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»Er hat mich sitzengelassen, was? Ich hab’ gewußt, daß es dazu kommt. Ich kann’s ihm nicht verübeln. Ich hab’ mich ihm gegenüber fürchterlich aufgeführt. Ich -«

»Serena, Sam ist tot.«

»Ich hab ihn ständig angebrüllt. Ich hab’s wirklich nicht gewollt. Ich weiß noch -«

Er ergriff ihre Arme. »Serena, Sam ist tot.«

»Wir sind mal raus zum Strand gefahren und -«

Er schüttelte sie. »Hör mir zu. Sam ist tot.«

»- und wollten dort picknicken.«

Als er ihr in die Augen schaute, stellte er fest, daß sie ihn sehr wohl verstanden hatte.

»Und wir sitzen also am Strand, und ein Mann kommt daher und sagt: >Raus mit eurem Geld.< Und Sam sagt: >Zeig mir erst mal deine Waffe.<«

Sheriff Dowling ließ sie weiterreden. Sie stand unter Schock und sperrte sich einfach dagegen.

»... so einer war Sam. Erzähl mir was über die Frau, mit der er abgehauen ist. Ist sie wenigstens hübsch? Sam sagt mir ständig, wie hübsch ich wäre, aber ich weiß, daß ich es nicht bin. Er sagt das bloß, damit ich mir wer weiß wie vorkomme, weil er mich nämlich liebt. Der würde mich nie verlassen. Der kommt wieder. Er liebt mich nämlich.« Sie redete immer weiter.

Sheriff Dowling ging zum Telefon und wählte eine Nummer. »Schicken Sie eine Pflegerin vorbei.« Dann kehrte er zu seiner Schwester zurück und nahm sie in die Arme. »Alles wird wieder gut.« »Hab ich dir schon mal erzählt, wie Sam und ich -?«

Eine Viertelstunde später traf die Pflegerin ein.

»Passen Sie gut auf sie auf«, sagte Sheriff Dowling.

In Sheriff Dowlings Büro fand gerade eine Besprechung statt, als sich die Telefonzentrale meldete. »Ein Anruf für Sie. Auf Apparat eins.«

Sheriff Dowling nahm den Hörer ab. »Ja?«

»Sheriff, hier spricht Special Agent Ramirez von der FBI-Zentrale in Washington. Wir haben neue Erkenntnisse zu diesen Mordfällen vorliegen. Wir konnten die Fingerabdrücke nicht vergleichen, weil wir kein Vorstrafenregister über eine Ashley Patterson vorliegen haben, und weil die kalifornische Verkehrszulassungsbehörde erst seit 1988 einen Daumenabdruck verlangt, wenn man einen Führerschein erwerben will.«

»Fahren Sie fort.«

»Zunächst dachten wir, der Computer spinnt, aber dann haben wir es überprüft und .«

Fünf Minuten lang saß Sheriff Dowling da und hörte mit ungläubiger Miene zu. »Sind Sie sicher, daß kein Irrtum vorliegt?« sagte er schließlich. »Das kommt mir ... Alle fünf .? Verstehe ... Herzlichen Dank.«

Er legte den Hörer auf und saß eine ganze Weile schweigend da. Dann blickte er auf. »Das war jemand vom FBI-Labor in Washington. Die haben gerade den Vergleich der Fingerabdrücke und der DNS-Codes abgeschlossen. Jean Claude Parent aus Quebec wurde kurz vor seinem Tod mit einer Engländerin namens Toni Prescott gesehen.«

»Ja.«

»Richard Melton aus San Francisco traf sich, kurz bevor er ermordet wurde, mit einer Italienerin namens Alette Peters.«

Die anderen nickten.

»Und letzte Nacht war Sam Blake bei Ashley Patterson.«

»Richtig.«

Sheriff Dowling atmete tief durch. »Ashley Patterson ...« »Ja?«

»Toni Prescott .«

»Ja?«

»Alette Peters ...«

»Ja?«

»Das ist ein und dieselbe Person.«

ZWEITES BUCH

11

Robert Crowther von der Immobilienmaklerfirma Bryant & Crowther riß schwungvoll die Tür auf. »Und das ist die Terrasse«, rief er. »Von dort aus haben Sie freien Blick auf den Coit Tower.«

Er musterte das junge Paar, das ihm nach draußen folgte und sich über die Brüstung beugte. Man hatte einen großartigen Ausblick auf ganz San Fransisco, das sich tief unten nach allen Seiten ausbreitete. Robert Crowther sah den kurzen Blick, den sich die beiden zuwarfen, und das verstohlene Lächeln, und er mußte insgeheim grinsen. Sie versuchten sich ihre Begeisterung nicht anmerken zu lassen. Es lief immer wieder aufs gleiche hinaus. Die Kunden meinten immer, sie trieben nur den Preis hoch, wenn sie allzu großes Interesse bekundeten.

