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Der Mann fuchtelt wild mit den H?nden herum und zeigt - auf mich! Auweia!

»Du hast was? ! Ich bin keine drei Tage auf einer Dienstreise, komme zur?ck, und du hast einen Hund gekauft?«

Der Kopf von Bozo-Boxer ist hochrot angelaufen. Irgendetwas sagt mir, dass ich bei ihm nicht ganz so gut ankomme wie bei Daniel. Aber das kann mir wohl egal sein. Hauptsache, mein Herrchen mag mich. Und hoffentlich kommt das bald. Auch mit den f?r gew?hnlich schlechten Menschenohren kann man diese Schreierei bestimmt in der Werkstatt h?ren. Jetzt stellt sich Carolin tapfer vor den Mann. Offensichtlich will sie mich verteidigen. Eine tolle Geste, aber so geht es nun wirklich nicht. Denn wenn hier jemand zu verteidigen ist, dann doch wohl mein Frauchen durch ihren tapferen Jagdhund. Es hilft nichts - ich muss mich in den Kampf st?rzen.

Gerade will ich Anlauf nehmen, um mit einem gewagten Sprungman?ver eine m?glichst gute Bissposition f?r eine empfindliche Stelle bei dem Kerl zu erreichen, da passiert das Unglaubliche: Carolin geht noch ein St?ck n?her an den fiesen Typen heran und streichelt ihm ?ber den Arm.

»Aber, Schatz - wir waren uns doch einig, dass ein Tier eine gute Idee ist. Und da bin ich gestern spontan ins Tierheim gefahren. Bitte - sei nicht b?se! Herkules ist doch so s?ss!«

Schatz?Da habe ich mich doch Hoffentlich verh?rt. DennSchatzsagen meines Wissens vor allem Menschenpaare zueinander. Wie zum Beispiel der G?rtner immerSchatzzu Emilia sagt, was in Ordnung ist, weil die beiden ja ein Paar sind. Sollte also Carolin zwei M?nner haben? Und einer davon ist ausgerechnet dieser Prolet? Immerhin scheint Carolin ihn etwas beruhigt zu haben, er schreit nicht mehr ganz so laut.

»Du und deine spontanen Ideen. Kaufst ohne mich zu fragen einen Hund - was f?r ein Schwachsinn!«

»Na ja, ich dachte, wo du doch so h?ufig weg bist und weil wir doch den grossen Garten haben. Und Herkules kann tags?ber mit in die Werkstatt kommen. Daniel hatte damit ?berhaupt kein Problem.«

»Nat?rlich hat der damit kein Problem. Der ist doch das Weichei vor dem Herrn. Wenn du vorschlagen w?rdest, dass ihr ab morgen in Strapsen im Laden steht, w?rde er dazu auch Ja und Amen sagen.«

»Mensch, Thomas - jetzt h?r doch auf, immer auf Daniel rumzuhacken. Er ist vielleicht nicht so ein Macher wie du, aber ich k?nnte mir keinen besseren Partner vorstellen als ihn.«

Aha, der Mensch heisst Thomas. Und offensichtlich kennt er Daniel. Was f?r eine interessante Konstellation. Ob Menschen manchmal auch zu dritt zusammenleben? Man erz?hlt sich unter Dackeln, dass die Hunde in grauer Vorzeit in Rudeln zusammenlebten. Allerdings kamen da auf einen R?den mehrere Damen. Vielleicht ist das in einem Menschenrudel - falls es das denn ?berhaupt gibt, anders. Vielleicht braucht jede Frau mehrere M?nner? Es gibt noch viel zu lernen f?r einen jungen Hund wie mich. Das steht schon mal fest.

»Ja nat?rlich findest du keinen besseren Partner«, h?hnt Thomas jetzt. »Gibt ja auch kaum Geigenbauer. Aber nur weil sich dein Herr Kollege in der Werkstatt alles von dir bieten l?sst, trifft das auf mich noch lange nicht zu.«

Thomas lacht ver?chtlich auf. Carolin f?ngt an zu weinen, und mir wird langsam klar, dass Daniel und Carolin anscheinend gar kein Paar sind. Jedenfalls kein Liebespaar. Stattdessen ist Carolin wohl unbegreiflicherweise die Frau von Thomas und mit Daniel arbeitet sie nur zusammen. So muss es wohl sein. Oh, wie grauenhaft.

Ich bin jetzt v?llig verwirrt und h?re gar nicht mehr zu, was Thomas noch an Unversch?mtheiten von sich gibt. Stattdessen muss ich fieberhaft nachdenken, wie es wohl kommt, dass Carolin und Thomas ein Paar sind. Den kann sich Carolin doch im Leben nicht freiwillig ausgesucht haben. Wie ist das bloss passiert? Ob es auch bei Menschen eine Instanz gibt, die M?nner und Frauen zusammenw?rfelt? Also quasi einen Z?chter? Das hielt ich bisher f?r ausgeschlossen, Menschen waren f?r mich bisher die Wesen mit dem freien Willen. Aber wenn ich das hier so sehe, dann muss das bei Menschen noch irgendwie anders funktionieren. Und - das liegt auf der Hand - es funktioniert nicht gut.

