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Der Stillstand der Sonne

Im Buch Josua (10,12-14) gibt es eine Beschreibung kosmischer Ereignisse, die bisher Anlaß zu den verschiedensten Spekulationen gab:

». Sonne, bleib stehen über Gibeon und du, Mond, über dem Tal von Ajalon! - Und die Sonne blieb stehen, und der Mond stand still, bis das Volk an seinen Feinden Rache genommen hatte . Die Sonne blieb also mitten am Himmel stehen, und ihr Untergang verzögerte sich, ungefähr einen ganzen Tag lang. Weder vorher noch nachher hat es je einen solchen Tag gegeben .« Auslegungen dieser Bibelstelle gibt es genug. Es lohnt sich nicht diese zu diskutieren, da keine Interpretation im Sinne unseres wis-senschaftlichen Weltbildes auch nur annähernd glaubwürdig sein kann. Wenn die Darstellung in der Bibel richtig sein sollte, muß die Erdrotation für fast einen Tag ausgesetzt haben, denn die Sonne wird keine außergewöhnlichen eigenen Bewegungen ausgeführt haben. Mit einem gleichmäßigen Ablauf unserer Erdgeschichte kann man diese Aussage auf keinen Fall zur Deckung bringen. Es gibt eigentlich nur zwei, unter extremen Gesichtspunkten auch drei Möglichkeiten.

Wenn man den Bericht über den Stillstand der Sonne so auslegt, daß die Sonne zwar fast einen Tag am Himmel stand, sich jedoch während dieser Zeit trotzdem etwas bewegte, kann man eine Übereinstimmung mit dem bisher von mir beschriebenen Szenario während der Sintflut feststellen. Falls die Erdachse durch ein Ereignis stark in Richtung der Sonnenbahn ausgelenkt wurde und die Sonne nicht am Horizont verschwand, dann dauerte ein Tag eben länger als 24 Stunden. Für den menschlichen Beobachter wird die Sonne in diesem Fall in eine andere Richtung verschoben, um danach wieder ihren gewohnten Weg über das Firmament aufzunehmen. Am Wendepunkt der Pendelbewegung gibt es den bekannten Effekt eines gewissen Stillstandes der Bewegung als optische Täuschung.

Nimmt man die zitierte Bibelstelle wörtlich und billigt der Sonne überhaupt keine Bewegung - also völliger Stillstand - zu, ergibt sich ein ganz anderer Aspekt. In diesem Fall muß die Erdrotation für fast einen Tag tatsächlich zum Stillstand gekommen sein. Wenn sich die Erde danach aufgrund physikalischer Kräfte entgegengesetzt drehen würde, könnte man leicht die alten Überlieferungen über die gegenläufigen Sonnenbahnen erklären.

Die Folgen des Stillstands der Erdrotation wären wahrscheinlich verheerend. Deshalb ist die erste Version die vielleicht glaubwürdigere, insbesondere da entsprechend alle anderen Phänomene erklärt werden können. Das schließt eine Änderung der Umdrehungsgeschwindigkeit der Erde nicht aus. Aber eventuell stimmt auch die zweite Variante .

Wie ich schon an anderer Stelle ausführte, dreht sich die Erde wie ein rotierender Kreisel. Die Erdachse kann theoretisch beliebig weit bis in die Bahnebene gekippt werden, wie es heutzutage beim Planeten Uranus der Fall ist. Unter diesen Voraussetzungen ergibt sich der optische Eindruck des Anhaltens oder gar der Rückläufigkeit der Sonnenbahn, ganz im Einklang mit der zitierten Bibelstelle. Auf der einen Seite der Erdkugel wäre eine längere Phase der Dunkelheit zu beobachten gewesen, während auf der anderen Erdseite der Tag entsprechend länger dauerte.

Ab einem gewissen Maß des Neigens (über 90 Grad) der Erdachse verschwindet die Sonne am Horizont und geht für die Menschen auf der entgegengesetzten Seite des Globus außerplanmäßig auf. In diesem Fall bewegt sich die Sonne für den Betrachter entgegengesetzt zu ihrer üblichen Bahn! Ost und West werden vertauscht! Für einen Beobachter auf dem Planeten Venus geht die Sonne beispielsweise auch heutzutage im Westen auf, da sie sich retrograd, also entgegengesetzt zum Drehsinn unseres Sonnensystems und damit unserer Erde dreht.

Wenn man vielen uralten Überlieferungen glauben mag, muß der Vorgang einer anscheinend wechselnden Sonnenbahn mindestens zweimal abgelaufen sein. Warum sollte die Erde nicht mehrmals hintereinander eine starke Auslenkung ihrer Achse erfahren haben? Eigentlich muß es sogar so sein, da durch eine anfänglich heftige Auslenkung eine Pendelbewegung entsteht. Von der Seite, also zweidimensional betrachtet, schwang die Erdachse und damit die ganze Erdkugel hin und her.

