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Carlos, der Schakal, rannte davon! Im wilden Durcheinander, das überall herrschte, gab es hundert Möglichkeiten, auf die er aus Nowgorod verschwinden konnte. Alles war umsonst gewesen!

Aber seine letzte Granate hatte er noch. Warum nicht? Borowski holte sie hervor, zog den Stift heraus und warf sie über den Transporter in die Mitte des Parkplatzes. Die Explosion erfolgte, und Jason stand auf. Vielleicht würde die Granate Benjamin etwas sagen, ihn warnen, seine Aufmerksamkeit auf diese Gegend gerichtet zu halten. Stolpernd und kaum in der Lage zu gehen, schleppte sich Jason zur Öffnung im Zaun, die zum Wachlokal und dem Tunnel führte.

Oh, Gott, Marie, ich habe versagt! Es tut mir so leid! Alles war umsonst! Und als würde sich ganz Nowgorod einen letzten Scherz auf seine Kosten erlauben, sah er, daß jemand die Eisentore zum Tunnel geöffnet und damit dem Schakal den Weg in die Freiheit verschafft hatte.

«Archie…?«Benjamins erstaunte Stimme schwebte über den Geräuschen des Flusses, gefolgt vom Bild des jungen Russen, der aus dem Wachlokal gelaufen kam.»Allmächtiger Gott, ich dachte, Sie sind tot!«

«Sie haben also die Tore geöffnet und meinem Henker die Freiheit geschenkt«, rief Jason schwach.»Warum haben Sie ihm keine Limousine geschickt?«

«Ich schlage vor, Sie sehen noch einmal hin, Professor«, erwiderte Benjamin atemlos, als er vor Borowski stehenblieb und Jasons lädiertes Gesicht und seine blutbefleckte Kleidung sah.»Das Alter hat Ihre Sehkraft geschwächt.«

«Was?«

«Sie wollen Tore, dann bekommen Sie Tore. «Der Trainer rief auf russisch einen Befehl zum Wachlokal hinüber. Sekunden später senkten sich die riesigen Eisentore und verdeckten den Eingang des Tunnels. Aber irgend etwas war merkwürdig. Borowski hatte die heruntergelassenen Tore noch nicht richtig gesehen, und sie waren absolut nicht so, wie er sie sich vorgestellt hatte. Sie schienen… irgendwie angeschwollen zu sein, verzerrt.

«Glas«, sagte Benjamin.

«Glas?«fragte der verwunderte Borowski.

«An beiden Enden des Tunnels, zwölf Zentimeter dicke Glaswände, verschlossen und versiegelt.«

«Wovon reden Sie?«

Es war nicht nötig, daß der junge Russe es ihm erklärte. Plötzlich schlug eine Reihe von gigantischen Wellen gegen die Wände eines riesenhaften Aquariums. Der Tunnel füllte sich mit dem Wasser des Wolchow. Dann, im Ungestüm der wachsenden, strudelnden, flüssigen Masse, gab es ein Objekt… ein Ding, eine Form, einen Körper! Borowski starrte schockiert, die Augen quollen hervor, sein Mund stand offen, bewegungslos, unfähig, den Schrei auszustoßen, der in ihm war, er sammelte alle Kraft, die er noch hatte, lief unsicher, fiel zweimal auf die Knie, wurde aber mit jedem Schritt schneller und rannte zu der massiven Glaswand, die den Eingang dahinter verschloß. Atemlos, mit keuchender Brust, legte er seine Hände auf die Glaswand, lehnte sich dagegen und wurde Zeuge der makabren Szene, die sich nur wenige Zentimeter vor ihm abspielte. Sein grotesk uniformierter Gegner, Carlos, der Schakal, schlug immer wieder gegen die Stahlrohre des Tores, die dunklen Züge verzerrten sich haßerfüllt, seine Augen zwei Glaskugeln, die den Tod verschmähten, als er von ihnen Besitz ergriff.

Jason Borowskis kalte Augen erfaßte Zufriedenheit, sein Mund war gespannt, unbeweglich, das Gesicht eines Killers, ein Killer unter Killern, der gewonnen hatte. Für einen kurzen Moment jedoch zeigten sich die sanfteren Augen von David Webb, formte sich das Gesicht eines Mannes, dem die Last eines Lebens, das er verachtete, genommen worden war.

