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«Und dann?«

«Später wird jeder einzelne Mann aufgerufen und soll aufschreiben, was er erfahren hat; jeden einzelnen, herausragenden Fakt.«

«Was ist mit dem Weitergeben der Information? Gibt es dafür auch irgendwelche Ausbildungsverfahren?«

Jasons sowjetischer Ausbilder hatte ihn vom Nachbarsitz des kleinen Flugzeugs einige Augenblicke lang schweigend angestarrt.»Tut mir leid, daß Sie die Frage stellen mußten«, sagte er langsam.»Das werde ich melden müssen.«

«Ich mußte sie nicht stellen, ich war einfach nur neugierig. Vergessen Sie, daß ich das gefragt habe.«

«Das kann ich nicht. Das werde ich nicht.«

«Vertrauen Sie Krupkin.«

«Natürlich tu ich das. Er ist brillant, ein vielsprachiges Phänomen. Ein wahrer Held des Komitet.«

Du weißt nicht mal die Hälfte, dachte Borowski, aber er sagte, und das sogar mit einem Hauch von Ehrfurcht:»Dann melden Sie es nur ihm. Er wird Ihnen sagen, daß es bloße Neugier war. Ich bin meiner Regierung absolut nichts schuldig, allerdings steht sie in meiner Schuld.«

«Also gut… Da wir gerade von Ihnen reden, lassen Sie uns zu Ihnen kommen. Mit Dimitrij s Vollmacht habe ich Vereinbarungen für Ihren Besuch in Nowgorod getroffen, bitte nennen Sie mir nicht Ihr Zielobjekt. Das fällt genausowenig in meinen Zuständigkeitsbereich wie die Frage, die Sie mir gerade gestellt haben, in Ihren.«

«Verstanden. Die Vereinbarungen?«

«Sie werden auf eine Weise Kontakt zu einem jungen Trainer namens Benjamin aufnehmen, die ich Ihnen gleich erkläre. Ich werde Ihnen ein bißchen zu Benjamin sagen, damit Sie seine Einstellung verstehen. Seine Eltern waren fast zwanzig Jahre lang Komitet-Offiziere am Konsulat in Los Angeles. Er hat eine vorwiegend amerikanische Erziehung genossen, war dann auf der Uni in L.A. Bis er und sein Vater vor vier Jahren in aller Eile nach Moskau zurückberufen wurden.«

«Er und sein Vater?«

«Ja. Seine Mutter wurde bei einer Überraschungsaktion des FBI im Marinestützpunkt in San Diego gefaßt. Sie muß noch drei Jahre absitzen. Es gibt keinen Gnadenerlaß und keinen Austausch für eine russische Mama.«

«He, warten Sie. Dann kann es nicht nur unsere Schuld sein.«

«Das habe ich auch nicht gesagt. Ich gebe nur die Fakten wieder.«

«Verstanden. Ich werde mit Benjamin in Kontakt treten.«

«Er ist der einzige, der weiß, wer Sie sind — nicht namentlich natürlich, Sie werden den Namen Archie benutzen, und er wird Sie mit den nötigen Genehmigungen ausstatten, zum Beispiel, um von einem Lager ins nächste überzuwechseln.«

«Papiere?«

«Er wird es Ihnen erklären. Er wird außerdem auf Sie aufpassen, immer bei Ihnen bleiben, und ehrlich gesagt, er steht mit dem Genossen Krupkin in Kontakt und weiß weit mehr über Sie als ich — was genau das ist, was dieser pensionierte Cracker aus Georgia möchte… Weidmannsheil, alter Skunk, wenn Sie auf der Jagd sind. Und fallen Sie nicht über die Holzindianer her.«

Borowski folgte den Schildern — alles auf englisch — nach» Rockledge, Florida«, fünfzehn Meilen südwestlich der NASA in Cape Canaveral. Er sollte Benjamin in einer Kantine bei

Woolworth treffen und nach einem Mann Mitte zwanzig in einem rotkarierten Hemd mit einer Budweiser-Baseballkappe auf dem Hocker neben sich suchen. Es war die abgemachte Zeit, innerhalb der zulässigen Zeitspanne: 3.35 Uhr nachmittags.

Er sah ihn. Der blonde, in Kalifornien aufgewachsene Russe saß am gegenüberliegenden Ende des Tresens, die Baseballkappe auf dem Hocker links neben sich. Ein halbes Dutzend Männer und Frauen saßen in einer Reihe, redeten miteinander und nahmen Soft Drinks und Snacks zu sich. Jason näherte sich dem leeren Sitz, sah auf die Kappe hinab und sagte höflich:»Ist hier besetzt?«

«Ich warte auf jemanden«, erwiderte der junge KGB-Trainer mit ausdrucksloser Stimme, als seine grauen Augen Borowski ins Gesicht sahen.

