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»Richard? Nein. Ganz im Gegenteil. Der war eher ruhig, ausgeglichen.«

»Aber er verkehrte gern mit Frauen, die eher derb und ruppig waren?«

Gary warf ihm einen verwunderten Blick zu. »Überhaupt nicht. Richard stand eher auf nette, ruhige Frauen.«

»Hat er sich häufig mit Alette gestritten? Hat sie ihn des öfteren angebrüllt?«

Gary war sichtlich verdutzt. »Da liegen Sie aber gründlich daneben. Die haben sich niemals angebrüllt. Sie sind prima miteinander klargekommen.«

»Ist Ihnen jemals etwas aufgefallen, was Ihrer Meinung nach darauf hingedeutet hätte, daß Alette Peters Ihrem Wohnungsgenossen etwas zuleide -?«

»Einspruch. Er beeinflußt den Zeugen.«

»Stattgegeben.« »Keine weiteren Fragen«, sagte David.

»Keine Sorge«, sagte David zu Ashley, als er wieder Platz nahm. »Deren Beweisführung kommt uns nur entgegen.« Er klang zuversichtlicher, als er war.

David und Sandra saßen gerade im San Fresco, dem Restaurant des Wyndham Hotels, beim Abendessen, als der Oberkellner an ihren Tisch kam. »Ein dringendes Telefongespräch für Sie, Mr. Singer.«

»Vielen Dank«, sagte David und wandte sich an Sandra. »Bin gleich wieder da.«

Der Oberkellner geleitete ihn zum nächsten Telefon. »David Singer hier.«

»David - Jesse. Geh auf dein Zimmer und ruf zurück. Es brennt an allen Ecken und Enden.«

17

»Jesse -?«

»David, ich weiß, daß ich mich nicht einmischen soll, aber meiner Meinung nach solltest du einen Verfahrensfehler wegen Befangenheit beanstanden.«

»Weswegen?«

»Warst du in den letzten Tagen mal im Internet?«

»Nein. Ich hatte einiges um die Ohren.«

»Tja, der ganze Prozeß wird im Internet groß und breit ausgewalzt. In sämtlichen Chat-Räumen ist nur noch davon die Rede.«

»Das war doch anzunehmen«, sagte David. »Aber was ist denn daran so -?«

»Alle sind gegen dich, David. Sie sind der Meinung, daß Ashley schuldig ist und hingerichtet werden sollte. Und sie drücken sich sehr drastisch aus. Du kannst gar nicht glauben, wie gemein die sind.«

David wurde mit einemmal klar, worum es ging. »O mein Gott! Wenn auch nur einer der Geschworenen ins Internet -«

»Was bei dem einen oder anderen mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit der Fall sein dürfte. Und sie werden dadurch auch beeinflußt werden. Ich würde einen Befangenheitsantrag stellen oder zumindest darauf drängen, daß die Geschworenen in Klausur genommen werden.«

»Danke, Jesse. Wird gemacht.« David legte den Hörer auf.

»Schlimm?« fragte Sandra, als er zu ihrem Tisch zurückkehrte.

»Sehr schlimm.«

Bevor das Gericht am nächsten Morgen zusammentrat, bat David um eine Unterredung mit Richterin Williams. Er und Mickey Brennan wurden in ihr Dienstzimmer geleitet.

»Sie wollten mich sprechen?«

»Ja, Euer Ehren. Ich habe gestern abend erfahren, daß der Prozeß derzeit im Internet das Gesprächsthema Nummer eins ist. In sämtlichen Chat-Räumen ist davon die Rede, und dort hat man die Angeklagte bereits abgeurteilt. Dies könnte zu Vorurteilen führen. Und da ich davon ausgehe, daß einige Geschworene Computer mit Internetanschluß zu Hause stehen haben oder sich mit Freunden und Bekannten unterhalten, die Zugang zum Internet haben, könnte der Verteidigung dadurch ein schwerer Nachteil entstehen. Daher stelle ich den Antrag, den Prozeß aufgrund eines Verfahrensfehlers einzustellen.«

Sie dachte einen Moment lang nach. »Antrag abgelehnt.«

David saß da und versuchte sich mühsam zu beherrschen. »Dann beantrage ich, die Geschworenen in Klausur zu nehmen, damit es -«

»Mr. Singer, jeden Tag findet sich in diesem Gerichtssaal die Presse aus aller Welt ein. Dieser Prozeß ist überall Thema Nummer eins, ob im Fernsehen, im Radio oder in den Printmedien. Ich habe Sie darauf hingewiesen, daß es ein Affentheater geben würde, aber Sie wollten ja nicht auf mich hören.« Sie beugte sich vor. »Nun denn, jetzt haben Sie Ihr Affentheater. Wenn Sie die Geschworenen in Klausur nehmen wollten, hätten Sie das vor dem Prozeß kundtun müssen. Und ich hätte wahrscheinlich abgelehnt. Gibt es sonst noch was?«

David stieg die Galle hoch. »Nein, Euer Ehren.«

»Dann sollten wir uns in den Gerichtssaal begeben.«

Mickey Brennan rief Sheriff Dowling in den Zeugenstand.

