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»Aber wenn er recht hat, dann möchten Sie auch recht haben«, meldete Guillam sich nach langer Zeit wieder zu Wort. »Und je eher Sie recht haben, um so glücklicher werden Sie sein.«

»Klar«, sagte Toby, dem die Ironie völlig entgangen war. »Klar. Ich meine, George hat die Sache sehr gut hingekriegt, aber, mein Gott, jeder hat seine zwei Seiten, George, besonders ein Agent, und vielleicht haben Sie die falsche erwischt. Passen Sie auf: wer hat jemals Witchcraft als Abfall bezeichnet? Niemand, niemals.

Es ist Spitze. Dann kommt einer, der das Maul aufreißt und mit Dreck schmeißt, und schon graben Sie halb London um. Verstehn Sie mich? Ich tu doch nur, was mir gesagt wird, okay? Sie sagen, ich soll für Poljakow den Handlanger spielen, ich spiele ihn. Bringen Sie ihm diesen Film, ich bring ihn ihm. Ich bin in einer sehr gefährlichen Lage«, erklärte er. »Für mich tatsächlich sehr gefährlich.«

»Das tut mir leid«, sagte Smiley vom Fenster her, wo er aufs neue durch einen Vorhangspalt den Platz beobachtete. »Muß beun­ruhigend für Sie sein.«

»Äußerst«, bestätigte Toby. »Ich kriege Magengeschwüre, kann nichts essen. Sehr mißliche Lage.«

Eine Weile waren sie alle drei zu Guillams Erbitterung in schweigendem Mitgefühl mit Toby Esterhases mißlicher Lage vereint.

»Toby, Sie lügen mich doch nicht an, was diese Babysitter be­trifft, wie?« erkundigte sich Smiley, der noch immer am Fenster stand.

»George, drei Finger aufs Herz, ich schwör's Ihnen.«

»Was würden Sie für solche kleinen Jobs verwenden? Autos?«

»Die Pflastertreter. Bus bis zum Air Terminal, dann zu Fuß zurück.«

»Wie viele?«

»Acht, zehn. In dieser Jahreszeit vielleicht nur sechs. Eine Menge sind zur Zeit krank. Weihnachten«, sagte er düster. »Und einen einzelnen Mann?«

»Niemals. Sind Sie verrückt? Ein Mann! Glauben Sie, ich leite heutzutage ein Bonbon-Geschäft?« Smiley ging vom Fenster weg und setzte sich wieder. »Hören Sie George, was Sie sich da ausgedacht haben, ist furcht­bar, wissen Sie das? Ich bin Patriot. Herrje«, wiederholte Toby. »Welchen Job hat Poljakow in der Londoner Außenstelle?« fragte Smiley. »Polly arbeitet solo.«

»Führt seinen Meisterspion im Circus?«

»Klar. Er ist von aller eigentlichen Arbeit dispensiert, sie geben ihm freie Hand, damit er Toby managen kann, den Meisterspion. Wir besprechen alles, stundenlang sitze ich mit ihm zusammen. >Hören Sie<, sage ich. >Bill verdächtigt mich, meine Frau ver­dächtigt mich, meine Kinder haben Masern, und ich kann den Arzt nicht bezahlen.< Eben den Mist, den Agenten so schwatzen, den schwatze ich Poljakow vor, damit er ihn zu Hause für bare Münze verkaufen kann.«

»Und wer ist Merlin?« Esterhase schüttelte den Kopf.

»Aber Sie haben doch zumindest gehört, daß er in Moskau sitzt», sagte Smiley. »Und dem sowjetischen Geheimdienst angehört?«

»Das haben sie mir gesagt«, gab Esterhase zu. »Wodurch es Poljakow möglich ist, mit ihm Verbindung zu hal­ten. Im Interesse des Circus natürlich. Heimlich, ohne daß seine eigenen Leute Verdacht schöpfen?«

»Klar.« Toby stimmte erneut sein Klagelied an, aber Smiley schien Tönen zu lauschen, die nicht im Zimmer waren. »Und Dame, König?«

»Herrgott, ich weiß nicht, was das soll. Ich tue, was Percy an­ordnet.«

»Und Percy hat angeordnet, daß Sie Jim Prideaux bestechen?«

»Klar. Vielleicht war es Bill. Oder vielleicht Roy. Hören Sie, ich muß essen, George, verstehen Sie? Ich bring mich nicht um Hals und Kragen, kapiert?«

