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»Ich hab’s mir anders überlegt«, erwiderte David. »Ich bin nicht hungrig.« Er spürte die finsteren Blicke, die man ihm hinterherwarf, als er aufstand und das Restaurant verließ. Hoffentlich ist keiner bewaffnet, dachte David.

20

David kehrte zum Gerichtsgebäude zurück und suchte Ashley in ihrer Zelle auf. Sie saß auf der kleinen Pritsche und starrte zu Boden.

»Ashley.«

Sie hob den Kopf und blickte voller Verzweiflung auf.

David setzte sich zu ihr. »Wir müssen etwas bereden.«

Sie betrachtete ihn schweigend.

»Man hat allerlei schreckliche Sachen über Sie gesagt - und kein Wort davon ist wahr. Aber die Geschworenen wissen das nicht. Die kennen Sie nicht. Wir müssen ihnen zeigen, wie Sie in Wirklichkeit sind.«

Ashley sah ihn an und fragte matt: »Wie bin ich denn in Wirklichkeit?«

»Sie sind ein anständiger Mensch, der an einer Krankheit leidet. Die Geschworenen werden das begreifen.«

»Was soll ich dazu tun?«

»Ich möchte, daß Sie in den Zeugenstand treten und aussagen.«

Sie starrte ihn erschrocken an. »Ich - das kann ich nicht. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich kann doch gar nichts dazu sagen.«

»Überlassen Sie das mir. Sie brauchen nur meine Fragen zu beantworten.«

Eine Wärterin kam. »Das Gericht tritt wieder zusammen.«

David stand auf und drückte Ashley die Hand. »Es wird schon klappen. Warten Sie’s ab.«

»Alles aufstehen. Das Gericht tritt zusammen. Unter dem Vorsitz der ehrenwerten Richterin Williams wird über die Strafsache des Staates Kalifornien gegen Ashley Patterson verhandelt.«

Richterin Williams nahm Platz.

»Darf ich vortreten?« sagte David.

»Sie dürfen.«

Mickey Brennan begab sich ebenfalls zum Richterpodium.

»Worum geht es, Mr. Singer?«

»Ich möchte eine Zeugin aufrufen, die ich bislang nicht benannt habe.«

»Für die Benennung neuer Zeugen ist es reichlich spät«, versetzte Brennan.

»Ich möchte Ashley Patterson in den Zeugenstand rufen.«

»Ich weiß nicht -«, begann Richterin Williams.

»Die Staatsanwaltschaft hat keine Einwände, Euer Ehren«, warf Mickey Brennan rasch ein.

Richterin Williams schaute die beiden Anwälte ein. »Na schön. Sie dürfen Ihre Zeugin aufrufen, Mr. Singer.«

»Vielen Dank, Euer Ehren.« Er ging zu Ashley und bot ihr die Hand. »Ashley .«

Sie saß da, von panischer Angst ergriffen.

»Es muß sein.«

Das Herz schlug ihr bis zum Halse, als sie aufstand und sich langsam zum Zeugenstand begab.

»Ich habe insgeheim darum gebetet, daß er sie aufruft«, flüsterte Mickey Brennan Eleanor Tucker zu.

Eleanor nickte. »Damit ist es gelaufen.«

Ashley Patterson wurde vom Gerichtsdiener vereidigt. »Schwören Sie feierlich, die Wahrheit zu sagen, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit, so wahr Ihnen Gott helfe?«

»Ich schwöre es.« Sie brachte nur ein Flüstern zustande. Dann nahm Ashley auf dem Zeugenstuhl Platz.

David ging zu ihr. »Ich weiß, wie schwer das alles für Sie ist«, sagte er mit sanfter Stimme. »Man hat Sie schrecklicher Straftaten bezichtigt, die Sie nicht begangen haben. Mir geht es lediglich darum, daß die Geschworenen die Wahrheit erfahren.

