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«Schon gut, aber wir sind hier nicht bei der Navy. Sie können mich nicht einfach kielholen lassen oder meine Rumration einbehalten. Sie können mich nur feuern, und wenn Sie das tun, werden sich eine Menge Leute fragen, warum — was unserer Behörde nicht gerade guttun dürfte.«

«Wovon reden Sie, Charlie?«

«Nun, um einen Anfang zu machen: Ich rede nicht von dieser Anwaltskanzlei in New York, denn Sie haben recht, das ist unser Grundpfeiler, und Alex würde mit seiner unendlichen Vorstellungsgabe alles in Gefahr bringen und bis zu dem Punkt untersuchen, wo der Reißwolf einsetzt…«»Ganz meine Meinung…«»Dann haben Sie recht«, unterbrach Casset und nickte.

«Also halten wir Alex von unserem Grundpfeiler fern, so weit wie möglich, aber wir geben ihm unser Zeichen. Irgendwas, wo er sich reinhängen kann, dessen Wert er erkennt.«

Schweigen. Dann sprach Holland.»Ich verstehe kein Wort von dem, was Sie sagen.«

«Das täten Sie, wenn Sie Conklin besser kennen würden. Er weiß, daß es eine Verbindung zwischen Medusa und dem Schakal gibt. Wie haben Sie das genannt? Eine Art Selbstläufer?«

«Ich habe gesagt, daß die Strategie so perfekt war, so unumgänglich, daß sie sich verselbständigt hat. DeSole war der Katalysator, der alles vor der Zeit in Bewegung gebracht hat, sich selbst und alles, was da unten in Montserrat passiert sein mag. Was meinen Sie mit dem Zeichen, von dem Sie da reden?«

«Die Leine, Peter. Sie können Alex mit all seinem Wissen ebensowenig wie eine wildgewordene Kanone in Europa rumspringen lassen, wie Sie ihm den Namen des Anwaltsbüros in New York geben können. Wir brauchen einen geheimen Draht zu ihm, damit wir eine Ahnung davon haben, was er vorhat — mehr als eine Ahnung, wenn möglich. Jemanden wie seinen Freund Bernardine, aber jemanden, der auch unser Freund sein kann.«

«Und wo und wie finden wir den?«

«Ich habe da einen Kandidaten… Ich hoffe, hier hört niemand mit?«

«Verlassen Sie sich drauf«, sagte Holland etwas ärgerlich.»Dieses Büro wird jeden Morgen abgesucht. Wer ist der Kandidat?«

«Ein Mann in der sowjetischen Botschaft in Paris«, erwiderte Casset ruhig.»Ich glaube, mit dem können wir arbeiten.«

«Ein Maulwurf?«

«Kein Gedanke. Ein KGB-Offizier, dessen erste Priorität sich niemals ändert. Finde Carlos. Töte Carlos. Schütze Nowgorod.«

«Nowgorod…? Wo der Schakal ursprünglich ausgebildet wurde?«

«Halb ausgebildet und dann geflüchtet, bevor man ihn als Wahnsinnigen erschießen konnte. Aber da ist nicht nur ein amerikanisches Lager — das sollten wir langsam wissen. Da gibt es auch ein britisches und französisches, ein israelisches, deutsches, spanisches und Gott weiß wie viele andere noch. Dutzende von Quadratmeilen, die aus den Wäldern am Wolchow herausgeschlagen worden sind, voller Siedlungen, in denen man schwören könnte, man wäre in einem anderen Teil dieser Welt. Nowgorod ist eines der von Moskau bestgehüteten Geheimnisse. Die suchen den Schakal genauso dringend, wie Jason Borowski es tut.«

«Und Sie glauben, dieser Bursche vom KGB würde mit uns kooperieren und über Conklin informieren, wenn sie Kontakt mit ihm aufnehmen?«

«Ich kann es versuchen. Schließlich haben wir ein gemeinsames Ziel, und ich weiß, daß Alex ihn akzeptieren würde, weil ihm klar ist, wie sehr die Sowjets Carlos auf der Verlustliste fuhren möchten.«

Holland lehnte sich in seinem Sessel vor.»Ich habe Conklin gesagt, ich würde ihm in jeder Hinsicht weiterhelfen, solange unsere Jagd auf Medusa dadurch nicht gefährdet würde… Innerhalb der nächsten Stunde wird er in Paris landen. Soll ich am Diplomatenschalter hinterlegen lassen, daß er sich mit Ihnen in Verbindung setzt?«

«Sagen Sie ihm, er soll Charlie Bravo Plus One anrufen«, sagte Casset im Aufstehen und ließ den Computerausdruck auf den Schreibtisch fallen.»Ich weiß nicht, wieviel ich ihm bereits in einer Stunde sagen kann, aber ich werde mich an die Arbeit machen. Ich habe einen abgesicherten Kanal zu unserem Russen, dank einer unserer außergewöhnlichen >Beraterinnen< in Paris.«

«Geben Sie ihr einen Bonus.«

«Darum hat sie schon gebeten — mich damit belästigt, ist das passendere Wort. Sie betreibt die sauberste und exklusivste Hostessenagentur in der Stadt.«

«Warum engagieren Sie nicht alle?«fragte der Direktor lächelnd.

