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Die Straße nach Hönefoß führt über eine Paßhöhe, die den Oslofjord vom Tyrifjord scheidet. Hinter der Höhe geht es in Nadelkurven steil hinab. Vor der ersten Kurve befindet sich eine Art Felsenterrasse, an der die Überlandwagen auf der Talfahrt haltmachen, um den Passagieren die Möglichkeit zu geben, das großartige Panorama, das sich von hier aus darbietet, zu bewundern.

Die drei Fahrer, anstatt vor Erreichen der Terrasse die Motoren zu drosseln, gaben Vollgas und ließen die Wagen über die Brüstung in die Tiefe stürzen. Sie nahmen auf diese Weise zwei Offiziere und vierundneunzig Mann des verhaßten Feindes mit sich in den Tod.

NACHSCHRIFT- Die Freiheit spricht in vielen Zungen, aber es ist immer dieselbe Sprache. Slowakische Holzarbeiter in den Karpaten und holländische Chauffeure im Bezirk von Groningen haben die gleiche Tat vollbracht wie die drei Norweger.

An dem Orte, da du geschaffen

Unter den jüdischen Partisanengruppen, deren es im sogenannten Reichs-Generalgouvernement Polen nicht wenige gab, ging zu Ende des Jahres 1943 folgende Geschichte um:

Bei der Erstürmung und Zerstörung des Warschauer Gettos, das von seinen schlechtbewaffneten und entkräfteten Bewohnern tagelang heldenmütig gegen die Panzerregimenter der Waffen-SS verteidigt wurde, zeichnete sich der Hauptsturmführer Mettemeier durch eine selbst unter seinesgleichen seltene Roheit aus. Insbesondere gefiel er sich darin, die in seine Hände geratenen Gefangenen — Verwundete, Frauen, Kinder und Greise — mit Benzin übergießen und bei lebendigem Leibe verbrennen zu lassen. Nun wird berichtet, daß bei einer solchen Hinrichtung dem Mettemeier von einem der Opfer zugerufen wurde, es werde sich an ihm das Wort des Propheten Hesekiel erfüllen: "Und ob das Schwert schon wieder in die Scheide gesteckt würde, so will ich dich doch richten an dem Orte, da du geschaffen, und in dem Lande, da du geboren bist." Worauf der Hauptsturmführer mit schauerlicher Lustigkeit entgegnet haben soll, das werde sich wohl schwer machen lassen, da er in einem treibenden Rettungsboot, an unbekannter Stelle, mitten im Ozean zur Welt gekommen sei.

Er entging dennoch nicht seinem Geschick. Eine deutsche Patrouille fand ihn kurze Zeit später erdolcht, mit einem Zettel an der Brust, auf dem nichts stand als "Hesekiel 21,30."

Der Ort aber, an dem die Leiche des Hauptsturmführers Mettemeier gefunden wurde, war eine Dunggrube.

Bericht über Bakasi

Am 13. Dezember 1945 unternahmen, laut amtlichem Bericht, britische Streitkräfte, die auf Java gelandet waren, um dem mit Hilfe der eingeborenen Bevölkerung von den japanischen Eroberern befreiten Eiland die Segnungen holländischer Kolonialherrschaft zurückzubringen (denn solches war offenbar der Sinn des kurz vorher beendeten Krieges für Freiheit und Demokratie gewesen), eine kleinere Strafexpedition, in deren Verlauf das nahe der Hauptstadt Batavia gelegene blühende Dorf Bakasi von Truppen der sechsten Fallschirmjägerdivision — genannt The Red Devils — zuerst bombardiert und dann durch Brandlegung zerstört wurde.

Diese Aktion wurde vielfach mit der Zerstörung des böhmischen Dorfes Lidice durch die Nazis verglichen. Zu Unrecht, wie das britische Kommando im Tone gerechter Entrüstung feststellte. Und in der Tat, während in Lidice nach dem Abzug der SS auch nicht ein Stein auf dem andern stand, blieben in Bakasi die Villen einiger reicher chinesischer Händler und das Ortsgefängnis unversehrt.

Allerdings müssen wir, um der Vollständigkeit willen, hinzufügen, daß die Nazis in Lidice weder ein reiches Haus noch ein Gefängnis, das sie hätten verschonen können, vorfanden.

Keiner Mutter Sühn

Zu den merkwürdigsten Aussprüchen, die je vor einem Nazigericht getan wurden, gehört ohne Zweifel die Rede der fast siebzigjährigen Altenteilbäuerin Ursula Weinzierl aus Ferlach, die zusammen mit sechsunddreißig anderen Einwohnern dieses Fleckens wegen Hoch- und Landesverrats, begangen durch Unterstützung einer über die Grenzberge ins Kärntnerische vorgestoßenen Abteilung jugoslawischer Partisanen, zum Tode durch den Strang verurteilt und auf öffentlichem Markt hingerichtet ward.