«Er ist tot, Archie«, bemerkte Benjamin an Jasons Seite.»Er kann nicht mehr zurückkommen.«

«Sie haben den Tunnel geflutet«, sagte Borowski nur.»Woher haben Sie gewußt, daß er es war?«

«Sie hatten keine Maschinenpistole, aber er. Offen gesagt, dachte ich, Krupkins Prophezeiung hätte sich bestätigt. Sie wären tot, und der Mann, der Sie getötet hätte, nähme den schnellsten Fluchtweg. Das war's, und die Uniform bestätigte es. Plötzlich ergab alles einen Sinn, auch das mit dem spanischen Lager.«

«Wie haben Sie die Menge verjagt?«

«Ich habe ihnen gesagt, da sind Boote, die sie über den Fluß bringen, etwa zwei Meilen von hier… Da wir gerade von Krupkin sprechen, ich muß Sie hier rausbringen. Jetzt. Kommen

Sie, der Hubschrauberlandeplatz ist eine halbe Meile entfernt. Wir nehmen den Jeep. Beeilen Sie sich, um Gottes willen!«

«Krupkins Anweisungen?«

«Keuchend vom Krankenhausbett, so wütend wie schockiert.«

«Was meinen Sie?«

«Okay, warum sollen Sie es nicht erfahren: Irgend jemand aus den feineren Kreisen, Krupkin weiß nicht, wer, hat den Befehl ausgegeben, daß Sie das Lager unter keinen Umständen verlassen dürfen. Ehrlich gesagt, war es undenkbar, daß das ganze gottverdammte Nowgorod in Flammen aufgehen würde, und das ist unser Schutz.«

«Unser?«

«Ich bin nicht Ihr Henker, irgend jemand anderes ist es. Der Befehl ist nie bei mir angekommen, und in diesem Chaos wird er es auch nicht.«

«Warten Sie einen Moment! Wohin bringt mich der Hubschrauber?«

«Drücken Sie sich selbst die Daumen und hoffen Sie, daß Krupkin und Ihr amerikanischer Freund wissen, was sie tun. Der Helikopter bringt Sie nach Jelsk, und von da kommen Sie mit einem Flugzeug über die polnische Grenze, wo ein undankbarer Satellit offenbar einen Horchposten der CIA erlaubt hat.«

«Dann bin ich aber immer noch im direkten Einflußbereich der Sowjetunion.«

«Es wurde angedeutet, daß Ihre Leute auf Sie vorbereitet sind. Viel Glück.«

«Ben«, sagte Jason und sah den jungen Mann an» Warum tun Sie das? Sie verweigern einen direkten Befehl…«

«Ich habe keinen Befehl bekommen!«ging der Russe dazwischen.»Und selbst wenn, bin ich kein gedankenloser Roboter. Sie hatten eine Abmachung, und Sie haben Ihren Teil erfüllt. Außerdem, wenn es für meine Mutter eine Chance gibt…«

«Es gibt mehr als nur eine Chance«, unterbrach ihn Borowski.

«Kommen Sie, gehen wir! Wir vergeuden Zeit. Jelsk ist für Sie nur der Anfang. Sie haben eine lange und gefährliche Reise vor sich, Archie.«

Kapitel 42

Sonnenuntergang, und die entlegenen Inseln wurden dunkler, wandelten sich zu dunkelgrünen Flecken, umgeben von blau schimmerndem Meer und nicht enden wollender Gischt an den Korallenriffen vor den Küsten. Alles war in das durchscheinende Orange des karibischen Horizonts getaucht. Auf Tranquility Island wurden nacheinander die Lichter der letzten vier Villen über dem Strand eingeschaltet, und man konnte Gestalten sehen, die zumeist langsam zwischen den Zimmern hin und her und auf die Balkons hinausgingen, wo sich der Schein der untergehenden Sonne über die Terrassen legte. Eine milde Brise trug den Duft von Hibiskus und Poinciana über das tropische Laub herüber, während sich ein einsames Fischerboot mit seinem spätnachmittäglichen Fang für die Küche des Inn durch die Riffe schlängelte. Brendan Patrick Pierre Prefontaine trug sein Glas Perrier auf den Balkon von Villa siebzehn hinaus, wo Johnny St. Jacques am Geländer stand und einen Rum mit Tonic schlürfte.

«Was glauben Sie, wie lange es dauern wird, bis Sie wieder öffnen können?«fragte der ehemalige Richter am Bostoner Gericht und setzte sich an einen weißen, schmiedeeisernen Tisch.

«Der bauliche Schaden ist eine Sache von Wochen«, erwiderte der Besitzer des Tranquility,»aber der Schrecken der Geschehnisse wird noch viel länger nachwirken.«

«Wie lange, glauben Sie?«

«Ich werde vier bis fünf Monate warten, bevor ich die ersten Broschüren verschicke, auch wenn es dann für die Saisonbuchungen bereits zu spät ist, aber Marie stimmt mir zu. Es früher anzugehen, wäre nicht nur geschmacklos, sondern würde das alles auch nur noch einmal neu aufrühren: