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Ashleys Miene veränderte sich, und dann meldete sich Alette zu Wort. »Wir sind nach Roma gezogen«, sagte sie, »wo er am Policlinico Umberto Primo einen Forschungsauftrag bekam.«

»Und dort wurden dann Sie geboren?«

»Ja. Ashley konnte es eines Nachts nicht mehr aushalten, und da bin ich ihr zu Hilfe gekommen.«

»Was war geschehen, Alette?«

»Papa kam in ihr Zimmer, als sie geschlafen hat. Er war nackt, und er kroch in ihr Bett und drang gewaltsam in sie ein. Sie versuchte ihn daran zu hindern, konnte es aber nicht. Sie hat ihn angebettelt, es nie wieder zu tun, aber er kam jede Nacht zu ihr. Und immer hat er gesagt: >So zeigt man als Mann einer Frau, daß man sie liebt. Du bist meine Frau, und ich liebe dich. Aber du darfst niemandem etwas davon verraten. < Und Ashley konnte es keinem erzählen.«

Ashley schluchzte leise vor sich hin. Ihr Gesicht war tränen-überströmt.

Gilbert Keller mußte sich beherrschen, damit er sie nicht in die Arme schloß, sie festhielt, ihr erklärte, daß er sie liebte und daß alles gut werden würde. Doch das war natürlich unmöglich. Ich bin ihr Therapeut.

Als Dr. Keller in Dr. Lewisons Büro zurückkehrte, waren Dr. Patterson, Victoria Aniston und Katrina bereits gegangen.

»Nun, darauf haben wir die ganze Zeit gewartet«, erklärte er Otto Lewison. »Endlich haben wir einen Durchbruch erreicht. Ich weiß jetzt, wann und weshalb Toni und Alette entstanden sind. Ab jetzt dürfte sich ein deutlicher Umschwung abzeichnen.«

Dr. Keller hatte recht. Es tat sich etwas.

26

Die hypnotherapeutische Sitzung hatte begonnen. »Ashley, erzählen Sie mir etwas von Jim Cleary«, sagte Dr. Keller, als Ashley soweit war.

»Ich habe Jim geliebt. Wir wollten gemeinsam davonlaufen und heiraten.«

»Ja ...?«

»Auf der Abschlußfeier hat Jim mich gefragt, ob ich Lust hätte, mit zu ihm zu kommen, und ich . ich habe nein gesagt. Als er mich nach Hause brachte, hat Vater auf uns gewartet. Er war wütend. Er hat zu Jim gesagt, er soll verschwinden und sich nie wieder blicken lassen.«

»Was ist dann passiert?«

»Ich habe beschlossen, zu Jim zu gehen. Ich habe eine Reisetasche gepackt und wollte zu ihm gehen.« Sie zögerte. »Unterwegs habe ich es mir anders überlegt und bin wieder nach Hause gegangen. Ich -«

Ashleys Miene veränderte sich. Sie wurde sichtlich gelöster und fläzte im Sessel. Dann meldete sich Toni zu Wort.

»Den Teufel hat sie getan. Sie ist sehr wohl zu ihm nach Hause gegangen, Doktorchen.«

Als sie zu Jim Clearys Haus kam, war alles dunkel. »Meine Eltern sind übers Wochende weggefahren.« Ashley klingelte. Jim Cleary öffnete die Tür. Er war im Schlafanzug.

»Ashley.« Er grinste sie strahlend an. »Du bist also doch gekommen.« Er zog sie hinein.

»Ich bin hergekommen, weil ich -«

»Mir ist egal, warum du gekommen bist. Hauptsache, du bist hier.« Er nahm sie in die Arme und küßte sie. »Etwas zu trinken?«

»Nein. Einen Schluck Wasser vielleicht.« Plötzlich war ihr bang ums Herz.

»Klar. Komm rein.« Er nahm sie an der Hand und führte sie in die Küche. Er goß ihr ein Glas Wasser ein und betrachtete sie, während sie trank. »Du wirkst nervös.«

»Ich - das bin ich auch.«

»Du brauchst nicht nervös zu sein. Meine Eltern kommen auf keinen Fall zurück. Komm, wir gehen nach oben.«

»Jim, das sollten wir lieber sein lassen.«

Er trat hinter sie, griff nach ihren Brüsten. Sie drehte sich um. »Jim ...«

Sie spürte seine Lippen auf ihrem Mund, und dann drängte er sie gegen die Arbeitsplatte.