Die Weinzierl, als sie vom Vorsitzenden des SS-Schnellgerichtes aufgefordert wurde, zu erklären, welche Gründe sie dazu bestimmt hatten, einen der Partisanen bei sich aufzunehmen und für ihn sogar ihr letztes Ferkel zu schlachten, entgegnete stockend, nach einigem Überlegen, sie habe nur daran gedacht, daß er einer Mutter Sohn sei.

Auf die weitere Frage, ob denn der Ortsbauernführer, den die Partisanen mit Wissen und unter Zustimmung der angeklagten Dörfler als Gestapoagenten erschossen hatten, nicht auch einer Mutter Sohn gewesen, besann sich die Weinzierl abermals eine ganze Weile und meinte dann unter heftigem Kopfschütteln, sie habe den Ortsbauernführer immer sagen hören, daß ein Nazi von echtem Schrot weder Vater noch Mutter kenne, weshalb es ihr denn auch niemals eingefallen sei, in ihm einer Mutter Sohn zu sehen.

Nicht allzu sonderbare Geschichte, die sich zu meiner Zeit in Washington zugetragen hat

Ein dunkelhäutiger Sohn Afrikas, der in Geschäften seines Herrn, des Königs von Barotse, der seinerseits ein Untertan des Königs von England ist, nach Washington gekommen war, ließ es sich, aus Unkenntnis der örtlichen Sitten, beifallen, in einer von den Gaststätten einzukehren, die rund um das Alte Staatsdepartement herum zu finden sind.

Er hatte sich kaum in einer Ecke des Lokals niedergelassen, als der Geschäftsführer an den Tisch herantrat und wissen wollte, ob er es mit einem amerikanischen Bürger zu tun habe.

"Nein", entgegnete der Gast in beträchtlicher Verwirrung und schickte sich an, seinem Bedauern über den Umstand, daß er nicht zu den Landeskindern, den Erben und Nutznießern der freiesten Verfassung der Welt und ihrer vielgerühmten Bürgerrechte gehörte, so beredt, wie er nur konnte, Ausdruck zu geben.

Darauf der Geschäftsführer, indem er höflich abwinkte:

"Ach, da ist ja alles in Ordnung. Wollen Sie bitte dem Kellner Ihre Bestellung auftragen."

Der Gast tat wie geheißen, konnte sich aber, in seiner plötzlichen Aufwallung von Argwohn, nicht enthalten, den Geschäftsführer zurückzuhalten und zu fragen:

"Und wenn ich auf Ihre Frage, ob ich ein Bürger der Vereinigten Staaten sei, mit ja geantwortet hätte?"

"Wenn dem so gewesen wäre", lautete die ohne Zögern erteilte Antwort, "hätten Sie allerdings nicht hier bleiben können, denn dieses Etablissement steht natürlich nur Weißen (und Ausländern) offen."

Ärger

Wie verschieden sind doch die Begriffe, die sich hinter dem gleichen Wort verbergen können!

Einer der drei nationalsozialistischen Massenmörder, die bei der Wiedereinnahme von Charkow durch die Russen gefaßt und vor ein Kriegsgericht gestellt wurden, ein gewisser Hauptmann Langfeld von der Geheimen Feldpolizei, schilderte bei seiner Vernehmung, wie das ihm unterstellte Sonderkommando, um ein falsches Geständnis zu erpressen, eine ukrainische Bäuerin, die mit ihrem fünfjährigen Kind zum Besuch eines kriegsgefangenen Verwandten in die Stadt gekommen war, langsam zu Tode geprügelt hatte. Als der öffentliche Ankläger daraufhin hören wollte, was mit dem Kind geschehen war, antwortete Langfeld, nachdem er durch eine wegwerfende Gebärde seinem Erstaunen über eine solche Frage Ausdruck gegeben, daß das Kind sich an seine Mutter geklammert und laut geschrien habe. Das sei dem Unteroffizier, der die Leiche wegzuschaffen hatte, auf die Nerven gegangen. Aus Ärger habe er das Kind erschossen.

Auch der Matrose Wadim Pawlenko, dem beim Versuch, sich mit einer umgeschnallten Landmine deutschen Panzern in den Weg zu werfen, beide Beine weggerissen worden waren, auch er sprach von Ärger, als amerikanische Zeitungsberichterstatter in ihn drangen, etwas über die Beweggründe für seinen Entschluß zu sagen. Er habe das Bild eines von den Nazis vorsätzlich und mit Gründlichkeit zerstörten Obstgartens, worin sogar eine Kinderschaukel zertrümmert worden war, nicht vergessen können. "Da ist der Ärger in mich gefahren", meinte Pawlenko, "und da habe ich meinen Kameraden gesagt: Wir wollen es diesen verfluchten Nazis gründlich besorgen, damit unsere Kinder bald wieder in Frieden schaukeln können."