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«Ich will nichts weiter hören, verehrter Richter!«rief der Beamte aus.»Nur hinzufügen, daß Ihre Einschätzung meiner Fähigkeiten hoffentlich nicht an meinen Vorgesetzten vorübergeht.«

«Das geht in Ordnung, das versichere ich Ihnen… Wohin genau ist mein nicht allzu entfernter und verehrter Cousin geflogen?«

«Eine kleine äußere Insel, wo die Flugzeuge auf dem Wasser landen müssen. Sie heißt Tranquility Island, und das Hotel ist das Tranquility Inn.«

«Ihnen wird persönlich von Ihren Vorgesetzten gedankt werden, seien Sie dessen sicher.«

«Und ich werde Sie persönlich durch den Zoll bringen.«

Brendan Patrick Pierre Prefontaine, in der Hand seinen Koffer aus poliertem Leder, trat als verwirrter Mann auf das Gelände des Flughafens von Blackburne. Verwirrt? Zum Teufel, er war überwältigt! Er konnte sich nicht entscheiden, ob er den nächsten Flug zurück nach Boston nehmen sollte oder… Aber seine Füße nahmen ihm die Entscheidung ab. Er merkte, wie er zu einem Schalter unter einem großen dunkelblauen Schild mit der Aufschrift Inter-Island-Airways schritt. Es konnte ja nicht schaden, ein bißchen nachzuforschen, dachte er, und anschließend würde er ein Ticket zurück nach Boston kaufen.

An der Wand hinter dem Schalter befand sich eine Liste der nahe gelegenen äußeren Inseln neben einer größeren Liste der bekannteren Inseln» unter dem Winde «und»über dem Winde«, von St. Kitts und Nevis bis Grenada im Süden. Tranquility lag eingeklemmt zwischen Canada Cay und Turtle Rock. Zwei Angestellte, eine schwarze junge Frau und ein blonder junger Mann, sprachen in aller Ruhe miteinander. Die Frau kam zu ihm.»Kann ich Ihnen behilflich sein?«

«Ich bin mir nicht sicher«, sagte Brendan zögernd.»Mein Plan steht noch nicht richtig fest, aber es sieht so aus, als ob ich einen Freund auf Tranquility Island habe.«

«Im Hotel, Sir?«

«Ja, offenbar. Dauert es lange, dorthin zu fliegen?«

«Wenn das Wetter klar ist, nur fünfzehn Minuten. Mit einem Amphibien-Flugzeug. Aber ich glaube nicht, daß vor morgen früh noch eines abgehen wird.«

«Doch, meine Süße«, unterbrach der junge Mann, der auf seinem weißen Hemd kleine goldene Flügel trug.»Ich werde bald losfliegen und Johnny St. Jacques Proviant bringen«, fügte er hinzu.

«Das steht nicht im Flugplan.«

«Doch, seit einer Stunde.«

In diesem Augenblick und bei diesen Worten fiel Prefontaines erstaunter Blick auf zwei große Kartons, die sich langsam auf dem Inter-Island-Gepäcklaufband in Richtung Ladezone draußen bewegten. Obwohl er noch genug Zeit hatte, es sich zu überlegen, war seine Entscheidung schon gefallen.

«Ich würde gerne ein Ticket für diesen Flug haben. Wenn es geht«, fügte er hinzu und sah den Kartons von Gerbers Babynahrung und Pampers-Medium-Windeln nach.

Er hatte die unbekannte Frau mit dem kleinen Jungen und dem Baby gefunden.

Kapitel 8

Routinenachforschungen in der Bundeshandelskommission bestätigten die Tatsache, daß ihr Vorsitzender Albert Armbruster sowohl Magengeschwüre als auch zu hohen Blutdruck hatte und auf Anraten des Arztes sein Büro verließ und nach Hause ging, wann immer es ihm nicht gutging. Aus diesem Grund rief Alex Conklin ihn nach einem ziemlich üppigen Dinner an — von dem er erfahren hatte —, um die Schlangenlady-Krise weiterzuschüren. Wie schon beim ersten Anruf erwischte er Armbruster unter der Dusche und sagte dem zitternden Vorsitzenden, daß jemand später am Tag mit ihm Verbindung aufnehmen werde — entweder im Büro oder zu Hause. Der Kontakt würde sich einfach als Cobra identifizieren. (»Benutze immer die banalsten Reizworte, die dir einfallen«, war auch ein Bibelwort des heiligen Alex.) In der Zwischenzeit sollte Armbruster mit niemandem sprechen.»Das ist ein Befehl von der Sechsten Flotte.«

«Oh! Großer Gott!«

Also ließ Armbruster seinen Wagen bestellen und fuhr leidend nach Hause. Auf den Vorsitzenden kam aber noch mehr Ungemach zu, denn Jason Borowski wartete schon auf ihn.

