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«Wissen wir, Sir«, unterbrach sein Mitarbeiter.»Wir haben ihn im Blick, und wie Ihnen vielleicht auffallen wird, parkt unsere Rückendeckung genau ihm gegenüber. Es ist ein alter Mann, der sich nur bewegt, um aus dem Fenster zu sehen.«

«Hat er ein Telefon?«

«Nein, Genosse, und sollte er seinen Wagen verlassen, wird er beschattet, damit er keinen Anruf machen kann, es sei denn, Sie geben andere Anweisungen.«

«Keine anderen Anweisungen. Danke, Sergej. Ende. «Der Russe sah Conklin an.»Der alte Mann«, sagte er.»Du hast ihn gesehen.«

«Kahler Kopf und alles, was dazugehört«, bestätigte Alex.»Er ist kein Dummkopf, er hat das schon früher gemacht, und er weiß, daß er beobachtet wird. Er kann nicht weg, weil er fürchtet, er könnte etwas verpassen, und wenn er ein Telefon hätte, wären bald noch andere unten auf der Montaigne.«

«Der Schakal«, sagte Borowski, trat einen Schritt vor, blieb stehen, erinnerte sich an Conklins Anweisung, dem Fenster fernzubleiben.»Verstehst du jetzt?«fragte Alex, an Krupkin gewandt.

«Natürlich«, räumte der KGB-Mann lächelnd ein.»Das ist der Grund, warum du eine protzige Limousine von unserer Botschaft haben wolltest. Wenn wir abgefahren sind, wird man Carlos melden, daß ein sowjetisches Diplomatenfahrzeug geschickt wurde, um uns abzuholen, und aus welchem anderen Grunde sollten wir wohl hiersein, als Madame Lavier zu verhören? Selbstverständlich befand sich in meiner Begleitung ein großer Mann, der vielleicht, vielleicht auch nicht, Jason Borowski war, und ein weiterer kleinerer Mann mit einem lahmen Bein — was bestätigt, daß es Jason Borowski war… Unsere unheilige Allianz steht daher fest und wird beobachtet, und wiederum selbstverständlich flammten während unseres barschen Verhörs von Madame Lavier die Gemüter auf, und es fielen Hinweise auf den Informanten des Schakals am Dserschinskij-Platz.«

«Wovon nur ich durch meine Verhandlungen mit Santos im Le Coeur du Soldat wissen konnte«, sagte Jason leise.»Also hat Dominique einen Beobachter — einen alten Mann aus Carlos' Armee —, um die Informationen, die sie bringt, zu decken… Ich muß sagen, heiliger Alex, dieses verschlungene Hirn in deinem Kopf hat nichts von seiner Verschlagenheit eingebüßt.«

«Ich höre einen Professor, den ich einmal gekannt habe. Ich dachte schon, er sei von uns gegangen.«

«Ist er auch.«

«Nur für eine Weile, hoffe ich.«

«Gut gemacht, Aleksej. Du bist immer noch fit. Du darfst abstinent bleiben, sosehr es mich auch schmerzt… Es sind immer die Nuancen, stimmt's?«

«Nicht immer«, widersprach Conklin schlicht und schüttelte den Kopf.»Meistens sind es dumme Fehler. Zum Beispiel hat man unserer neuen Kollegin hier, Domie, wie du sie liebevoll nennst, gesagt, man würde ihr vertrauen, aber das hat man nicht, nicht vollkommen. Also wurde jemand losgeschickt, ihr Appartement zu beobachten keine große Sache, nur eine kleine Versicherung in einem Wagen, der dummerweise nicht zu den Jaguars und Rolls-Royce in dieser Straße paßt. Also zahlen wir die kleine Versicherungspolice, und mit Glück kassieren wir die große ab. Moskau.«

«Laß mich das auf den Punkt bringen«, sagte Krupkin.»Auch wenn du auf diesem Gebiet immer sehr viel besser warst als ich, Aleksej. Ich ziehe den besten Wein den scharfsinnigsten Gedanken vor, auch wenn letztere in unseren beiden Ländern unweigerlich zu ersterem führen.«

«Merde!« rief Dominique Lavier und drückte ihre Zigarette aus.»Wovon redet ihr zwei Idioten überhaupt?«

«Sie werden es uns erzählen, glauben Sie mir«, antwortete Borowski.»Wie in verborgenen Kreisen schon allzuoft berichtet und wiederholt wurde«, fuhr der Russe fort,»haben wir vor Jahren in Nowgorod einen Wahnsinnigen ausgebildet, und schon vor Jahren hätten wir ihm eine Kugel in den Kopf geschossen, wäre er nicht entkommen. Seine Methoden würden, sollten sie von irgendeiner Regierung — besonders der beiden Supermächte — gebilligt werden, zu Konfrontationen führen, die keiner von uns jemals zulassen dürfte. Und obendrein war er ein wahrer Revolutionär, und wir, der Welt wahre Revolutionäre, haben ihn enterbt… Für sein Verständnis war es eine große Ungerechtigkeit, und das vergißt er nie. Er wird sich immer danach sehnen, an die Mutterbrust zurückzukehren, denn da wurde er geboren… Gott, all die Menschen, die von ihm ermordet wurden, womit er sich ein Vermögen verdient hat — das alles ist absolut widerlich!«

