Выбрать главу

«Pardon, sind wir uns schon begegnet, Monsieur?«

«Ich glaube nicht«, entgegnete der alte Mann mit der verrückten weißen Kappe.»Aber ich habe all die Gerüchte gehört: Ein großer Held Frankreichs sei unter den Gästen.«

«Unsinn. Ereignisse des Krieges, als wir alle viel jünger waren. Mein Name ist Fontaine. Jean Pierre Fontaine.«

«Meiner ist… Patrick. Brendan Patrick…«

«Ein Vergnügen, Ihre Bekanntschaft zu machen, Monsieur. «Die Männer schüttelten sich die Hände.»Ein wunderbarer Ort, nicht wahr?«

«Einfach wunderschön. «Wieder schien ihn der Fremde genau zu studieren, dachte Fontaine, jedoch vermied er jeden längeren Augenkontakt.

«Ich muß weiter«, sagte der ältere Gast mit den brandneuen Schuhen schließlich.»Befehl des Doktors.«

«Moz aussi«, sagte Jean Pierre, wobei er absichtlich französisch sprach, was offenbar auf den Fremden Eindruck machte. »Toujours les mededns, n'est-cepas?«

«Nur zu wahr«, erwiderte der alte Mann mit den dürren Beinen, nickte, machte eine ausholende Geste und ging schnell wieder den Weg zurück.

Fontaine stand bewegungslos da und sah ihm nach. Er wußte, daß es passieren würde, und dann passierte es. Der andere Mann hielt inne und drehte sich langsam um. Aus der Entfernung bohrten sich ihre Blicke ineinander. Das war genug. Jean Pierre lächelte, dann setzte er seinen Weg fort, zurück zu seiner Villa.

Das war eine weitere Warnung, dachte er, und zudem eine gefährliche. Drei Dinge waren offensichtlich: Erstens, der ältere Gast mit der verrückten weißen Kappe sprach französisch. Zweitens schien der andere zu wissen, daß Jean Pierre Fontaine in Wirklichkeit nicht Jean Pierre Fontaine war. Drittens… hatte der andere die Kälte des Schakals in seinen Augen. Mon Dieu, genau wie Monseigneur! Den Mord sorgfältig planen, sichergehen, daß er ausgeführt wurde, danach alle physischen Spuren, die Rückschlüsse auf das Geschehene boten, beseitigen. Die Armee der alten Männer. Kein Wunder, daß die Schwester gesagt hatte, sie könnten, nachdem die Befehle ausgeführt seien, in diesem Paradies bleiben, bis seine Frau sterben würde. Ein Datum, das bestenfalls ungenau war. Die Großzügigkeit des

Schakals war nicht so großartig, wie es schien: Der Tod seiner Frau, genau wie sein eigener, war bereits geplant.

John St. Jacques nahm den Telefonhörer in seinem Büro auf.

«Ja?«

«Sie haben sich getroffen, Sir!«sagte der aufgeregte stellvertretende Manager am Empfangstisch.

«Wer hat sich getroffen?«

«Der große Mann und sein berühmter Verwandter aus Boston. Ich hätte Sie gleich gerufen, aber es gab hier ein Durcheinander wegen einer Schachtel belgischer Schokolade…«

«Wovon reden Sie eigentlich?«

«Vor einigen Minuten habe ich sie durch das Fenster gesehen. Sie haben miteinander gesprochen. Mein verehrter Onkel hat in allen Punkten recht behalten!«

«Wie schön.«

«Das Büro des Gouverneurs wird zufrieden sein, und ich bin sicher, daß wir gelobt werden, insbesondere mein brillanter Onkel.«

«Schön für uns alle«, sagte St. Jacques gelangweilt.»Jetzt brauchen wir uns nicht länger um sie zu kümmern, oder?«

«Aus der hohlen Hand würde ich sagen, nein, Sir… Außer daß, wie ich gerade sehe, der alte verehrte Richter ziemlich hastig den Weg herunterläuft. Ich glaube, er will zu mir.«

«Wahrscheinlich wird er Ihnen danken wollen. Es kommt ein Sturm von Basse-Terre auf, und wir werden Nachrichten vom Büro des Gouverneurs brauchen, falls die Telefone ausfallen.«

