Выбрать главу

Was nicht hieß, dass wir allein gewesen wären. Oh, Bachs Männer waren gut. Wenn sie uns beobachteten, dann nicht so direkt, dass wir einen von ihnen jemals zu Gesicht bekamen. Aber Kim und ich spürten, dass sie da waren. Unsichtbar, lautlos und vollkommen unauffällig, aber sie waren da. Ich konnte ihre Anwesenheit fühlen; wie ein übler Geruch, der in der Luft lag und jeden Atemzug verpestete. Und Kimberley schien es wohl ganz ähnlich zu ergehen. Sie sagte niemals auch nur ein einziges Wort in diese Richtung, ja, sie machte nicht einmal eine versteckte Andeutung, aber ich wusste, dass es so war.

Die Botschaft, die uns dieser goldene Käfig übermittelte, war eindeutig: Genießt es und haltet die Klappe.

Wir schwiegen, und wir versuchten wenigstens, es zu genießen. Natürlich gelang es uns nicht - niemand schläft wirklich ruhig unter einem Damoklesschwert, nicht einmal, wenn es an einem Faden aus purem Gold hängt, aber Gewohnheit ist eine seltsame Sache. Wir vergaßen unsere wirkliche Situation nicht eine Sekunde lang, aber wir begannen sie zu akzeptieren, und wir versuchten, dass Beste daraus zu machen. Wir verbrachten unsere Tage mit endlosen Spaziergängen im Wald oder am Ufer des nahen Sees, und unsere Abende vor dem Kamin oder dem Fernseher.

Es dauerte knapp drei Wochen, dann klopfte das Schicksal wieder bei uns an. Bach schickte uns ein Telegramm. Die Wogen in der Stadt hatten sich geglättet. Ich sollte am nächsten Morgen wieder im Büro erscheinen und meine Arbeit aufnehmen.

»Kein Wort von mir«, sagte Kim, nachdem sie das Telegramm gelesen hatte. »Glaubst du, er hat mich ...«

»Vergessen?« Ich schüttelte heftig den Kopf. »Bach vergisst niemals etwas. Oder jemanden.« Ich knüllte das Telegramm zu einem Ball zusammen und warf ihn wütend in den Kamin.

»Vielleicht ist es ganz gut so«, sagte Kim.

»Gut?« Ich blinzelte. »Was um alles in der Welt ist daran gut?«

Kim schüttelte den Kopf. »Wir können nicht den Rest unseres Lebens davonlaufen. Oder so tun, als wäre nichts passiert. Bach wird Antworten von uns wollen, und ich glaube fast, ich ... ich will sie ihm geben.«

»Bist du sicher?« Dieser plötzliche Gesinnungswechsel kam für meinen Geschmack ein bisschen zu überraschend. Natürlich verstand ich selbst damals schon genug von psychologischen Zusammenhängen, um zu wissen, dass es fast immer half, über ein Trauma zu sprechen. Aber sie hatte in den vergangenen beiden Wochen nicht einmal eine Andeutung gemacht.

»Er hat ein Recht dazu, nicht wahr? Ich meine: Ich finde ihn bestimmt nicht sympathisch, aber letzten Endes steht er auf der richtigen Seite.«

Es fiel mir allmählich schwer, zu glauben, was ich da hörte. Kimberley war der liebenswerteste Mensch, den ich kannte, aber nach dem, was wir erlebt hatten, hätte es eher zu ihr gepasst, wenn sie mir mit ruhiger Stimme erklärt hätte, dass sie Bach bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit die Augen auskratzen würde.

Kimberley lächelte, dann hob sie die Hand und legte den Zeigefinger über die Lippen, und endlich verstand ich. Offenbar hatte ich sie wieder einmal unterschätzt. Ich sollte ernsthaft anfangen, darüber nachzudenken, wer von uns beiden hier der Profi war.

»Vielleicht hast du Recht«, antwortete ich. »Aber es gefällt mir trotzdem nicht.«

»Je eher wir es hinter uns bringen, desto besser«, sagte Kim. »Und jetzt vergiss Bach und alles andere. Heute ist unser letzter Tag hier. Lass ihn uns genießen. Ich ... nehme eine Dusche. Begleitest du mich?«

Einen Moment lang war ich vollkommen verwirrt. Wie konnte sie jetzt an ...

Aber das tat sie auch gar nicht. Wieder ein Punkt für sie. »Gerne«, antwortete ich. »Du hast vollkommen Recht. Wir sind hier. Es gibt keinen Grund, das Geld der amerikanischen Steuerzahler gänzlich zu verschwenden.«

Wir gingen ins Bad. Kimberley schlug die Tür lautstark hinter uns zu, riss noch lautstärker den Duschvorhang zur Seite und drehte beide Wasserhähne bis zum Anschlag auf.

»Bist du sicher, dass das funktioniert?« flüsterte sie.

