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Vor dem Essen arbeiteten aber alle emsig an der Ausbesserung des Flosses und nachher ebenso. Zum Glück hatte Khamis hinter der Hütte einige Planken gefunden, die zum Ersatz derer von der Plattform dienen konnten, die sich angefault und morsch erwiesen. Das ersparte viele Arbeit, zumal bei dem herrschenden Mangel an Werkzeug. Das aus Planken und Pfählen bestehende Bauwerk wurde durch Lianen verbunden, die ebenso fest wie Bandeisen oder wenigstens wie Haltetaue waren.

Das Werk war vollendet, als die Sonne eben hinter dem Baumdickicht des rechten Ufers versank.

Die Abfahrt wurde bis zum frühen Morgen des nächsten Tages verschoben, da es gerathener erschien, die Nacht in der Grotte zuzubringen. Es drohte nämlich schon ein starker Regen, der denn auch etwa von acht Uhr an herunterströmte.

Nachdem sie also die Stelle gefunden hatten, wo der Doctor Johausen sich häuslich eingerichtet gehabt hatte, sollten Khamis und seine Gefährten weiter fahren, ohne zu wissen, was aus dem gelehrten Herrn geworden war… Nichts… nichts verrieth ja eine Spur von ihm! Dieser Gedanke lastete recht schwer auf Max Huber, während sich John Cort leichter damit abfand und der Foreloper davon ganz unberührt blieb. Der Franzose träumte von Pavianen, Affen, Schimpansen, Gorillas, von Mandrill- und von sprechenden Affen, obwohl er zugeben mußte, daß der Doctor nur mit Eingebornen zu thun gehabt haben könne. Und dann gaukelte ihm seine lebhafte Einbildungskraft allerlei geheimnißvolle Bilder vor, unglaubliche Begegnungen, die sich im Herzen des Waldes ereignen sollten, völlig neue Völkerschaften, unbekannte Menschengestalten, unter den großen Bäumen verlorene Dörfer u. dergl. m.

Vor dem Weggange aus der Grotte begann er dann noch:

– »Lieber John und Sie, Khamis, ich habe noch einen Vorschlag auf dem Herzen.

– Und der wäre, Max?

– Doch wenigstens etwas für den Doctor zu thun.

– Aber beileibe nicht etwa nach ihm zu suchen? rief der Foreloper.

– Nein, das nicht, beruhigte ihn Max Huber. Doch seinen Namen wollen wir dem bisher wohl noch ungetauften Wasserlaufe beilegen.«

In Zukunft wird also auf den neuen Karten des äquatorialen Afrika der »Rio Johausen« zu finden sein.

Die Nacht verlief ruhig, und obgleich sie abwechselnd Wache hielten, schlug doch kein einziges Wort an John Cort’s, Max Huber’s oder des Forelopers Ohr.

Neuntes Capitel.

Mit der Strömung des Rio Johausen

 Es war genau halb sieben Uhr des Morgens, als am 16. März das Floß abgestoßen wurde, sich von der Uferwand entfernte und bald von der Strömung des Rio Johausen ergriffen wurde.

Noch graute kaum der Tag, doch mußte es bald heller werden. Hoch am Himmel jagten Wolken unter starkem Winde hin. Zwar drohte kein Regen, doch hielt den ganzen Tag über bedecktes Wetter an.

Khamis und seine Gefährten brauchten sich darüber nicht zu beklagen, denn sie trieben jetzt auf einem Flusse hinunter, der den fast senkrechten Strahlen der Mittagssonne meist frei ausgesetzt war.

Das längliche Floß maß nur acht bis neun Fuß in der Breite und gegen zwölf in der Länge, wobei es zur Beförderung von vier Personen und den wenigen Gegenständen, die diese mit sich führten, gerade ausreichte. Das sehr beschränkte

»Frachtgut« bestand nämlich aus dem Metallkasten mit den Patronen, aus den Waffen (drei Gewehren), dem Kessel nebst dem Kochtopfe und der einzigen Tasse. Der drei Revolver mit kleinerem Kaliber als dem der Gewehre würde man sich nur für zwanzig Schuß bedienen können, mehr Patronen hatten Max Huber und John Cort jetzt nicht mehr bei sich. Im allgemeinen konnte man aber doch hoffen, daß es den Jägern bis zum Eintreffen am Ubanghi an Schießbedarf nicht fehlen werde.

Vorn auf dem Flosse und auf einer Schicht Erde lag ein Haufen trockenes Holz, der ja leicht erneuert werden konnte, im Fall, daß Khamis außerhalb der Raststunden einmal Feuerung brauchte. Am anderen Ende gestattete ein kräftiges, aus einer Planke hergestelltes Ruder das Fahrzeug zu steuern oder es mindestens in gleicher Richtung wie die Strömung zu erhalten.

