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»Sie sehen auch nicht besonders gut aus«, bestätigte Bach. »Sie sollten mehr auf Ihre Gesundheit achten, John. Glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich rede. Als ich in Ihrem Alter war, habe ich mich auch für unverwundbar gehalten.« Er schüttelte den Kopf, bedachte mich einen Moment lang mit einem fast väterlich-besorgten Blick - für den ich ihm die Zähne hätte einschlagen können - und fuhr in verändertem Tonfall fort:

»Aber vielleicht habe ich etwas, um Sie aufzumuntern, John. Ich habe nämlich gerade mit Doktor Hertzog gesprochen. Er glaubt, einen Weg gefunden zu haben, um Menschen zu identifizieren, die von einem Ganglion besessen sind.«

»So?« fragte ich nervös.

Bach nickte heftig. »Das ist nicht zuletzt Ihr Verdienst, John. Und Kimberleys, natürlich. Ohne Ihren kleinen ... Alleingang wüssten wir bis heute nicht, dass das Mittel funktioniert. Trotzdem sollten Sie aus so etwas keine schlechte Angewohnheit machen.«

Bei den letzten Worten lachte er; etwas, was bei Bach nun wirklich höchst selten vorkam. Trotzdem konnte ich mich nur zu einem neuerlichen, sehr nervösen Grinsen zwingen. »Ganz bestimmt nicht«, versprach ich.

»Da kommt Kimberley.« Bach deutete mit einer Kopfbewegung auf einen Punkt hinter mich. Als ich seinem Blick folgte, erkannte ich Kim, die mit schnellen Schritten auf uns zukam.

»Richten Sie ihr aus, dass Hertzog noch einmal mit ihr reden möchte«, sagte Bach. »Heute oder morgen, wenn es geht. Machen Sie es gut, John. Und erholen Sie sich.«

Er ging. Ich starrte ihm verdutzt nach - ich wusste noch immer nicht, was er eigentlich hier gesucht hatte - und wagte erst, erleichtert aufzuatmen, als er nicht nur außer Hör -, sondern auch außer Sichtweite war. Meine Knie zitterten immer noch. Hätte er auch nur eine einzige entsprechende Bemerkung gemacht, hätte ich mich wahrscheinlich verplappert. Ich war für solche Sachen nicht gemacht.

Kimberley auch nicht, denn als sie neben mir anlangte und ich mich zu ihr herumdrehte, sah ich, dass auch sie kreidebleich geworden war. »War das ... Bach?« fragte sie stockend.

Ich nickte.

»Was wollte er?«

»Keine Ahnung. Ich glaube, es war nur Zufall.« Ich atmete hörbar ein. »Wie ist es gelaufen?«

»Ich habe den Brief abgegeben«, sagte Kim. »Mehr weiß ich nicht.« Sie zögerte einen Moment, dann: »Aber ich habe gehört, dass Kennedy heute Nachmittag ziemlich viel telefoniert haben soll. Und es kamen eine Menge unangemeldeter Besucher.«

Trotz allem löste Kims Nachricht bei uns fast so etwas wie - gedämpfte - Euphorie aus, die sich natürlich als vollkommen verfrüht erwies. Ich weiß nicht, was wir erwarteten; wir waren jung, naiv und voller Enthusiasmus, und natürlich unterstellten wir ganz selbstverständlich, dass der Rest der Welt ebenso funktionierte. Was er natürlich nicht tat.

Der Tag verstrich, ohne dass irgendetwas geschah. Damit hatten wir gerechnet. Auch, dass sich am nächsten Tag weder der Himmel auftat, um uns zu verschlingen, noch ein Helikopter des Präsidenten in unserem Vorgarten landete, um Kim und mich zu einer Privataudienz bei den Kennedys abzuholen.

Doch auch der dritte, der vierte und noch eine ganze Reihe weiterer Tage verstrichen, ohne dass unser Alleingang auch nur die allergeringste Wirkung zu zeigen schien: Kim und ich gingen weiter ganz normal in unsere Büros, ich hatte mehr oder weniger regelmäßige Treffen mit Bach oder anderen Majestic-Mitarbeitern, und unser Leben verlief weiter nach den Regeln praktizierter Paranoia. Mit jedem Tag, der verstrich, erschien es mir zwar weniger wahrscheinlich, dass Bach irgendetwas gemerkt hatte, oder er sich gar die Mühe machte, unsere Wohnung abhören zu lassen, aber wir blieben vorsichtig. Was zur Folge hatte, dass unser Leben zur Hölle wurde. Nach einer Woche gab es mit Ausnahme Kimberleys niemanden mehr, dem ich wirklich traute, und kurz vor Ablauf der zweiten ertappte ich mich dabei, den Salzstreuer in einem Restaurant herumzudrehen und nachzusehen, ob auch kein Mikrofon darunter verborgen war. Weder Kimberley noch ich hätten es damals zugegeben, aber Tatsache war, dass wir unter dem Druck zu zerbrechen begannen. Wir stritten uns immer öfter, und längst nicht mehr alle dieser Streitigkeiten waren für die - möglicherweise realen, möglicherweise auch nur eingebildeten - Mikrofone in unserer Wohnung bestimmt. Auch, wenn ich es damals selbst vor mir selbst verleugnete, aber heute ist mir klar, dass wir den Druck allerhöchstens noch eine oder zwei weitere Wochen ausgehalten hätten.

