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«Sie sind da, mon capitaine«, verkündete der Steward dem Chefpiloten, der seine beiden vorab einsteigenden Passagiere am Eingang des Flugzeuges begrüßte. Der Pilot ergriff die linke Hand der Frau und berührte sie mit seinen Lippen, straffte sich und grüßte den glatzköpfigen alten Mann mit dem kleinen Abzeichen der Legion d'Honneur auf seinem Revers.

«Es ist mir eine Ehre, Monsieur«, sagte der Kapitän.»Dieses Flugzeug steht unter meinem Kommando, aber Sie sind mein Kommandeur. «Sie schüttelten einander die Hände, und der Pilot fuhr fort:»Wenn es irgend etwas gibt, was die Besatzung und ich tun können, um den Flug für Sie so angenehm wie möglich zu machen, zögern Sie nicht, darum zu bitten, Monsieur.«

«Sie sind sehr freundlich.«

«Wir sind alle dankbar — alle, ganz Frankreich.«

«Es war nichts, wirklich…«

«Vom großen Charles persönlich ausgewählt zu werden als echter Held der Resistance, ist schwerlich >nichts<. Alter kann solchem Ruhm nichts anhaben. «Der Kapitän schnalzte mit den Fingern in Richtung der drei Stewardessen in der immer noch leeren Erste-Klasse-Kabine.»Schnell, meine Damen! Richten Sie alles aufs beste für einen tapferen Krieger Frankreichs und seine Dame.«

So wurde der Killer mit seinen vielen Identitäten zur Trennwand auf der Unken Seite geführt, wo die Frau sanft aus dem Rollstuhl in den Sessel am Gang befördert wurde, während er den Fenstersitz einnahm. Ihre Tischchen wurden aufgeklappt und eine eisgekühlte Flasche Champagner zu ihren Ehren geöffnet. Der Kapitän hob das erste Glas und toastete dem Ehepaar zu. Als er in die Flugkanzel zurückging, machte die alte Frau ihrem Mann ein Zeichen, verrucht und humorvoll. Innerhalb weniger Augenblicke begannen die übrigen Passagiere einzusteigen, von denen einige wohlwollend die alten Herrschaften in der ersten Reihe betrachteten. Denn in der Lounge der Air France hatte sich schon das Gerücht verbreitet. Ein großer Held… Der große Charles persönlich… In den Alpen hat er sechshundert Boches aufgehalten — oder waren es tausend?

Als der Jet die Runway hinunterjagte und sich dann mit einem leichten Ruck vom Boden in die Lüfte erhob, langte der alte» Held von Frankreich«- dessen einzige Heldentaten, an die er sich erinnern konnte, Diebstahl, Überlebenskampf, Beschimpfungen seiner Frau und das Sichfernhalten von jeder Armee und jeder Art Arbeitsdienst waren — in seine Tasche nach den Papieren. Der Paß trug sein Foto, und das war auch das einzige, was er daran wiedererkannte. Der Rest — Name, Datum und Ort der Geburt, Beruf — war ihm unbekannt, und die beigefügte Liste der Auszeichnungen, nun, das war einfach formidable. Ihm war versichert worden, daß das Individuum, zu dem ursprünglich Name und Taten gehörten, keine Verwandten mehr hatte und nur wenige Freunde und daß er aus seinem Appartement in Marseille verschwunden war, wahrscheinlich zu einer Weltreise aufgebrochen, von der er wohl nicht mehr zurückkehren würde.

Der Kurier des Schakals sah sich den Namen an — an den mußte er sich erinnern und richtig antworten, wann immer er darauf angesprochen wurde. Jean Pierre Fontaine, Jean Pierre Fontaine, Jean Pierre…

Ein Laut! Scharf und kratzend. Da stimmte etwas nicht, das war nicht normal, gehörte nicht zu den normalen Routinegeräuschen, dem hohlen Dröhnen eines Hotels. Borowski griff nach der Waffe neben seinem Kissen, rollte sich in seinen Shorts aus dem Bett und schob sich zur Wand hin. Da war es wieder! Ein einziges, lautes Klopfen an der Schlafzimmertür der Suite. Er schüttelte den Kopf und versuchte sich zu erinnern… Alex?» Ich werde einmal klopfen. «Jason kroch, noch halb im Schlaf, zur Tür. Mit dem Ohr am Holz sagte er:»Ja?«

«Öffne das verdammte Ding, bevor mich jemand sieht!«kam Conklins gedämpfte Stimme aus dem Korridor. Borowski öffnete, und der CIA-Agent a. D. hinkte schnell ins Zimmer, wobei er den Stock benutzte, als würde er ihn hassen.»Junge, bist du aus der Übung!«rief er aus, als er sich ans Fußende vom Bett setzte.»Ich habe etliche Minuten draußen gestanden und mehrmals geklopft.«

