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Meine Stimme hat einen leicht angeberischen Ton bekommen, aber das ist in Ordnung, schließlich kenne ich mich mit der Jagd wirklich gut aus. Theoretisch wenigstens.

»Wie bitte?« Herr Beck schüttelt den Kopf und lacht auf.

»Ja, komisch, nicht? Und nun will er noch, dass die extra vorbeikommen.«

Beck hört auf zu lachen. »Ehrlich? Auweia. Dann sollten wir aber ganz schnell von hier abhauen.«

»Warum? Jetzt wird's doch endlich mal spannend. Offensichtlich bin ich dem Kerl doch nicht egal, und vielleicht möchte er, dass die Polizei herausfindet, wo ich wohne.«

Ich würde sagen, Herr Beck ist schlicht eifersüchtig auf mein schauspielerisches Talent und die große Wirkung, die ich mit ihm erziele.

»So ein Quatsch, du doofer Hund. Was denkst du denn, was die Bullen mit einem Tier machen, das möglicherweise an einer sehr gefährlichen Krankheit wie Tollwut leidet? Das bringen sie nicht nach Hause, das kassieren sie ein! Vielleicht schläfern sie es auch gleich ein!«

»Sie schläfern es ein?«, echoe ich ein wenig unsicher.

»Genau. Sie töten es. Rucki zucki. Da kennen die gar nichts!«

Ich höre ein erschrecktes Quieken und will mich gerade wundern, was für seltsame Töne Beck machen kann, als ich feststelle, dass ich es bin, der hier quiekt. Herr Beck guckt mich eindringlich an.

»Genau, mein Freund. Du hörst ganz recht. Und wenn du mich fragst, gibt es jetzt genau eine Option, die wir noch haben.«

Wie aus einem Mund rufen wir gleichzeitig »Abhauen!« und rennen los, ohne uns noch einmal nach dem Mann umzusehen. So schnell wir können, flitzen wir Richtung Parkausgang, vorbei an Willi, der auf seiner Stammparkbank sitzt und uns erstaunt hinterherschaut.

Als wir vor unserem Haus ankommen, bin ich schweißgebadet. Nicht vor Anstrengung, sondern vor Angst. Einschläfern. Was für ein furchtbares, furchtbares Wort! Wir schlüpfen durch die Gartentür und legen uns beide in den Schatten des großen Baumes. Erschöpft schweigen wir eine Weile. Dann richte ich mich wieder auf.

»Ich weiß nicht, Herr Beck. Mein Plan war wohl doch nicht so toll. Oder jedenfalls in dieser Form nicht zur Männersuche geeignet.«

Beck wiegt den Kopf hin und her. »Jetzt mal nicht so schnell aufgeben. Die Grundidee ist auf alle Fälle richtig. Vielleicht müssen wir unsere Auswahl einfach ein bisschen stärker einschränken. Also, nicht jeder Mann, der bei gutem Wetter im Park sitzt, ist automatisch ein Kandidat.«

»Aber das war doch genau unser Ansatz - und nebenbei bemerkt: dein Vorschlag. Ich sag nur Schrotflinte.«

»Na und? Was interessiert mich mein Gewäsch von gestern? Man darf ruhig mal schlauer werden. Ich glaube, das Geheimnis unseres Erfolges wird in der gezielten Vorauswahl liegen. Und dann schlagen wir zu!«

»Ich weiß nicht«, maule ich, »wie soll denn das klappen mit der Vorauswahl?«

Beck überlegt - aber nur kurz. »Wir müssen die Männer mit Carolins Augen sehen.«

»Na toll, wie soll das denn gehen?«

Anstelle einer Antwort springt Beck auf. »Komm!«, ruft er mir über die Schulter zu. »Ich habe gerade eine Eingebung.«

DREIZEHN

Ich komme mir zwar ein bisschen blöd vor, mit der Leine im Maul vor Carolin auf und ab zu springen. Denn immerhin hasse ich es eigentlich, an der Leine zu laufen. Aber wenn Becks Theorie richtig ist, dann lassen sich die passenden Männer im Park einfacher identifizieren, wenn wir Carolin dabeihaben. Der Plan ist also, mit ihr spazieren zu gehen und zu schauen, wen sie sich so anguckt. Und dann ... ja, was dann passiert, ist noch ein wenig unklar. Die bisherige Nummer kann ich schlecht abziehen, wenn Carolin daneben steht. Aber irgendetwas wird mir schon einfallen, und außerdem werden wir von Herrn Beck beschattet, der sich, wie er es ausdrückt, ein Bild von der Lage machen wird. Von Vorteil wäre allerdings, wenn Carolin nun endlich kapieren würde, dass ich mit ihr spazieren gehen will.