«Guten Tag, Mr. Armbruster«, sagte der Fremde freundlich, als sich der Vorsitzende aus der Limousine wand, nachdem der Chauffeur ihm den Wagenschlag aufgerissen hatte.

«Ja, was?«Die Antwort Armbrusters kam sofort und unsicher.

«Ich sagte nur >guten Tage. Mein Name ist Simon. Wir sind uns beim Empfang für den Generalstab im Weißen Haus vor einigen Jahren begegnet…«

«Ich war nicht dort«, unterbrach der Vorsitzende mit Nachdruck.»Oh?«Der Fremde hob seine Brauen. Seine Stimme war immer noch angenehm, aber offensichtlich fragend.

«Mr. Armbruster?«Der Chauffeur hatte die Autotür geschlossen und wandte sich jetzt höflich an den Vorsitzenden.»Brauchen Sie mich… «

«Nein, nein«, sagte Armbruster, abermals unterbrechend.»Sie sind frei. Ich brauche Sie nicht mehr heute… abend.«

«Zur selben Zeit morgen früh, Sir?«

«Ja, morgen, wenn Sie nichts anderes hören. Mir geht es nicht gut, fragen Sie im Büro nach.«

«Ja, Sir. «Der Chauffeur tippte an die Mütze und setzte sich wieder in den Wagen.

«Tut mit leid, das zu hören«, sagte der Fremde, immer noch an derselben Stelle, als die Limousine startete und langsam davonrollte.»Was? Ach, Sie. Ich war niemals im Weißen Haus auf diesem verdammten Empfang!«

«Vielleicht irre ich mich…«

«Ja, na ja, nett, Sie kennengelernt zu haben«, sagte Armbruster ängstlich, ungeduldig und ging eilends zu den Stufen, die zu seinem Georgetown-Haus hochführten.

«Nochmals, ich bin ganz sicher, daß Admiral Burton uns vorgestellt hat…«

«Was?«Der Vorsitzende drehte sich blitzschnell um.»Was sagten Sie da gerade?«

«Schluß mit der Zeitverschwendung«, fuhr Jason Borowski fort, wobei das Angenehme aus seiner Stimme und seinem Gesicht verschwand.»Ich bin Cobra.«

«Oh, Jesus! Mir geht es nicht gut. «Armbruster wiederholte diesen Satz mit heiserem Flüstern und richtete seinen Blick auf sein Haus, zu den Fenstern und der Tür.

«Ihnen wird es noch schlimmer gehen, wenn wir nicht miteinander sprechen«, fügte Jason hinzu und folgte Armbrusters Blick.»Soll es dort oben sein? In Ihrem Haus?«

«Nein!«schrie Armbruster.»Sie kläfft ununterbrochen herum und will alles über alle wissen und tratscht es dann in der ganzen Stadt herum, wobei sie alles übertreibt.«

«Ich nehme an, Sie sprechen von Ihrer Frau?«

«Sie und alle anderen. Sie wissen nicht, wann sie ihr Maul halten sollen.«

«Hört sich an, als fehlte ihnen Gesprächsstoff.«

«Was?«

«Egal. Ich habe weiter unten meinen Wagen stehen. Ist Ihnen eine Fahrt recht?«

«Ist wohl besser. Wir werden unten am Drugstore kurz halten. Dort haben Sie meine Medizin auf Vorrat… Wer, zum Teufel, sind Sie?«»Sagte ich doch«, antwortete Borowski.»Cobra. Eine Schlange.«

«Oh, Jesus!«flüsterte Albert Armbruster.

Der Apotheker bediente sie schnell, und Jason fuhr zu einer Bar in der Nähe, die er schon vor einer Stunde ausgesucht hatte. Sie war dunkel, die Sitzecken waren mit hohen Holzwänden voneinander getrennt, so daß Leute, die einander trafen, vor neugierigen Blicken geschützt waren. Das Ambiente war wichtig, denn es war notwendig, daß er dem Vorsitzenden in die Augen starren konnte mit seinem eiskalten, fordernden und drohenden Blick. Delta war wieder da, Cain war zurückgekehrt, David Webb vergessen.

«Wir müssen uns bedeckt halten«, sagte Cobra ruhig, nachdem ihnen die Drinks gebracht worden waren.»In bezug auf die Schadenskontrolle. Was bedeutet, wir müssen wissen, wieviel Schaden jeder von uns unter Amytal anrichten kann.«

«Was, zum Teufel, bedeutet das?«fragte Armbruster und kippte den größten Teil seines Gin-Tonic hinunter, während er ächzte und sich den Bauch hielt.»Drogen, Chemikalien, Wahrheitsserum.«»Was?«