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Daniel l?chelt. »Na ja, vielleicht ist er ein stolzes Kerlchen und mag es nicht, wenn du seine Reinrassigkeit anzweifelst.«

Die beiden lachen, und Carolin nimmt mich wieder auf den Arm.

Was, bitte, ist daran so komisch? Auch wenn ich noch nicht so viele Menschen kenne, eines steht fest: Diese Zweibeiner sind deutlich unsensibler als wir Hunde. Ein Gef?hl daf?r, was uns gerade bedr?ckt, haben sie ganz offensichtlich nicht. Mich beschleicht auf einmal das mulmige Gef?hl, dass das st?ndige Zusammenleben mit so einem Menschen, nicht immer die reine Freude sein k?nnte. Immerhin war dieser Daniel schon mal auf der richtigen F?hrte. Den Rest ?ben wir noch!

»Darf ich ihn auch mal halten?«

»Klar!« Carolin reicht mich hin?ber. Daniel hat einen festen, aber nicht unangenehmen Griff. Er ist nur ein bisschen gr?sser als Carolin und von hier oben kann ich sehen, dass sich seine hellen Haare wild ?ber den ganzen Kopf locken.

»Na, Kleiner? Magst du mich etwa nicht?« Um das Gegenteil gleich mal klarzustellen, schlecke ich Daniel mit meiner Zunge ?bers Gesicht.

»So viel zum Thema>mag keine M?nner<«, freut sich Carolin. »Du kommst doch ziemlich gut bei ihm an.«

»Dann bin ich ja beruhigt! Denn wenn wir hier demn?chst unsere Tage zu dritt verbringen, w?re alles andere ja auch schlecht. Ein Dackel, der mich st?ndig in die Waden zwickt, h?tte unsere Harmonie doch empfindlich gest?rt.«

Ah, verstehe. Daniel ist also das Herrchen zu meinem Frauchen. Wahrscheinlich habe ich ihn auch oben in der Wohnung gerochen. Ich habe schon?fter geh?rt, dass sich Menschen gerne zu zweit zusammentun und dann auch ganz lange so ein Paar bleiben. Fand ich bisher immer einen komischen Gedanken. Aber wenn ich die beiden so sehe, dann kann ich’s glatt verstehen. Sie wirken so … so vertraut miteinander. Fast wie mein Opili mit dem alten Eschersbach. Und die beiden sind immerhin f?nfzehn Jahre zusammen zur Jagd gegangen. Mehr Paar geht gar nicht. Ob Carolin und Daniel auch zusammen jagen? Oder machen Menschenpaare andere Sachen zu zweit?

»Kurz etwas Dienstliches: Hat Frau Brolin noch mal angerufen?«, will Carolin von Daniel wissen. »Sie wollte eigentlich heute mit einem Cello zum Sch?tzen vorbeikommen. Soll restauriert werden, wenn sich das lohnt.«

Cello. Was f?r ein sch?nes Wort. So weich und trotzdem irgendwie … feurig. Was mag das sein? Und ob es irgendwas mit dem Dings zu tun hat, was Daniel vorhin noch in der Hand hatte? Na, ich werde es herausfinden, ich bin ab heute ja ?fter in der Gegend.

»Ja, sie war kurz da und hat das Instrument hiergelassen. Ich habe es dir auf deinen Platz gelegt. Es war ihr aber nicht besonders eilig. Reicht v?llig, wenn du sie Montag anrufst.«

»Ach gut. Wenn ich ehrlich bin, w?rde ich mir gerne den Rest des Tages freinehmen und Herkules sein neues Zuhause und die neue Umgebung zeigen. Einen kleinen Spaziergang im Park haben wir eben schon versucht, aber Herkules mag seine neue Leine nicht. Vielleicht ?be ich gleich noch mal ein bisschen mit ihm.«

»Mach nur, bei mir gibt es auch nichts Dringendes. Jedenfalls nichts, was ich nicht ohne dich schaffen w?rde.« Daniel l?chelt wieder und reicht mich an Carolin zur?ck.

Es ist schon toll, was f?r unterschiedliche Gesichtsausdr?cke Menschen so hinbekommen. Ist nat?rlich auch viel einfacher, wenn man nicht so viele Haare um Augen und Nase hemm hat. Jetzt gerade hat dieser Daniel meine Carolin so angeschaut, als w?rde er ihr auch gerne ?bers Gesicht lecken.

Aber das machen Menschen anscheinend nicht. Habe ich jedenfalls noch nie bei ihnen gesehen. Auf und ab springen tun sie?brigens auch nicht. Komisch, oder? Dabei f?hlt sich das so gut an, wenn man sich freut.

