionierte — nicht hundertprozentig, aber mehr als ausreichend für das, was sie brauchten.

Sie brachten die meiste Zeit damit zu, alles zu überprüfen, verwendeten den Großcomputer, um die Welten den Lebensformen anzupassen. Nur ganz wenige konnten nicht genau angepaßt werden, und das störte sie, vor allem Brazil.

»Die Gedemondaner«, sagte er. »Das erklärt die Gedemondaner. Sobald man die Naturgesetze festlegt, muß man sich danach richten, ihnen streng gehorchen. Das letztemal konnten die Gedemondaner aus irgendeinem Grund nicht ganz einer Welt angepaßt werden, die aus diesem Urbrei entstand. Diesmal wird es mit ihnen dieses Problem aber nicht geben. Da habe ich mein Wort gehalten. Sie haben eine Welt, die ihnen wie auf den Leib geschneidert ist. Wir werden vielleicht mit anderen ein wenig Schwierigkeiten haben, aber wir werden tun, was wir können.«

Komplexes Tierleben entwickelte sich jetzt, die Ahnen-Prototypen der beherrschenden Rassen dieser Welten. Sie ergaben sich logisch daraus, wie Brazil und die Programmierung des Schachtes die ersten Säuren im Auslöseprozeß kombiniert hatten, gestützt auf Materialien und Rohstoffe der Welt ebenso wie auf die biologischen und klimatischen Bedingungen, unter denen sie arbeiten mußten. Aber der Schacht vermochte ziemlich genau vorherzusagen, wie eine Welt sich entwickeln würde, und beging keine Fehler. Die neuen denkenden Rassen in ihren Prototypen entsprachen nicht genau ihren Gegenstücken auf der Sechseck-Welt, aber im großen und ganzen kamen sie ihnen sehr nahe. Die natürliche Zuchtwahl forderte entlang der großen Linie der Dominanz ebenfalls ihren Tribut und führte zu dem einen Nebenast, der beisteuerte, was für Intelligenz erforderlich war, was zur Dominanz führte.

Brazil überprüfte die Sechseck-Welt. Die meisten Sechsecke hatten den an sie gestellten Anforderungen entsprochen, aber es gab ein paar, die zu unorganisiert oder zu primitiv waren, um sich daran zu halten, und Brazil unternahm nun das Nötige, um sie wahllos miteinzubeziehen. Wenn ihre Zeit kam, würden alle, die das Minimum nicht erfüllt hatten, feststellen, daß sich ihre Bevölkerung nach dem Willen des Schachtes halbiert hatte.