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Lemuel hob seine Hand leise ein paar Zentimeter von seiner Lehne, um den rotgesichtigen Sykes zurückzuhalten.

«Sagen Sie mal«, sagte er schnell.»Diese große Geldsumme, die aus der Schweiz geschickt wurde, wie groß war die? Die Menge macht rechtlich keinen Unterschied, und Sir Henry kann nach dem Gesetz der Krone jederzeit selbst bei Ihrer Bank nachfragen, also sagen Sie es uns bitte.«

«Dreihundert Pfund!«erwiderte der ältere Pritchard voller Stolz über seinen Wert.

«Dreihundert…?«Die Worte des Anwalts erstarben.

«Nicht gerade überwältigend, was?«murmelte Sir Henry und lehnte sich zurück.

«Ungefähr«, fuhr Lemuel fort,»wie hoch waren Ihre Ausgaben?«

«Nicht ungefähr, sondern präzise«, beteuerte der stellvertretende Direktor der Einwanderungsbehörde und holte ein kleines Notizbuch aus der Brusttasche seiner Uniform.»Mein brillanter Onkel ist immer präzise«, bemerkte Buckingham Pritchard.

«Danke, Neffe.«

«Wieviel?«beharrte der Anwalt.

«Präzise sechsundzwanzig Pfund und fünf englische Shilling oder den Gegenwert von hundertzweiunddreißig East Caribbean Dollar, die ECs zum letzten Wechselkurs auf die nächste doppelte Nullstelle abgerundet — in diesem Fall habe ich vierundsiebzig Cents weggelassen, somit verbucht.«

«Erstaunlich«, murmelte Sykes wie betäubt.

«Ich habe gewissenhaft jede Quittung aufbewahrt«, fuhr der stellvertretende Direktor fort und nahm beim Lesen Geschwindigkeit auf.»Sie sind in meiner Wohnung an der Old Bay Street in einer Stahlkassette verschlossen und umfassen folgendes: eine Gesamtsumme von sieben Dollar und achtzehn Cents für Ortsgespräche nach Tranquility, da ich mein Bürotelefon nicht benutzen wollte, dreiundzwanzig Dollar und achtzehn Cents für das Ferngespräch nach Paris… ein Abendessen für mich und meinen Neffen im Vue Point, natürlich ein Geschäftsessen…«

«Das genügt«, unterbrach Jonathan Lemuel und betupfte sich mit einem Taschentuch die Stirn, obwohl der tropische

Ventilator für den Raum vollkommen ausreichte.»Ich bin darauf vorbereitet, zu gegebenem Zeitpunkt alles vorzulegen…«

«Ich sagte, das genügt.«

«Sie sollten wissen, daß ich einen Taxifahrer zurückgewiesen habe, als er anbot, den Preis auf einer Quittung heraufzusetzen, und ihn in meiner offiziellen Position dafür gerügt habe.«

«Genug!«donnerte Sykes mit hervortretenden Adern an seinem Hals.»Sie beide sind Trottel allererster Ordnung! In John St. Jacques einen Verbrecher gleich welcher Art zu sehen ist lachhaft!«

«Sir Henry«, unterbrach der jüngere Pritchard.»Ich habe selbst gesehen, was im Tranquility Inn vorgegangen ist! Es war schrecklich. Särge am Anleger, die Kapelle in die Luft gesprengt, Regierungsboote um die ganze friedliche Insel herum — Schüsse, Sir! Es wird Monate dauern, bis wir wieder voll funktionsfähig sind.«

«Genau!«brüllte Sykes.»Und glauben Sie, St. Jacques würde willentlich seinen eigenen Besitz zerstören, sein eigenes Geschäft?«

«Es sind schon seltsamere Dinge in der Welt der Kriminalität geschehen, Sir Henry«, sagte Cyril Sylvester Pritchard wissend.»In meiner offiziellen Eigenschaft habe ich schon viele, viele Geschichten gehört. Die Vorgänge, die mein Neffe beschrieben hat, nennt man Ablenkungstaktiken zur Herstellung der falschen Vorstellung, daß die Schurken die Opfer sind. Das hat man mir alles gründlich erklärt.«

«Oh, das hat man, ja?«rief der ehemalige Brigadier der britischen Armee.»Nun, lassen Sie mich Ihnen etwas anderes erklären, ja? Sie sind von einem internationalen Terroristen, der auf der ganzen Welt gesucht wird, für dumm verkauft worden! Kennen Sie die allgemein üblichen Strafen für die Hilfe und Unterstützung solcher Mörder? Ich sage es Ihnen deutlich, für den Fall, daß es Ihrer Aufmerksamkeit entgangen sein sollte: Es ist der Tod durch ein Erschießungskommando oder, weniger nachsichtig, das Erhängen in aller Öffentlichkeit! Also, wie ist diese gottverdammte Nummer in Paris?«