»Hat Deputy Blake angerufen und Ihnen mitgeteilt, daß er über Nacht in der Wohnung der Angeklagten bleiben und sie beschützen wollte? Daß sie ihm erklärt hatte, jemand trachte ihr nach dem Leben?«

»Ganz recht.«

»Wann haben Sie wieder von Deputy Blake gehört?« »Ich - gar nicht. Am nächsten Morgen hat man mich telefonisch davon verständigt, daß man - daß man seine Leiche in der Gasse hinter Miss Pattersons Mietshaus gefunden hätte.«

»Und Sie haben sich natürlich unverzüglich dort hinbegeben?«

»Selbstverständlich.«

»Und was haben Sie vorgefunden?«

Er schluckte. »Sams Leiche war in ein blutiges Laken gewik-kelt. Er war erstochen und entmannt worden, genau wie die anderen beiden Opfer.«

»Wie die anderen beiden Opfer. Dann wurden also sämtliche Morde auf die gleiche Art begangen?«

»Ja, Sir.«

»So, als wären sie von der gleichen Person begangen worden?«

David sprang auf. »Einspruch.«

»Stattgegeben.«

»Ich nehme die Frage zurück. Was haben Sie danach gemacht, Sheriff?«

»Nun ja, bis zu dem Zeitpunkt hatten wir Ashley Patterson nicht in Verdacht. Aber danach schon. Deswegen haben wir sie auf die Dienststelle gebracht und ihre Fingerabdrücke genommen.«

»Und dann?«

»Wir haben sie ans FBI weitergeleitet und von dort eine Bestätigung bekommen.«

»Würden Sie den Geschworenen erklären, was genau Sie unter einer Bestätigung verstehen?«

Sheriff Dowling wandte sich den Geschworenen zu. »Ihre Fingerabdrücke stimmten mit denen überein, die man an den anderen Tatorten gefunden hatte, aber bislang nicht hatte zuordnen können.«

»Ich danke Ihnen, Sheriff.« Brennan wandte sich an David. »Ihr Zeuge.«

David stand auf und begab sich zum Zeugenstand. »Sheriff, hier im Gerichtssaal wurde ausgesagt, daß man in Miss Pattersons Küche ein blutbeflecktes Messer gefunden habe.«

»Ganz recht.«

»Wo war es versteckt? War es in irgend etwas eingewik-kelt?«

»Nein. Es hat einfach dagelegen.«

»Es hat also einfach dagelegen. So als hätte es da jemand liegenlassen, der nichts zu verbergen hat. Jemand, der unschuldig ist, weil -«

»Einspruch!«

»Stattgegeben.«

»Ich habe keine weiteren Fragen.«

»Der Zeuge ist entlassen.«

»Wenn das Gericht gestattet«, sagte Brennan und winkte jemandem am anderen Ende des Saales zu, worauf ein Mann im Arbeitsanzug eintrat und den Spiegel von Ashleys Toilettenschrank hereinbrachte. Den Spiegel, auf den mit rotem Lippenstift Du wirst sterben geschmiert war.

David stand auf. »Was ist das?«

Richterin Williams wandte sich an Mickey Brennan. »Mr. Brennan?«

»Das ist der Köder, mit dem die Angeklagte Deputy Blake in ihre Wohnung gelockt hat, damit sie ihn ermorden konnte. Ich möchte es als Beweisstück D vorlegen. Es stammt vom Toilettenschränkchen der Angeklagten.«

»Einspruch, Euer Ehren. Das steht in keinerlei Bezug zu -«

»Ich werde nachweisen, daß es da sehr wohl einen Bezug gibt.«

»Warten wir’s ab. Aber vorerst dürfen Sie fortfahren.«

Brennan stellte den Spiegel so hin, daß ihn sämtliche Geschworenen sehen konnten. »Dieser Spiegel stammt aus dem Badezimmer der Angeklagten.« Er blickte zu den Geschworenen. »Wie Sie sehen, hat jemand >DU WIRST STERBEN< darauf geschmiert. Das war der Vorwand, unter dem die Angeklagte Deputy Blake in jener Nacht in ihre Wohnung gelockt hat, damit er sie beschützt.« Er wandte sich an Richterin Williams. »Ich würde gern meine nächste Zeugin aufrufen, Miss Laura Niven.«