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Sicherlich ist die Geologie neben der Astronomie eine der ältesten Wissenschaften der Welt, aber im Laufe der Jahrtausende wurden auch die Ansichten und damit das jeweils aktuelle Weltbild ständig gewechselt. Aus diesem Grund gehört die Geologie trotz ihrer langen Vergangenheit nicht zu den exakten Wissenschaften.

Lange Zeit betrachtete man Fossilien als Laune der Natur. Da versteinerte Muscheln auch in höheren Gebirgsgegenden der ganzen Welt gefunden wurden, betrachtete dies die Kirche als sicheren Beweis für die Sintflut der Bibel. Noch im achtzehnten Jahrhundert wurden diese Funde von dem französischen Schriftsteller Voltaire (1694-1778) im Sinne der damals keimenden Aufklärung interpretiert: Es handele sich um Gegenstände, die von Pilgern verloren worden waren. Bis zu diesem Zeitpunkt herrschte die Meinung vor, daß die Sintflut tatsächlich stattgefunden hat und für die Bildung aller Fossilien der Erdgeschichte verantwortlich war. Nachdem bereits Herodot vor 2000 Jahren in den Fossilien versteinerte Schalen von Meerestieren erkannte und daraus auf vom Meer überflutete Gebiete schloß, wurde die Bibel spätestens seit dem dritten nachchristlichen Jahrhundert wörtlich ausgelegt. Die Interpretation der Bibel läßt nur den Schluß auf eine oder mehrere große Katastrophen zu. Auch der deutsche Reformator Martin Luther (1483-1546) war im Sinne der kirchlichen Lehre von der alles verschlingenden Sintflut überzeugt und bewegte sich damit im Rahmen der wissenschaftlichen Auffassungen zu jener Zeit. William Buckland war einer der letzten Verfechter dieser Ansicht und stellte die alte Lehrmeinung 1823 in seinem Buch »Beobachtungen über die geologischen Erscheinungen, die eine universelle Flut erzeugen« vor.

Im Jahr 1812 wurde die Katastrophenlehre von Georges Cuvier (1769-1832) vorgestellt. Sie zeichnete sich durch eine Anerkennung von mehreren Sintfluten während der ganzen Erdgeschichte aus, die jeweils abrupte Umwälzungen der Tier- und Pflanzenwelt mit sich brachten.

Leonardo da Vinci (1452-1519) definierte erstmals die Grundprinzipien der modernen Geologie und war von der unendlich langen Entstehungsgeschichte der Fossilien als Überreste von Meerestieren überzeugt. Bei einer derartigen Betrachtungsweise fällt die Sintflut als Erklärung für die Entstehung der Fossilienschichten weg. Langsam setzte sich die Meinung durch, daß es sich bei der Sintflut nur um ein regionales Phänomen gehandelt hat und nicht um eine universelle Sintflut. Die Kirche folgte leider dieser Meinungsänderung.

Bis zum heutigen Tag herrscht die 1830 von Lyell vorgestellte Doktrin von der sich über die Erdzeitalter kaum verändernden Welt vor und stellte einen Sinneswandel zu den bis zu diesem Zeitpunkt vorherrschenden Katastrophentheorien dar und verdrängte diese schließlich völlig. Die Theorie von Lyell vertritt strikt die Alleinwirksamkeit winziger aktueller Kräfte an der Veränderung der Erdoberfläche und läßt keinen Raum für kataklysmische Großereignisse.

Die aus diesem Gedanken gefolgerte langsame, gleichmäßige und kaum wahrnehmbare Entwicklung der Erde und aller Geschöpfe entspricht dem Darwinismus, was sich auch in der KontinentaldriftTheorie von Alfred Wegener widerspiegelt. Beispiele für diese Theorie sind die angeblich langsame Erosion der Täler durch Flüsse und Hebung des Geländes von wenigen Millimetern pro Jahr, was aber unter Berücksichtigung der langen Erdgeschichte zur Bildung von Gebirgen führt.

Im Verlauf der letzten Jahre wurde jedoch nicht mehr ausgeschlossen, daß die uniforme Entwicklung der Erde, die das geologische Normalgeschehen darstellen soll, durch eine äußerst seltene Katastrophe unterbrochen worden sein könnte. Ein weltweiter Einfluß eines solchen Ereignisses wurde jedoch erst durch den Nobelpreisträger Alvarez in geologischen Kreisen ansatzweise denkbar und somit hoffähig gemacht.

