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»Mister Robert«, sagte Bennet. Er deutete mit einer einladenden Geste auf den einzigen freien Stuhl vor dem Schreibtisch, ging wieder zur Tür und blinzelte mir im Hinausgehen zu. »Ich suche dann schon einmal die Schonbezüge heraus«, sagte er. »Sagen Sie, John - welche Farbe mag Ihre Frau am liebsten?«

»Es ist gut, Nelson«, mischte sich eine Stimme aus den Schatten jenseits des Schreibtischs ein. »Ich rufe Sie dann, wenn wir uns handelseinig werden.«

Bennet ging ohne ein weiteres Wort. Die Gestalt hinter dem Schreibtisch lachte ganz leise, dann beugte sie sich vor - ich war sicher, nicht durch Zufall so, dass ihr Gesicht dabei weiter unsichtbar blieb - und schob mir ein eng maschine-geschriebenes Blatt über die Tischplatte zu.

»Lesen Sie das, Mister Loengard. Oder tun Sie wenigstens so, als ob Sie es lesen.«

Ich griff gehorsam nach dem Blatt, versuchte aber trotzdem weiter, die Schatten auf der anderen Seite des Raumes mit Blicken zu durchdringen. Meine Augen gewöhnten sich allmählich an das Halbdunkel, das hier drinnen herrschte. Die Jalousien waren halb zugezogen, so dass der Großteil des Tageslichtes ausgesperrt blieb. Wer immer von draußen hereinzusehen versuchte, konnte unmöglich die Gesichter der Menschen erkennen, die sich hier drinnen aufhielten.

»Mister ...?«

»Robert«, sagte die Gestalt. »Robert reicht vollkommen. Mein Bruder konnte leider nicht persönlich kommen, Mister Loengard. Ich hoffe, Sie haben Verständnis dafür.« Er wedelte mit der Hand. »Lesen Sie den Kaufvertrag, John. Und regen Sie sich ein bisschen auf. Der Preis ist der reine Wucher.«

Endlich erkannte ich die Stimme. Ich hatte sie unzählige Male gehört - im Radio, im Fernsehen, aber auch schon wirklich. Robert Kennedy war kein Stammgast im Capitol, aber dann und wann sah man ihn doch. Mein Herz begann zu klopfen, und meine Hände wurden feucht.

»Mister Kennedy?« fragte ich fast ehrfürchtig.

»Der Besitzer dieses Ladens heißt tatsächlich Robert«, antwortete Kennedy. »Einer der Gründe, aus dem ich diesen Treffpunkt vorgeschlagen habe. Der andere ist natürlich Nelson. Der Kerl ist einfach unglaublich!« Er lachte leise, dann fügte er hinzu: »Glauben Sie es, oder nicht, aber er hat es tatsächlich geschafft, selbst mir einen Wagen anzudrehen. Ich habe meinem Bruder bereits vorgeschlagen, ihn ins Außenministerium zu berufen. Ich bin sicher, er würde den Russen binnen eines Jahres die Rote Armee abschwatzen und sie dazu überreden, alle ihre ICBMs gegen Toaster und Stereo-Radios einzutauschen. Was sagen Sie zu dem Vertrag?«

Ich warf tatsächlich einen Blick darauf und stellte fest, dass Kennedy die Wahrheit gesagt hatte: Der Preis war Wucher.

»Glauben Sie, dass wir beobachtet werden?« fragte ich.

Kennedy zuckte mit den Schultern und zündete sich eine Zigarette an, die er in den Aschenbecher vor sich legte und während des gesamten übrigen Gesprächs nicht mehr anrührte. »Ehrlich gesagt, nein«, antwortete er. »Aber man kann nicht vorsichtig genug sein. Vor allem nicht nach dem, was Sie zu berichten haben. Das ist unglaublich.«

»Aber es ist die Wahrheit«, versicherte ich. »Ich weiß, wie meine Geschichte klingen muss, aber ich schwöre Ihnen ...«

»John!« Kennedy unterbrach mich mit einer Handbewegung. »Ich habe nicht gesagt, dass ich Ihnen nicht glaube. Es fällt mir schwer, zu glauben, dass so etwas wirklich geschieht, aber das ist etwas anderes.« Er schüttelte den Kopf. »Ich muss mich entschuldigen, dass es eine Weile gedauert hat, bis wir uns bei Ihnen melden konnten. Aber Sie werden verstehen, dass wir gewisse ... Nachforschungen anstellen mussten.«

»Selbstverständlich.«

»Wir haben einige unserer besten Wissenschaftler auf dieses sonderbare Stück Metall angesetzt, das Sie meinem Bruder zugespielt haben«, fuhr Kennedy fort. »Natürlich sind die Untersuchungen bisher noch nicht abgeschlossen, aber wie es aussieht, kann niemand sagen, woraus das Zeug besteht. Ich weiß nicht, ob es von einem anderen Planeten stammt oder vielleicht aus Russland oder der Mongolei - aber wir haben es nicht hergestellt.«

