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Die Türen des Helikopters wurden geöffnet, kaum dass die Maschine den Boden berührt hatte, und fünf oder sechs Gestalten sprangen heraus. Ich konnte sie nur als schwarze Umrisse erkennen, aber ich spürte die Bedrohung, die von ihnen ausging. Die Erleichterung, es nicht mit einer fliegenden Untertasse zu tun zu haben, hielt kaum so lange an, wie ich brauchte, um mir dessen bewusst zu werden. Ich war nach wie vor in Gefahr; vielleicht sogar in größerer, als ich es gewesen wäre, wenn ich es wirklich mit Hills Geschöpfen zu tun gehabt hätte. Dieser Helikopter hatte mich nicht mitten in der Nacht von der Straße abgedrängt und in diesen Wald gejagt, weil ich die zulässige Höchstgeschwindigkeit überschritten hatte.

Ich rannte weiter, presste mich gegen einen Baum und versuchte, den Takt einzuschätzen, in dem der Scheinwerferstrahl über den Waldrand strich. Es gelang mir nicht. Ich war immer noch in Panik, jetzt vielleicht mehr denn je. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, was hier vorging, aber es war etwas Gewaltiges, und etwas, das vielleicht noch viel gefährlicher und tödlicher war, als ich im Moment begreifen konnte. Meine Verfolger hatten sich geändert, aber meine Situation war nach wie vor die gleiche: Ich musste hier weg, sofort und um jeden Preis!

Blindlings rannte ich los. Ich stolperte, fiel, rappelte mich wieder hoch und rannte weiter. Zwischendurch sah ich immer wieder über die Schulter zurück. Es war bizarr: Obwohl ich rannte, so schnell ich nur konnte, und sich die schwarzen Schatten aus dem Helikopter scheinbar nur gemächlich bewegten, kamen sie immer näher, als hätte eine geheimnisvolle Macht die Zeit für sie außer Kraft gesetzt. Vielleicht auch für mich: Ich kam mir vor wie in einem jener Alpträume, in denen man rennt und rennt und rennt, ohne wirklich von der Stelle zu kommen. Zwei meiner schattenhaften Verfolger hatten sich vom Rest der Gruppe getrennt und wichen seitlich in den Wald aus, vermutlich, um mir den Weg abzuschneiden. Der Rest kam unbarmherzig näher.

Ich versuchte, noch schneller zu laufen ...

... und übersah die Gestalt, die sich im Schutze des Unterholzes an mich herangepirscht hatte.

Als ich den Mann bemerkte, war es zu spät.

Als er mich ansprang, versuchte ich zur Seite auszuweichen und hätte es sogar fast geschafft. Seine ausgestreckten Arme rissen mich nicht zu Boden, sondern streiften mich nur. Trotzdem stolperte ich, und der Bursche bewies, dass er ein echter Profi war: Obwohl er schwer und sicherlich äußerst schmerzhaft hinschlug, griff er trotzdem noch einmal zu, erwischte wider jeder Wahrscheinlichkeit mein Hosenbein und brachte mich diesmal vollends aus dem Gleichgewicht. Diesmal stürzte ich.

Bevor ich wieder aufspringen konnte, waren zwei weitere Gestalten heran. Ich keuchte vor Schmerz, als mir ein brutaler Tritt in die Rippen die Luft abschnitt. Grobe, entsetzlich starke Hände rissen mich in die Höhe, dann trafen mich zwei, drei harte Faustschläge im Gesicht, die mich fast an den Rand der Bewusstlosigkeit schleuderten.

Es war ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich hatte die üblichen Raufereien auf der High-School hinter mir, aber ich war niemals wirklich zusammengeschlagen worden. Bis zu diesem Moment.

Es ging ganz schnell, und trotz allem sonderbar undramatisch. Die Schläge waren hart und äußerst schmerzhaft, aber der Schmerz war trotzdem seltsam nebensächlich. Es war, als würde ein anderer geschlagen, dessen Schmerz ich zwar fühlte, der aber trotzdem nicht wirklich ich war. Viel schlimmer war das Gefühl der Hilflosigkeit. Zwei der Angreifer hielten mich fest, während sich ein dritter breitbeinig vor mir aufgebaut hatte und mich abwechselnd ins Gesicht und in den Leib schlug. Jeder Hieb prügelte mich weiter an den Rand der Bewusstlosigkeit. Vielleicht weiter. Ich konnte das Gesicht des Mannes, der mich schlug, nur noch verschwommen erkennen. Blut und Tränen verschleierten meinen Blick, aber ich hatte irgendwie das Gefühl, ihn zu kennen. Ich hatte diesen Mann schon einmal gesehen, aber ich war nicht mehr in dem Zustand, zu sagen, wo.

