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«Scheiße, was soll das wohl sein?«»Ihr Cousin Mario hat recht«, sagte der Diplomat.»Bitte achten Sie vor meiner Frau auf Ihre Worte.«

«Heilige Scheiße… «

«Ich habe Sie gewarnt, Signore. Die Spesen sind eine zusätzliche Viertelmillion, amerikanische.«

«Was? Sind Sie verrückt?«

«Nein, Sie sind vulgär. Die Gesamtsumme beträgt eine Million einhundertfünfzigtausend Dollar, zu zahlen nach den Anweisungen unserer Kuriere in New York… Falls nicht, wird man Sie in — wie war das gleich? — Brooklyn Heights sehr vermissen, Signor DeFazio.«

«Wo sind die Zielpersonen?«sagte der geschlagene New Yorker Mafioso, dem die Niederlage Schmerzen bereitete.

«Auf einer kleinen Landebahn in Pontcarre, etwa fünfundvierzig Minuten von Paris. Sie warten auf ein Flugzeug, das wegen schlechten Wetters in Poitiers landen mußte. Es kann frühestens in gut einer Stunde ankommen.«

«Haben Sie die Ausrüstung mitgebracht, die wir angefordert haben?«fragte Mario eilig.

«Ist alles da«, antwortete die Gräfin und deutete auf den großen, schwarzen Lederkoffer auf einem Stuhl an der Wand.

«Einen Wagen, einen schnellen Wagen!«rief DeFazio, als sein Vollstrecker den Koffer an sich nahm.

«Draußen«, erwiderte der Graf.»Der Fahrer weiß, wohin er Sie bringen soll.«

«Komm, cugino. Heute abend kassieren wir, und du kannst eine alte Rechnung begleichen.«

Abgesehen von einem einzelnen Angestellten hinter dem Counter des kleinen Ein-Raum-Terminals und einem Fluglotsen, den man engagiert hatte, um Überstunden im Tower zu machen, war der Privatflugplatz von Pontcarre menschenleer. Alex Conklin und Mo Panov blieben diskret zurück, als Borowski

Marie zum Flugsteig hinausführte, der hinter einem hüfthohen Metallzaun an die Landebahn grenzte. Zwei Reihen gelber Bodenscheinwerfer zeigten dem Flugzeug aus Poitiers die lange Rollbahn. Sie waren erst vor kurzem eingeschaltet worden.

«Jetzt dauert es nicht mehr lange«, sagte Jason.

«Diese ganze verfluchte Sache ist absolut blödsinnig«, entgegnete Webbs Frau.»Alles.«

«Es gibt für dich keinen Grund zu bleiben und viele Gründe zu fliegen. Es wäre dumm, wenn du hier allein in Paris sein würdest. Alex hat recht. Wenn Carlos' Leute dich finden, würden sie dich als Geisel nehmen, warum willst du das riskieren?«

«Weil ich in der Lage bin, unsichtbar zu bleiben, und ich nicht zehntausend Meilen von dir entfernt sein möchte. Sie werden mir vergeben, wenn ich mir Sorgen um Sie mache, Mr. Borowski. Und an Sie denke.«

Jason sah sie im Schatten an, dankbar für die Dunkelheit. Sie konnte seine Augen nicht deutlich sehen.

«Dann sei vernünftig und benutze deinen Kopf«, sagte er kalt und fühlte sich plötzlich so alt, zu alt, um seine Gefühle so zu unterdrücken.»Wir wissen, daß Carlos in Moskau ist, und Krupkin ist ihm auf den Fersen. Dimitrij fliegt uns am Morgen dorthin, und wir werden unter dem Schutz des KGB in der am besten überwachten Stadt der Welt sein. Was mehr können wir uns wünschen?«

«Vor dreizehn Jahren standest du unter dem Schutz der Regierung der Vereinigten Staaten, in einem kleinen Block auf der East Side von New York, und es hat nicht viel genützt.«

«Da besteht ein großer Unterschied. Damals wußte der Schakal genau, wohin ich ging und wann ich dort sein würde. Im Moment hat er keine Ahnung, daß wir überhaupt wissen, wo er ist. Er hat andere Probleme, große für ihn, und er glaubt, wir sind hier in Paris — er hat seine Leute angewiesen, weiter nach uns zu suchen.«

«Was werdet ihr in Moskau tun?«

«Das werden wir erst wissen, wenn wir da sind, aber was es auch sein wird: Es ist besser als hier in Paris. Krupkin ist fleißig gewesen. Jeder ranghohe Offizier am Dserschinskij-Platz, der französisch spricht, steht unter Beobachtung. Er hat gesagt, das Französisch hätte die Möglichkeiten eingeschränkt und daß sich irgendwas ergeben wird… Und dann habe ich überhaupt keine Zeit, mir Sorgen um dich zu machen, weil du immer noch hier bist.«

