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– Ueberzeugt Euch auch, daß Eure Feuerwaffen gut in stand sind, mahnte noch John Cort.

– Das ist schon geschehen, erwiderte Khamis, ich hoffe jedoch, daß sie auf unserem Streifzuge nicht in Thätigkeit kommen. Das Wichtigste für uns ist doch, selbst unentdeckt zu bleiben.

– Das meine ich auch«, erklärte der Portugiese.

Neben einander hingehend, hatten Max Huber und der Foreloper den Tamarinden-Hügel bald hinter sich gelassen.

Weiterhin war die Ebene weniger dunkel, obwohl man auf hundert Schritte hin einen Mann noch kaum hätte wahrnehmen können.

Beide hatten kaum fünfzig Schritte gemacht, als sie Llanga hinter sich bemerkten. Ohne ein Wort zu sagen, war der Knabe ihnen vom Lager aus gefolgt.

»Warum bist Du denn gekommen, Kleiner? sagte Khamis.

– Jawohl, Llanga, fuhr Max Huber fort, warum bist Du denn nicht bei den anderen geblieben?

– Vorwärts… trolle Dich zurück, befahl der Foreloper.

– O, Herr Max, murmelte Llanga, ich bei Ihnen… ich bei Ihnen sein…

– Du weißt aber doch, daß Dein Freund John Cort dort hinter uns ist.

– Ja, dafür mein Freund Max… hier sein!

– Wir brauchen Dich aber nicht! sagte Khamis schon mit weniger strengem Tonfall.

– Lassen wir ihn hier, da er einmal da ist, meinte Max Huber.

Er wird uns nicht im Wege sein, Khamis, und vielleicht entdeckt er mit seinen Katzenaugen sogar, was wir noch nicht erkennen können.

– Ja, ja, ich werde ausschauen… weit hinaus! versicherte das Kind.

– Nun gut; so halte Dich neben mir, sagte Max Huber, und halte hübsch die Augen offen!«

Alle drei gingen weiter. Nach einer Viertelstunde befanden sie sich in der Mitte zwischen dem Lager und dem großen Walde.

Die Flammen verbreiteten noch immer ihren Schein am Fuße der Bäume, leuchteten aber, aus größerer Nähe gesehen, um so heller. So scharf aber auch der Gesichtssinn des Foreloper und so gut das Fernrohr Max Huber’s war, das dieser eben aus dem Etui gezogen hatte, so durchdringend die Blicke der jungen

»Wildkatze« ohne Zweifel waren: es erwies sich doch noch immer unmöglich, jemand, der die Fackeln trüge, gewahr zu werden.

Das bestätigte die Ansicht des Portugiesen, wonach diese Feuerpunkte sich zum Theil verdeckt durch die Baumstämme und hinter dichtem Strauchwerk bewegten. Offenbar hatten die Eingebornen die Grenze des Waldes nicht überschritten und dachten vielleicht gar nicht daran, es zu thun.

Wahrlich, die Geschichte wurde immer unerklärlicher.

Befand sich hier nur ein Ruheplatz von Schwarzen und beabsichtigten diese, am nächsten Morgen weiter zu ziehen, wozu dann die seltsame Beleuchtung des Waldsaumes? Hielt vielleicht eine nächtliche Feier die Leute um diese Stunde noch wach?

»Ich frage mich sogar, äußerte Max Huber, ob sie von unserer Karawane überhaupt etwas bemerkt haben und ob es ihnen bekannt ist, daß diese am Fuße der Tamarinden lagert.

– Ja freilich, antwortete Khamis, es ist ja möglich, daß sie selbst erst hierher gekommen wären, als die Nacht schon auf der Ebene lag, und da unsere Feuer zeitig ausgelöscht wurden, wissen sie vielleicht gar nicht, daß wir uns in so geringer Entfernung von ihnen befinden. Morgen mit Tagesgrauen wird sich’s ja zeigen…

– Wenn wir bis dahin nicht selbst schon abgezogen sind, Khamis.«

Max Huber und der Foreloper setzten schweigend ihren Weg fort.

In dieser Weise wurde noch ein halber Kilometer zurückgelegt, wonach die Strecke bis zum Walde nur noch einige hundert Schritte lang war.

Bisher war auf dem Wege, der zuweilen vom Fackelschein etwas mehr beleuchtet wurde, nichts verdächtiges beobachtet worden. Weder im Süden, noch im Osten oder Westen waren die Umrisse einer Menschengestalt zu entdecken gewesen. Ein Angriff schien wenigstens nicht unmittelbar zu drohen. So nahe sie jetzt auch dem Waldessaume waren, konnte weder Max Huber, noch Khamis oder Llanga etwas von den Wesen wahrnehmen, die ihre Gegenwart durch die zahlreichen Feuerbrände verriethen.