»Daniel?«

»Ja?«

»Das ist f?r dich okay mit dem Hund, oder?« »Klar, mach dir keine Gedanken.«

»Ich meine nur - es war ja eine ziemlich spontane Idee, und eigentlich wollte ich dich vorher fragen. Aber dann war ich schon mal aus reiner Neugier im Tierheim und habe mich gleich in dieses kleine Kerlchen verliebt.«

»Der ist aber auch wirklich s?ss. Ich kann verstehen, dass du ihn gleich mitnehmen wolltest. Allein diese grossen braunen Knopfaugen. Ich finde ?brigens, man sieht kaum, dass er ein Mix ist. Schlappohren und relativ kurze Beine - ziemlich langen R?cken hat er auch. Also, wenn du mich fragst, der kommt bestimmt aus einer richtigen Dackelfamilie, viele andere Rassen sind da garantiert nicht mit drin.«

Daniel, du bist mein Mann! Am liebsten w?rde ich von Carolins Arm direkt zu Daniel springen und ihn noch einmal von oben bis unten abschlecken - so gut tut mir sein Kompliment. Ich habe das Gef?hl, spontan um eine Pfotenbreite gewachsen zu sein. Stolz belle ich los.

»Das scheint dich ja richtig zu freuen! Carolin, ich glaube, du hast es hier mit einem sehr stolzen Exemplar zu tun. Wahrscheinlich m?ssen wir uns anstrengen, seinen Anspr?chen zu gen?gen.«

Weder lachen beide, und Carolin krault mich noch einmal hinter den Ohren.»Tja, mein S?sser, dann will ich mir mal M?he geben, damit du dich auch wohlf?hlst bei uns.«

Als ich nachts in meinem neuen K?rbchen liege, bin ich ersch?pft, aber gl?cklich. Eine Stunde waren wir noch im Park spazieren und haben die Sache mit der Leine ge?bt. Um Carolin einen Gefallen zu tun, bin ich meistens brav hinter ihr her getrabt, nur ab und zu, wenn ich mir sicher war, an einem Kaninchenbau vorbeigekommen zu sein, habe ich mich auf den Hintern gesetzt und wild geknurrt. Schliesslich habe ich auch einen Ruf als Jagdhund zu verteidigen. Aber mit gutem Zureden und einigen Scheiben Fleischwurst haben wir doch eine ziemlich grosse Leinenrunde im Park geschafft. Ein paar Hunde haben wir auch getroffen, aber mir war nicht nach reden. Morgen ist schliesslich auch noch ein Tag.

Bevor ich einschlafe, kommt Carolin noch einmal vorbei und legt mir eine weiche Decke ins K?rbchen. Sie schmust ein bisschen mit mir, dann fl?stert sie mir ins Ohr: »Weisst du, mein S?sser, eigentlich ist es eine Schande, dass ich mir nicht l?ngst einen Hund angeschafft habe. Hier ist es wirklich ideal f?r ein Kerlchen wie dich. Tags?ber kannst du mit mir in die Werkstatt kommen oder in unserem Garten herumstromern. Und immer, wenn ich eine Pause mache oder freihabe, dann gehen wir hier spazieren. Na, wie klingt das?«, will sie dann wissen, und endlich - endlich! - kann ich ihr auch einmal ?bers Gesicht schlecken. Carolin kichert, streichelt mich noch einmal und w?nscht mir eine Gute Nacht.

Hach, ich habe es richtig gut getroffen: ein nettes Frauchen, ein nettes Herrchen - eigentlich wieder eine richtig sch?ne Familie, ganz wie auf Schloss Eschersbach. Gut, es gibt keine Emilia, und Carolin hatte nicht etwa frischen Pansen besorgt, sondern beim Abendessen zur Feier des Tages eine Dose aufgemacht. Aber egal. Wenn das das b?rgerliche Leben ist, dann kann ich mich damit anfreunden. Wenigstens scheint es hier ehrlich zuzugehen, und jemanden, der so kaltherzig wie der alte Eschersbach ist, habe ich hier noch nicht getroffen. Ja, das Gl?ck der kleinen Leute, es hat etwas rundherum Beruhigendes. Der Adel kann mir gestohlen bleiben. Noch einmal denke ich an die leckere Fleischwurst, dann fallen mir die Augen zu.

DREI

Am liebsten w?rde ich mir die Ohren zuhalten. Oder mich unter dem Sofa verkriechen. Denn was ich hier gerade erlebe, macht mir richtig Angst. Ein Mann, den ich noch nie zuvor gesehen habe, ist eben in unsere, also genauer gesagt, Carolins Wohnung gekommen und hat sofort begonnen herumzubr?llen. Ich bin fassungslos. Wer ist dieser furchtbare Kerl? Und wo steckt eigentlich Daniel? Will der sein Weibchen nicht besch?tzen? Vielleicht sollte ich ihn schnell suchen, damit er Carolin helfen kann. Daf?r m?sste ich allerdings an dem br?llenden Kerl vorbei, und das traue ich mich ehrlich gesagt nicht. Eine Unart, die ich an Menschen echt hasse? Dass sie so furchtbar laut sein k?nnen! Meine Ohren sind wirklich ausgezeichnet. F?r meinen Geschmack m?ssten Menschen daher weder selbst so laut reden noch - was sie anscheinend auch sehr gerne machen - unglaublich laute Musik h?ren. Aber das nur nebenbei bemerkt.

In seiner aggressiven Art erinnert mich dieser Mann gerade sehr an Bozo und Boxer. Er ist riesig, ein ganzes St?ck gr?sser als Carolin. Und seine Haare sind genauso rabenschwarz wie Bozos Fell. Er macht die gleichen herrischen Bewegungen und hat den gleichen ungebildeten Tonfall. Anscheinend ein Proletarier reinsten Wassers, genau wie Bozo-Boxer.