»Ich werde dich glücklich machen, mein Schatz.« Sie hörte ihren Vater sagen: »Ich werde dich glücklich machen, mein Schatz.«

Sie erstarrte. Sie spürte, wie er sie auszog und in sie eindrang, als sie nackt dastand, und schrie innerlich auf.

Und dann verfiel sie in wilde Raserei.

Sie sah das Schlachtermesser, das in einem Holzblock steckte. Sie ergriff es und stach schreiend auf seine Brust ein. »Hör auf, Vater . Hör auf . Hör auf . Hör auf .«

Sie blickte zu Jim hinab, der blutüberströmt am Boden lag.

»Du Tier«, schrie sie. »Das wirst du niemand mehr antun.« Und sie bückte sich und stieß ihm das Messer in die Hoden.

Um halb sechs Uhr morgens ging Ashley zum Bahnhof und wartete auf Jim. Er ließ sich nicht blicken.

Allmählich bekam sie es mit der Angst zu tun. Was konnte nur dazwischengekommen sein? Ashley hörte von fern den Zug pfeifen und schaute auf ihre Uhr. Eine Minute vor sieben. Der Zug fuhr in den Bahnhof ein. Sie stand auf und blickte sich hektisch um. Irgendwas Schreckliches muß ihm zugestoßen sein. Ein paar Minuten später stand Ashley da und sah zu, wie all ihre Träume zerstoben, als der Zug abfuhr.

Sie wartete noch eine halbe Stunde und ging dann langsam nach Hause. Mittags saß Ashley mit ihrem Vater in einem Flugzeug nach London .

Die Sitzung war zu Ende.

». vier . fünf«, zählte Dr. Keller. »Sie werden jetzt wieder aufwachen.«

Ashley schlug die Augen auf. »Was ist passiert?«

»Toni hat mir erzählt, wie sie Jim Cleary umgebracht hat. Er ist über sie hergefallen.«

Ashley wurde kreidebleich. »Ich möchte jetzt auf mein Zimmer.«

Dr. Keller berichtete Otto Lewison von der jüngsten Entwicklung. »Allmählich kommen wir wirklich voran, Otto. Bislang hatte jede von ihnen Angst davor, den ersten Schritt zu tun. Daher diese Blockade. Aber sie werden jetzt gelöster. Die Richtung, die wir eingeschlagen haben, stimmt, aber Ashley sperrt sich nach wie vor dagegen, sich der Wahrheit zu stellen.«

»Sie hatte keine Ahnung, wie es zu diesen Morden kam?« sagte Dr. Lewison.

»Nicht die geringste. Ihr Bewußtsein war völlig ausgeschaltet. Toni hat alles gesteuert.«

Zwei Tage später.

»Sitzen Sie bequem, Ashley?«

»Ja.« Ihre Stimme klang, als käme sie aus weiter Ferne.

»Ich möchte mit Ihnen über Dennis Tibble sprechen. War er ein Freund von Ihnen?«

»Dennis und ich haben bei der gleichen Firma gearbeitet. Aber Freunde waren wir eigentlich nicht.«

»Im Polizeibericht steht, daß man Ihre Fingerabdrücke in seiner Wohnung gefunden hat.« »Das stimmt. Ich bin hingegangen, weil er von mir einen Rat wollte.«

»Und wie ging es weiter?«

»Wir haben ein paar Minuten miteinander geredet, und er hat mir ein Glas Wein gegeben, das mit irgendeiner Droge versetzt war.«

»Und woran können Sie sich danach erinnern?«

»Ich - ich bin in Chicago aufgewacht.«

Ashleys Miene veränderte sich.

Im nächsten Moment ergriff Toni das Wort. »Willst du wissen, wie es wirklich gewesen war .«

»Erzählen Sie es mir, Toni.«

Dennis Tibble nahm die Weinflasche und sagte: »Machen wir’s uns gemütlich.« Er wollte sie ins Schlafzimmer führen.

»Dennis - ich möchte nicht -«

Und dann waren sie im Schlafzimmer, und er zog sie aus.

»Ich weiß genau, was du möchtest, Kleines. Du möchtest mit mir vögeln. Deswegen bist du doch hergekommen.«

Sie versuchte sich loszureißen. »Hör auf, Dennis.«

»Erst wenn ich dir ’s besorgt habe, denn deswegen bist du doch hier. Das wird dir gefallen, Kleines.«