«Dies ist kein normales Ballspiel«, sagte Borowski und dachte an Conklins Worte.»Wir müssen alle unsere Ausgangsbasen bedeckt halten, weil es in dieser Angelegenheit keine konstitutionellen Rechte gibt.«
«Wer sind Sie?«Der Vorsitzende der Bundeshandelskommission rülpste und brachte mit zittriger Hand sein Glas kurz an die Lippen.»Eine Art Ein-Mann-Stoßtrupp? Johnny Soundso weiß etwas, also wird er in einer Gasse erschossen?«
«Seien Sie nicht albern. Dergleichen Dinge wären total kontraproduktiv. Das wäre nur Wasser auf die Mühlen derjenigen, die versuchen, uns zu finden, würde Spuren hinterlassen… «
«Worüber sprechen Sie eigentlich?«
«Unser Leben zu retten, einschließlich unseres Rufs und unseres Lebensstils.«
«Sie sind gut. Und wie sollen wir das erreichen?«
«Nehmen wir mal Ihren Fall… Sie sind gesundheitlich nicht auf der Höhe, wie Sie selbst sagen. Sie könnten auf Anraten eines Arztes zurücktreten, und wir sorgen für Sie — Medusa sorgt für Sie. «Jason ließ seine Phantasie spielen, verknüpfte Wirkliches und Unwirkliches und suchte nach den Worten, die dem Katechismus des heiligen Alex entsprechen würden.»Sie sind als vermögender Mann bekannt, also könnte in Ihrem Namen eine Villa gekauft werden oder vielleicht eine Insel in der Karibik, wo Sie vollständig sicher wären. Niemand könnte Sie erreichen, niemand könnte mit Ihnen sprechen, wenn Sie es nicht wollten, was hieße, nur abgesprochene Interviews, harmlose oder sogar günstige Ergebnisse garantiert. So etwas wäre nicht undenkbar.«
«Ganz schön sterile Existenz meiner Meinung nach«, sagte Armbruster.»Ich und der Kläffer ganz allein? Ich würde sie umbringen.«
«Keineswegs«, fuhr Cobra fort.»Es gäbe Abwechslungen. Gäste Ihrer Wahl könnten eingeflogen werden, wo immer Sie sich aufhalten. Auch andere Frauen — entweder von Ihnen ausgewählt oder von Leuten, die Ihren Geschmack kennen. Das Leben geht wie zuvor weiter, abgesehen von geringen Unbequemlichkeiten und Überraschungen. Das Wichtige wäre, daß Sie geschützt sind, unerreichbar. Und deshalb wären auch wir geschützt, alle übrigen… Aber, wie ich sagte, diese Option ist beim gegenwärtigen Stand bloß hypothetisch. In meinem Fall ist es, offen gesagt, bereits notwendig, weil es wenig gibt, was ich nicht weiß. Ich muß in wenigen Tagen gehen. Bis dahin entscheide ich, wer sonst noch gehen muß und wer bleibt… Wieviel wissen Sie, Mr. Armbruster?«
«Mit den täglichen Operationen habe ich nichts zu tun, natürlich. Ich beschäftige mich mit der Planung. Genau wie alle anderen bekomme ich monatlich ein kodiertes Telex von den Banken in Zürich, das die Bankkonten auflistet und die Firmen, die wir kontrollieren — das ist alles.«
«Bis jetzt bekommen Sie noch keine Villa.«
«Verdammt, wenn ich eine will, dann kaufe ich mir eine. Ich habe annähernd einhundert Millionen Dollar in Zürich.«
Borowski kontrollierte sein Erstaunen und starrte einfach den Vorsitzenden an.»Das würde ich nicht wiederholen«, sagte er.
«Wem sollte ich es denn erzählen? Dem Kläffer?«
«Wie viele von den anderen kennen Sie persönlich?«fragte Cobra.»Praktisch niemanden von der Spitze, aber sie kennen mich auch nicht. Zum Teufel, sie kennen niemanden… Nehmen wir Sie zum Beispiel. Ich habe niemals von Ihnen gehört. Ich denke, daß Sie für den Vorstand arbeiten. Mir wurde gesagt, daß ich Sie erwarten soll, aber ich kenne Sie nicht.«
«Ich wurde auf einer ganz besonderen Grundlage angeheuert. Meine Spezialität sind ultrageheime Deckoperationen.«
«Wie ich sagte. Ich dachte mir…«
«Wie steht’s mit der Sechsten Flotte?«unterbrach Borowski, weil er von sich ablenken wollte.
