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Seit einiger Zeit folgte mir ein Wagen. Die Lichter fielen manchmal hinter mir zurück, verschwanden hinter einer Biegung und tauchten wieder auf, erloschen aber niemals ganz. Angesichts meines überhöhten Tempos hatte ich in den ersten Minuten tatsächlich befürchtet, eine unerwünschte Polizeieskorte zu haben, doch der Wagen kam niemals nahe genug, um zum Überholen anzusetzen, und auch das befürchtete Flackern des Blaulichts blieb aus. Vermutlich hatte es der Fahrer genauso eilig wie ich; oder er hatte sich einfach einen Vordermann gesucht und an seine Rücklichter gehängt, wie ich es auch manchmal tat.

Ich lächelte über meine eigene Nervosität. Hills Geschichte hatte mich offenbar stärker beeindruckt, als mir bewusst geworden war, und tatsächlich waren die äußeren Umstände ja ein wenig ähnlich. Genau wie sie damals fuhr ich nachts auf einer einsamen Straße, war zwar nicht übermüdet, dafür aber in Eile und somit nervös, und es gab sogar die Lichter im Rückspiegel, die mir folgten. Ich musste mich beherrschen, um nicht die Scheibe herunterzudrehen und in den Himmel hinaufzusehen.

Aber dazu war es draußen entschieden zu kalt.

Ich musste wieder an die Hills und ihre Geschichte denken. Was ich gehört hatte, hatte mich zutiefst erschüttert. Nicht einmal so sehr, was sie erzählten; Geschichten wie diese hatte ich in den letzten Wochen gleich dutzendweise gehört. Viele davon waren fantasievoller gewesen, und weitaus dramatischer. Es war die Art gewesen, auf die sie sie erzählten. Die beiden hatten nicht gelogen, und sie waren auch keine Spinner, die einen Wetterballon sahen und sich gegenseitig lange genug hochschaukelten, bis sie ganz sicher waren, ein UFO darin zu erkennen. Sie hatten mir einfach das erzählt, woran sie sich erinnerten, und was immer es gewesen war, es hatte nichts mit Sinnestäuschungen oder Hysterie zu tun. Selbst jetzt lief mir noch ein kalter Schauer über den Rücken, wenn ich an den Ausdruck auf Hills Gesicht zurückdachte, als er von den Lichtern am Himmel sprach. Wenn ich jemals Angst in den Augen eines Menschen gesehen hatte, dann in diesem Moment.

Ich sah wieder in den Rückspiegel und stellte beiläufig fest, dass die Lichter verschwunden waren. Mittlerweile hatte ich die sechzig überschritten. Wahrscheinlich war ich meinem Hintermann doch ein wenig zu schnell. Aber meine Zeit wurde auch allmählich wirklich knapp. Ich hatte noch eine halbe Stunde, und noch gute zwanzig Meilen vor mir. Kein Grund zur Panik, aber auch nicht zum Trödeln. Mein Spesenkonto deckte keine Tickets wegen Geschwindigkeitsüberschreitung.

Mit einer beiläufigen Bewegung schaltete ich das Radio ein. Ich hatte einen lokalen Sender eingestellt, der nur Rock 'n' Roll spielte; eine Musik, die ich damals vierundzwanzig Stunden am Tag hören konnte. Der Empfang war schlecht. Ich hörte mehr Störungen und Rauschen als Musik, runzelte ärgerlich die Stirn und drehte am Senderknopf. Die Störungen wurden lauter, und dann verlor ich die Musik ganz. Das war typisch für diese Mietwagenfirmen. Sie verlangten ein Heidengeld für einen einzigen Tag, aber sie bauten die billigsten Radios ein, die sie bekommen konnten! Wütend schaltete ich das Radio aus.

Das unheimliche Dröhnen und Rauschen blieb. Eine geschlagene Sekunde lang starrte ich das Radio fassungslos an. Die Musik und die pfeifenden Störgeräusche waren verstummt, aber ich hörte weiter ein unheimliches, an- und abschwellendes Dröhnen, das immer lauter wurde und schließlich den ganzen Wagen mit dumpfen Vibrationen erfüllte.

Dann sah ich das Licht wieder.

Aber es waren keine Scheinwerfer mehr.

Die Straße hinter mir war in ein Meer gleißender, blau-weißer Helligkeit getaucht, ein blendendes, unglaublich intensives Licht, das langsam näher kroch und direkt vom Himmel herabkam!

Eine eisige Hand schien nach meinem Herzen zu greifen und es langsam zusammenzupressen. Ich war unfähig, zu denken, irgendetwas zu tun oder auch nur zu atmen - ich saß einfach nur wie gelähmt da, umklammerte das Steuer und starrte das Licht im Rückspiegel an, das langsam näher kroch. Alles, woran ich noch denken konnte, waren Hills Worte: Die Lichter am Himmel.

