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«Hören Sie auf! Wo sind Sie?«

«Kommen Sie nach draußen vor das Lastotschka. Langsam und vorsichtig. Ich werde es Ihnen beweisen. «Die Leitung war tot.

Rodtschenko legte auf und winkte dem Kellner, um zu zahlen. Er ließ das Geld auf der Rechnung liegen, wünschte eine gute Nacht, ging durch das schwach beleuchtete Foyer zum Eingang und trat hinaus auf die Straße. Es war beinah 1.30 Uhr morgens, und abgesehen von ein paar Kämpfern, die zuviel Wodka getrunken hatten, war die Straße menschenleer Augenblicke später trat eine aufrechte Gestalt im Schein der Straßenlaterne rechts aus einer Ladenzeile hervor, vielleicht dreißig Meter von Rodtschenko entfernt. Es war der Schakal, wieder im schwarzen Umhang mit dem weißen Kragen. Er bedeutete dem General, ihn zu begleiten, während er langsam zu einem dunkelbraunen Wagen ging, der auf der anderen Seite der Straße geparkt war. Rodtschenko holte den Attentäter ein, der jetzt am Rinnstein hinter dem Wagen stand.

Plötzlich schaltete der Schakal eine Taschenlampe ein, deren kräftiger Strahl durch das offene Fenster des Wagens schoß. Der alte Soldat hörte einen Moment lang auf zu atmen, seine schwerlidrigen Augen überschauten die entsetzliche Szenerie, die vor ihm lag. Hinter dem Lenkrad lag ein KGB-Agent, über den Sitz gekrümmt, die Kehle durchschnitten, ein Strom von Blut durchtränkte seine Kleidung. Gleich hinter dem Fenster war der zweite Beamte, die Hand- und Fußgelenke mit Draht gefesselt, ein dickes Seil, um sein Gesicht gewickelt, erlaubte ihm nur ein röchelndes, keuchendes Husten. Er lebte, die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen.

«Der Fahrer wurde in Nowgorod ausgebildet«, sagte der General ohne Kritik in seiner Stimme.

«Ich weiß«, erwiderte Carlos.»Ich habe seine Papiere. Die Ausbildung ist auch nicht mehr das, was sie mal war, Genosse.«

«Der andere ist Krupkins Verbindungsmann in Moskau. Der Sohn eines guten Freundes, soweit ich weiß.«

«Der gehört jetzt mir.«

«Was haben Sie vor?«fragte Rodtschenko und starrte den Schakal an.»Einen Fehler korrigieren«, antwortete Carlos, als er seine Waffe mit dem aufgeschraubten Schalldämpfer hob und dem General drei Kugeln in den Hals schoß.

Kapitel 37

Der nächtliche Himmel war finster, Sturmwolken wirbelten über Moskau, kollidierten, versprachen Regen, Blitz und Donner. Die braune Limousine fuhr eilig die Landstraße hinunter, raste an überwucherten Feldern vorbei, während der Fahrer sich manisch ans Lenkrad krallte und gelegentlich zu seinem gefesselten Gefangenen hinübersah, einem jungen Mann, mit hervortretenden, entsetzten Augen, der an seinen drahtverschnürten Händen und Füßen riß und dessen mit einem Seil umwickeltes Gesicht ihm furchtbare Schmerzen bereitete.

Auf dem Rücksitz lagen die Leichen von General Grigorij Rodtschenko und dem Nowgorod-Ab solventen des KGB, der das Beschattungsteam des alten Soldaten geleitet hatte. Plötzlich, ohne den Wagen abzubremsen oder zuvor irgendeinen Hinweis auf sein Vorhaben zu geben, sah der Schakal, was er suchte, und bog mit einem Schwenk von der Straße ab. Reifen quietschten, die Limousine stürzte in ein Feld mit hohem Gras und kam Sekunden später zu einem ohrenbetäubend abrupten Halt, der die Toten im Fond gegen die Rückseiten der Vordersitze schlagen ließ. Carlos öffnete seine Tür und taumelte hinaus. Er zerrte die blutgetränkten Leichen aus ihrer gepolsterten Gruft und schleppte sie ins hohe Gras, wobei er den General teilweise auf dem Komitet-Offizier liegenließ und sich ihre Lebenssäfte mischten, bevor sie in den Boden sickerten.

Er ging zurück zum Wagen und zog den jungen KGB-Agenten mit einer Hand brutal vom Vordersitz, das Jagdmesser in der anderen.

«Wir haben eine Menge zu reden, du und ich«, sagte der Schakal auf russisch.»Und du wärst dumm, wenn du mir irgend etwas verschweigen würdest… Aber das wirst du auch nicht, du bist zu jung, zu weich. «Carlos stieß den Mann zu Boden, er zog seine Taschenlampe hervor und kniete neben seinem Gefangenen nieder, das Messer an den Augen des Agenten.

