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Er gab Hertzog einen Wink. Der Arzt nickte, schaltete den Filmprojektor ein und praktisch in der gleichen Bewegung die Deckenbeleuchtung aus. »Der Film, den Sie jetzt sehen, entstand vergangene Nacht. Nichts davon ist gestellt oder irgendwie manipuliert worden.«

Auf der Leinwand am anderen Ende des Raumes erschien die Aufnahme des Labors. Der Käfig mit dem kleinen Schimpansen war ebenso gestochen scharf zu erkennen wie das Zahlenschloss an der Tür. Das Weitwinkelobjektiv reichte sogar aus, einen Teil des Vorraumes zu erfassen. Ich fuhr leicht zusammen, als ich mich selbst auf dem Film erkannte. Und dann noch einmal und deutlich heftiger, als ich registrierte, dass die Kamera nicht nur Bilder aufgenommen hatte. Leise, aber durchaus verständlich, konnte ich Walts und meine Stimme hören. Bach kannte jedes Wort, das Walt und ich am vergangenen Abend miteinander gewechselt hatten.

»Dieser Schimpanse war ein ganz normales, gesundes Tier von achtzehn Monaten«, fuhr Hertzog fort. »Sie finden alle notwendigen Daten in dem Hefter, der vor Ihnen liegt, ebenso wie eine Beschreibung des experimentellen Verlaufs. Acht Stunden nach der Injektion des fremden Gewebes zeigten sich die ersten ...«

Ich hörte nicht mehr hin. Wie hypnotisiert starrte ich auf die Filmleinwand. Ich konnte mich selbst sehen, wie ich aufstand und den Raum verließ, um die neue Filmrolle zu holen. Der Film war geschnitten, aber ich war sicher, dass Bach jede Sekunde davon kannte. Ich versuchte, einen Blick von Bach zu erhaschen, aber er sah nicht in meine Richtung.

»Die Bilder, die Sie jetzt sehen«, drang Hertzogs Stimme in meine Gedanken, »entstanden unmittelbar, nachdem Agent Loengard den Raum verlassen hatte und Agent Popejoy eingeschlafen war. Das Verhalten des Schimpansen zeigt ganz eindeutig, dass dieser Zeitpunkt nicht zufällig gewählt war. Vielmehr hat er die beiden Agenten sehr aufmerksam beobachtet und auf seine Chance gewartet.«

»Seine Chance?« Ich konnte nicht erkennen, wer diese Frage stellte, aber ich glaubte, es war Kissinger. »Ein Affe?«

»Das war er da schon längst nicht mehr, Sir«, antwortete Hertzog. »Sehen Sie.«

Der Schimpanse näherte sich der Käfigtür und griff durch die Stäbe hindurch nach dem Schloss, aber nicht, ohne zuvor noch einen sichernden Blick auf Walt geworfen zu haben. Seine Finger glitten über das Zahlenschloss und machten sich daran zu schaffen. Ich konnte nicht genau erkennen, was er tat, doch er brauchte nur wenige Sekunden, um das Schloss zu öffnen.

»Ich verwende diese Schlösser seit Jahren«, sagte Hertzog. »Sie sind solide. Einem Profisafeknacker würden sie nicht lange standhalten, aber ich kann Ihnen versichern, dass sie jeden der hier Anwesenden vor erhebliche Probleme stellen würden. Dieser ... Affe hat das Schloß in weniger als fünf Sekunden geöffnet.«

Der Schimpanse verließ seinen Käfig. Für eine Sekunde war sein Blick direkt in das Objektiv der Kamera gerichtet, und für die gleiche Zeitspanne glaubte ich noch einmal diese unheimliche, berechnende Intelligenz darin zu erkennen. Dann verschwand er, und ich sah mich selbst, wie ich den Raum wieder betrat und Walt weckte. Der Film war auf das Nötigste zusammengeschnitten worden.

Trotzdem zeigte er weitaus mehr, als mir lieb war.

Man sagt, dass Erinnerungen ihren Schrecken verlieren, wenn man sich ihnen stellt, aber zumindest in diesem Fall stimmte das nicht. Ich erlebte alles noch einmal, und es machte es nicht besser, mir selbst dabei zuzusehen, wie ich mit dem Schimpansen um mein Leben kämpfte; oder wie ich hilflos dabei zusehen musste, wie Walt starb.

Hertzog hielt den Filmprojektor an, nachdem auf der Leinwand zu sehen gewesen war, wie Walt in meinen Armen starb und ich den Raum verließ. Ich blinzelte, als er das Licht wieder einschaltete. Für einen Moment war ich fast blind. Als ich wieder halbwegs sehen konnte, begriff ich, dass alle Anwesenden mich anstarrten, Bach eingeschlossen. Ich trug einen anderen Anzug als gestern Nacht, und wenn ich so aussah, wie ich mich fühlte, musste ich ungefähr zehn Jahre älter aussehen, aber natürlich wusste jeder, wer auf der Filmleinwand zu sehen gewesen war.

