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»Das ist Hugh Iverson«, sagte Dr. Salem. »Der Spezialist, um den Sie gebeten haben.«

Sie schüttelten sich die Hand. »Wir sollten uns ranhalten«, sagte David. »Ashley wird bereits heraufgebracht.«

Er wandte sich an Hugh Iverson und deutete in eine Ecke des Raumes. »Wie wär’s damit?«

»Bestens.«

Er sah zu, wie Iverson sich ans Werk machte. Ein paar Minuten später ging die Tür auf, und Ashley wurde von einem Wärter hereingeführt.

»Ich muß im Zimmer bleiben«, sagte der Wärter.

David nickte. »Ist schon gut.« Er wandte sich an Ashley. »Setzen Sie sich bitte.«

Er wartete, bis sie Platz genommen hatte. »Zunächst einmal möchte ich Ihnen sagen, daß es mir furchtbar leid tut, wie die Sache ausgegangen ist.«

Sie nickte wie benommen.

»Aber noch ist es nicht vorbei. Wir haben noch eine Chance.«

Sie schaute ihn ungläubig an.

»Ashley, ich möchte, daß Sie sich noch einmal von Dr. Salem hypnotisieren lassen.«

»Nein. Was soll denn das noch -?«

»Tun Sie mir den Gefallen, ja?«

Sie zuckte die Achseln.

David nickte Dr. Salem zu.

»Wir haben das ja schon mehrmals gemacht«, sagte Dr. Sa-lem, »und Sie wissen, wie einfach es ist. Sie müssen lediglich die Augen schließen und sich entspannen. Einfach lockerlassen. Bis Sie völlig gelöst sind. Sie möchten nur noch schlafen. Sie sind sehr müde.«

Zehn Minuten später sah Dr. Salem zu David und sagte. »Sie ist soweit.«

David schlug das Herz bis zum Halse, als er neben Ashley trat. »Ich möchte mit Toni reden.«

Keine Reaktion.

David hob die Stimme. »Toni. Ich möchte Sie sprechen. Hören Sie mich? Alette ... ich möchte mit Ihnen beiden reden.«

Schweigen.

David wurde lauter. »Was ist los? Fürchtet ihr euch etwa? Genauso war’s vor Gericht, nicht wahr? Habt ihr gehört, was die Geschworenen gesagt haben? Ashley ist schuldig. Nur weil ihr euch verkrochen habt. Sie sind feige, Toni!«

Er musterte Ashley. Keine Reaktion. Dann blickte er verzweifelt zu Dr. Salem. Es ging nicht.

»Das Gericht tritt wieder zusammen. Den Vorsitz hat die ehrenwerte Richterin Williams.«

Ashley saß neben David am Verteidigertisch. David trug an der einen Hand einen dicken Verband.

Er erhob sich. »Darf ich vortreten, Euer Ehren?«

»Sie dürfen.«

David begab sich zum Richterstuhl. Brennan folgte ihm auf dem Fuß.

»Ich bitte darum, neue Beweise beibringen zu dürfen«, sagte David.

»Auf keinen Fall«, versetzte Brennan.

Richterin Williams drehte sich zu ihm und sagte: »Würden Sie diese Entscheidung bitte mir überlassen, Mr. Brennan.« Dann wandte sie sich wieder an David. »Die Verhandlung ist vorüber. Ihre Mandantin wurde für schuldig befunden und -«

»Es geht um die Frage der Zurechnungsfähigkeit«, sagte David. »Ich möchte Sie lediglich um zehn Minuten Zeit bitten, damit ich Ihnen etwas zeigen kann.«

»Zeit scheint für Sie ja keine Rolle zu spielen, nicht wahr, Mr. Singer?« erwiderte Richterin Williams unwirsch. »Jedenfalls haben Sie uns alle schon genügend Zeit gekostet.« Sie dachte kurz nach. »Na schön. Ich kann nur hoffen, daß es sich um den letzten Antrag handelt, den Sie vor einem ordentlichen Gericht stellen dürfen. Die Sitzung ist für zehn Minuten unterbrochen.«

David und Brennan begaben sich in das Dienstzimmer der Richterin. Sie wandte sich an David. »Ich gewähre Ihnen zehn Minuten. Worum geht es?«

»Ich möchte Ihnen einen kurzen Film vorführen, Euer Ehren.«

»Ich wüßte nicht, was das mit -«, wandte Brennan ein.

»Ich auch nicht«, versetzte Richterin Williams. Sie wandte sich an David. »Sie haben jetzt noch genau neun Minuten Zeit.«

David stürmte zu der Tür, die auf den Flur führte, und öffnete sie. »Kommen Sie rein.«

Hugh Iverson, der eine tragbare Leinwand und eine 16-mm-Kamera dabeihatte, trat ein. »Wo soll ich sie hinstellen?«

David deutete in die andere Ecke. »Da drüben.«

Sie warteten, bis er die Leinwand aufgebaut und den Projektor angeschlossen hatte.

