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Er stieß sie aufs Bett, hielt sie fest und schob ihr die Hand zwischen die Beine. Es war die Stimme ihres Vaters. »Das wird dir gefallen, Kleines.« Und dann drang er in sie ein, immer wieder, und sie schrie innerlich auf. »Nein, Vater. Hör auf!« Und dann packte sie eine unsägliche Wut. Sie sah die Weinflasche. Sie griff danach, zerschlug sie an der Nachttischkante und rammte ihm die spitzen Zacken in den Rücken. Er schrie und bäumte sich auf, doch sie hielt ihn fest und stieß ihm den abgebrochenen Flaschenhals in den Leib. Sie sah zu, wie er zu Boden rollte.

»Hör auf«, wimmerte er.

»Versprichst du, daß du so was nie wieder machst? Tja, gehen wir lieber auf Nummer Sicher.« Sie packte die zerbrochene Flasche und nahm sich seinen Unterleib vor.

Dr. Keller schwieg einen Moment. »Was haben Sie danach getan, Toni?«

»Ich wollte lieber abhauen, bevor die Polizei anrückt. Ich muß zugeben, daß ich ziemlich aufgekratzt war. Ich wollte raus aus diesem langweiligen Leben, das Ashley geführt hat, und weil ich in Chicago einen Freund hatte, hab’ ich beschlossen, einfach dorthin zu fahren. Leider war er nicht daheim, deshalb hab’ ich einen kleinen Einkaufsbummel gemacht, ein paar Bars aufgesucht und mich prächtig amüsiert.«

»Was ist danach geschehen?«

»Ich hab’ mir ein Hotel gesucht und bin eingeschlafen.« Sie zuckte die Achseln. »Danach war Ashley wieder am Zug.«

Langsam kam sie zu sich, und sie wußte sofort, daß irgend etwas scheußlich schiefgegangen war. Sie kam sich völlig benebelt vor, so als wäre sie unter Drogen gesetzt worden. Ashley blickte sich um und bekam es mit der Angst zu tun. Sie lag splitternackt in einem fremden Bett, in einem billigen Hotelzimmer. Sie hatte keine Ahnung, wo sie war und wie sie hierhergekommen war. Sie richtete sich auf und bekam prompt hämmernde Kopfschmerzen.

Sie stand auf, ging in das kleine Badezimmer und stellte sich unter die Dusche. Sie ließ das heiße Wasser über sich strömen und versuchte all den Schmutz wegzuspülen, der an ihr haftete. Und wenn er sie geschwängert hatte? Beim bloßen Gedanken daran wurde ihr übel. Ashley stieg aus der Dusche, trocknete sich ab und ging zum Kleiderschrank. In dem Schrank hing nur ein Minirock aus schwarzem Leder, dazu ein hautenges, nuttig wirkendes Oberteil und ein Paar hohe Stöckelschuhe. Sie ekelte sich vor diesem Zeug, doch etwas anderes hatte sie nicht. Sie zog sich rasch an und betrachtete sich kurz im Spiegel. Sie sah aus wie eine Prostituierte.

»Vater, ich -«

»Was ist los?«

»Ich bin in Chicago und -«

»Was machst du denn in Chicago?«

»Das kann ich dir jetzt nicht erklären. Ich brauche ein Flugticket nach San Jose. Ich habe kein Geld dabei. Kannst du mir helfen?«

»Selbstverständlich. Warte einen Moment. Um zehn Uhr vierzig geht eine Maschine der American Airlines ab O ’Hare. Flugnummer 407. Am Abfertigungsschalter liegt ein Ticket für dich bereit.«

»Alette, hören Sie mich? Alette.«

»Schon da, Dr. Keller.«

»Ich möchte mit Ihnen über Richard Melton sprechen. Sie waren doch mit ihm befreundet, nicht wahr?«