Der Wagen kam mit einem Rad von der Straße ab, schleuderte über nasses Laub und Morast und drohte vollends auszubrechen. Irgendwie gelang es mir, die Kontrolle über das Fahrzeug nicht vollends zu verlieren und es sogar wieder auf die Straße zurückzulenken. Schleudernd und mit kreischenden Reifen kam der Wagen wieder in die Spur zurück und beschleunigte wieder, als ich das Gaspedal noch tiefer durchtrat. Das Licht war jetzt nicht mehr hinter, sondern über mir, ein weißes, unerträgliches Gleißen, das mir die Tränen in die Augen trieb und alle Farben auslöschte. Ich konnte kaum noch etwas sehen. Licht und Schatten huschten im rasenden Wechsel über die Windschutzscheibe, und das unheimliche Dröhnen wurde immer lauter.

Die Lichter am Himmel.

Ich gab weiter Gas. Der Wagen raste mit siebzig Meilen über die Landstraße, dann mit achtzig, fünfundachtzig ... Das Licht hielt mühelos mit, und es wurde immer noch intensiver und heller. Die Welt hatte sich in ein Negativ aus schwarzen Schatten mit messerscharf gezogenen Kanten und aufblitzenden Bereichen unerträglicher Helligkeit verwandelt. Das Dröhnen füllte den Wagen aus, schien meinen Schädel zum Bersten zu bringen.

Die Lichter am Himmel.

Sie waren da! Jedes Wort, das Hill gesagt hatte, war wahr. Sie waren da, und jetzt waren sie gekommen, um mich zu holen und etwas mit mir zu tun, wie Betty es ausgedrückt hatte. Ich hatte Angst, panische, nackte Angst.

Der Wagen schleuderte wild hin und her, schlitterte über nasses Gras und Laub und schleuderte auf die andere Straßenseite, verfehlte um Haaresbreite einen Baum und kam irgendwie auf den Asphalt zurück. Und das furchtbare Dröhnen nahm immer noch zu. Das Gleißen war überall, füllte die Welt aus und machte mich blind.

Wieder kam der Wagen von der Straße ab. Hoch gewirbeltes Laub und Gras nahmen mir zusätzlich die Sicht. Ich drehte verzweifelt am Lenkrad, wich einem weiteren Baum aus und begriff, dass ich drauf und dran war, mich umzubringen.

Ich musste raus hier! Raus aus dem Wagen, fort von diesem grässlichen, sengenden Licht! Mit aller Kraft trat ich auf die Bremse. Das Fahrzeug schleuderte, brach aus und rutschte auf dem nassen Laub zur Seite, wieder dichter auf die Bäume zu, aber für einen Moment auch heraus aus dem gleißenden Licht. Irgendwie gelang es mir, den Wagen zum Stehen zu bringen und die Tür aufzureißen. Ich ließ mich hinausfallen, rappelte mich hoch und warf einen gehetzten Blick in den Himmel.

Über den Bäumen schwebte ein halbes Dutzend grellweißer Lichter. Ein dumpfes, vibrierendes Dröhnen lag in der Luft, und ein unheimlicher Sturmwind peitschte die Baumwipfel und ließ das nasse Laub vom Boden aufwirbeln.

Blindlings taumelte ich los. Der Sturm wurde mit jedem Moment stärker, und das Heulen erreichte die Grenze echten körperlichen Schmerzes und überstieg sie. Mehr stolpernd als laufend erreichte ich die Bäume, gegen die ich gerade um ein Haar gefahren wäre, prallte mit der Schulter gegen einen Stamm und torkelte weiter. Dornen und dünne, eisverkrustete Zweige zerkratzten mein Gesicht und meine Hände. Ich registrierte es kaum, sondern stolperte blind vor Angst und Entsetzen weiter. Licht und Schatten jagten sich in immer rascherer Folge.

Ich sah nicht mehr wirklich, wohin ich lief. Zwei-, dreimal stolperte ich über Wurzeln und Schlinggewächse, dann prallte ich so wuchtig gegen einen Baum, dass mir für einen Moment schwarz vor Augen wurde und meine Knie nachgaben. Ich verlor nicht das Bewusstsein, aber ich war für Augenblicke benommen und klammerte mich nur noch durch einen blinden Reflex an den Stamm.

Als sich meine Sinne wieder klärten, hatte sich das Geräusch verändert. Aus dem unwirklichen Dröhnen war wieder das geworden, was es die ganze Zeit über gewesen war, bevor die Panik mein klares Denken verzerrte: das schrille Heulen einer Hochleistungsturbine, in das sich nun das allmählich leiser werdende Flap-Flap auslaufender Rotorblätter mischte. Das Raumschiff vom Mars war nichts anders als ein - wenn auch ziemlich großer und sonderbar geformter - Helikopter, der genau in diesem Moment fünfzig Yards entfernt zur Landung ansetzte. Der Strahl des starken Scheinwerfers, der mich im Wagen fast blind gemacht hatte, tastete wie ein suchender Finger aus Licht über den Waldrand. Ein zweiter, nicht weniger starker Scheinwerferstrahl hatte den Mietwagen ergriffen und tauchte ihn in blendende Helligkeit.