Выбрать главу

«Du mußt mir helfen.«

«Dann mußt du einen verdammt guten Grund angeben, der beim Onkel Doktor auch zieht. Ich will nichts mehr anrühren, was dich noch tiefer in den Schlamassel bringt… Ich habe deine nette Frau mit dem dunkelroten Haar ein paarmal im Krankenhaus getroffen — sie ist was Besonderes, Bruder, und deine Kinder müssen es auch sein, du verstehst also, daß ich nicht die geringste Lust habe, etwas zu tun, was ihnen schaden könnte. Verzeih mir, aber ihr alle seid für mich wie liebe Verwandte aus einer Zeit, über die wir nicht sprechen. So sehe ich das.«

«Aber ihretwegen brauche ich deine Hilfe.«

«Drück dich deutlicher aus.«

«Der Schakal ist mir auf den Fersen. Er hat uns über Hongkong ausfindig gemacht, und er hat mich und meine Familie, meine Frau und die Kinder, gefunden. Bitte, hilf mir.«

Die Augen des alten Mannes weiteten sich.»Weiß das der Doktor?«

«Er ist auch betroffen. Vielleicht billigt er nicht, was ich tue, aber wenn er ehrlich zu sich selbst ist, dann weiß er, daß es im Grunde um den Schakal und mich geht. Hilf mir, Kaktus.«

Der alte Schwarze sah sich seinen Klienten genau an.»Bist du in guter Verfassung, Bruder?«fragte er.»Hast du noch genug Saft in den Knochen?«

«Ich laufe jeden Morgen zehn Kilometer und stemme mindestens einmal in der Woche in der Uni meine Gewichte…«

«Das habe ich nicht gehört. Über Colleges und Universitäten will ich nichts hören.«

«Dann hast du es nicht gehört.«

«Natürlich nicht. Es scheint, du bist in guter Verfassung, würde ich sagen.«

«Es ist gut durchdacht, Kaktus«, sagte Jason ruhig.»Manchmal ist es nur ein Telefon, das plötzlich klingelt, oder Marie, wenn sie zu lange mit den Kindern wegbleibt und ich sie nicht erreichen kann… oder jemand, den ich nicht kenne, hält mich auf der Straße an, um mich nach dem Weg zu fragen. Der Schakal. Solange die Möglichkeit besteht, daß er lebt, muß ich auf ihn gefaßt sein, weil er nicht aufhören wird, nach mir zu suchen. Die Ironie dabei ist, daß seine Jagd womöglich auf einer Annahme beruht, die gar nicht stimmt. Aber das ist noch nicht richtig klar.«

«Hast du daran gedacht, ihn das wissen zu lassen?«

«Soll ich vielleicht eine Anzeige im Wall Street Journal aufgeben? >Lieber alter Kumpel Carlos: Ich muß dir unbedingt was mitteilen.<«

«Mach keine Witze, Jason, es ist nicht unmöglich. Dein Freund Alex könnte einen Weg finden.«

«Wenn es einen gäbe, er hätte ihn bereits ausfindig gemacht.«

«Ich glaube, ich kann da nicht mitreden… Also laß uns an die Arbeit gehen, Bruder Hase. Was hast du dir gedacht?«Kaktus ging voran durch einen geräumigen Kreuzgang zu einer Tür am Ende eines heruntergekommenen Wohnzimmers voller alter Möbel und verblichener Sofaschoner.»Mein Studio ist nicht mehr so elegant, wie es einmal war, wegen all dieses Krempels. Du siehst, daß ich fast schon pensioniert bin. Meine Finanzstrategen haben ein riesiges Pensionierungsprogramm mit großen steuerlichen Erleichterungen ausgearbeitet.«

«Du bist wirklich unglaublich«, sagte Borowski.

«Ich glaube, daß einige Leute das sagen würden, diejenigen, die sich keine Zeit nehmen. Was hast du vor?«

«Eine ganze Menge. Weder Europa noch Hongkong natürlich. Nur einfach Papiere.«

«Das Chamäleon nimmt wieder eine andere Tarnung an.«

Jason hielt inne, als sie an die Tür kamen.»Das war auch etwas, das ich bereits vergessen hatte. So wurde ich immer genannt, oder?«

«Chamäleon? Ja, sicher, und nicht ohne Grund. Sechs Leute hätten von Angesicht zu Angesicht mit unserem jungen Borowski zusammentreffen können, und sechs unterschiedliche Beschreibungen wären dabei rausgekommen. Ohne das geringste Make-up natürlich.«

«Es kommt alles wieder, Kaktus.«

«Ich bete zum Allmächtigen Gott, daß das nicht nötig ist, aber wenn schon, dann sieh zu, daß wirklich alles wiederkommt…«

Drei Stunden und zwanzig Minuten später war es geschafft. David Webb, Professor für Orientalistik und drei Jahre lang Jason Borowski, ein Killer, hatte zwei neue Identitäten.