Gerade, als ich glaubte, endgültig das Bewusstsein zu verlieren, erschien eine weitere Gestalt in dem Nebel aus Blut und dichter werdender Schwärze vor meinen Augen und hielt den Schläger zurück.

»Das reicht. Sie schlagen ihn ja tot.«

Die Stimme war dunkel, und sie hatte trotz ihrer Kälte und Ausdruckslosigkeit etwas Befehlendes. Mühsam öffnete ich die Augen, blinzelte Tränen und Schweiß weg und erkannte endlich das Gesicht des Kerls, der mich geschlagen hatte.

Es war der junge Lieutenant aus Friends Büro. Er trug jetzt keine Air-Force-Uniform mehr, sondern einen dunkelblauen Trenchcoat über einem offensichtlich maßgeschneiderten Anzug, und jede Spur von Freundlichkeit war aus seinem Blick gewichen. Im Gegenteiclass="underline" Seine Augen blickten mich kalt und auf eine Art an, die mir klarmachte, dass er es bedauerte, nicht weiter auf mich einschlagen zu dürfen. Der Anblick versetzte mich so in Zorn, dass ich mich mit dem letzten bisschen Kraft, das mir noch verblieben war, gegen den Griff der beiden Männer stemmte, die mich hielten; natürlich vollkommen vergebens.

»Sehr beeindruckend, Mister Loengard«, sagte die befehlsgewohnte Stimme, die ich schon einmal gehört hatte. »Wirklich. Hätten wir uns unter anderen Umständen getroffen, dann würde ich Ihre Zähigkeit bewundern.«

Mühsam wandte ich den Kopf und sah in das Gesicht, das zu dieser Stimme passte. Ein kräftig gebauter Mann in jenem schwer zu schätzenden Alter zwischen vierzig und fünfzig, kurzgeschnittenes, streng zurückgekämmtes Haar und kalte Augen, denen nicht die geringste Kleinigkeit zu entgehen schien.

»Wer sind Sie?« keuchte ich mühsam. Meine Unterlippe war aufgeplatzt, und ich schmeckte mein eigenes Blut. Außerdem bereitete mir das Atmen Mühe. Vermutlich hatte mir einer der Hiebe eine Rippe gebrochen. Trotzdem fuhr ich fort: »Und woher, zum Teufel, kennen Sie meinen Namen?«

Statt zu antworten, wandte sich der Mann mit den kalten Augen an einen seiner Begleiter. »Holen Sie das Band.«

»Was wollen Sie von mir?« stöhnte ich. »Wer, zum Teufel, sind Sie?!«

»Das spielt keine Rolle«, antwortete er. »Und wenn Sie Glück haben, dann werden Sie es auch niemals erfahren, Mister Loengard.« Er seufzte. »Sie stecken Ihre Nase in Dinge, die Sie nichts angehen, wissen Sie das? Warum konnten Sie nicht einfach tun, was Congressman Pratt von Ihnen erwartet, und ihm ein paar beeindruckende Beweise dafür liefern, dass die Suche nach fliegenden Untertassen nichts als Geldverschwendung ist!«

Ich sparte es mir, zu antworten, sondern versuchte stattdessen mir das Gesicht meines Gegenübers möglichst gründlich einzuprägen. Ich war sogar sicher, dass er das begriff; aber es schien ihn nicht sonderlich zu beeindrucken. Er hielt meinem Blick ganz im Gegenteil gelassen stand, und ich glaubte sogar so etwas wie ein amüsiertes Glitzern tief in seinen Augen zu erkennen - auch, wenn ich zugleich nicht einmal sicher war, dass dieser Mann wusste, was Humor überhaupt war.

Es verging nur ein Augenblick, bis der Kerl zurückkam, den er zu meinem Wagen geschickt hatte. Er trug eine Tonbandspule in der Hand - das Ende des Bandes war ausgefranst und offenbar mit roher Gewalt aus dem Gerät gerissen worden -, die er dem Fremden gab.

»Schade drum«, sagte er, während er das Band langsam von der Spule wickelte und in der linken Hand zusammenknautschte. »Aber so schlimm nun auch wieder nicht. Ich werde Ihnen jetzt sagen, was Ihre Nachforschungen ergeben haben, John.« Er wickelte das Band weiter ab, wobei er es zwar nicht zerriss, aber immer wieder in die Länge zog und dehnte, um es vollkommen unbrauchbar zu machen.