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Richterin Williams blickte zu David. »Möchte sich die Verteidigung ebenfalls erklären?«

»Ja, Euer Ehren.« David stand auf und schaute zu den Geschworenen. Er atmete tief durch. »Meine sehr verehrten Damen und Herren, im Laufe dieser Verhandlung werde ich nachweisen, daß Ashley Patterson nicht verantwortlich für die Taten ist, um die es hier geht. Sie hatte weder ein Motiv, noch war ihr bewußt, daß sie diese Morde beging. Meine Mandantin ist ein Opfer. Das Opfer eines Leidens, das man als MPS bezeichnet - als multiple Persönlichkeitsstörung, eine psychische Erkrankung, die ich Ihnen im Laufe des Verfahrens noch näher erläutern werde.«

Er warf einen Blick zu Richterin Williams und fuhr entschieden fort: »In der Medizin ist dieses Krankheitsbild wohlbekannt. Es äußert sich darin, daß der oder die Betroffene von anderen Persönlichkeiten beherrscht wird, die sein oder ihr Verhalten bestimmen. Man weiß schon seit langem um dieses Phänomen. Benjamin Rush, ein Arzt und einer der Mitunterzeichner der Unabhängigkeitserklärung, hat sich in seinen Vorlesungen mit Fallstudien von MPS-Kranken befaßt. Es gibt sowohl aus dem letzten als auch aus diesem Jahrhundert zahlreiche Berichte über MPS-Fälle, Fälle, in denen Menschen von anderen Persönlichkeiten gesteuert wurden.«

Brennan hörte Davids Ausführungen mit einem spöttischen Grinsen zu.

»Wir werden beweisen, daß es eine andere Persönlichkeit war, die die Initiative übernahm und die Morde beging, die man Ashley Patterson zur Last legt, Morde, die zu begehen sie keinerlei Grund hatte. Nicht den geringsten. Sie hatte keinen Einfluß auf das Geschehen und ist daher auch nicht verantwortlich für das, was geschehen ist. Im Laufe dieses Prozesses werde ich angesehene Ärzte aufrufen, die diese Krankheit näher erläutern werden. Glücklicherweise ist sie heilbar.«

Er sah die Geschworenen an. »Ashley Patterson hatte keinerlei Einfluß auf ihr Verhalten, daher bitten wir um der Gerechtigkeit willen, daß Ashley Patterson nicht wegen Straftaten verurteilt wird, für die sie nicht verantwortlich ist.«

David nahm Platz.

Richterin Williams blickte zu Brennan. »Ist die Staatsanwaltschaft bereit fortzufahren?«

Brennan erhob sich. »Ja, Euer Ehren.« Er lächelte seine Assistentinnen an und baute sich vor der Geschworenenbank auf. Er blieb einen Moment lang stehen und rülpste laut. Die Geschworenen starrten ihn verdutzt an.

Brennan schaute sie einen Moment lang verwundert an, dann tat er so, als begreife er. »Oh, ich verstehe. Sie erwarten, daß ich mich entschuldige. Nun ja, ich habe es nicht getan, weil ich das nicht gewesen bin. Das war Pete, mein Alter ego.«

David sprang wutentbrannt auf. »Einspruch, Euer Ehren. Das ist die unverschämteste .«

»Stattgegeben.«

Doch der Schaden war bereits angerichtet.

Brennan lächelte David gönnerhaft an und wandte sich dann wieder an die Geschworenen. »Nun ja, ich glaube, eine derartige Verteidigungsstrategie hat es seit den Hexenprozessen von Salem vor dreihundert Jahren nicht mehr gegeben.« Er warf einen Blick auf Ashley. »Ich bin’s nicht gewesen. Nein, Sir. Der Teufel hat mich dazu angestiftet.«

David war wieder aufgesprungen. »Einspruch. Der -«

»Abgelehnt.«

David ließ sich wieder auf seinen Stuhl fallen.

Brennan trat noch näher an die Geschworenenbank. »Ich habe Ihnen versprochen, daß ich beweisen werde, daß die Angeklagte vorsätzlich und kaltblütig drei Männer ermordet und verstümmelt hat - Dennis Tibble, Richard Melton und Deputy Sam Blake. Drei Männer! Allen Behauptungen der Verteidigung zum Trotz« - er wandte sich um und deutete wieder auf Ashley - »sitzt dort nur eine Angeklagte, und zwar die Person, die diese Morde begangen hat. Wie hat Mr. Singer das bezeichnet? Als multiple Persönlichkeitsstörung? Nun, ich werde eine Reihe berühmter Ärzte aufrufen, die Ihnen unter Eid erklären werden, daß es so etwas nicht gibt! Doch zunächst wollen wir ein paar Fachleute hören, die Ihnen darlegen werden, daß die Angeklagte, und nur sie, diese Straftaten begangen haben kann.«

Brennan wandte sich an Richterin Williams. »Ich rufe meinen ersten Zeugen auf, Special Agent Vincent Jordan.«

Ein kleiner, kahlköpfiger Mann stand auf und trat in den Zeugenstand.