»Es ist die perfekte Fälschung: das sehen Sie doch, nicht wahr, Toby?« bemerkte Smiley ruhig und ziemlich reserviert. »Neh­men wir an, es ist eine Fälschung. Sie setzt jeden ins Unrecht, der im Recht ist: Connie Sachs, Jerry Westerby . . . Jim Prideaux . . . sogar Control. Stopft den Zweiflern den Mund, noch ehe sie ihn aufgemacht haben . . . die Abwandlungsmöglichkeiten sind zahl­los, wenn erst einmal die Grundlüge steht. Nämlich, daß die Moskauer Zentrale in dem Glauben zu wiegen sei, sie habe eine wichtige Quelle im Circus; während Whitehall um keinen Preis von eben dieser Ansicht Wind bekommen dürfe. Folgern Sie lo­gisch weiter, und Gerald brächte uns dazu, daß wir unsere eige­nen Kinder in ihren Betten erwürgen. Es würde wunderbar sein in einem anderen Zusammenhang«, bemerkte er fast verträumt. »Armer Toby: ja, ich verstehe genau. Was müssen Sie durchge­macht haben, zwischen so vielen Mühlsteinen.« Toby hatte seine nächste Ansprache schon bereit: »Selbstver­ständlich, wenn ich irgend etwas Praktisches tun kann, Sie ken­nen mich, George, ich helfe immer gern, kein Problem. Meine Jungens sind gut ausgebildet, wenn Sie sie ausleihen wollen, viel­leicht können wir zu einer Einigung kommen. Natürlich muß ich zuerst mit Lacon sprechen. Ich will nur eins, ich will diese Ge­schichte in Ordnung gebracht haben. Zum Besten des Circus na­türlich. Das ist alles, was ich will. Das Wohl der Firma. Ich bin ein bescheidener Mensch, ich will nichts für mich selber, okay?«

»Wo ist dieses >sichere Haus< das Sie ausschließlich für Poljakow halten?«

»Nummer fünf, Lock Gardens, Camden Town.«

»Mit einer Haushälterin?«

»Mrs. McCraig.«

»Früher bei der Abhörabteilung?«

»Klar.«

»Sind dort Abhöranlagen eingebaut?«

»Was glauben Sie?«

»Millie McCraig besorgt also das Haus und handhabt die Auf­nahmegeräte.«

Das tue sie, sagte Toby und duckte sich wachsam. »Sie werden sie nachher gleich anrufen und ihr sagen, daß ich die Nacht über dort bleiben und die Anlage benutzen möchte. Sagen Sie ihr, ich wurde mit einer Spezialaufgabe betraut, und sie hat zu tun, was ich verlange. Ich werde gegen neun Uhr dort sein. Wie setzen Sie sich mit Poljakow in Verbindung, wenn ein Blitz­treffen vereinbart werden soll?«

»Meine Jungens haben ein Zimmer in Haverstock Hill. Polly fährt jeden Morgen auf dem Weg zur Botschaft und jeden Abend auf dem Heimweg an ihrem Fenster vorbei. Wenn sie ein gelbes Plakat aushängen, mit einem Protest gegen den Verkehrslärm, dann ist das das Signal.«

»Und bei Nacht? Und am Wochenende?«

»Telefonanruf. Falsche Nummer. Aber das hat niemand gern.«

»Wurde schon einmal davon Gebrauch gemacht?«

»Weiß ich nicht.«

»Wollen Sie sagen, daß Sie sein Telefon nicht abhören?« Keine Antwort.

»Ich möchte, daß Sie das Wochenende freinehmen. Würde das beim Circus Argwohn auslösen?« Begeistert schüttelte Esterhase den Kopf. »Sie werden sich bestimmt lieber aus der Sache raus­halten, nicht wahr?« Esterhase nickte. »Sagen Sie, Sie hätten Scherereien mit einem Mädchen, oder womit immer Sie zur Zeit Scherereien haben. Sie werden die Nacht hier verbringen, mögli­cherweise zwei Nächte. Fawn wird sich um Sie kümmern. Essen ist in der Küche. Was ist mit Ihrer Frau?«

Während Guillam und Smiley zusahen, wählte Esterhase die Nummer des Circus und verlangte Phil Porteous. Er sagte sein Verschen tadellos auf: ein bißchen Selbstmitleid, ein bißchen Verschwörung, ein bißchen Scherz. Ein Mädchen, im Norden, das verrückt nach ihm war, Phil, und ihm mit Gräßlichem drohte, wenn er nicht käme und Händchen hielte:

»Sagen Sie nichts, ich weiß, so was passiert Ihnen alle Tage, Phil. He, was macht Ihre prächtige neue Sekretärin? Und, passen Sie auf, Phil, wenn Mara von zu Hause anruft, sagen Sie ihr, Toby ist hinter einer großen Sache her, okay? Sprengt den Kreml in die Luft, Montag wieder da. Machen Sie's anständig und wichtig, ja? Cheers, Phil.«

Er legte auf und wählte dann eine Nummer im Norden von Lon­don. »Mrs. M., hallo, hier spricht Ihr Herzensfreund, erkennen Sie die Stimme? Gut. Hören Sie, ich schicke Ihnen heute abend einen Gast, einen alten, lieben Freund, Sie werden sich wundern. - Sie haßt mich«, erklärte er den beiden und hielt die Hand über die Sprechmuschel. - »Er möchte die Drähte nachprüfen«, fuhr er fort. »Schauen Sie alles durch, überzeugen Sie sich, daß alles klappt, okay, keine schwachen Stellen, all right?«