Ich springe noch einmal so hoch ich kann und kratze mit meinen Vorderläufen an Carolins Hose. Sie guckt herunter und lacht.

»Herkules, nicht so stürmisch! Ich weiß, was du willst, aber lass mich doch noch eben meine Sachen hier fertig machen. Dann gehen wir auch raus, versprochen!«

Sie nimmt eines dieser kleinen Holzplättchen von ihrem Tisch und klemmt es zwischen den Boden und die Saiten einer Geige. Menno! Immer geht hier die Arbeit vor. Dabei ist meine Sache doch viel wichtiger. Ich knurre ein bisschen.

»Na, will Herkules raus?« Daniel steht auf einmal neben Carolin.

»Ja, das ist wohl eindeutig. Aber ich kann es ihm nicht verdenken. Das Wetter ist wirklich toll, eigentlich viel zu schön, um den ganzen Tag in der Werkstatt rumzuhängen. Ich werde gleich mal mit ihm in den Park gehen. Ist auch besser für die eigene Stimmung.«

Daniel nickt. »Du hast Recht. Was hältst du davon, wenn ich euch ein bisschen begleite?«

Och nö! Das passt mir gar nicht. Schließlich mache ich das hier alles nur, um einen neuen Mann zu finden. Mit Betonung auf neu. Da ist es doch eher hinderlich, wenn man schon einen Mann mitbringt.

Aber mich fragt sowieso keiner, und so kommt es, dass Carolin mir zwar endlich die Leine ans Halsband hakt, aber Daniel auch nach seiner Jacke greift und wir schließlich zu dritt die Werkstatt verlassen. Im Garten kommen wir an Herrn Beck vorbei, der sich für seine Beschattung bereits positioniert hatte.

»He, was soll das denn? Kommt der etwa mit? Man nimmt doch kein Bier mit in die Kneipe!«, raunt er mir zu.

»Meinst du etwa, das war meine Idee?«, flüstere ich zurück. »Aber sag mir mal, wie ich das hätte verhindern können?«

Beck zuckt mit den Schultern und scheint noch etwas sagen zu wollen, aber da sind wir schon an ihm vorbei.

Während wir Richtung Park laufen, überlege ich, ob sich mein Plan unter diesen Umständen überhaupt noch umsetzen lässt. Wird Carolin andere Menschen noch bemerken, wenn sie sich die ganze Zeit mit Daniel unterhält? Es ist doch zum Haare ausreißen - den kranken Hund kann ich nicht mimen, weil Carolin dabei ist, und auf Carolin achten bringt nichts, weil Daniel dabei ist. Grrr!

»Schon komisch - da arbeite ich direkt neben so einem schönen Park, und trotzdem bin ich fast nie hier.«

Genau, Daniel, möchte ich sagen, und warum dann ausgerechnet heute?

»Ja, man macht das eigentlich viel zu selten. Wobei ich mit Herkules natürlich viel mehr draußen bin als früher. Allerdings habe ich ihn in letzter Zeit sträflich vernachlässigt. Ich habe deswegen ein ganz schlechtes Gewissen, und eben kam er sogar schon mit seiner Leine an, um mich an meine Frauchen-Pflichten zu erinnern.« Sie beugt sich im Gehen zu mir herunter und streichelt meinen Kopf. »Gell, Herkules, du hast es in letzter Zeit auch nicht leicht mit deinem Frauchen. Aber das wird jetzt alles wieder besser, wirst schon sehen. Ich hoffe, du sehnst dich nicht nach dem Tierheim zurück!«

Ich? Sehnsucht nach dem Tierheim? Was für ein absurder Gedanke! Auch wenn die Herrchensuche gerade nicht wirklich rund läuft - Carolin scheint nicht klar zu sein, wie ungemütlich es auf zehn Quadratmeter mit Typen wie Bozo und Boxer sein kann.

Weil das Wetter wirklich schön ist und wir Daniel nun sowieso nicht loswerden, beschließe ich, diesen Spaziergang einfach so zu genießen, wie er ist. Tatsächlich war Carolin in letzter Zeit wenig mit mir unterwegs. Eigentlich gar nicht. Wir traben einen der verschlungenen Kieswege entlang, und ich schnuppere voller Genuss an jedem Baum, der am Wegesrand steht. Herrlich! Hier sind schon wichtige Hunde vorbeigekommen, ich rieche es genau. Und Dank meines Trainings im Garten kann ich nun gekonnt meine Duftmarke hinzufügen. Was ich auch ausgiebigst tue. Carolin und Daniel schlendern nämlich eher, als dass sie wirklich bestimmt gehen, ich habe also genug Zeit für die wichtigen Dinge im Dackelleben.