«Ich such mir einen anderen Platz.«

«Sie wird wohl in den nächsten fünf Minuten nicht wiederkommen.«

«Verdammt, ich will nur schnell eine Vanilla-Coke. Bis dahin bin ich hier verschwunden…«

«Setzen Sie sich«, sagte Benjamin, nahm die Kappe und setzte sie sich lässig auf den Kopf. Ein kaugummikauender Tresenmann kam vorbei, und Jason bestellte. Sein Drink kam, und der Komitet-Trainer sprach leise weiter, die Augen jetzt auf den Schaum seines Milchshakes gerichtet, den er durch einen Strohhalm sog.»Sie sind also Archie — wie im Comic.«

«Und Sie sind Benjamin. Schön, Sie kennenzulernen.«

«Wir werden beide rausfinden, ob das so ist, oder?«

«Haben wir ein Problem?«

«Ich möchte, daß die Grundregeln klar sind, damit wir keins bekommen«, sagte der Russe von der Westküste.»Ich kann es nicht gutheißen, daß man Sie hier reingelassen hat. Ungeachtet meiner früheren Adresse und wie ich mich vielleicht anhören mag, hab ich für Amerikaner nicht viel übrig.«

«Hören Sie zu, Ben«, unterbrach ihn Borowski und zwang den Trainer mit seinem Blick, ihn anzusehen.»Wenn ich es recht bedenke, kann ich es auch nicht gutheißen, daß Ihre Mutter noch im Gefängnis ist, aber ich habe sie nicht dahingebracht.«

«Wir lassen die Dissidenten frei und die Juden, aber Sie bestehen darauf, eine fünfzigjährige Frau festzuhalten, die im besten Fall ein einfacher Kurier war!«flüsterte der Russe und stieß dabei die Worte einzeln hervor.

«Ich kenne die Umstände nicht, und ich würde Moskau nicht gerade als die Gnadenhauptstadt der Welt bezeichnen, aber wenn Sie mir helfen können — wirklich helfen —, dann kann ich vielleicht Ihrer Mutter helfen.«

«Gottverflucht beschissene Versprechen. Was, zum Teufel, können Sie tun?«

«Um zu wiederholen, was ich vor einer Stunde einem kahlköpfigen Freund von Ihnen im Flugzeug gesagt habe: Ich bin meiner Regierung nichts schuldig, aber sie steht ganz sicher in meiner Schuld. Helfen Sie mir, Benjamin.«

«Das werde ich, weil man es mir befohlen hat, nicht wegen Ihrer Hochstapelei. Aber wenn Sie versuchen, Dinge rauszufinden, die nichts mit Ihren Absichten hier zu tun haben, kommen Sie nicht wieder raus. Klar?«

«Das ist nicht nur klar, es ist auch unwichtig und unnötig. Über meine normale Verwunderung und Neugier hinaus, die ich, so gut es geht, unterdrücken werde, habe ich nicht das geringste Interesse an Nowgorod. Im Grunde führt das alles doch sowieso nirgend wohin… Obwohl, ich garantiere Ihnen, die ganze Anlage schlägt Disneyland um Längen.«

Benjamins unfreiwilliges Lachen durch den Strohhalm ließ den Schaum auf seinem Milchshake anschwellen und platzen.»Sind Sie in Anaheim gewesen?«fragte er.

«Ich konnte es mir nie leisten.«

«Wir hatten Diplomatenpässe.«

«Mein Gott, Sie sind am Ende ja doch ein Mensch. Kommen Sie, wir gehen ein Stück und reden Fraktur.«

Sie gingen über eine Miniaturbrücke nach» New London, Connecticut«, der Heimat des amerikanischen U-Boot-Baus, und schlenderten zum Wolchow hinunter, zur Sektion, aus der man einen Hochsicherheitsmarinestützpunkt gemacht hat — wiederum alles als realistische Miniaturausgabe. Hohe Zäune und bewaffnete Wachen der US-Marines waren an den Toren postiert und patrouillierten über das Gelände vor den Slipanlagen aus Beton, die gewaltige Attrappen der Zuchthengste aus der amerikanischen nuklearen U-Boot-Flotte enthielten.

«Wir haben alle Stützpunkte, alle Zeitpläne, jedes Gerät und jeden verkleinerten Zentimeter von den Piers«, sagte Benjamin.»Und trotzdem müssen wir die Sicherheitsmaßnahmen durchbrechen. Ist das nicht verrückt?«

«Keine Sekunde. Wir sind ziemlich gut.«

«Ja, aber wir sind besser. Abgesehen von kleineren Nestern der Unzufriedenheit, glauben wir.«