»Ganz sicher«, antwortete ich, allerdings nicht im Flüstern, sondern in normaler Lautstärke. »Ich habe mindestens zweihundert Folgen FBI gesehen.«

»Das ist nicht witzig, John«, sagte Kim.

»Ich weiß«, antwortete ich. »Und um ehrlich zu sein, ich habe keine Ahnung, ob es funktioniert. Angeblich stört das Geräusch von fließendem Wasser selbst die besten Richtmikrofone und Abhörgeräte, aber es kann genauso gut sein, dass das nur ein Gerücht ist, das sie absichtlich in die Welt gesetzt haben.« Ich zuckte mit den Schultern, ging zum Waschbecken und drehte auch dort beide Hähne auf. Das Rauschen des fließenden Wassers war nun so laut, dass wir beinahe Mühe hatten, uns überhaupt noch zu verständigen. »Aber es kann nicht schaden.«

Kim schmiegte sich mit solcher Kraft an mich, dass ich beinahe Mühe hatte, zu atmen. Sie zitterte am ganzen Leib, aber sie weinte nicht, oder wenn, dann ohne Tränen.

»Er wird uns niemals gehen lassen, nicht wahr?« flüsterte sie.

Wie leicht wäre es gewesen, zu lügen. Und wie gerne hätte ich es getan, und sei es nur, um ihr für einen Moment wenigstens die Illusion von Zuversicht zu vermitteln. Und wie wenig Sinn hätte es gehabt.

»Nein«, sagte ich.

»Dieser Mann ist ein Monster, John«, flüsterte Kim. »Er wird uns niemals unser eigenes Leben leben lassen.«

»Es ist alles meine Schuld«, murmelte ich. »Gott verfluche den Tag, an dem ich Majestic beigetreten bin.«

Kimberley löste sich aus meiner Umarmung, trat zwei Schritte zurück und sah mich auf eine seltsame Art an.

»Mein Gott, John, glaubst du denn wirklich, du hättest je eine Wahl gehabt? Sie haben dich geholt, weil sie dich brauchten, nicht, weil du es wolltest. Du warst von Anfang an nichts anderes als ein Köder für Pratt!«

»Ich weiß«, antwortete ich, zögerte einen Moment und fügte mit einem schiefen Lächeln hinzu: »Aber lass mir doch wenigstens die Illusion, für eine kleine Weile wichtig gewesen zu sein.«

Kim blieb ernst. »Dieser Mann spielt mit Menschen wie mit Schachfiguren, John. Er benutzt uns. Und nicht nur uns, John. Er ... er belügt die ganze Welt. Wir müssen ihn aufhalten.«

»Aufhalten? Bach? Nur du und ich?«

»Wir haben keine andere Wahl«, sagte Kim. »Er wird uns niemals gehen lassen, John. Es sei denn, wir erzählen der ganzen Welt, was wirklich geschieht. Ein Geheimnis, das keines mehr ist, muss auch nicht mehr beschützt werden.«

»Eine hübsche Idee«, sagte ich. »Und wie willst du sie in die Tat umsetzen?«

»Wir besitzen das Einzige, was Bach wirklich fürchtet, John«, sagte Kimberley. »Die Wahrheit.«

»Das Problem ist nur, dass sie uns niemand glauben wird«, antwortete ich ernst. »Denkst du, ich hätte nicht auch schon daran gedacht? Niemand wird uns glauben. Bach wird sich zurücklehnen, die Arme vor der Brust verschränken und grinsend den Kopf schütteln, und wir beide landen im Irrenhaus. Oder verschwinden einfach.«

»Das ist doch nicht der John Loengard, den ich kenne!« empörte sich Kim. »Seit wann gibst du so schnell auf?«

»Wenn ich weiß, dass ich keine Chance habe. Ich kämpfe gerne gegen Drachen, wenn es sein muss. Selbst gegen Windmühlen. Aber nicht gegen ein Phantom.«

Kimberley schwieg einen Moment. Sie sah wütend aus, fast ein bisschen zornig, aber auch nachdenklich. Langsam wandte sie sich um, begann in dem kleinen Raum auf und ab zu gehen und setzte sich auf den Badewannenrand. »Jackie«, murmelte Kim. »Ich könnte mit der First Lady reden.«

»Damit sie ihrem Mann beim nächsten Frühstück erzählt, dass sie von ihrer neuen Hilfssekretärin etwas von einer weltweiten Verschwörung erfahren hat, in der es um UFOs geht, eine Bedrohung aus dem Weltall und die mögliche Invasion außerirdischer Ungeheuer?« Ich lachte böse. »Und wo arbeitest du in Zukunft?«

»Wir bräuchten einen Beweis«, murmelte Kim. »Nur einen einzigen Beweis, John. Ich bin ganz sicher, dass ich dem Präsidenten eine Nachricht zuschmuggeln kann. Es passiert nicht oft, aber manchmal komme ich bis in sein Vorzimmer. Du weißt alles über Majestic, John. Glaubst du, du kannst es auf zwei oder drei Blättern zusammenfassen?«