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Vier Minuten später klingelte das Telefon, und Parnell sprangen die Worte ins Gesicht:»Schlangenlady, Culver, wir sind alle dran!«

«Nun hör mal gut zu, du Idiot, und ich werde dir sagen, wer dran ist! Sie ist keine Lady, sie ist eine Hure! Einer ihrer dreißig oder vierzig Eunuchen-Gatten hat vielleicht in Saigon mal ein paar Schlangenaugen geworfen und etwas von dem Tuntenlohn verspielt, aber da hat sich weder damals noch heute wer drum gekümmert. Insbesondere ein gewisser Marineoberst, der ab und zu ein scharfes Spielchen schätzte und in diesem Augenblick im Oval Office sitzt. Und außerdem, du Arschloch, wenn er erfährt, daß sie weiterhin versucht, die tapferen Jungs zu verunglimpfen, die nur ein bißchen Entspannung suchten, als sie in einem undankbaren Krieg kämpften…«

Alexander Conklin in Vienna, Virginia, legte den Hörer auf. Fehlschuß Nummer eins und Fehlschuß Nummer zwei… Von Culver Parnell hatte er nie etwas gehört.

Der Vorsitzende der Bundeshandelskommission, Albert Armbruster, fluchte laut und stellte die Dusche ab, als er die schrille Stimme seiner Frau im dampfenden Badezimmer hörte.

«Was ist denn los, Mamie? Ich kann nicht mal duschen, ohne dein Gejammer zu hören!«

«Es ist vielleicht das Weiße Haus, Al! Du weißt, sie sprechen immer so leise und ruhig, und immer sagen sie, daß es dringend ist.«

«Scheiße!«schrie der Vorsitzende, öffnete die Glastür und lief nackt zum Telefon.»Hier Armbruster. Was ist los?«

«Es gibt da eine ernste Situation, die Ihre sofortige Aufmerksamkeit erfordert.«

«Betrifft es die sechzehnhundert?«

«Nein, und wir hoffen, daß es niemals so viele werden.«

«Wer, zum Teufel, sind Sie?«

«Jemand, der genauso betroffen ist, wie Sie es gleich sind. Nach all diesen Jahren — oh, Gott!«

«Betroffen wovon? Worüber reden Sie?«

«Die Schlangenlady, Herr Vorsitzender.«

«Oh, mein Gott!«Armbrusters flüsternde Stimme war ein plötzlicher unfreiwilliger Angstschrei. Schon hatte er sich wieder in der Gewalt, aber es war zu spät. Treffer Nummer eins.»Ich weiß überhaupt nicht, wovon Sie reden… Was für eine Schlange? Niemals gehört!«

«Gut, dann hören Sie es jetzt, Mr. Medusa. Jemand hat alles rausgefunden, alles. Daten, Materialunterschlagungen, Banken in Genf und Zürich — sogar die Namen von einem halben Dutzend Kurieren, die von Saigon abgingen. Und schlimmer noch — von Agenten der Armee, die nie an Kämpfen teilgenommen haben, acht Untersuchungsleute vom Büro des Generalinspekteurs. Alles!«

«Das ist doch unsinnig! Sie reden Quatsch!«

«Und Sie stehen auf der Liste, Mr. Armbruster. Der Typ muß fünfzehn Jahre seines Lebens geopfert haben, um alles zusammenzusetzen, und jetzt will er Kohle für all die Arbeit, oder er bringt die Geschichte an die Öffentlichkeit — alles und jeden.«

«Wer? Wer ist es, in Gottes Namen?«

«Wir kreisen ihn ein. Alles, was wir wissen, ist, daß er zehn Jahre lang an Sicherungsprogrammen gearbeitet hat, und so wird natürlich niemand reich. Er muß aus Saigon abgeschoben worden sein und will jetzt die verlorene Zeit wettmachen. Halten Sie die Ohren steif. Wir hören voneinander. «Es gab ein Klicken, und die Leitung war tot.

Trotz der Hitze im Badezimmer zitterte der nackte Albert Armbruster, Vorsitzender der Bundeshandelskommission, während ihm der Schweiß vom Gesicht tropfte. Als er den Hörer auflegte, waren seine Augen flüchtig über die kleine häßliche Tätowierung auf seinem Unterarm geglitten. Drüben in Vienna, Virginia, betrachtete Alex Conklin das Telefon. Treffer Nummer eins.

General Norman Swayne, Chef der Versorgung im Pentagon, trat nach einem gelungen langen Drive zufrieden einen Schritt von der Abschlagstelle auf dem penibel gepflegten Golfrasen zurück.