«Unter diesen Umständen«, sagte der stellvertretende Direktor der Einwanderungsbehörde und nahm alles, was von seiner Würde übrig war, zusammen, ungeachtet der Tatsache, daß sich sein Neffe in seinen linken Arm gekrallt hatte und seine Hand zitterte, als er nach seinem Notizbuch griff,»schreibe ich sie für Sie auf… Man fragt nach einem schwarzen Vogel. Auf französisch, Sir Henry. Ich spreche ein paar Worte, Sir Henry. Auf französisch, Sir Henry.«

John St. Jacques ging in die Bibliothek des neuen, gesicherten Hauses, einem Anwesen an der Chesapeake Bay, wohin ihn eine bewaffnete Wache, die leger als Wochenendgast mit weißen Hosen und einem riesigen, weiten Jackett bekleidet war, gerufen hatte. Der Wächter, ein muskulöser, mittelgroßer Mann mit scharfgeschnittenen spanischen Zügen, stand im Türrahmen. Er deutete auf das Telefon auf dem großen Schreibtisch aus Kirschbaumholz.

«Für Sie, Mr. Jones. Es ist der Direktor.«

«Danke, Hector«, sagte Johnny und hielt kurz inne.»Ist dieses Mr.-Jones-Zeug wirklich nötig?«

«Genauso wie Hector. Mein richtiger Name ist Roger… oder Daniel. Ganz egal.«

«Kapiert. «St. Jacques ging zum Schreibtisch hinüber und nahm den Hörer auf.»Holland?«

«Die Nummer, die Ihr Freund Sykes hat, ist ein Blindgänger, aber nützlich.«

«Was meinen Sie damit?«

«Es ist die Nummer von einem Cafe am Ufer der Seine. Die übliche Prozedur ist, nach einem schwarzen Vogel zu fragen — un oiseau noir — und jemand ruft ihn aus. Wenn der schwarze

Vogel da ist, wird der Kontakt hergestellt. Wenn nicht, versucht man es wieder.«

«Warum ist das nützlich?«

«Wir werden es wieder versuchen, und wieder und wieder, mit einem Mann, der dabeisitzt.«

«Was passiert sonst noch?«

«Da kann ich Ihnen nur beschränkt Antwort geben.«

«Verdammt noch mal!«

«Marie kann Sie aufklären…«

«Marie?«

«Sie ist auf dem Heimweg. Sie ist höllisch wütend, aber außerdem ist sie eine erleichterte Frau und Mutter.«

«Warum ist sie wütend?«

«Ich habe sie auf einige Umwege geschickt.«

«Warum?«unterbrach ihn der Bruder.»Schicken Sie ihr ein gottverdammtes Flugzeug! Sie ist für Sie wertvoller gewesen als sonst irgend jemand in Ihrem dummdreisten Kongreß oder in Ihren verdrehten Behörden, und allen schicken Sie Flugzeuge. Ich mache keine Witze, Holland!«

«Ich schicke diese Flugzeuge nicht«, erwiderte der Direktor bestimmt.»Das machen andere. Wenn ich welche schicke, gibt es zu viele Fragen und zu große Neugier auf fremdem Boden, und das ist alles, was ich dazu sagen werde. Ihre Sicherheit ist wichtiger als ihre Bequemlichkeit.«

«Darauf können wir uns einigen.«

Der Direktor legte eine Pause ein. Seine Verärgerung war offensichtlich.»Wissen Sie was? Sie sind nicht gerade ein besonders freundlicher Bursche, oder?«

«Meine Schwester hat sich mit mir abgefunden, was Ihre Ansicht wettmacht. Warum ist sie erleichtert, als Frau und Mutter haben Sie — glaube ich — gesagt?«

Wieder legte Holland eine Pause ein, diesmal nicht verärgert, sondern auf der Suche nach Worten.»Es hat einen unangenehmen Zwischenfall gegeben, den niemand von uns voraussehen oder erahnen konnte.«

«Oh, ich höre diese berühmten, beschissenen Worte des amerikanischen Establishments!«brüllte St. Jacques.»Was haben Sie diesmal verpaßt? Einen Lastwagen voller US-Raketen für die Agenten des Ayatollah in Paris? Was ist passiert?«

Zum dritten Mal nahm sich Peter Holland Zeit mit der Antwort, wenn auch sein Atmen zu hören war.»Wissen Sie, junger Mann, ich könnte ohne weiteres den Hörer auflegen und darüber hinweggehen, daß es Sie gibt, was für meinen Blutdruck von einigem Vorteil wäre.«

«Passen Sie auf, das ist meine Schwester da draußen, und ein Kerl, mit dem sie verheiratet ist und den ich ziemlich phantastisch finde. Vor fünf Jahren habt ihr Scheißkerle — ich wiederhole, ihr Scheißkerle — die beiden drüben in Hongkong um ein Haar getötet. Ich kenne nicht alle Fakten, weil sie zu zurückhaltend oder zu dumm sind, um darüber zu sprechen, aber ich weiß genug, um zu wissen, daß ich Ihnen niemals trauen würde!«