»Darf ich die Jalousien herunterlassen?« fragte David.

Richterin Williams konnte ihren Unmut kaum bezähmen. »Ja, nur zu, Mr. Singer.« Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. »Noch sieben Minuten.«

Der Film lief an. Zunächst sah man Richter Goldbergs Dienstzimmer. Dann David und Dr. Salem, die Ashley betrachteten, die vor ihnen auf einem Stuhl saß.

»Sie ist soweit«, ertönte Dr. Salems Stimme aus den Lautsprechern.

David trat neben Ashley. »Ich möchte mit Toni reden. Toni. Ich möchte Sie sprechen. Hören Sie mich? Alette ... ich möchte mit euch beiden reden.«

Schweigen.

Richterin Williams saß mit verkniffener Miene da und sah zu.

David wurde lauter. »Was ist los? Fürchtet ihr euch etwa? Genauso war’s vor Gericht, nicht wahr? Habt ihr gehört, was die Geschworenen gesagt haben? Ashley ist schuldig. Nur weil ihr euch verkrochen habt. Sie sind feige, Toni.«

Richterin Williams stand auf. »Das reicht! Diese Widerwärtigkeiten will ich mir nicht noch einmal antun. Ihre Zeit ist abgelaufen, Mr. Singer.«

»Moment«, sagte David. »Sie haben noch nicht -«

»Aus und Ende«, versetzte Richterin Williams und wollte zur Tür gehen.

Mit einemmal ertönte ein Lied.

»Will ich in mein Küchel gehn, will mein Süpplein kochen, steht ein bucklicht Männlein da, hat mein Töpflein brochen.«

Richterin Williams stutzte und drehte sich wieder um. Sie schaute auf die Leinwand.

Ashley wirkte völlig verändert. Sie war jetzt Toni.

»Ich soll mich vor Gericht gefürchtet haben?« versetzte sie aufgebracht. »Meinst du etwa, ich zeige mich, bloß weil du es befiehlst? Glaubst du etwa, ich tanz’ nach deiner Pfeife?«

Richterin Williams ging langsam zurück, ohne den Blick von der Leinwand zu wenden.

»Ich habe sehr wohl gehört, was diese dämlichen Typen für Schwachsinn abgelassen haben.« Sie imitierte den Tonfall. »>Ich glaube nicht, daß es so etwas wie eine multiple Persönlichkeitsstörung gibt.< Lauter Idioten. Ich hab’ noch nie soviel Dann veränderte sich Ashleys Miene erneut. Sie schien in sich zusammenzusinken, wirkte mit einemmal schüchtern. Alette meldete sich mit ihrem italienischen Akzent zu Wort. »Mr. Singer, ich weiß, daß Sie vor Gericht Ihr Bestes gegeben haben. Ich wollte Ihnen ja beistehen, aber Toni hat mich nicht gelassen.«

Richterin Williams starrte mit ausdrucksloser Miene auf die Leinwand.

Wieder änderten sich die Mimik und der Tonfall. »Natürlich hab’ ich dich nicht gelassen«, versetzte Toni.

»Toni, was glauben Sie, wie es mit Ihnen weitergeht, wenn Ashley zum Tode verurteilt wird?« sagte David.

»Die wird nicht zum Tode verurteilt. Immerhin hat sie zwei der Männer, die sie umgebracht hat, überhaupt nicht gekannt. Kapiert?«

»Aber Alette kannte sie«, entgegnete David. »Sie haben die Morde begangen, Alette. Sie haben sich mit diesen Männern eingelassen, und anschließend haben Sie sie erstochen und entmannt .«

»Du raffst wohl überhaupt nichts«, versetzte Toni. »Alette hätte so was doch nie und nimmer fertiggebracht. Ich war’s. Und jeder von denen hat es verdient. Die waren alle nur auf Sex aus.« Sie atmete schwer. »Aber ich hab’ es ihnen heimgezahlt. Und keiner kann mir auch nur das geringste nachweisen. Weil nämlich die kleine Unschuld vom Lande den Kopf hinhält. Und dann kommen wir alle in eine nette, gemütliche Heilanstalt, wo es -«

Im Hintergrund ertönte ein lautes Klicken.

Toni fuhr herum. »Was war das?«

»Gar nichts«, erwiderte David rasch. »Das war bloß -«

Toni stand auf und stürmte auf die Kamera zu, bis ihr Gesicht die ganze Leinwand ausfüllte. Sie stieß gegen etwas, und die Szene kippte. Plötzlich geriet der chinesische Paravent ins Bild. In der Mitte war ein kleines Loch herausgeschnitten.