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»Klingt für mich wie eine Ad-hoc-Bildung analog zu Hydroponik«, sagte Pascoe.

»Ad-hoc-Bildung, so so? Meine Güte, diese Siebengescheiten haben wirklich ihre eigene Sprache.«

Wield griff ein, bevor das Ganze lächerlich wurde und sagte: »Ich glaube, sie haben mit Sonnenkollektoren für den Hausgebrauch angefangen, und jetzt stellen sie alle möglichen Arten alternativer Energiequellen her.«

»Mein Gott, Wieldy, haben Sie da Aktien, oder was?«

Wield machte ein unschuldiges Gesicht. Zu Recht, denn tatsächlich war es Edwin, der die Aktien besaß. Offenheit in finanziellen Dingen war eine ihrer ungeschriebenen partnerschaftlichen Vereinbarungen. »Wenn du weißt, wie arm ich bin«, hatte Digweed gesagt, »wirst du nicht ständig erwarten, daß ich auch nur die Hälfte all dieser teuren Auslandsurlaube bezahle, die deine Gaunerfreunde dir zweifellos in ihren Bermuda-Villen subventionieren.«

»Sir«, rief Novello vom Telefon aus. »Mr. Wulfstan war in der Firma, ist aber gerade nach Hause aufgebrochen. Anscheinend mußte er da eine Krisensitzung einberufen, wegen eines neuen Konzertsaals für das Festival oder so was.«

»Scheint ruhiger geworden zu sein«, meinte Dalziel. »Früher wär er hier einfach reingestürmt und hätte uns alle zur Minna gemacht. Gut, um Wulfstan kümmere ich mich. Pete, was haben Sie vor?«

»Ich muß Clark finden. Er hat vielleicht eine Spur zu diesem Fassadenschmierer.«

»Tatsächlich? Tja, der ist oben am Berg mit Maggie Burroughs. Komme grade von da. Sie hat die Suche gut im Griff, also versuchen Sie nicht den Eindruck zu erwecken, daß Sie nachkontrollieren wollen. Ich weiß doch, wie trampelig Sie manchmal sein können. Wieldy, Sie halten hier alles am Laufen, bis George Headingly sein häßliches Gesicht zeigt. Dann seh’n Sie zu, daß Sie was Sinnvolles tun. Sonst noch was?«

»Sir, soll ich an den Fahrzeugen dranbleiben? Ich hab da ein paar Ideen«, sagte Novello.

»Ideen? ’n hübsches junges Ding wie Sie sollte keine Ideen haben«, fertigte Dalziel sie ab. »Nee, lassen Sie’s dabei. Hat schon jemand mit den Kindern aus Lorraines Klasse gesprochen?«

»Noch nicht«, antwortete Wield. »Mrs. Shimmings wollte den Unterricht erst einmal in Ruhe angehen lassen.«

»Ich glaub zwar nicht, daß es was bringt, aber irgend jemand muß es machen. Das ist Ihr Job, Ivor. Ab mit Ihnen, husch, husch.«

Novello drehte sich abrupt um und ging durch die Tür, ehe man ihr die Entrüstung ansehen konnte.

»Sie hat ihre Sache gut gemacht«, bemerkte Pascoe neutral.

»Sie hat ihre Arbeit gemacht«, knurrte Dalziel.

Pascoe sah zu Wield, der sich das Kinn rieb.

»Ach du meine Fresse«, stöhnte der Dicke.

Er trat an ein offenes Fenster und bellte: »Ivor!«

Novello drehte sich um.

»Sie haben Ihre Sache gut gemacht«, rief Dalziel.

Wieder zu den anderen gewandt, sagte er: »Bitte sehr. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, daß Sie beide mich den ganzen Tag lang antriefen, als hätte ich Ihr Kätzchen ertränkt. Können wir denn jetzt alle losgeh’n und das tun, wofür wir bezahlt werden? Oder braucht ihr noch einen fetten Schmatz von Muttern, um in die Gänge zu kommen?«

Fünf

Rosie Pascoe fühlte sich in der Schule gar nicht wohl.

Auf dem Schulhof hatte sie als erstes nach Zandra Ausschau gehalten, aber die war nirgends zu sehen gewesen. Miss Turner, die Klassenlehrerin, erklärte ihr, daß Mrs. Purlingstone angerufen habe, um Zandra krankzumelden.

Das bedeutete zumindest, daß sie bei der Schilderung ihres Wochenendausflugs die Bühne ganz für sich allein hatte. Aber als es zur Pause draußen immer heißer wurde, vermißte sie ihre gewohnte Energie und war froh, abseits vom anstrengenden Getöse der Schulhofspiele zu stehen.