«Ich glaube, sieben von ihnen stehen schon auf unserer Lohnliste, Sir«, antwortete der stellvertretende Direktor mit ernsthafter Miene, die im Gegensatz zu seinen hochgezogenen Augenbrauen stand.

Dr. Morris Panov war etwas wacklig auf den Beinen, und ein strammer Marinecorporal in gestärkten Sommerkhaki s, der seinen Koffer trug, half ihm die Metallstufen des Diplomatenjets herunter.

«Wie schafft ihr es nur, nach so einem entsetzlichen Flug noch so gepflegt auszusehen?«fragte der Psychiater.

«Nach zwei Stunden Paris sieht keiner von uns mehr so gepflegt aus, Sir.«

«Manche Dinge ändern sich nie, Corporal. Gott sei Dank… Wo ist dieser verkrüppelte Delinquent, der eben noch bei mir war?«

«Er ist unterwegs, um ein Diplograph in Empfang zu nehmen, Sir.«

«Bitte wie? Was ist das nun wieder?«

«So schwierig ist es nicht, Doktor«, lachte der Marinesoldat und führte Panov zu einem motorgetriebenen Karren, komplett mit uniformiertem Fahrer und einer aufgemalten amerikanischen Flagge an der Seite.»Während unseres Landeanflugs hat der Tower dem Piloten über Funk mitgeteilt, daß eine wichtige Nachricht für ihn hinterlegt worden sei.«

«Ich dachte, er müßte mal aus der Hose.«

«Ich glaube, das muß er außerdem, Sir. «Der Corporal legte den Koffer hinten auf einen Gepäckträger und half Mo in den Karren.»Langsam, Doktor, heben Sie Ihr Bein noch ein bißchen an.«

«Das bin nicht ich«, protestierte der Psychiater. »Er ist der Mann ohne Fuß.«

«Man hat uns gesagt, Sie seien krank gewesen, Sir.«

«Nicht an meinen gottverfluchten Beinen… Tut mir leid, nichts für ungut. Ich mag einfach nicht in kleinen Röhren hundertzehn Meilen hoch am Himmel langfliegen. Aus der Tremont Avenue in den Bronx kommen nur sehr wenige Astronauten.«

«He, Sie machen Witze, Doc!«

«Was?«

«Ich bin aus der Garden Street, wissen Sie, gegenüber vom Zoo! Mein Name ist Fleishman, Morris Fleishman. Schön, mal wieder jemanden aus den Bronx zu treffen.«

«Morris?«fragte Panov und gab ihm die Hand.»Morris von den Marines? Ich hätte mit Ihren Eltern ein paar Worte wechseln sollen… Alles Gute für Sie, Mo. Und danke für Ihre Anteilnahme.«

«Kommen Sie wieder richtig auf die Beine, Doc, und wenn Sie die Tremont Avenue wiedersehen, bestellen Sie ihr Grüße von mir, okay?«

«Das tu ich bestimmt, Morris«, erwiderte Morris und hob seine Hand, als der Diplomatenkarren sich in Gang setzte.

Vier Minuten später betrat Panov, eskortiert von seinem Fahrer, einen langen, grauen Korridor, den von Formalitäten befreiten Zugang nach Frankreich für Regierungsfunktionäre aus Staaten, die beim Quai d'Orsay akkreditiert waren. Sie kamen in eine große Wartehalle, in der Männer und Frauen in kleinen Gruppen zusammenstanden und sich leise unterhielten. Klänge verschiedener Sprachen erfüllten den Raum. Beunruhigt registrierte Mo, daß Conklin nirgends zu sehen war. Er wollte sich gerade seinen! Fahrer zuwenden, als sich ihm eine junge Frau in neutraler Uniform näherte.

«Docteur?« fragte sie mit Blick auf Panov.

«Ja«, erwiderte Mo überrascht.»Aber ich fürchte, mein Französisch ist, sofern überhaupt vorhanden, ziemlich schrecklich.«

«Das ist unerheblich, Sir. Ihr Begleiter läßt ausrichten, Sie möchten hier warten, bis er zurückkommt. Es wird nicht länger als ein paar Minuten dauern, dessen war er ziemlich sicher… Setzen Sie sich doch. Darf ich Ihnen einen Drink bringen?«