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Er ging so natürlich dahin wie Wind und Tag, seine Seele mit sich nehmend, die ihn von anderen unterschieden hatte. Er ging ein in den Schatten wie einer, der durch die Tür tritt, vor der er steht. Er starb für das Vaterland, die einzige über uns stehende Sache, die wir kennen und verstehen können. Weder das Paradies der Moslems und Christen noch das transzendente Vergessen der Buddhisten spiegelten sich wider in seinen Augen, als in ihnen die Flamme seines irdischen Lebens erlosch.

Er wußte nicht, wer er war, so wie auch wir nicht wissen, wer er ist. Er erfüllte seine Pflicht, ohne zu wissen, was er erfüllte. Ihn leitete, was die Rosen blühen läßt und das Sterben der Blätter schön macht. Das Leben kennt keinen besseren Grund und der Tod keinen besseren Lohn.

Nun durchwandert er gemäß dem Willen der Götter die lichtlosen Gefilde, geht an den Wehklagen des Kokytos vorüber und am Feuer des Phlegethon und hört in der Nacht den leichten Lauf des leichenblassen Lethestroms.

Er ist namenlos wie der Instinkt, der ihn tötete. Er dachte nicht, daß er für das Vaterland sterben würde; er starb für es. Er beschloß nicht, seine Pflicht zu erfüllen; er erfüllte sie. Da seine Seele namenlos war, ist es nur recht, daß wir nicht fragen, welcher Namen zu seinem Körper gehörte. Er war Portugiese; doch kein bestimmter Portugiese, und so steht er für den Portugiesen schlechthin.

Sein Platz ist nicht neben den Gründern Portugals, sie sind von anderer Statur und anderem Bewußtsein. Er paßt nicht in die Gesellschaft jener Halbgötter, deren Wagemut uns neue Seewege eröffnete und mehr Land einbrachte, als wir halten konnten.

Weder Statue noch Stein mögen erzählen, was war und wer »wir alle« war; da er das ganze Volk ist, soll dieses ganze Land sein Grab sein. Und wir sollten ihn in seiner Erinnerung begraben und ihm als Gedenkstein einzig sein eigenes Beispiel setzen.

Ratschläge für unglücklich verheiratete Frauen (I)

(Unglücklich verheiratete Frauen sind alle, die verheiratet, und einige, die ledig sind.)

Hütet euch vor allem, menschenfreundliche Gefühle zu pflegen. Menschenfreundlichkeit ist ein Unding. Ich schreibe mit kalter Feder, rational, und denke an euer Wohl, ihr armen unglücklich verheirateten Frauen.

Die ganze Kunst, die ganze Befreiung besteht darin, den Geist so wenig wie möglich zu unterwerfen und statt dessen den Körper sich unserem Willen unterwerfen zu lassen.

Unmoralisch sein lohnt nicht, denn es mindert in den Augen anderer eure Persönlichkeit oder zieht sie ins Gewöhnliche herab. Innen unmoralisch sein, während euch die Menschen eurer Umgebung höchste Achtung zollen; eine hingebungsvolle und körperlich keusche Gattin und Mutter sein und dennoch unerklärliche Krankheiten [?] einfangen von sämtlichen Männern der Nachbarschaft, angefangen bei Kolonialwarenhändlern bis hin zu […] – das ist die höchste Wonne jeder Frau, die wahrhaft genießen und ihre Individualität entfalten möchte, ohne auf die Methoden einer Dienstmagd zurückgreifen zu müssen, Methoden, die ihrer Natur entsprechend und daher niedrig sind, oder auf die übertriebene Tugendhaftigkeit zutiefst dummer Frauen zu verfallen, deren Tugend gewiß Tochter des Eigennutzes ist.

Entsprechend eurer Überlegenheit, o weibliche Seelen, die ihr mich lest, werdet ihr verstehen, was ich schreibe. Alles Vergnügen entspringt dem Gehirn, und alle Verbrechen, die geschehen, werden einzig im Traum verübt! Ich entsinne mich eines schönen, wirklichen Verbrechens. Es wurde niemals begangen. Schön sind nur Verbrechen, die wir nicht kennen. Hat Cesare Borgia etwa schöne Verbrechen begangen? Glaubt mir, das hat er nicht. Wer aber zahlreiche, wunderschöne, einträgliche Verbrechen begangen hat, das war unser Traum von Borgia, die Vorstellung von Borgia, die uns innewohnt. Ich bin sicher, daß der wirkliche Cesare Borgia banal und dumm war; und dies zwangsläufig, da existieren nun einmal dumm und banal ist.