«Ich sehe ihn ab und zu, aber ich glaube nicht, daß wir mehr als ein Dutzend Worte miteinander gewechselt haben. Er ist ein Militär, und ich bin Zivilist — sehr zivil.«
«Aber früher nicht. Als alles anfing.«
«Zum Teufel, nein! Eine Uniform macht noch keinen Soldaten, und bei mir schon gar nicht.«
«Was ist mit den verschiedenen Generälen, dem in Brüssel und dem anderen im Pentagon?«»Sie waren Karrieristen, sie blieben dabei. Ich nicht.«»Wir müssen uns auf Lecks, auf Gerüchte gefaßt machen«, sagte Borowski beinahe beiläufig, wobei er seine Blicke wandern ließ.»Aber wir dürfen nicht den geringsten Verdacht einer militärischen Verbindung aufkommen lassen.«
«Sie meinen im Stil einer Junta?«»Niemals«, entgegnete Borowski und starrte Armbruster wieder an.»Derlei Dinge rufen Wirbelstürme hervor…«
«Vergessen Sie's!«unterbrach ihn der Vorsitzende der Bundeshandelskommission ärgerlich im Flüsterton.»Die Sechste Flotte, wie Sie ihn nennen, kontaktiert die hohen Tiere nur hier; weil es bequem ist. Er ist durch und durch Admiral mit einer hohen Abschußliste und einer Menge Vorlagen, wie wir sie brauchen. Aber nur in Washington und sonst nirgendwo.«
«Ich weiß das, und Sie wissen es«, sagte Jason mit Betonung, wobei die Betonung seine Verwirrung verdecken sollte,»aber da ist jemand, der hat fünfzehn Jahre lang an einem
Sicherungsprogramm gearbeitet. Der hat sein eigenes Szenario zusammengestellt, und das kommt aus Saigon — Kommando Saigon.«
«Vielleicht ist es aus Saigon gekommen, aber es ist, zum Teufel, nicht dort geblieben. Die Kommißköppe konnten damit nicht umgehen — das wissen wir alle… Aber ich verstehe, was Sie meinen. Man wirft Pentagon-Generäle mit Leuten wie uns in einen Topf, und schon sind die Freaks auf den Straßen, und im Kongreß gehen herzergreifende Märchen um. Und plötzlich werden ein Dutzend Untersuchungskomitees eingesetzt.«
«Was wir nicht zulassen dürfen«, fügte Borowski hinzu.
«Klar«, sagte Armbruster.»Weiß man schon Näheres, welcher Bastard das Szenario aufgestellt hat?«
«In etwa, aber nicht genau genug. Er hat Kontakt mit Langley gehabt, aber wir wissen nicht, auf welcher Ebene.«
«Langley? Um Himmels willen. Wir haben doch dort jemanden. Er kann es unterdrücken und herausfinden, wer der Hurensohn war.«
«DeSole?«bot Borowski schlicht an.
«Genau. «Armbruster beugte sich vor.»Es gibt tatsächlich wenig, was Sie nicht wissen. Was sagt DeSole?«
«Nichts, wir können an ihn nicht ran«, antwortete Jason. Von plötzlicher Panik befallen, suchte er nach einer glaubwürdigen Antwort. Er war zu lange David Webb gewesen! Conklin hatte recht, er dachte nicht schnell genug. Dann kamen die Worte… ein Teil der Wahrheit, ein gefährlicher Teil, aber glaubhaft, und die Glaubhaftigkeit durfte er nicht verlieren.»Er glaubt, daß er überwacht wird, und wir sollen ihm fernbleiben. Keinerlei Kontakte, bis er uns Gegenteiliges wissen läßt.«
«Was ist passiert?«Der Vorsitzende griff nach dem Glas, wobei seine Augen kalt hervortraten.
«Jemand im Keller hat festgestellt, daß Teagarten in Brüssel einen direkten Fax-Kode zu DeSole hat, womit er den routinemäßigen streng vertraulichen Verkehr umgehen kann.«
«Diese dämlichen gottverdammten Kommißköppe!«fauchte Armbruster.»Du brauchst ihnen nur ein paar goldene Litzen zu geben, und schon stolzieren sie herum wie Debütanten und wollen jedes neue Spielzeug in der Stadt haben! Fax, Zugriff, Kode! Ach du liebe Scheiße, wahrscheinlich hat er die falschen Nummern gedrückt und ist direkt beim NAACP gelandet.«
«DeSole sagt, er baut eine neue Deckung auf und daß er es in den Griff bekommt, aber daß er nicht herumlaufen und Fragen stellen kann, vor allem nicht in diesem Bereich. Er wird in Ruhe alles durchchecken, und wenn er etwas erfährt, dann kontaktiert er uns, aber wir sollen ihn nicht kontaktieren.«
«Hätten Sie gedacht, daß es ein lausiger Kommißkopp sein würde, der uns in eine so gefährliche Lage bringt? Wäre nicht dieses Rindvieh mit seinem Zugriffkode gewesen, hätte es keine Probleme gegeben. Alles wäre auf die Reihe gekommen.«