Bach nickte Hertzog fast unmerklich zu, und der Arzt fuhr fort: »Der Affe wurde wenige Augenblicke später getötet. Leider wurde der ... Parasit während des Kampfes so sehr beschädigt, dass wir nicht mehr genau feststellen konnten, wie weit die beiden unterschiedlichen Organismen bereits miteinander verschmolzen waren, aber ich konnte immerhin noch feststellen, dass sich das Geschöpf mit großer Wahrscheinlichkeit im Bereich der Amygdala festsetzt.«

Bach runzelte die Stirn, und Hertzog fügte mit einem angedeuteten Lächeln hinzu: »Verzeihen Sie. Das ist der Teil des menschlichen Hirnstammes, in dem wir so etwas wie das emotionale Kontrollzentrum vermuten.«

»Vermuten?« fragte Senator Humphrey stirnrunzelnd.

»Die Hirnforschung ist ein relativ junger Zweig der Medizin, Senator«, antwortete Hertzog in entschuldigendem Tonfall. »Wir wissen noch sehr wenig über das menschliche Hirn und seine Funktion.«

»Aber es würde passen«, fügte Bach hinzu. »Bei den meisten Entführungsopfern, mit denen wir bisher ... sprechen konnten, zeigten sich emotionale Veränderungen.«

Das winzige Zögern in seinen Worten entging mir ebenso wenig wie Humphrey. Er runzelte die Stirn und sah Bach beinahe feindselig an, schwieg aber. Ich hatte das Gefühl, dass die beiden Männer nicht unbedingt Freunde waren.

»Das waren beeindruckende Bilder, Captain«, sagte Rockefeller in das unbehagliche Schweigen hinein. »Es tut mir leid um Ihren Agenten. Aber Sie haben diese Sondersitzung doch sicher nicht nur einberufen, um uns diesen Film zu zeigen.«

»Natürlich nicht«, antwortete Bach. »Die Ereignisse der vergangenen Nacht sind sehr beunruhigend. Es geht nicht nur um Agent Popejoy oder diesen Farmer aus Idaho. Aber ich glaube, wir kennen jetzt endlich unseren wirklichen Feind.«

»So?« fragte Rockefeller.

»Die Ganglions.« Bach wandte sich mit einer entsprechenden Geste an Hertzog. »Doktor.«

»Eine der Fragen, auf die wir seit fünfzehn Jahren vergeblich nach einer Antwort gesucht haben«, sagte Hertzog, »betraf die Geschöpfe, die wir die Grauen getauft haben.«

»Die Piloten des ... Flugobjektes?« fragte Kissinger.

Hertzog nickte. »Natürlich wissen wir so gut wie nichts über sie«, sagte er. »Weder über ihre Herkunft, noch über ihre Evolution oder ihre Abstammung. Wir sind auf Vermutungen angewiesen. Trotzdem gibt es gewisse Parallelen. Sie sind nicht so fremdartig, wie es auf den ersten Blick scheint. Ihre Körper sind humanoid. Sie haben zwei Arme, zwei Beine, Augen und Ohren ...«

»Worauf wollen Sie hinaus, Doktor?« unterbrach ihn Humphrey ungeduldig. »Dass sie so eine Art ... Menschen sind?«

»Nein«, antwortete Hertzog. »Sie stammen definitiv nicht von dieser Welt. Aber etwas stimmt mit ihrer Evolution nicht.«

»Wie?«

»Was der Doktor damit sagen will«, mischte sich Bach ein, »ist, dass sie unserer Meinung nach nicht in den Pilotensessel eines Raumschiffes gehören, sondern eher in einen Einbaum.«

»Wie bitte?«

»Ich halte diese Wesen nicht dafür in der Lage, ein Objekt wie das zu konstruieren, wie das Schiff, in dessen Wrack wir sie fanden«, sagte Hertzog. »Wenn ihre Anatomie auch nur annähernd so funktioniert wie die unsere, dann dürften sie schon große Schwierigkeiten haben, es auch nur zu bedienen.«

»Sie meinen, diese ... Grauen sind nicht die eigentlichen Invasoren«, sagte Rockefeller, »sondern nur eine Art Handlanger?«

»Wirte wäre wohl der passendere Ausdruck«, verbesserte ihn Bach. Er beugte sich unter den Tisch und hob ein dickwandiges Glas auf, das bisher darunter gestanden hatte. »Das hier ist unser wirklicher Feind, meine Herren.«

Sekundenlang wurde es sehr still, während alle den toten Ganglion anstarrten, der sich in dem Behältnis befand. Ich wusste nicht, ob es die Kreatur war, die sie aus Brandons Leichnam herausgeholt hatten, oder das fünfzehn Jahre ältere Exemplar, aber ich spürte selbst über die große Entfernung hinweg auch jetzt wieder den Odem des Fremden und der Feindseligkeit, der das Geschöpf noch im Tode umgab. Und allen anderen hier im Raum erging es wohl ebenso.