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Sekunden später hatte Jason die Waffe des Schakals gepackt, war in das Zimmer gegenüber gestürmt und wußte sofort, daß»Binky «mehr Bewunderung verdiente, als der Brigadier ihm zollte. Er lag am Boden und blutete aus Stichwunden an Bauch und Hals.

«Ich kann niemanden erreichen!«kreischte die Frau mit dem dünner werdenden Haar. Sie lag auf den Knien über dem Opfer und weinte hysterisch.»Er hat gekämpft wie ein Wahnsinniger, irgendwie wußte er, daß der Priester nicht schießen würde!«

«Drücken Sie die Wunden zusammen, so gut Sie können«, schrie Borowski, als er zum Telefon hinübersah. Es war intakt!

Er lief darauf zu, und anstatt die Rezeption oder die Vermittlung anzurufen, wählte er die Nummer seiner Suite.

«Krupkin?«brüllte Alex.

«Nein, ich! Erstens: Carlos ist im Treppenhaus! Zweitens: Hier wurde ein Mann aufgeschlitzt, gleicher Gang, siebte Tür auf der rechten Seite! Schnell!«

«So schnell ich kann. Ich hab eine freie Leitung zum Büro.«

«Wo, zum Teufel, sind die Leute vom KGB?«

«Gerade angekommen. Krupkin hat erst vor ein paar Sekunden aus der Halle angerufen. Deswegen dachte ich, du wärst…«

«Ich geh zur Treppe!«

«Um Gottes willen, warum?«

«Weil er mir gehört!«Jason rannte zur Tür, die Waffe des Schakals im Anschlag. Er lief die Stufen hinunter und hörte plötzlich das Geräusch seiner eigenen Schuhe. Er blieb auf der siebten Stufe stehen und zog sie aus, dann seine knöchellangen Socken. Die kühle Oberfläche des Marmors erinnerte ihn irgendwie an den Dschungel, die Haut am kühlen, morgendlichen Unterholz — der Dschungel war Delta one immer ein Freund gewesen.

Stockwerk für Stockwerk stieg er nach unten, folgte den unübersehbaren Rinnsalen von Blut, die jetzt größer waren, nicht länger gestillt werden konnten, da die letzte Wunde zu schlimm war, um sie durch bloßen Druck zu schließen. Zweimal hatte der Schakal das Treppenhaus wieder verlassen wollen, im fünften Stock und dann wieder durch die Türen zum Korridor des dritten Stocks, nur um dunkelrote Schlieren zu hinterlassen, als er die Außenschlösser nicht ohne Sicherheitsschlüssel betätigen konnte.

Der zweite Stock, dann der erste, das war's! Carlos saß in der Falle! Irgendwo in den Schatten unter ihm wartete der Tod des

Killers, der David für immer befreien würde! Leise holte Borowski ein Heftchen Streichhölzer aus seiner Tasche. Er kauerte an der Betonwand, riß ein einzelnes Streichholz heraus, legte schützend seine Hände darum und zündete das Heftchen an. Dann warf er es über das Geländer, die Waffe bereit, mit anhaltendem Kugelhagel gegen alles zu explodieren, was sich da unten bewegen würde.

Doch da war nichts — absolut nichts! Der Zementboden war leer, da war niemand! Unmöglich! Jason rannte die letzten Stufen hinunter und schlug an die Tür zur Halle.

«Tschto…?« rief ein Russe von der anderen Seite. »Kto tam?«

«Ich bin Amerikaner! Ich arbeite mit dem KGB zusammen! Lassen Sie mich rein!«

«Tschto…?«

«Ich verstehe«, rief eine andere Stimme.»Und bitte, Sie verstehen, daß viele Waffen auf Sie gerichtet sind, wenn ich die Tür öffne. Haben verstanden?«

«Verstanden!«rief Borowski und dachte in letzter Sekunde daran, seine Waffe auf den Boden fallen zu lassen. Die Tür öffnete sich.

«Da!«sagte der sowjetische Polizeioffizier und korrigierte sich gleich wieder, als er die Maschinenpistole zu Jasons Füßen sah. »Njet!« schrie er.

«Ne sa tschto?« sagte ein atemloser Krupkin und schob seinen stämmigen Körper nach vorn.

«Potschemu?«

«Komitet!«

«Prekrasno.« Der Polizist nickte unterwürfig, blieb aber stehen.