Alle Stimmen schienen weit entfernt, wie bei einem Fernseher, den man leise gestellt hatte, und die spielenden Kinder bewegten sich vor ihr wie Gestalten auf einem kleinen Bildschirm. Es war kein unangenehmes Gefühl, dieses Entferntsein. Es war sogar der Zustand, in dem sie sonst am leichtesten mit ihrer Freundin Nina Kontakt aufnahm. Doch auch sie war heute nirgends zu entdecken, und dann fiel Rosie ein, daß Nina ja wieder vom Nix geschnappt worden und wahrscheinlich immer noch in seiner Höhle gefangen war.

Aus dem Augenwinkel entdeckte sie hinter dem hohen Maschendrahtzaun um den Schulhof eine Gestalt. Voller Hoffnung ging sie darauf zu. Die helle Sonne blendete sie. Den ganzen Tag schon hatte sie diese Helligkeit gestört, und sie konnte nichts richtig sehen. Doch als sie näherkam, erkannte sie, daß es nicht Nina war, und als sie blinzelte, merkte sie, daß überhaupt niemand dort stand und sie sich wie ein Krallenäffchen an den Maschendraht klammerte.

Sie spürte eine Hand auf der Schulter und fuhr herum.

Es war Miss Turner. Sie war eine kleine Frau, viel kleiner als Mummy, aber heute wirkte sie irgendwie riesig groß.

»Die Pause ist vorbei, Rosie«, sagte sie mit dieser weit entfernten, unwirklichen Stimme. »Zeit, in die Klasse zurückzugehen.«

Einige Meilen weiter nördlich fühlte auch Shirley Novelle, sich gar nicht wohl in der Schule. Sie hatte nichts gegen Kinder, aber sie war nicht gerade verrückt nach ihnen. Und sie ärgerte sich über das Vorurteil, daß sie wegen ihres Geschlechts automatisch die geeignetste Person sei, um Lorraines Klassenkameraden auszuhorchen – vor allem, da sie nach wie vor glaubte, die Sache mit den Fahrzeugen gut gemeistert zu haben. Allerdings hielt sie es für klüger, sich nicht zu beklagen – nicht inmitten eines Falls um ein vermißtes Kind. Wenn man da den Befehl bekam, gegen Windmühlen zu reiten, ritt man sogar gegen Windmühlen an.

Hier in der Schule gab es allerdings nicht einmal Wind. Alle Fenster des Gebäudes standen weit offen, doch eine Feder würde eher von den Lippen eines Toten fortwehen als hier von einer Fensterbank.

Die Kinder waren lethargisch, teils wegen der Hitze und teils, weil die anfängliche Aufregung über die Polizisten nebenan nachgelassen hatte und ihnen der eigentliche Grund für ihre Anwesenheit mehr und mehr bewußt wurde. Mrs. Shimmings und auch Miss Blake, die Klassenlehrerin, taten ihr Bestes, um die Kinder abzulenken und zu beschäftigen, aber auch ihnen machte die berechtigte Angst um ihre vermißte Schülerin zu schaffen, und die schien sich trotz angestrengter Zurückhaltung auf die Kinder zu übertragen.

Die Befragung war nicht sehr ergiebig. Ein paar von Lorraines Freundinnen sagten, sie habe oben am Ligg Beck ein »geheimes Versteck« gehabt, aber nach dem genauen Ort gefragt, starrten sie Novello nur entgeistert an, als sei sie vollkommen verblödet, und sagten: »Das wissen wir nicht. Es war doch geheim!« Schließlich drängte sie ein wenig zu sehr auf Antwort, woraufhin eines der befragten Mädchen in lautes Schluchzen ausbrach, das sich schnell auf die anderen übertrug, und die Befragung war vorbei.

»Ich werde später noch mal mit ihnen reden«, versprach Mrs. Shimmings, als sie zusammen den Korridor hinuntergingen. »Es hat keinen Sinn, Kinder in diesem Alter zu drängen. Sie müssen warten, bis sie von sich aus erzählen wollen.«

Na toll, dachte Novello. Du mußt ja auch keinem Männerverein Rede und Antwort stehen, die nicht mal beeindruckt sind, wenn man was Positives zu berichten hat!

Mit dem Männerverein meinte sie natürlich Dalziel und Pascoe und ein kleines bißchen auch Wield. Nachdem sie zur Kriminalpolizei gegangen war, hatte sie schnell erkannt, daß es für einen ambitionierten Beamten von zentraler Bedeutung war, wie er oder sie mit dem Trio infernale klarkam.

Mit großem Interesse hatte sie stillschweigend beobachtet, wie ihre männlichen Kollegen auf die drei reagierten. Dalziel jagte allen einen Heidenrespekt ein. Sein Zorn rollte über einen hinweg wie ein Panzer. Andererseits ist einem Infanteristen beim Zug in die Schlacht nichts lieber, als hinter einem Panzer herzumarschieren.