Die blutige, leblose Gestalt unter ihm hatte ihre letzten Worte gesprochen, und es waren Worte gewesen, die in den Ohren von Ilich Ramirez Sanchez wie Kesselpauken nachhallten. Jason Borowski war in Moskau! Es mußte Borowski sein, denn der entsetzte jugendliche KGB-Mann hatte die Information in einem überströmenden, panischen Wortschwall von Sätzen und Halbsätzen herausgestoßen, um alles zu sagen, was möglicherweise sein Leben hätte retten können:»Genosse Krupkin — zwei Amerikaner, einer groß, der andere hinkt! Wir haben sie zum Hotel gebracht, dann zur Sadowaja für eine Besprechung.«

Krupkin und der verhaßte Borowski hatten seine Leute in Paris umgedreht — in Paris, seinem zentralen Stützpunkt! — und hatten ihn nach Moskau verfolgt. Wie? Wer?… Doch das war egal. Jetzt zählte nur, daß das Chamäleon im Metropol war, die Verräter in Paris konnten warten. Im Metropol! Sein Feind aller Feinde war kaum eine Stunde weit entfernt in Moskau, verschlief zweifellos die Nacht, ohne eine Ahnung davon zu haben, daß er, Carlos, der Schakal, wußte, daß er da war. Der Attentäter spürte die Heiterkeit des Triumphes über Leben und Tod. Die Ärzte sagten, er würde sterben, aber Ärzte irrten sich so oft, wie sie recht hatten, und in seinem Fall irrten sie! Der Tod von Jason Borowski würde sein Leben erneuern!

Allerdings mußte er sich noch in Geduld fassen. Drei Uhr morgens war keine Zeit, um die man gesehen werden durfte, wenn man auf der Suche nach einem Mordopfer durch die Straßen oder Hotels von Moskau streifte, einer Stadt, die auch im Schutz der Dunkelheit ständiger Überwachung unterlag. Es war allgemein bekannt, daß das Nachtpersonal auf den Gängen der großen Hotels bewaffnet und sowohl wegen seiner Schießkunst als auch aufgrund seines Geschicks beim Service eingestellt worden war. Das Tageslicht brachte eine

Erleichterung von den Sorgen der Nacht. Die geschäftige Aktivität der frühen Morgenstunden war die Zeit zuzuschlagen — und zuschlagen würde er.

Die nächtliche Stunde bot ihm jedoch Gelegenheit für einen anderen Schlag, zumindest für das Vorspiel dazu. Die Zeit war gekommen, seine Jünger in der sowjetischen Regierung zusammenzurufen und sie wissen zu lassen, daß der Monseigneur angekommen war, daß ihr persönlicher Messias hier war, um sie zu befreien. Vor seiner Abreise in Paris hatte er ihre Dossiers studiert, und die Dossiers hinter diesen Dossiers, alles scheinbar fade Blätter leeren Papiers in Aktenordnern, bis sie Infrarotlicht ausgesetzt wurden und die Hitzewellen die maschinengeschriebene Schrift hervorbrachten. Er hatte einen kleinen, verlassenen Laden in der Wawilowa als Treffpunkt gewählt. Er würde jeden einzelnen seiner Leute anrufen und anweisen, um 5.30 Uhr dort zu sein. Gegen 6.30 Uhr würde seine Aufgabe beendet sein, jeder Jünger mit der Information ausgestattet, die ihn oder sie in die höchsten Kreise der Moskauer Elite bringen würde. Es war eine weitere unsichtbare Armee, viel kleiner als die in Paris, aber ebenso wirkungsvoll und Carlos zugetan, dem unsichtbaren Monseigneur, der seinen Konvertiten das Leben unendlich viel bequemer gestaltete. Und gegen 7.30 Uhr würde der mächtige Schakal dann im Metropol zur Stelle sein, bereit für die ersten Schritte der erwachenden Gäste, die Zeit der hastenden Tabletts und Tische der Zimmerkellner und das hektische Durcheinander einer Halle voller Geschnatter, voll von Ängsten und Bürokratie. Er würde bereit sein, bereit für Jason Borowski.

Einer nach dem anderen und äußerst vorsichtig trafen die fünf Männer und drei Frauen im frühen Morgenlicht am heruntergekommenen Eingang des verlassenen Ladens in der Wawilowa ein. Ihre Vorsicht war verständlich. Es war ein Bezirk, den man meiden sollte, wenn auch nicht unbedingt wegen der Gefährlichkeit der Bewohner, denn die Moskauer