»Nennen Sie bitte Ihren vollen Namen und buchstabieren Sie ihn für das Protokoll«, sagte der Gerichtsdiener.

»Special Agent Vincent Jordan, J-o-r-d-a-n.«

Brennan setzte sich und wartete, bis er vereidigt war. »Sie sind beim Federal Bureau of Investigation in Washington, D.C., tätig, nicht wahr?«

»Ja, Sir.«

»Und was machen Sie beim FBI, Special Agent Jordan?«

»Ich bin Leiter der Abteilung Fingerabdrücke.«

»Wie lange haben Sie diese Position schon inne?«

»Fünfzehn Jahre.«

»Fünfzehn Jahre. Ist es in dieser langen Zeit schon einmal vorgekommen, daß unterschiedliche Personen die gleichen Fingerabdrücke hatten?«

»Nein, Sir.«

»Wie viele Menschen sind beim FBI per Fingerabdruck erfaßt?«

»Bei der letzten Zählung waren es knapp über zweihundertfünfzig Millionen, aber bei uns gehen Tag für Tag über vier-unddreißigtausend Zehnfingerabdruckkarten ein.«

»Und keiner dieser Abdrücke gleicht dem anderen?«

»Nein, Sir.«

»Wie ordnen Sie Fingerabdrücke zu?«

»Zur Identifizierung halten wir uns an sieben verschiedene Muster. Fingerabdrücke sind einzigartig. Sie werden vor der Geburt ausgebildet, und sie bleiben das ganze Leben lang unverändert. Wenn man von gewissen äußeren Einflüssen einmal absieht, sei es durch einen Unfall oder auch absichtlich, gleicht kein Fingerabdruck dem anderen.«

»Special Agent Jordan, hat man Ihnen die Fingerabdrücke zugesandt, die man an den Tatorten dieser drei Morde sicherstellte, die der Angeklagten zur Last gelegt werden?«

»Ja, Sir. So ist es.«

»Und hat man Ihnen auch die Fingerabdrücke der Angeklagten zukommen lassen, die Abdrücke von Ashley Patterson?«

»Ja, Sir.«

»Haben Sie diese Abdrücke persönlich verglichen?«

»Jawohl.«

»Und was haben Sie dabei festgestellt?«

»Daß die Abdrücke, die am Tatort sichergestellt wurden, mit denen übereinstimmen, die man Ashley Patterson abgenommen hat.«

Im Zuschauerraum wurde es laut.

»Ruhe bitte!«

Brennan wartete, bis wieder Ruhe eingekehrt war. »Sie stimmten also überein? Gibt es Ihrer Meinung nach auch nur den geringsten Zweifel, daß sie identisch sind, Agent Jordan? Könnte vielleicht ein Versehen vorliegen?«

»Nein, Sir. Sämtliche Abdrücke waren klar und deutlich zu erkennen.«

»Nur zur Klarstellung - wir reden hier von den Fingerabdrücken, die man an den Tatorten sichergestellt hat, an denen Dennis Tibble, Richard Melton und Deputy Sam Blake ermordet wurden?«

»Ja, Sir.«

»Und an allen Tatorten fand man die Fingerabdrücke der Angeklagten, die Abdrücke von Ashley Patterson?«

»Ganz recht.«

»Wäre es Ihrer Meinung nach möglich, daß Ihnen ein Fehler unterlaufen ist?«

»Niemals.«

»Ich danke Ihnen, Agent Jordan.« Brennan wandte sich an David. »Ihr Zeuge.«

David blieb einen Moment lang sitzen, dann erhob er sich und begab sich zum Zeugenstand. »Agent Jordan, stellen Sie bei Ihren Untersuchungen mitunter fest, daß Fingerabdrücke absichtlich verschmiert oder verwischt wurden, weil der Täter seine Spuren beseitigen wollte?«

»Ja, aber für gewöhnlich können wir sie mit hochmoderner Lasertechnologie sichtbar machen.«

»Mußten Sie darauf auch in Ashley Pattersons Fall zurückgreifen?«

»Nein, Sir.«

»Warum nicht?«

»Na ja, wie schon gesagt - die Fingerabdrücke waren klar und deutlich.«

David warf den Geschworenen einen Blick zu. »Sie wollen damit also sagen, daß die Angeklagte keinerlei Versuch unternahm, ihre Fingerabdrücke unkenntlich zu machen oder zu entfernen?«