Die zweite Pendelbewegung war zwar nicht mehr so heftig wie die ursprüngliche, reichte aber zur Erzielung des Effekts der gegenläufigen Sonnenbewegung auch noch aus: Die Sonne ging immer noch im Westen auf. Bei der dritten Schwingung verschwand die Sonne dann in der Folge vielleicht nicht mehr hinter dem Horizont, sondern irrte auf bis dahin nicht gekannten Bahnen über das Firmament. Jedoch ging die Sonne wieder wie ursprünglich im Osten auf und im Westen unter.

Eine wesentliche Störung des Drehmoments der Erde fand nicht statt. Die Umlaufbahn der Erde um die Sonne wurde wahrscheinlich weiter nach außen verlagert, und die Dauer der Umlaufzeit erhöhte sich von 360 auf 365 Tage. Dies belegen die alten antiken

Kalender. Auch die Geschwindigkeit der Erdumdrehung wurde verlangsamt. Hierdurch veränderten sich zwar die physikalischen Gegebenheiten auf der Erde, jedoch überlebte unser Planet diese Katastrophe.

Wenn die Bibel recht hat und die bisherigen Ausführungen richtig sind, muß auf der entgegengesetzten Seite der Erde fast einen ganzen Tag Dunkelheit geherrscht haben. Zecharia Sitchin fand heraus, daß ein entsprechendes Ereignis bei den Andenvölkern dokumentiert ist. Dort wird berichtet, daß die Sonne zwanzig Stunden, also fast einen ganzen Tag, wegblieb. Dieses Ereignis soll während der Regierungszeit von »Titu Yupanqui Pachacuti II.«, dem fünfzehnten Monarchen in alter Zeit, stattgefunden haben. Zecharia Sitchin glaubt, daß beide Ereignisse zur selben Zeit stattfanden, und datiert dieses Ereignis auf ungefähr 1400 v. Chr.92 Unabhängig voneinander sind zwei anscheinend unglaubhafte Beschreibungen eines gegensätzlich erscheinenden Phänomens als richtig erwiesen worden.

Mehrere Katastrophen

In der vorchristlichen Zeit scheinen große Veränderungen vor sich gegangen sein. Es ist fraglich, ob man alle Ereignisse in einen Zeitrahmen von wenigen hundert Jahren zusammenfassen kann. Die Sintflut ereignete sich frühestens vor 10 000 Jahren. Es ist jedoch auch möglich, daß diese Katastrophe 4000 Jahre später stattgefunden hat. Dadurch wäre die große zeitliche Lücke bis zum Beginn der ersten uns bekannten Hochkultur um ungefähr 3500—3000 v. Chr. besser geschlossen und würde weniger als 1000 Jahre gedauert haben. Das Rätsel, warum fast alle uns bekannten Hochkulturen ungefähr zum gleichen Zeitpunkt entstanden, wäre aus dieser Sichtweise logisch gelöst.

In diesem Zusammenhang möchte ich nochmals deutlich zum Ausdruck bringen, daß die Erde nach der weltweiten Sintflut mehrfach durch entsprechende Katastrophen getroffen wurde. Die schwan-kende Erdachse und ein wahrscheinlich nicht komplett abgeschlossenes oder sich wiederholendes kosmisches Ereignis wirkte auch nach der Sintflut fort. Es lassen sich mehrere entsprechende Ereignisse herausfiltern, speziell für das 8. und 15. vorchristliche Jahrhundert.

Velikovsky merkt an: »In der Mitte des zweiten Jahrtausends vor der Zeitenwende machte die Erdkugel zwei Verlagerungen durch, und im 8. Jahrhundert oder 7. Jahrhundert drei oder vier weitere. In dem dazwischenliegenden Zeitraum verschoben sich auch die Umlaufbahnen von Mars, Venus und unserem Mond.«93 Eine Untersuchung des zeitlichen Ablaufs des gesamten Katastrophengeschehens würde den Rahmen dieses Buches sprengen. Wichtig ist es herauszustreichen, daß es vor diesen Ereignissen einen regelrechten Weltuntergang (Sintflut) gab. Gleichzeitig wird aber ein schubweiser Ablauf kataklysmi scher Vorgänge deutlich. Die von mir in diesem Buch beschriebenen Szenerien sind in bestimmter oder abgeschwächter Form mehrfach in größerem Rahmen abgelaufen. Die dadurch entstehenden Schichtungen der Erdkruste und des Eises der Polkappen sind demzufolge innerhalb weniger Jahre schubweise entstanden und nicht stetig über einen langen Zeitraum von Millionen Jahren hinweg. Dieser Umstand und die Feststellung, daß es überhaupt einen förmlichen Weltuntergang in Form der globalen Sintflut vor relativ kurzer Zeit gegeben hat, widerspricht aber grundsätzlich den Gleichförmigkeitstheorien von Lyell und Darwin und damit unserem Weltbild.