Zwischen den beiden, gegen fünfzig Meter von einander entfernten Ufern verlief diese etwa mit der Geschwindigkeit von einem Kilometer in der Stunde. Dabei mußte das Floß also gegen zwanzig Tage brauchen, die dreihundert Kilometer, die den Foreloper und seine Gefährten noch vom Ubanghi trennten, zurückzulegen.

Ging die Fahrt durchschnittlich auch nicht schneller, als vorher die Wanderung durch den Wald, so war sie wenigstens mit keinerlei Anstrengung verknüpft.

Freilich war ganz und gar nichts bekannt bezüglich etwaiger Hindernisse im weiteren Verlaufe des Rio Johausen. Zunächst erkannte man nur, daß er ziemlich tief war und viele Windungen machte, so daß es einer sorgfältigen Beachtung der Strömung bedurfte. Sollten ihn Wasserfälle oder Stromschnellen unterbrechen, so gedachte der Foreloper nach den gerade gegebenen Umständen zu handeln.

Bis zur Mittagsrast verlief die Fahrt unbehindert. Mit Hilfe des Steuers konnte man den Wirbeln an hervorspringenden Landspitzen aus dem Wege gehen. Dank der Geschicklichkeit Khamisens, der die Lage des Flosses mit kräftigem Arm beherrschte, blieb diesem jedes Anstoßen an das Ufer erspart.

Der auf dem Vordertheile stehende John Cort beobachtete, das Gewehr stets zur Hand, die Uferstrecken in rein kulinarischem Interesse. Er dachte nur daran, für Proviantersatz zu sorgen. Vor seinem scharfen Auge war kein Stück Haar-oder Federwild, das ihm in Schußweite kam, nur noch eine Secunde sicher. Gegen halb zehn bot sich ihm eine Gelegenheit, sich als Jäger zu erproben: seiner Kugel erlag ein sogenannter Wasserbock, eine Antilopenart, die vielfach an Flußufern vorkommt.

»Ein trefflicher Schuß! sagte Max Huber.

– Und doch ein nutzloser, wenn wir uns das Thier nicht holen können, antwortete John Cort.

– Das wird die Sache weniger Minuten sein«, versicherte der Foreloper.

Durch passende Handhabung des Steuers lenkte er das Floß dem Ufer zu, wo der verendete Wasserbock nahe bei einem kleinen Einschnitte lag. Schnell wurde er ausgeweidet und seine nutzbaren Theile nahm man für den kommenden Bedarf mit.

Inzwischen hatte Max Huber sich als erfahrener Fischer bewährt, obwohl ihm nur sehr unzulängliche Angelgeräthe zur Verfügung standen: zwei Bindfadenstücke aus der Hütte Johausen’s, und als Haken daran Stacheln von Akazien mit Fleischstückchen als Köder daran. Da lag wohl die Frage nahe, ob von den Fischen, die sich vielfach dicht unter der Oberfläche des Rio zeigten, auch einer anbeißen werde.

Max Huber war am Steuerbordrande des Flosses niedergekniet, und ihm zur Rechten stehend, verfolgte Llanga sein Vorhaben mit gespannter Aufmerksamkeit.

Offenbar waren die Hechte im Rio Johausen nicht weniger gefräßig als dumm, denn in kürzester Zeit zappelte schon einer an dem ungewöhnlichen Angelhaken. Nachdem der Fisch dadurch, daß man ihn nur Luft schnappen ließ, geschwächt war

– die Eingebornen pflegen einen gefangenen Hippopotamus in ähnlicher Weise zu »lüften« – gelang es Max Huber, ihn mit der Schnur heran- und herauszuziehen. Der Fisch wog mindestens zwischen acht und neun Pfund, und es ist wohl erklärlich, daß die Fahrgäste nicht bis zum nächsten Tage warteten, den Leckerbissen zu verzehren.

Die Mahlzeit gegen Mittag bestand in einem Lendenbraten von dem Wasserbocke und in dem Hechte, von dem nur die Gräten übrig blieben. Zum Abendessen sollte von einem Antilopenviertel eine schmackhafte, kräftige Suppe bereitet werden. Da das dazu verwendete Fleisch aber einige Stunden kochen mußte, zündete der Foreloper auf der erwähnten Erdschicht ein Feuer an und setzte den Kochtopf darauf. Dann ging die Fahrt bis zum Abend ohne Unterbrechung weiter.

Am Nachmittag lieferte der Fischfang keine Ausbeute.

Gegen sechs Uhr hielt Khamis bei einem schmalen, steinigen Uferstreifen an, der von den unteren Aesten eines der zur Abart der Krabahs gehörigen Gummibäume überdacht war.