«Was machen Sie da?«wollte Krupkin wissen.»Die Halle ist geräumt, und unser Überfallkommando ist in Stellung!«

«Er war hier!«flüsterte Borowski, als sollte seine angespannte, leise Stimme seine undeutlichen Worte noch unverständlicher machen.

«Der Schakal?«fragte Krupkin erstaunt.

«Er ist die Treppe runtergelaufen! Er konnte in keinem anderen Stockwerk raus. Alle Türen sind von innen verriegelt, sie lassen sich nur mit den Notriegeln öffnen.«

«Skaschi«, sagte der KGB-Beamte auf Russisch zur Hotelwache.»Ist in den letzten zehn Minuten jemand durch diese Tür gekommen, nachdem der Befehl ausgegeben wurde, sie zu versiegeln?«

«Nein!«entgegnete die Wache.»Nur eine hysterische Frau in einem fleckigen Bademantel. Sie war in ihrer Panik im Badezimmer hingefallen und hatte sich geschnitten. Wir dachten, sie würde einen Herzanfall bekommen, so hat sie geschrien. Wir haben sie sofort in die Krankenstation gebracht.«

Krupkin wandte sich Jason zu und wechselte wieder ins Englische.»Nur eine Frau, die sich verletzt hat, ist hier durchgekommen, völlig panisch.«

«Eine Frau? Ist er sicher? Welche Farbe hatte ihr Haar?«

Dimitrij fragte die Wache. Mit der Antwort des Mannes sah er Borowski wieder an.»Er sagt, es war rötlich und ziemlich gelockt.«

«Rötlich?«Vor Jasons Augen entstand ein Bild, ein sehr unangenehmes.»Ein Haustelefon — nein, die Rezeption! Kommen Sie, ich brauche Ihre Hilfe. «Mit Krupkin im Schlepp lief der barfüßige Borowski durch die Halle zu einem Angestellten hinter der Rezeption.»Sprechen Sie englisch?«

«Sicherlich meist gut, sogar viele Dialekte, Mister Sir.«

«Einen Zimmerplan für den zehnten Stock. Schnell.«

«Mister Sir?«

Krupkin übersetzte. Ein großes Notizbuch mit losen Blättern wurde auf den Tresen gelegt, die in Plastik gehüllten Seiten durchgeblättert, bis…

«Dieses Zimmer!«sagte Jason, deutete auf ein Quadrat und bemühte sich, den ängstlichen Angestellten nicht zu beunruhigen.»Holen Sie es ans Telefon! Wenn die Leitung besetzt ist, werfen Sie sie raus.«

Wieder übersetzte Krupkin, und vor Borowski wurde ein Telefon gestellt. Er nahm den Hörer ab und sprach:»Hier ist der Mann, der vor ein paar Minuten in Ihrem Zimmer war…«

«Oh, ja, natürlich, guter Mann. Vielen herzlichen Dank! Der Doktor ist hier, und Binky ist…«

«Ich muß etwas wissen, und ich muß es sofort wissen: Haben Sie Haarteile bei sich, oder Perücken?«

«Ich würde sagen, das ist ziemlich unverschämt…«

«Lady, ich habe keine Zeit für Freundlichkeiten, ich muß es wissen! Haben Sie?«

«Nun, ja, das habe ich. Es ist eigentlich kein Geheimnis, alle meine Freunde wissen es, und sie verzeihen mir den Kunstgriff. Sehen Sie, ich habe Diabetes… mein graues Haar ist schrecklich dünn.«

«Ist eine dieser Perücken rot?«

«Um die Wahrheit zu sagen, ja. Ich…«

Borowski knallte den Hörer auf die Gabel.»Es war Carlos!«

«Kommen Sie mit mir!«sagte Krupkin und lief durch die leere Halle zum Zimmerkomplex im hinteren Teil des Metropol. Sie erreichten die Tür zum Krankenzimmer und stürmten hinein.

Überall auf dem Untersuchungstisch und dem Boden verstreut lagen Rollen von zerrissenen, abgewickelten Mullbinden und Spulen mit Klebeband in verschiedenen Breiten, zerbrochene Spritzen und Antibiotika. Das alles nahmen die beiden Männer allerdings kaum wahr, denn ihre Blicke waren auf die Frau gerichtet, die ihren wahnsinnigen Patienten versorgt hatte. Die Krankenschwester des Metropol lag rückwärts über ihren Stuhl gekrümmt, die Kehle sauber durchschnitten, und über ihre makellose, weiße Uniform lief ein dünner Strom von Blut. Irrsinn!