«Das müßte es sein«, sagte er und drehte sich zu seinem Partner um.»Ganz sicher, Norm«, antwortete der noch jugendliche Vizepräsident von Calco Technologies.»Heute fährst du Schlitten mit mir. Ich werde bei dir mit dreihundert Miesen in der Kreide stehen. Zu zwanzig das Loch. Ich habe bis jetzt nur vier.«

«Du bist dran, junger Freund. Du solltest mehr üben.«

«Das ist wahr, Norm«, pflichtete ihm der Calco-Marketing-Chef bei, als er sich dem Abschlagplatz näherte. Plötzlich hörten sie das kreischende Gehupe eines Golfwagens, der mit voller Geschwindigkeit über dem Hügel vom sechzehnten Loch auftauchte.

«Dein Fahrer, General«, sagte der Waffenverkäufer und wünschte sogleich, daß er nicht den ehemaligen Titel seines Partners benutzt hätte.

«Stimmt. Komisch, ist gar nicht seine Art. «Swayne lief dem sich rasch nähernden Fahrzeug entgegen.»Was ist denn los?«fragte er den ordengeschmückten Hauptfeldwebel, der seit fünfzehn Jahren sein Fahrer war.

«Schätze, eine üble Sache«, antwortete der und hielt das Steuer fest in der Hand.

«Das ist sehr grob…«

«Das war der Scheißkerl am Telefon auch. Ich mußte das Gespräch an einem Münztelefon entgegennehmen. Ich sagte ihm, daß ich dein Spiel nicht unterbrechen könne, und er sagte, daß ich das verdammt noch mal tun würde, wenn ich wüßte, was gut für mich ist. Natürlich fragte ich ihn, wer er sei, welcher Rang und all den Quatsch, aber er hörte gar nicht zu. >Sag einfach dem General, ich rufe wegen Saigon an und wegen einiger Reptilien, die in der Stadt herumkriechen, in ziemlicher Nähe von dem, was vor zwanzig Jahren war.< Das genau waren seine Worte… «

«Jesus Maria!«schrie Swayne und unterbrach ihn.»Schlangen?«

«Er hat gesagt, er ruft in einer halben Stunde wieder an — also in achtzehn Minuten. Steig ein, Norman. Ich gehöre doch auch dazu, weißt du noch?«

Verwirrt und erschrocken murmelte der General.»Ich… ich muß mich noch kurz entschuldigen. Ich kann nicht so einfach hier weglaufen, fahr ein Stück weiter.«

«Mach schnell. He, Norman, du hast ein kurzärmeliges Hemd an, du verdammter Idiot!«

Swayne starrte mit aufgerissenen Augen auf die kleine Tätowierung auf seinem Fleisch und winkelte seinen Arm vor der Brust nach Art britischer Stabsoffiziere, als er unsicher und mit gekünstelter Lässigkeit zum Abschlagplatz zurückkehrte.

«Verdammt, junger Freund, die Armee ruft.«

«Schade, Norm, aber ich muß zahlen. Darauf bestehe ich, Norm.«

Der General, halb betäubt, nahm das Geld seines Partners, ohne es zu zählen, und merkte nicht, daß es ein paar hundert Dollar mehr waren. Er bedankte sich verwirrt, lief eilig zum Golfwagen zurück und setzte sich neben den Hauptfeldwebel.

«Gut eingefädelt, kleiner Soldat«, sagte der Waffenproduzent zu sich selbst, ging zum Abschlagplatz, schwang den Schläger und schickte den kleinen Ball gerade hinunter, weit an dem des Generals vorbei, in eine viel bessere Position.

«Vierhundert Millionen Dollar, du lamettabehängter Bastard.«

Treffer Nummer zwei.

«Wovon reden Sie um Himmels willen?«fragte der Senator und lachte dabei ins Telefon.»Oder sollte ich fragen, worauf will Al Armbruster hinaus? Er braucht meine Unterstützung für das neue Gesetz nicht, und er würde sie nicht bekommen, wenn er sie brauchte. Er war ein Esel in Saigon, und er ist immer noch einer, aber er hat die Mehrheit.«

«Wir sprechen nicht über Stimmen, Herr Senator. Wir sprechen über die Schlangenlady!«

«Die einzigen Schlangen, die ich in Saigon kannte, waren Schwachköpfe wie Alby, die in der Stadt rumkrochen und behaupteten, alle Antworten zu kennen, wo es keine gab. Wer sind Sie…?«

In Vienna, Virginia, legte Alex Conklin den Hörer auf. Fehlschuß Nummer drei.

Phillip Atkinson, Botschafter am Hof von St. James, griff in London in der Meinung zum Hörer, daß der ungenannte Anrufer unter dem Kode» Courier D. C. «eine besonders vertrauliche Anweisung vom Außenministerium für ihn habe, und schaltete automatisch, entsprechend seiner Weisungen, die selten benutzte Verwürfelungsvorrichtung ein. Das würde am Abfanggerät des britischen Geheimdienstes reichlich Verwirrung stiften, und später würde er seine guten Freunde in der Connaught Bar wohlwollend angrinsen, wenn sie ihn fragten, was es Neues aus Washington gebe, weil er wußte, daß der eine oder andere» Verwandte «im Geheimdienst hatte.