Da keine Taxis zur Hütte von Kaktus kommen würden, fuhr ein arbeitsloser Nachbar, der mehrere schwere Goldketten um den Hals und die Handgelenke trug, den Klienten von Kaktus in seinem neuen Cadillac zurück ins Zentrum von Washington.

Jason fand eine Telefonzelle in einem Kaufhaus und rief Alex in Virginia an. Er gab ihm seine neuen Personalien durch und wählte einen seiner Namen für das Hotel Mayflower. Conklin wollte offiziell über das Management ein Zimmer bestellen, für den Fall, daß alles ausgebucht war. Außerdem würde Langley eine Four-Zero aktivieren und das Äußerste tun, um Borowski alles, was er brauchte, schnellstmöglich auf sein Zimmer zu liefern. Schätzungsweise würde man dafür drei Stunden benötigen, ohne Garantie. Egal, dachte Jason, als Alex sich diese

Information auf einer zweiten Leitung von der CIA bestätigen ließ, er brauchte mindestens zwei dieser drei Stunden, bevor er ins Hotel kommen würde. Er mußte sich eine kleine Garderobe zusammenstellen. Das Chamäleon mußte sich in einen neuen Typ verwandeln.

«Steve DeSole sagt mir, daß er die PCs heißlaufen läßt, um unsere Daten mit denen der Armee und des Marinegeheimdienstes zu vergleichen«, sagte Conklin, als er ans Telefon zurückkam.»Peter Holland macht es möglich. Er ist ein Kumpel vom Präsidenten.«

«Kumpel? Das hört sich aus deinem Mund komisch an. Wie geht es sonst? Fortschritte?«

Conklin machte eine Pause, und als er mit leiser Stimme antwortete, verbarg er seine Befürchtungen.»Sagen wir mal so… Ich bin auf das, was ich erfahren habe, nicht vorbereitet. Ich war zu lange draußen. Ich fürchte, Jason… entschuldige… David.«

«Das erste Mal war's richtig. Habt ihr diskutiert…«

«Keine Namen«, unterbrach der CIA-Agent a. D. entschieden.

«Ich verstehe.«

«Du konntest es nicht«, widersprach Alex.»Ich konnte es nicht. Wir hören voneinander. «Mit diesen rätselhaften Worten legte Conklin abrupt auf.

Langsam tat Borowski dasselbe und runzelte besorgt die Stirn. Das sah Alex überhaupt nicht ähnlich. Kontrolle war sein Motto und Understatement sein Element. Was immer er erfahren hatte, es hatte ihn zutiefst verwirrt… so sehr, daß es Borowski schien, er könnte sein Vertrauen verloren haben, zu allem, was er selbst entworfen hatte, zu den Personen, mit denen er arbeitete. Normalerweise drückte er sich klarer aus, ergiebiger. Statt dessen, aus Gründen, die Jason nicht ahnen konnte, wollte Alexander Conklin nicht über Medusa sprechen oder über das, was er sonst über zwanzig Jahre Betrug und Verrat erfahren hatte…

War das möglich?

Keine Zeit! Es hat keinen Zweck, nicht jetzt, dachte Borowski und schaute sich in dem riesigen Kaufhaus um. Alex war nicht nur genausoviel wert wie sein Wort, er lebte auch entsprechend — solange man nicht sein Feind war. Wehmütig, ein kurzes, kehliges Lachen unterdrückend, erinnerte sich Jason an Paris vor dreizehn Jahren. Diese Seite von Alex kannte er auch. Wären nicht die Grabsteine auf einem Friedhof in Rambouillet, einem Vorort von Paris, gewesen, hätte ihn sein engster Freund getötet. Aber das war lange vorbei. Conklin hatte gesagt, er werde von ihm hören. Und das würde er. Bis dahin mußte sich das Chamäleon mehrere Schutzschichten zulegen, von der Unterhose bis zum Jackett. Völlig neutral, ohne irgendein Abzeichen einer Wäscherei oder Reinigung, ohne den kleinsten Hinweis auf den Träger. Er hatte schon zuviel bezahlt! Wenn er für Davids Familie töten müßte oh, mein Gott! Für meine Familie! — , so weigerte er sich, mit den Konsequenzen eines oder mehrerer Morde zu leben. Wo er sich bewegen würde, gab es keine Regeln. David Webb würde sich dem heftig widersetzen, aber Jason Borowski pfiff darauf. Marie, ich werde ihn stoppen! Ich verspreche dir, ihn aus unserem Leben herauszureißen. Ich werde mir den Schakal vorknöpfen und einen toten Mann zurücklassen. Er wird niemals wieder in der Lage sein, dich anzurühren. Du wirst frei sein.