»Bach hat ein ganzes Schiff aus diesem Material«, sagte ich. »Und vielleicht nicht nur eines.«

»Das ist der zweite Punkt«, seufzte Kennedy. »Captain Frank Bach ... Ist Ihnen eigentlich klar, wen Sie da belasten, John? Der Mann ist ein Held. Vorsichtig ausgedrückt.«

»Er ist ein Wahnsinniger«, antwortete ich. »Und er ist ein Verräter.«

»So, wie alle anderen auch, deren Namen auf der Liste stehen, die Sie dem Präsidenten zugespielt haben?«

Kennedys Gesicht blieb im Schatten weiter unsichtbar, aber ich konnte fast körperlich spüren, wie er mich anstarrte. Mein Herz schlug schneller, und ich konnte plötzlich nicht mehr still sitzen und begann unbehaglich auf meinem Stuhl hin und her zu rutschen. Trotzdem nickte ich. »Es ist die Wahrheit.«

Robert Kennedy schwieg fast zehn Sekunden. Eine Ewigkeit. Dann seufzte er. »Wissen Sie, was das Schlimmste an der ganzen Situation ist, John?« fragte er. »Ich glaube Ihnen.«

»Sie ...«

»Ich sagte Ihnen doch: Wir haben gewisse ... Nachforschungen angestellt. Nicht nur, was dieses angebliche UFO-Metall angeht. Natürlich konnten wir in der Kürze der Zeit nicht alles überprüfen, aber einige Punkte schon. Die Ergebnisse, zu denen wir gekommen sind, sind ... beunruhigend.«

»Es ist ungeheuerlich«, sagte ich.

»So kann man es auch ausdrücken, ja«, pflichtete mir Kennedy bei. »Um so wichtiger ist es, dass wir jetzt richtig reagieren. Mein Bruder hat mich gebeten, mich selbst um die Angelegenheit zu kümmern, weil er einfach nicht mehr weiß, wem er noch vertrauen kann, und wem nicht. Ehrlich gesagt, geht es mir nicht viel anders. Noch vor einer Woche hätte ich einem Mann wie Frank Bach mein Leben anvertraut. Johnson, Rockefeller, General Brown ... wie viele mögen es noch sein?«

»Ich habe nur die wichtigsten Namen aufgeschrieben, Sir«, antwortete ich. »Ich kann die Liste aus dem Gedächtnis komplettieren. Natürlich kenne ich nicht alle Mitarbeiter von Majestic. Ich bin nur ein kleines Rädchen. Sie hatten mich nur als Köder vorgesehen. Ich glaube nicht, dass sie mir alles erzählt haben.«

»Aber vielleicht werden sie das noch«, sagte Kennedy.

Es dauerte eine Sekunde, bis ich begriff, was er meinte. »Sir?«

»Ich weiß, dass Sie raus wollen, John«, fuhr Kennedy fort. »Und ich kann das verstehen - vor allem nach dem, was Ihnen und Ihrer Verlobten zugestoßen ist.«

Ich starrte ihn an. Von dem Zwischenfall mit Kimberley hatte in meinem Bericht kein Wort gestanden.

»Aber es geht nicht«, fuhr Kennedy fort. »Noch nicht. Das begreifen Sie doch, oder?«

»Ehrlich gesagt, nein«, antwortete ich zögernd - obwohl ich natürlich sehr genau verstand, was er meinte.

»Hier ist weder der richtige Ort, noch haben wir die Zeit, alle Details zu besprechen. Wir werden das in kürzester Zeit nachholen, das verspreche ich Ihnen. Mein Bruder wird selbst mit Ihnen reden - zusammen mit einigen anderen Leuten, die wir ins Vertrauen ziehen werden. Noch haben wir es nicht getan. Wie gesagt: Wir wissen selbst nicht, wem wir noch trauen können, und wem nicht. Bisher wissen nur John, ich selbst und ein einziger Eingeweihter von der Geschichte, und ich gebe Ihnen mein Wort, dass wir uns die, die wir noch einweihen werden, sehr, sehr gründlich ansehen. Aber wir brauchen noch ein wenig Zeit. Und wir brauchen Sie, John, und zwar genau dort, wo Sie jetzt sind. Bach vertraut Ihnen.«

Ich starrte ihn an, und obwohl ich mir Mühe gab, mir meine wahren Gefühle nicht anmerken zu lassen, mussten sie sich wohl recht deutlich auf meinem Gesicht abzeichnen, denn nach ein paar Sekunden seufzte Kennedy tief und fügte in verändertem Tonfall hinzu: »Ich weiß, was ich Ihnen da zumute, John. Aber Sie sind unglaublich wichtig für uns. Wichtiger, als Sie vielleicht selbst ahnen.«