»Carolin, du machst dir da etwas vor. Das mit Thomas und dir funktioniert einfach nicht. Hat es nie. Wird es nie.«

»Woher willst du das so genau wissen? Nur weil du Psychologin bist, kannst du noch lange nicht in die Zukunft sehen.«

»Ne, nicht weil ich Psychologin bin. Sondern weil ich deine beste Freundin Nina bin, die sich das ganze Elend jetzt schon vier Jahre anschaut.«

Wir sitzen, beziehungsweise Carolin und Nina sitzen, ich liege, in einem Caf?. Dorthin ist Carolin mit mir nach dem Streit mit Thomas gefahren. Kurze Zeit sp?ter ist diese Nina dazugekommen. Und seitdem ist es ziemlich interessant, denn Carolin und Nina unterhalten sich exakt ?ber das, was mir heute auch schon sehr zu denken gegeben hat: Was will Carolin eigentlich mit Thomas? Nina mag Thomas offensichtlich auch nicht. Aber anders als ich macht sie es nicht an seinem unsympathischen Geruch und seiner lauten Stimme fest, sondern hat noch viele andere Gr?nde aufgez?hlt, von denen ich die meisten gar nicht so ganz verstanden habe. Aber egal - unterm Strich kommen Nina und ich zu dem gleichen Ergebnis: Der geht gar nicht. Carolin verteidigt ihn allerdings tapfer, aber Nina h?lt weiter dagegen.

»Ich meine, mal ganz ehrlich, Carolin: Jetzt hast du dir schon aus lauter Verzweiflung einen Hund gekauft. Was kommt als N?chstes?«

Hey! Geht das etwa gegen mich? Ich knurre vorsichtshalber ein bisschen. Carolin beugt sich zu mir runter.

»Ist schon gut, Herkules. Nina meint es nicht so.«

Nina rollt mit den Augen. Das kann ich von meinem Platz neben Carolins Stuhl genau sehen.»Doch, ich meine es genau so, wie ich es sage! Was dir fehlt, ist ein Mann, der dich genauso liebt wie du ihn. Daf?r ist so ein doofer Dackel garantiert kein Ersatz.«

Doofer Dackel? Weiss die eigentlich, wen sie hier vor sich hat? Mit einem Knurren ist es eindeutig nicht mehr getan, ich springe von meinem Platz auf und belle Nina einmal energisch an. Sie zieht erstaunt die Augenbrauen hoch.

»Hoppla, scheint wirklich so, als ob er mich verstanden h?tte. Okay, das Letzte nehme ich zur?ck. Du bist kein doofer Dackel. Aber bei Ersterem bleibe ich - den doofen Thomas kannst du nicht wettmachen. Auch wenn du zugegebenermassen ganz niedlich bist.«

Na also, geht doch. Ich lege mich wieder hin.

»Herkules ist kein Liebesersatz. Mit Thomas hat das gar nichts zu tun. Ich wollte schon lange einen Hund.«

»Quatsch. Das war eine typische Sublimierung.«

»Ja, ja, die Psychologin weiss es genau.«

Ich weiss nicht genau, wasPsychologinbedeutet, scheint aber irgendetwas Gef?hrliches zu sein. Jedenfalls hat Carolin es schon ein paar Mal zu Nina gesagt, und es klang, als h?tte Nina eine ernste Krankheit. Mindestens Zwingerhusten. Die Arme, dabei sieht sie so gesund aus - rosige Hautfarbe, grosse klare Augen, ich wette, sie hat auch eine ganz kalte Nase. Und ihre braunen Haare gl?nzen. Aber falls es doch eine Krankheit ist, hoffe ich, Carolin steckt sich nicht an und wird dann auch psychologisch.

»Also, reden wir doch mal Klartext: Du bist nicht gl?cklich mit Thomas und wirst es auch niemals sein. Behalte den Hund - aber trenn dich von dem Kerl.«

Genau, so machen wir es! Ich stehe auf und wedele mit dem Schwanz. Leider ist Carolin nicht so begeistert von diesem Rat wie ich - sie f?ngt an zu weinen.

»Du verstehst mich nicht. Thomas und ich - wir geh?ren einfach zusammen. Ich weiss es ganz genau. Allein, wie wir zusammengekommen sind: Das war Schicksal!«

Aha - Schicksal! Ein mysteri?ses Wort. Sollte das die Instanz sein, die Menschen zusammenbringt? Und wenn ja, wie konnte das Schicksal bei Carolin so danebenliegen? Ich versuche mir, das Schicksal in Person vorzustellen. Vielleicht sieht es so aus wie der alte von Eschersbach. Streng. Angsteinfl?ssend. Ein bisschen rechthaberisch. Wenn Schicksal allerdings so ist wie von Eschersbach, dann k?nnte es sich tats?chlich auch mal irren. Immerhin ist dem Alten bei der Einsch?tzung meiner Wenigkeit doch auch ein schwerer Fehler unterlaufen. H?tte er mich sonst ins Tierheim gebracht?