Ich gebe euch diese Ratschläge uneigennützig und wende meine Methode auf einen Fall an, der mich nicht persönlich betrifft. Ich träume von Macht und Ruhm; Sinnlichkeit hat in meinen Träumen keinen Platz. Doch ich möchte euch nützlich sein, wenn auch nur, um mich zu verdrießen, denn ich verabscheue alles Nützliche. Ich bin Altruist auf meine Weise.

Ratschläge für unglücklich verheiratete Frauen (II)

Ich habe mir vorgenommen, euch zu lehren, wie ihr eure Ehemänner im Geiste betrügen könnt.

Glaubt mir: Nur gewöhnliche Frauen betrügen ihren Ehemann wirklich. Schamgefühl ist eine Conditio sine qua non der sexuellen Lust. Sich mehr als einem Mann hingeben tötet das Schamgefühl.

Ich gestehe eurer weiblichen Minderwertigkeit ein männliches Wesen zu. Doch denke ich, jede Frau sollte sich zumindest auf einen Mann beschränken, den sie, wenn nötig, zum Mittelpunkt eines wachsenden Kreises imaginärer Männer macht.

Die beste Gelegenheit, dies zu tun, bietet sich an den Tagen unmittelbar vor der Menstruation.

Also:

Stellt euch euren Mann mit einem weißeren Körper vor. Gelingt euch dies, werdet ihr ihn weißer auf euch spüren.

Enthaltet euch jeglicher Anwandlung ungezügelter Sinnlichkeit. Küßt euren Gatten, wenn er auf euch liegt, und stellt euch rasch einen anderen vor: den Mann, der in eurer Seele auf euch liegt.

Das Wesen der Lust liegt in der Verdopplung. Öffnet in euch das Fenster zum Katzenhaften.

Wie man den Ehemann schikaniert.

Merkt: Dazu muß sich der Ehemann ab und an ärgern.

Vor allem aber lernt, Abstoßendes als anziehend zu empfinden, und bewahrt dabei die äußere Disziplin.

Die größtmögliche innere Disziplinlosigkeit ergibt zusammen mit der größtmöglichen äußeren Disziplin höchste Sinnenlust. Jede Bewegung, die einen Traum oder ein Verlangen verwirklicht, entwirklicht wirklich.

Ersetzen ist weniger schwierig, als ihr glaubt. Ich verstehe unter ersetzen jene Verfahrensweise, die es erlaubt, sich mit Mann A einen Orgasmus vorzustellen, während man mit Mann B kopuliert.

Ratschläge für unglücklich verheiratete Frauen (III)

Meine lieben Schülerinnen, so ihr denn getreu meine Ratschläge befolgt, wünsche ich euch wieder und immer wieder ausgiebigste Wollust mit dem, und nicht durch das Agieren des animalischen Mannes, an den Kirche oder Staat euch mit Bauch und Namen gebunden hat.

Um aufzufliegen, stößt sich der Vogel mit den Füßen vom Boden ab. Möge dieses Bild euch, meine Tochter, immerfort an das einzige geistige Gebot erinnern.

Eine lasterhafte Kokotte sein, ohne den Ehemann zu betrügen, nicht einmal mit einem Blick – das ist der Gipfel der Wollust, so es euch denn gelingt.

Kokotte im Inneren sein, den Ehemann im Innern betrügen, in der Umarmung, ihn küssen mit Küssen, die ihm nicht zugedacht sind – ja, ihr überlegenen Frauen, o meine geheimnisvollen Kopfwesen –, das ist wahre Wollust.

Warum erteile ich diese Ratschläge nicht auch Männern? Weil der Mann einer anderen Gattung angehört. Sofern er denn unterlegen ist, empfehle ich ihm, sich so vieler Frauen wie möglich zu bedienen: er möge dies tun und sich meiner Verachtung sicher sein, wenn […]. Der überlegene Mann hingegen braucht keine Frau. Seine Wollust bedarf keiner sexuellen Inbesitznahme. Eine Frau aber, selbst eine überlegene, könnte dies nie für sich geltend machen. Die Frau ist zutiefst sexuell.