»Wollen wir noch näher hinangehen? fragte Max Huber, nachdem alle einige Augenblicke Halt gemacht hatten.

– Wozu könnte es nützen? antwortete Khamis. Es könnte sogar unklug sein. Nach allem erscheint es nicht ausgeschlossen, daß unsere Karawane unbemerkt geblieben ist, und wenn wir noch im Laufe der Nacht aufbrechen…

– Ich möchte aber gar zu gern Gewißheit haben! erwiderte Max Huber. Die Geschichte sieht gar so seltsam aus.«

Es gehörte kaum so viel dazu, die lebhafte Einbildungskraft des Franzosen anzustacheln.

»Kommt, wir wollen nach dem Hügel zurückkehren,«

mahnte der Foreloper.

Dennoch mußte er mit Max Huber, den Llanga einmal nicht verlassen wollte, noch ein Stück weiter mitgehen. Alle drei wären auch beinahe bis zum Saume des Waldes selbst vorgedrungen, da rief Khamis aber halblaut:

»Keinen Schritt weiter!«

Wichen der Foreloper und sein Begleiter jetzt vor einer unmittelbar drohenden Gefahr zurück?… Hatten sie eine Gruppe Eingeborner gesehen?…

Stand ihnen ein Angriff durch diese bevor?… Das wäre nicht sofort zu entscheiden gewesen, jedenfalls aber hatte sich in der Vertheilung der Flammen am Waldrande eine auffallende Veränderung vollzogen.

Einen Augenblick verschwanden die Fackeln gänzlich hinter den ersten Baumreihen, die nun in tiefer Dunkelheit lagen.

»Achtung! flüsterte Max Huber.

– Zurück!« setzte Khamis hinzu.

Vielleicht erschien es geboten, angesichts eines gefährlichen Ueberfalles zurückzuweichen, doch durfte das nicht geschehen, ohne jeden Augenblick schußfertig zu sein. Die Gewehre wurden also bereit gehalten, während die »Patrouille« sich noch immer bemühte, zu erkennen, was hinter den ersten Bäumen vorginge.

Plötzlich tauchte aber der Lichtschein von etwa zwanzig Fackeln aufs neue auf.

»Alle Wetter, rief Max Huber, jetzt geht nicht nur etwas außerordentlich, sondern etwas unbegreiflich Fremdartiges vor sich!«

Dieser Ausruf war dadurch begründet, daß die Fackeln, die bisher nahe über dem Erdboden aufgeleuchtet hatten, plötzlich fünfzig bis hundert Fuß über diesem aufblitzten.

Von den Wesen aber, die die Fackeln theils in den unteren Aesten, theils nahe der Krone der Bäume schwangen, als ob ein Flammenstrom sich durch das dichte Laubwerk ergösse, konnte weder Max Huber, noch der Foreloper oder Llanga auch nur ein einziges erspähen.

»O, rief Max Huber, sollten das nur Irrlichter sein, die auf den Bäumen umherhüpfen?«

Khamis schüttelte den Kopf; diese Erklärung der Erscheinung genügte ihm nicht. Eine Ausströmung von Wasserstoffgas, das sich entzündet hätte, oder ein Viertelhundert jener Strahlenbündel, die bei schweren Gewittern ebenso an den Aesten von Bäumen wie am Takelwerk von Schiffen auftreten, konnte das unmöglich sein, mit dem merkwürdigen Sanct Elmsfeuer waren diese leuchtenden Kreise nicht zu verwechseln. Mit Elektricität war die Luft offenbar nicht geschwängert, die Wolken drohten sich vielmehr in einem der furchtbaren Platzregen aufzulösen, die den mittleren Theil des Schwarzen Erdtheils so häufig überschwemmen.

Immerhin blieb es unerklärlich, warum die erst am Fuße der Bäume umherschwärmenden Eingebornen jetzt theils nach der ersten Astgabelung, theils nach den höchsten Zweigen der Bäume hinaufgeklettert wären, und ebenso, warum sie die flackernden, harzigen Fackeln, deren Prasseln und Knacken ziemlich weit hörbar war, so unablässig hin- und herbewegen möchten.

»Vorwärts… weiter! drängte Max Huber.

– Das ist unnöthig, entgegnete der Foreloper. Ich glaube nicht mehr, daß unserem Lager diese Nacht eine Gefahr droht, und dann ist es besser, wir beeilen uns, die anderen darüber zu beruhigen.

– Dazu werden wir desto besser im stande sein, Khamis, wenn wir erst wissen, woran wir uns bezüglich dieser Erscheinung zu halten haben.

– Nein, nein, Herr Huber, weiter vor wagen wir uns nicht.