«Aber ihr habt ihn verstoßen«, sagte Jason tonlos,»und er will diesen Verstoß rückgängig machen. Er muß als der Meisterkiller anerkannt werden, zu dem er von euch ausgebildet werden sollte. Sein psychopathisches Ego ist die Basis für alles, was Alex und ich inszeniert haben… Santos sagte, er würde ununterbrochen mit dem Kader prahlen, den er in Moskau aufbaut — Immer Moskau, er ist besessen davon, das waren Santos' Worte. Der einzige Mensch, von dem er wußte, wenn auch nicht namentlich, war Carlos' Maulwurf weit oben im KGB, aber er sagte, Carlos würde behaupten, er habe noch andere in Schlüsselstellungen verschiedener mächtiger Abteilungen und daß er ihnen seit Jahren Geld zukommen lasse.«

«Der Schakal glaubt also, er schafft sich einen Kern von Anhängern innerhalb unserer Regierung«, beobachtete Krupkin.»Trotz allem glaubt er immer noch, er könnte zurückkommen. Er ist tatsächlich ein Egomane, aber er hat die russische Seele niemals verstanden. Vielleicht kann er ein paar zynische Opportunisten zeitweise korrumpieren, aber auch die werden sich absichern und im Ernstfall gegen ihn wenden. Niemand freut sich auf einen Aufenthalt in Lubjanka oder einem sibirischen Gulag. Das Potemkinsche Dorf des Schakals wird bis auf die Grundmauern niederbrennen.«

«Um so mehr Grund für ihn, nach Moskau zu eilen und die Buschfeuer zu löschen«, sagte Alex.»Was meist du damit?«fragte Borowski.»Der Brand wird mit der Enttarnung von Carlos' Mann im Dserschinskij-Platz beginnen, das weiß er. Seine einzige Möglichkeit, es zu verhindern, besteht für ihn darin, Moskau zu erreichen und einen Entschluß zu fassen. Entweder entgeht sein Informant dem Sicherheitsdienst, oder der Schakal wird ihn töten müssen.«

«Etwas habe ich vergessen«, unterbrach Borowski.»Etwas anderes, was Santos gesagt hat… Die meisten Russen auf

Carlos' Lohnliste sprechen französisch. Suchen Sie nach einem Mann, der hoch oben im Komitet sitzt und Französisch spricht.«

Krupkins Funkgerät mischte sich wieder dazwischen, zwei schrille Pieptöne, die von seiner Jacke kaum gedämpft wurden.»Ja?«»Ich weiß nicht, wie und warum, Genosse«, sagte Sergejs angespannte Stimme,»aber die Limousine des Botschafters ist gerade vor dem Gebäude vorgefahren. Ich schwöre Ihnen, ich habe keine Ahnung, was passiert ist!«

«Aber ich. Ich habe sie bestellt.«

«Aber die Botschaftsstandarten werden von jedermann zu sehen sein!«

«Ich hoffe, auch für einen aufmerksamen alten Mann in einem braunen Wagen. Wir sind gleich unten. Ende. «Krupkin wandte sich den anderen zu.»Der Wagen ist da, Gentlemen. Wo wollen wir uns treffen, Domie. Und wann?«

«Heute nacht«, erwiderte die Lavier.»Es gibt eine Ausstellung in der Galerie d'Or in der Rue de Paradis. Der Künstler ist ein junger Emporkömmling, der ein Rockstar oder so was sein möchte, aber er ist der letzte Schrei, und alle werden dasein.«

«Dann heute abend… Kommen Sie, Gentlemen. Entgegen unseren Instinkten müssen wir draußen auf dem Gehsteig gut zu sehen sein.«

Die Massen schoben sich durch die Lichtstrahlen, die Musik kam von einer ohrenbetäubenden Rockband, die man barmherzigerweise in einen Nebenraum abseits der Ausstellungsräume plaziert hatte. Hätten an den Wänden keine angestrahlten Gemälde gehangen, hätte man glauben können, in einer Diskothek und nicht in einer eleganten Pariser Kunstgalerie zu sein. Mit einigem Kopfnicken manövrierte Dominique Lavier Krupkin in eine Ecke des großen Raumes. Ihr würdevolles Lächeln, die hochgezogenen Augenbrauen und das zwischendurch gespielte Lachen verdeckten ihre Unterhaltung.