Mit den eingehenden Untersuchungen von Alvarez erlebt die Katastrophentheorie von Cuvier nach knapp zweihundert Jahren eine nie für möglich gehaltene Auferstehung. Dieser neuen Sichtweise der Geologie ist auch die Erforschung der durch einen Impakt entstehenden Begleit- und Folgeerscheinungen zu verdanken. Der Uniformismus eines Lyell wird durch die neuen Untersuchungen zumindest eingeschränkt, während der Darwinismus jedoch beibehalten wird. Die Entwicklung der Arten soll durch einschneidende Ereignisse nur untergeordnet beeinträchtigt worden sein. Durch dann jedoch auftretende Mutationen soll eine Weiterentwicklung der Arten erfolgt sein. Da ich auf dieses Thema noch näher eingehen werde, möchte ich an dieser Stelle nur darauf hinweisen, daß sprunghafte oder auch stetige Fortent-wicklungen der Arten durch einschneidende globale Katastrophen zumindest in Frage gestellt sind. Gerade eine gleichförmige Entwicklung war ja per eigener Definition die Voraussetzung für eine Evolution.

Sintflutmythen

Sagen und Mythen wurden lange Zeit in die Nähe von Märchen gerückt. In letzter Zeit hat man entdeckt, daß die in den Überlieferungen beschriebenen Ereignisse früher falsch interpretiert wurden, da es keine entsprechenden Erkenntnisse und wissenschaftlichen Forschungen in diesen Bereichen gab.

Die falsche Deutung der Mythen entstand durch die anscheinend krassen Widersprüche der überlieferten Berichte. Viele der früheren Ereignisse wurden aus diesem Grund durch zeitliche Zwischenräume getrennt, so daß unabhängige Geschichten entstanden. Winter, Hitze und Flut waren ganz einfach Phänomene, die schlecht miteinander verknüpft werden konnten. Die Forschung der letzten Jahre beschreitet aber neue Wege und gewinnt andere Erkenntnisse, wie die Geologen Tollmann ausführen:

»Für uns Geologen liefert aber gerade diese Kombination von Weltenbeben, Sintbrand, Sintflut, Sintnacht und Sintfrost, die in den meisten Sintflutberichten als sehr eng miteinander verknüpft dargestellt werden, eine logische Grundlage für ihre natürliche Erklärung. Diese merkwürdige Kopplung von scheinbar widersprüchlichen Naturerscheinungen ist durch die geologischen Forschungen der achtziger Jahre am Beispiel des Dinosaurier-Impaktes sehr genau herausgearbeitet worden .,.«110

Die Mythen müssen je nach der geographischen Lage der von den alten Völkern besiedelten Gegenden unterschiedlich sein. Bei den Bewohnern des Nordens - Eskimos, Nordindianer, Nordgermanen - und des Südens - in Feuerland sowie der Hochländer - muß der Sturzregen schnell in kräftige Schneefälle übergegangen sein. Einem Impaktwinter zu Herbstbeginn auf der nördlichen Halbkugel muß ein entsprechend harter Winter auf der Südhalbkugel zum Frühlingsbeginn gegenüberstehen. Anhand der jeweils in den Mythen beschriebenen Ereignisabläufe und anderer Mechanismen, wie der Überprüfung in geologischer und ethnologischer Hinsicht, kann man den Wahrheitsgehalt der Überlieferungen überprüfen.

Auch Beschreibungen rein lokaler Katastrophen aufgrund fehlender Impaktmerkmale und durch Missionare verfälschte oder aufgepfropfte Teile in den Erzählungen - oft in Zusammenhang mit der Arche Noah - lassen sich auf diese Weise neutralisieren.

Die Auswertung der Mythen half auch bei der Bestimmung der Art des Sintflut-Impaktes und den Ablauf des gesamten Geschehens mit den entsprechenden Folgewirkungen. Die uns bekannteste Version der Sintflut ist in der »Offenbarung des Johannes« (6,12-15) wahrscheinlich im Jahr 96 n. Chr. aufgezeichnet: »Da entstand ein gewaltiges Beben. Die Sonne wurde schwarz wie ein Trauergewand, und der Mond wurde wie Blut. Die Sterne des Himmels fielen auf die Erde ... der Himmel verschwand wie eine Schriftrolle ... alle Berge und Inseln wurden von ihrer Stelle weggerückt ... alle Sklaven und Freien verbargen sich in Höhlen und Felsen der Berge.«

Es wird ein Teilbereich des Ablaufs nach einem Impakt deutlich beschrieben: Erdbeben beim und nach dem Einschlag, Verdunkelung der Sonne und des Mondes durch den in die Atmosphäre geschleuderten Staub, teilweise oder zu Beginn rötlicher Schein des Himmels, bedingt durch an Staubteilchen angereicherte Wassertröpfchen und Kristalle, sowie das Herabfallen von Kometen- oder Planetoidensplittern. Das oft beschriebene Herabstürzen der Sterne kann auch als Effekt einer Verschiebung der Erdachse gesehen werden. Für die Menschen bewegt sich in diesem Fall nicht die Erde, sondern im Gegenteil, die Sterne scheinen eine Bewegung auszuführen. Das Verstecken der Menschen in Höhlen und Spalten wird durch die bereits beschriebenen Massengräber der verschiedenen Tierarten bestätigt und ist als Schutzsuche vor einer hereinbrechenden Katastrophe anzusehen.