«Ich hab dich nicht gehört.«

«Delta hätte es gehört, Jason Borowski auch. David Webb nicht.«

«Gib mir noch einen Tag, und du findest keinen David Webb mehr.«

«Gerede! Ich will mehr als Gerede!«

«Dann hör du auf zu reden und erzähle mir, warum du hier bist — um welche Uhrzeit auch immer.«

«Als ich zuletzt auf die Uhr gesehen hab, war es drei Uhr zwanzig, und ich hab Casset auf der Straße getroffen. Ich mußte mich durch Gehölz schlagen und über einen verdammten Zaun klettern…«

«Was?«

«Hast du doch gehört. Einen Zaun. Versuch es mal mit einem Fuß in Zement… Du weißt, als ich noch zur Uni ging, hab ich mal den Hundert-Meter-Lauf gewonnen.«

«Keine Abschweifungen. Was ist passiert?«

«Oh, ich höre schon wieder Webb.«

«Was ist passiert? Und wenn du schon dabei bist, wer, zum Teufel, ist dieser Casset, von dem du redest?«

«Der einzige Mann in Virginia, dem ich traue. Ihm und Valentine.«

«Wer?«

«Es sind Analytiker, aber in Ordnung.«

«Was?«

«Egal, Mensch, es gibt Augenblicke, wo mich alles ankotzt… «

«Alex, warum bist du hier?«

Conklin sah vom Bett hoch und griff wütend nach seinem Stock.»Ich habe die Unterlagen über unsere Philadelphier.«

«Deshalb? Wer sind sie?«

«Nein, nicht deshalb. Ich meine, es ist interessant, aber deswegen bin ich nicht hier.«

«Warum also?«fragte Jason und ging zu einem Stuhl am Fenster.»Mein gelehrter Freund aus Kambodscha klettert mit seinem Zementfuß um drei Uhr morgens nicht über Zäune, wenn er nicht meint, daß es absolut notwendig ist. «Er setzte sich.

«Ich mußte.«

«Was nichts erklärt.«

«Es ist DeSole.«

«Was ist mit Soul?«»Nicht Soul, sondern DeSole.«

«Komm ich nicht mit.«

«Er ist der Schlüsselbewahrer in Langley. Nichts geschieht, worüber er nichts weiß, und nichts wird im Untersuchungsbereich getan, was er nicht kontrolliert.«

«Komm immer noch nicht mit.«

«Wir stecken tief in der Scheiße.«

«Das hilft mir auch nicht weiter.«

«Wieder Webb.«

«Ich glaube, ich muß dir erst einen Nerv ziehen.«

«Schon gut, schon gut. Laß mich erst zu Atem kommen. «Conklin ließ seinen Stock auf den Teppich fallen.»Ich habe nicht einmal dem Lastenaufzug getraut. Hab ihn zwei Stockwerke tiefer gestoppt und bin gelaufen.«

«Weil wir tief in der Scheiße stecken?«

«Ja.«

«Warum? Wegen DeSole?«

«Genau, Mr. Borowski. Steven DeSole. Der Mann, der den Finger auf jedem Computer in Langley hat. Die Person, die alle Disketten zum Tanzen bringt und der deine alte jungfräuliche Tante Gracia als Prostituierte ins Gefängnis bringen kann, wenn er sie dort haben will.«

«Worauf willst du hinaus?«

«Er ist die Verbindung zu Brüssel, zu Teagarten bei der NATO. Casset hat unten in den Gewölben erfahren, daß er die einzige Verbindung ist — sie haben sogar einen besonderen Kode, mit dem sie alles andere überspringen können.«

«Was bedeutet das?«

«Casset weiß es nicht, aber er ist verdammt wütend.«

«Wieviel hast du ihm erzählt?«

«Das Minimum. Daß ich an einigen Möglichkeiten arbeite und daß Teagartens Name in merkwürdigem Zusammenhang aufgetaucht ist — wahrscheinlich als Ablenkungsmanöver oder von jemandem benutzt, um jemand anderem damit imponieren zu wollen. Ich wollte wissen, mit wem er bei der CIA sprechen würde, wobei ich an Peter Holland dachte. Ich bat Charlie, die Karten heimlich auszuspielen.«

«Was wohl vertraulich heißen soll.«

«Zehnmal mehr. Casset ist der effektivste Mann in Langley. Ich brauchte ihm nicht mehr zu sagen, und schon hatte er kapiert. Nun hat auch er ein Problem, das er gestern noch nicht hatte.«