Diese Penthouse-Maisonette, dachte Crowther verschmitzt, ist sowieso schon teuer genug. Er hatte eher Bedenken, ob sich das Pärchen so was überhaupt leisten konnte. Der Mann war Anwalt, und junge Anwälte verdienen nicht besonders gut.

Aber die beiden machten was her, und offensichtlich waren sie schwer ineinander verliebt. David Singer war Anfang Dreißig, blond, sah intelligent aus, und wirkte entwaffnend jungenhaft. Sandra, seine Frau, sah warmherzig und bezaubernd aus.

Robert Crowther hatte ihr Bäuchlein sehr wohl bemerkt und prompt auf das zweite Gästezimmer verwiesen, das sich sehr gut als Kinderzimmer eignen würde. »Außerdem gibt es eine Straße weiter einen Spielplatz, und ganz in der Nähe sind zwei Schulen.« Er sah, wie sie sich wieder verstohlen zulächelten.

Im oberen Geschoß der Penthouse-Maisonette befanden sich das Schlafzimmer, das Badezimmer und ein Gästezimmer, unten ein großes Wohnzimmer, ein Eßzimmer, Bibliothek und Küche, noch ein Gästezimmer und zwei Badezimmer. Von fast allen Räumen aus hatte man freien Blick auf die Stadt.

Robert beobachtete die beiden, als sie noch einmal durch die ganze Wohnung gingen. Sah, wie sie in der Ecke miteinander tuschelten.

»Sie ist hinreißend«, sagte Sandra zu David. »Und für unser Baby wäre sie ideal. Aber können wir uns das überhaupt leisten, Liebster? Sie kostet Sechshunderttausend Dollar!«

»Plus Nebenkosten«, wandte David ein. »Derzeit können wir’s uns eigentlich nicht leisten, soweit die schlechte Nachricht. Aber ab Donnerstag werden wir’s uns leisten können, weil dann nämlich die bezaubernde Jeannie aus der Flasche steigt und sich unser Leben von Grund auf ändern wird.«

»Ich weiß«, versetzte sie strahlend. »Ist es nicht wunderbar!«

»Sollen wir zugreifen?«

Sandra atmete tief durch. »Auf jeden Fall.«

David grinste und winkte ihr zu. »Willkommen daheim, Mrs. Singer.«

Arm in Arm gingen sie zu Robert Crowther. »Wir nehmen sie«, sagte David.

»Meinen Glückwunsch. Das ist eine der begehrtesten Wohnlagen von ganz San Francisco. Sie werden Ihre Freude daran haben.«

»Ganz bestimmt.«

»Sie haben Glück. Etliche andere Leute waren nämlich auch an dieser Wohnung interessiert.«

»Wieviel müssen wir anzahlen?«

»Zehntausend Dollar sollten vorerst reichen. Ich lasse dann den Vertrag aufsetzen. Bei Unterschrift werden weitere sechzigtausend Dollar fällig. Anschließend können Sie mit Ihrer Bank die weiteren monatlichen Zins- und Tilgungsraten für die nächsten zwanzig oder dreißig Jahre vereinbaren.«

David warf Sandra einen kurzen Blick zu. »Einverstanden.«

»Dann lasse ich die Unterlagen vorbereiten.«

»Dürfen wir uns noch einmal umsehen?« fragte Sandra.

Crowther lächelte wohlwollend. »Soviel Sie wollen, Mrs. Singer. Sie gehört Ihnen schließlich.«

»Mir kommt das alles vor wie ein Traum, David. Ich kann es kaum glauben.«

»Es ist aber so.« David nahm sie in die Arme. »Ich möchte alle deine Träume erfüllen.«

»Aber das tust du doch, Liebster.«

Bislang hatten sie in einer kleinen Dreizimmerwohnung im Hafenviertel gewohnt, aber für eine Familie mit Kind war die nicht groß genug. Nie und nimmer hätten sie sich ein Penthouse am Nob Hill leisten können, aber am Donnerstag stand die große Gesellschafterversammlung der international tätigen Anwaltskanzlei Kincaid, Turner, Rose & Ripley an, bei der David arbeitete. Und an diesem Tag sollten von den fünfundzwanzig Mitarbeitern sechs ausgewählt werden, die künftig als Gesellschafter in die Kanzlei aufgenommen werden, und alle waren der Meinung, daß David einer der aussichtsreichsten Kandidaten war. Kincaid, Turner, Rose & Ripley, mit Niederlassungen in San Francisco, New York, London, Paris und Tokio, war eine der angesehensten Anwaltskanzleien der Welt, und dementsprechend begehrt war sie bei allen angehenden Juristen, soweit sie die erforderlichen Eliteuniversitäten besucht hatten.