Sechzehn Tage nach meinem Einbruch in Bachs Haus und Kimberleys Alleingang im Oval Office legte sie mir beim Frühstück schweigend eine zusammengefaltete Ausgabe der Washington Post vor. Eine der Kleinanzeigen war mit einem roten Kringel markiert:

62er Chevy, Cabriolet, weiß/rot,

guter Zustand, Weißwandreifen, Radio

nur an Liebhaber abzugeben. Preis VB

Tel.: 555-7569 Mr. Robert

»Das ... klingt interessant«, sagte ich, zögernd, aber trotzdem laut und in Richtung der potenziellen Mikrofone.

»Das ist doch genau der Wagen, den du immer wolltest, oder?« fragte Kimberley. »Warum rufst du nicht einfach an?«

»Es steht kein Preis dabei.« Ich sah Kimberley fragend, aber auch misstrauisch an. Sie nickte, allerdings nur andeutungsweise. »So etwas stimmt mich immer misstrauisch.«

»Das kannst du mit einem Anruf herausfinden«, antwortete sie. Sie lachte. »Komm schon. Du hast mir noch nie etwas vormachen können. Ich weiß doch, wie sehr du dir so einen Wagen wünschst. Und jetzt, wo du den neuen Job hast, verdienst du auch genug.«

»Kein Grund, es aus dem Fenster zu werfen, oder?«

»Aber genug für ein Telefongespräch«, erwiderte Kimberley lachend. »Nun mach schon. Ich habe keine Lust, mir die nächsten sechs Monate dein langes Gesicht anzusehen, jedes Mal, wenn ein solcher Wagen bei uns vorbeifährt.«

Ich seufzte, ließ noch eine Schamsekunde verstreichen und gab dann auf. Lautstark mit der Zeitung raschelnd, ging ich zum Telefon, wählte die Nummer und lauschte drei- oder viermal auf das Freizeichen, ehe sich ein Gebrauchtwagenladen im Süden der Stadt meldete.

»Guten Morgen«, meldete ich mich. »Ich rufe wegen des Wagens an. Könnten Sie mich mit Mister Robert verbinden?«

»Geht es um den Chevy?« fragte eine Frauenstimme. Ohne meine Antwort abzuwarten, fuhr sie fort: »Ich verbinde Sie mit Mister Robert. Wie war noch gleich Ihr Name?«

»Loengard«, antwortete ich. »John Loengard.«

»Einen Moment bitte.«

Kim sah mich durchdringend an, während ich mit konzentriertem Gesichtsausdruck in den Hörer lauschte. Sie beherrschte sich meisterhaft und gab weder einen Laut von sich, noch gestikulierte sie herum oder tat sonst irgendetwas Auffälliges. Aber hinter ihrer Stirn arbeitete es sichtbar. Sie war mindestens so aufgeregt wie ich, wenn nicht mehr.

Nach einer Ewigkeit - die vermutlich nicht einmal eine Minute gedauert hatte - meldete sich die Frauenstimme erneut. »Mister Loengard? Es tut mir leid. Mister Robert ist im Moment nicht zu sprechen. Aber er lässt Ihnen ausrichten, dass Sie in einer halben Stunde vorbei kommen könnten, um sich den Wagen selbst anzusehen.«

»Eine halbe Stunde? Ich muss ...«

»Leider ist das der einzige Termin, den wir heute noch haben«, unterbrach sie mich. »Sie verstehen - bei einem solchen Wagen gibt es eine Menge Interessenten. Kann ich Sie also in Mister Roberts Terminkalender eintragen?«

Ich tat so, als müsse ich überlegen, dann seufzte ich mit gespielter Resignation. »Also gut. Ich komme dann zwar zu spät ins Büro, aber vielleicht lohnt es sich ja.«

»Ganz bestimmt, Mister Loengard.«

Ich notierte mir die Adresse, die mir die Sekretärin durchgab, hängte ein und drehte mich zu Kim herum, während ich den Zettel in der Jackentasche verschwinden ließ. »Ich fürchte, ich kann dich heute nicht ins Weiße Haus fahren«, sagte ich. »Ich soll in einer halben Stunde da sein. Ansonsten gibt es andere Interessenten.«