«Ich werde mich selbst um alles kümmern, was er braucht, Sir!«

«Nun, die Zähne brauchen Sie ihm nicht zu putzen.«

Brendan Prefontaine hastete durch die Tür der Lobby. Er hatte gewartet, bis der Franzose zur ersten Villa abgebogen war, hatte dann die Richtung geändert und war direkt zum Hauptkomplex gelaufen. Wie so oft in den vergangenen dreißig Jahren mußte er beim Laufen eilends nachdenken, um für bestimmte Details plausible Erklärungen zu finden. Er fand einige offensichtliche und einige weniger wahrscheinliche, aber dennoch nicht weniger mögliche Begründungen. Er hatte gerade einen unvermeidbaren, aber dummen Fehler begangen. Unvermeidbar, weil er nicht darauf vorbereitet gewesen war, beim Empfang im Tranquility Inn einen falschen Namen anzugeben, falls eine Identifikation erforderlich würde, und dumm, weil er dem Helden Frankreichs einen falschen Namen genannt hatte… Na ja, nicht so dumm. Die Ähnlichkeit ihrer Nachnamen hätte zu unerwünschten Komplikationen führen können. Er wollte ja nur erfahren was Randolph Gates so erschreckte, daß er die fünfzehntausend Dollar herausgerückt hatte. Seine wirkliche Dummheit hatte darin bestanden, keinerlei Vorsichtsmaßnahmen für irgendwelche Eventualitäten vorbereitet zu haben. Er näherte sich dem Empfangstisch und dem großen, schlanken Angestellten dahinter.

«Guten Abend, Sir«, schrie der Angestellte förmlich, was den Richter veranlaßte, sich umzuschauen, dankbar, daß sich nur so wenige Gäste in der Lobby aufhielten.»Wie immer ich Ihnen dienlich sein kann, seien Sie meiner größten Sorgfalt versichert!«

«Ich würde mich schon besser fühlen, wenn Sie Ihre Stimme etwas senken würden, junger Mann.«

«Ich werde flüstern«, sagte der Angestellte kaum hörbar.

«Was haben Sie gesagt?«

«Wie kann ich Ihnen helfen?«setzte der Mann mit leiser Stimme erneut ein.

«Reden wir in Ruhe miteinander.«

«Gewiß. Ich fühle mich geehrt.«

«Sehr gut«, sagte Prefontaine.»Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten.«

«Was immer Sie wünschen.«

«Pssst!«

«Gewiß.«

«Wie viele Leute in meinem Alter vergesse ich häufig etwas. Das verstehen Sie doch, nicht wahr?«

«Ein Mann von Ihrer Weisheit vergißt schwerlich etwas.«

«Was? Egal. Ich reise inkognito. Sie wissen, was ich meine.«

«Aber sicher, Sir.«

«Ich habe mich unter meinem Namen eingetragen, Prefontaine…«

«Das haben Sie«, unterbrach der Angestellte.»Ich weiß.«

«Das war ein Fehler. Mein Büro und die Leute, denen ich gesagt habe, mich anzurufen, werden es unter meinem mittleren Namen Patrick tun. Es ist eine harmlose Maßnahme, um mir meine verdiente Ruhe zu gönnen.«

«Ich verstehe«, sagte der Angestellte vertraulich.

«Wirklich?«

«Natürlich. Wenn man wüßte, daß so ein wichtiger Mann wie Sie unter unseren Gästen ist, würden Sie hier wenig Ruhe finden. Als jemand anders bleiben Sie völlig unbelästigt.«

«Ja, ja…«

«Ich werde die Liste höchstpersönlich korrigieren, Herr Richter.«

«Richter? Ich habe nichts von einem Richter gesagt.«

Auf dem Gesicht des Mannes spiegelte sich Verwirrung.»Ihr untertänigster Diener.«

«Und niemandem ein Wort!«

«Ehrenwort, niemand außer dem Besitzer weiß etwas von der vertraulichen Natur Ihres Besuches, Sir«, flüsterte der Angestellte und lehnte sich über den Tisch.»Alles ist völlig diskret!«

«Heilige Maria, dieses Arschloch am Flughafen…«

«Mein scharfsinniger Onkel«, fuhr der Angestellte fort, ohne Prefontaines leise, monotone Stimme gehört zu haben,»hat mir ganz deutlich gesagt, daß es eine Ehre für uns sei, mit so bedeutenden Persönlichkeiten zu tun zu haben, die absolute Vertraulichkeit beanspruchen. Verstehen Sie, er rief mich in diesem Sinne an…«

«Ist gut, ist gut, junger Mann, ich verstehe jetzt und schätze alles, was Sie tun. Sorgen Sie nur dafür, daß der Name in Patrick geändert wird, und sollte irgend jemand hier nach mir fragen, soll ihm oder ihr dieser Name genannt werden. Wir verstehen uns?«

«Mit aller Deutlichkeit, verehrter Richter!«

«Bitte nicht.«

Vier Minuten später nahm ein gequälter stellvertretender Manager das klingelnde Telefon ab.»Empfang«, sagte er, als wollte er eine Segnung erteilen.