Können Sie sich auch nur im geringsten daran erinnern, eines dieser Verbrechen begangen zu haben?«

Ashley schüttelte den Kopf. »Nein.«

David warf einen kurzen Blick zu den Geschworenen und fuhr dann fort. »Haben Sie Dennis Tibble gekannt?«

»Ja. Wir haben beide bei der Global Computer Graphics Corporation gearbeitet.«

»Hatten Sie irgendeinen Grund, Dennis Tibble zu töten?«

»Nein.« Sie brachte kaum ein Wort heraus. »Ich - ich bin mit ihm nach Hause gegangen, weil er mich um einen Rat gebeten hatte. Das war das letztemal, daß ich ihn gesehen habe.«

»Haben Sie Richard Melton gekannt?«

»Nein ...«

»Ein Künstler. Er wurde in San Francisco ermordet. Die Polizei fand Ihre Fingerabdrücke am Tatort und stellte Spuren sicher, die laut DNS-Analyse von Ihnen stammen.«

Ashley schüttelte nachdenklich den Kopf. »Ich - ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Ich habe ihn nicht gekannt!«

»Kannten Sie Deputy Sam Blake?«

»Ja. Er wollte mir beistehen. Ich habe ihn nicht umgebracht!«

»Sind Sie sich bewußt, daß in Ihnen zwei weitere Persönlichkeiten oder Alter egos stecken, Ashley?«

»Ja.« Sie klang abgespannt.

»Wann haben Sie davon erfahren?«

»Kurz vor dem Prozeß. Dr. Salem hat es mir mitgeteilt. Ich wollte es nicht glauben. Ich - ich mag es immer noch nicht glauben. Es - es ist so gräßlich.«

»Sie hatten vorher keine Ahnung von diesen anderen Persönlichkeiten?«

»Nein.«

»Haben Sie schon einmal von einer Toni Prescott oder Alette Peters gehört?«

»Nein!«

»Glauben Sie jetzt, daß die beiden in Ihnen stecken?« »Ja ... Ich muß es ja glauben. Sie müssen all die - diese schrecklichen Sachen begangen haben .«

»Sie können sich also nicht daran erinnern, jemals einen Richard Melton kennengelernt zu haben, und Sie hatten nicht das geringste Motiv, Dennis Tibble zu ermorden, geschweige denn Deputy Sam Blake, der nur zu Ihrem Schutz bei Ihnen geblieben war?«

»So ist es.« Sie ließ den Blick über den vollbesetzten Zuschauerraum schweifen und spürte, wie die Panik zurückkehrte.

»Eine letzte Frage«, sagte David. »Sind Sie jemals mit dem Gesetz in Konflikt gekommen?«

»Noch nie.«

David ergriff ihre Hand. »Das war’s vorerst.« Er wandte sich an Mickey Brennan. »Ihre Zeugin.«

Brennan strahlte über das ganze Gesicht, als er sich erhob. »Nun, Miss Patterson, endlich können wir uns mit Ihnen allen unterhalten. Hatten Sie jemals mit Dennis Tibble Geschlechtsverkehr?«

»Nein.«

»Sind Sie mit Richard Melton geschlechtlich verkehrt?«

»Nein.«

»Hatten Sie jemals Geschlechtsverkehr mit Deputy Sam Blake?«

»Nein.«

»Höchst interessant.« Brennan warf den Geschworenen einen kurzen Blick zu. »Man hat nämlich an den Leichen aller drei Männer Spuren von Vaginalsekret sichergestellt. Und aufgrund der DNS-Analyse kann das nur von Ihnen stammen.«

»Darüber ... darüber weiß ich nichts.«

»Vielleicht will man Ihnen etwas anhängen. Vielleicht hat sich ja irgendein Feind Ihrer Körpersäfte bemächtigt und -«

»Einspruch! Das ist reine Polemik.«

»Abgelehnt.« »- und sie auf die drei verstümmelten Leichen praktiziert. Haben Sie irgendwelche Feinde, denen Sie so etwas zutrauen würden?«

»Ich ... weiß nicht.«

»Das FBI hat die Fingerabdrücke überprüft, die man an sämtlichen Tatorten sichergestellt hat. Und es wird Sie sicher überraschen, wenn -«

»Einspruch.«

»Stattgegeben. Hüten Sie sich, Mr. Brennan.«

»Ja, Euer Ehren.«

Zufrieden nahm David wieder Platz.

Ashley war schier außer sich. »Die anderen müssen -«

»Die Fingerabdrücke, die man an den Tatorten sichergestellt hat, stammen von Ihnen, von niemandem sonst.«

Ashley saß schweigend da.

Brennan ging zum Tisch der Staatsanwaltschaft, ergriff ein in Cellophan gewickeltes Schlachtermesser und hielt es hoch. »Erkennen Sie das?«

»Es - es könnte ... eins von -«

»Eins von Ihren Messern sein? Ganz recht. Ich habe es bereits als Beweismittel vorgelegt. Die Blutflecken, die daran haften, stammen von Deputy Sam Blake. Außerdem befinden sich Ihre Fingerabdrücke an der Mordwaffe.«

Ashley schüttelte nur immer wieder verständnislos den Kopf.