«Das ist das Netteste, was du in den vergangenen sechsunddreißig Stunden gesagt hast.«

«Du solltest bei den Kindern sein, und das weißt du. Du wirst außer Reichweite und in Sicherheit sein… und die Kinder brauchen dich. Mrs. Cooper ist eine phantastische Frau, aber sie ist nicht ihre Mutter. Abgesehen davon, hat dein Bruder Jamie wahrscheinlich inzwischen beigebracht, kubanische Zigarren zu rauchen und Monopoly mit echtem Geld zu spielen.«

Marie sah zu ihrem Mann auf, ein leises Lächeln in der Dunkelheit und auch in ihrer Stimme.»Danke.«

«Wahrscheinlich ist es so — mit deinem Bruder, meine ich. Wenn es gutaussehende Frauen im Personal gibt, ist es sehr wohl möglich, daß unser Sohn bereits seine Jungfräulichkeit verloren hat.«

«David!«

Borowski war still. Marie lachte kurz und leise, dann fuhr sie fort:»Ich nehme an, ich kann wirklich nicht mit dir streiten.«

«Und das würden Sie tun, wenn meine Argumente nicht stimmen würden, Dr. St. Jacques. Das ist etwas, was ich in den vergangenen dreizehn Jahren gelernt habe.«

«Trotzdem erhebe ich Einspruch gegen diesen verrückten Flug zurück nach Washington! Von hier nach Marseille, dann nach London, dann auf einen Flug nach Dulles. Es wäre soviel einfacher, ein Flugzeug von Orly in die Staaten zu nehmen.«

«Es ist Peter Hollands Idee. Er selbst wird dich abholen, dann frag ihn danach. Er sagt am Telefon nie besonders viel. Ich schätze, er will nichts mit den französischen Behörden zu tun haben, weil er eine undichte Stelle zu Carlos' Leuten befürchtet. Eine einzelne Frau mit einem gewöhnlichen Namen auf gut gebuchten Flügen ist wahrscheinlich am besten.«

«Ich werde mehr Zeit damit zubringen, auf Flughäfen herumzusitzen, als durch die Luft zu fliegen.«

«Wahrscheinlich. Also verhüll deine hübschen Beine und trag eine Bibel bei dir.«

«Das ist lieb«, sagte Marie und berührte sein Gesicht.»Plötzlich hör ich dich wieder, David.«

«Was?«

«Nichts… Tu mir einen Gefallen, ja?«

«Welchen?«fragte Jason mit abweisender, monotoner Stimme.»Bring David wieder zu mir zurück.«

«Laß uns sehen, wie weit das Flugzeug ist«, sagte Borowski, die Stimme tonlos und abrupt, als er ihren Ellbogen berührte und sie wieder nach drinnen führte. Ich werde älter, und ich kann nicht länger sein, was ich nicht bin. Das Chamäleon entgleitet mir, die Phantasie ist nicht mehr da, wie es einmal war. Aber ich kann nicht aufhören! Nicht jetzt! Geh weg von mir, David Webb!

Kaum hatten sie den kleinen Terminal wieder betreten, als das Telefon auf dem Tresen zu klingeln begann. Der einzige Angestellte nahm ab.

«Out?«Er hörte nicht länger als fünf Sekunden lang zu. »Merci«, sagte er und sprach die vier interessierten

Umstehenden auf französisch an.»Das war der Tower. Die Maschine von Portiers wird in etwa vier Minuten am Boden sein. Der Pilot wünscht, daß Sie bereit sind, Madame, da er noch vor Eintreffen der Schlechtwetterfront weiterfliegen möchte.«

«Das würde auch ich gern«, stimmte Marie zu und eilte zu Alex Conklin und Mo Panov. Die Abschiedsgrüße waren kurz, die Umarmungen fest, die Worte herzlich. Borowski führte seine Frau wieder nach draußen.»Mir ist gerade eingefallen — wo sind Krupkins Wachen?«fragte sie, als Jason das Tor aufklinkte und sie zusammen zur beleuchteten Landebahn gingen.

«Wir wollten sie hier nicht«, antwortete er.»Die Verbindung zu den Sowjets wurde in der Montaigne gemacht, also müssen wir davon ausgehen, daß die Botschaft beobachtet wird. Keine Wachen, die zu ihren Wagen laufen, somit keine Bewegung unsererseits, die Carlos' Leute melden könnten.«

«Ich verstehe. «Das Geräusch eines kleinen näher kommenden Jets war zu hören, dann kreiste das Flugzeug einmal über dem Flugfeld und landete auf der hundertfünfzig Meter langen Rollbahn.»Ich liebe dich so sehr, David«, sagte Marie und erhob dabei ihre Stimme, um sich gegen das Brüllen der Maschine durchzusetzen, die in ihre Richtung rollte.