»Ja. Er war sehr . simpatico. Ich war in ihn verliebt.«

»War er auch in Sie verliebt?«

»Ja, ich glaube schon. Er war Künstler. Wir sind zusammen in die Museen gegangen und haben uns all die wunderbaren Bilder angesehen. Wenn ich mit Richard zusammen war, bin ich mir so . so lebendig vorgekommen. Ich glaube, wir hätten eines Tages geheiratet, wenn ihn nicht jemand umgebracht hätte.«

»Erzählen Sie mir von Ihrem letzten Beisammensein.«

»Als wir aus dem Museum kamen, sagte Richard: >Mein Wohnungsgenosse ist heute abend auf einer Party. Wollen wir nicht zu mir gehen? Ich möchte Ihnen ein paar Bilder zeigen.<«

»Noch nicht, Richard.«

»Ganz wie Sie wollen. Sehen wir uns nächstes Wochenende wieder?«

»Ja.«

»Anschließend bin ich weggefahren«, sagte Alette. »Und das war das letzte Mal, daß ich -«

Dr. Keller sah, wie ihr Gesicht auf einmal lebhafter wurde. »Das bildet sie sich ein«, sagte Toni. »Aber so war es nicht.« »Wie war es denn?« fragte Dr. Keller.

Sie kam mit zu seiner Wohnung in der Fell Street. Sie war klein, aber wunderschön, vor allem durch Richards Bilder. »Dadurch wird das Zimmer richtig lebendig, Richard.« »Vielen Dank, Alette.« Er nahm sie in die Arme. »Ich möchte mit dir schlafen. Du bist so schön.«

Du bist so schön, sagte ihr Vater. Und sie erstarrte. Weil sie wußte, daß jetzt etwas Schreckliches geschehen würde. Sie lag nackt auf dem Bett, und spürte wieder den nur zu vertrauten Schmerz, als er in sie eindrang, sie entzweiriß.

»Nein!« schrie sie. »Hör auf, Vater! Hör auf!« Und dann überkam sie wiederum eine aberwitzige Raserei. Sie wußte nicht mehr, woher sie das Messer hatte, doch sie stach immer wieder auf ihn ein und brüllte ihn an: »Ich habe gesagt, du sollst aufhören! Hör auf!«

Ashley wand sich schreiend im Sessel.

»Ist ja gut, Ashley«, sagte Dr. Keller. »Sie sind in Sicherheit. Wenn ich bis fünf gezählt habe, werden Sie aufwachen.«

Ashley kam zu sich. Sie zitterte am ganzen Körper. »Ist alles in Ordnung?«

»Toni hat mir von Richard Melton erzählt. Er wollte mit Ihnen schlafen. Sie dachten, es wäre Ihr Vater, und deshalb -« Sie schlug die Hände über die Ohren. »Ich will es nicht mehr hören!«

Dr. Keller suchte Otto Lewison auf.

»Ich glaube, wir haben endlich den Durchbruch geschafft. Für Ashley ist das sehr schmerzlich, aber wir sind fast durch. Wir müssen nur noch zwei Mordfälle rekonstruieren.«

»Und dann?«

»Dann werde ich Ashley, Toni und Alette miteinander bekannt machen.«

27

»Toni? Toni, hören Sie mich?« Dr. Keller sah, wie sich Ash-leys Gesichtsausdruck veränderte.

»Ich höre dich, Doktorchen.«

»Wir sollten uns über Jean Claude Parent unterhalten.«

»Mir hätte von vornherein klar sein müssen, daß der viel zu gut war, um echt zu sein.«

»Was soll das heißen?«

»Am Anfang ist er mir vorgekommen wie ein richtiger Gentleman. Er ist jeden Tag mit mir ausgegangen, und es hat einen Riesenspaß gemacht. Ich dachte, er wäre anders als die andern. Aber er wollte auch bloß Sex.«

»Aha.«

»Er hat mir einen herrlichen Ring geschenkt, und vermutlich dachte er, damit hätte er mich am Wickel. Ich bin mit ihm nach Hause gegangen.«

Es war ein wunderschönes Haus, einstöckig, aus roten Ziegeln gebaut, mit lauter Antiquitäten eingerichtet.

»Das ist ja hinreißend.«

»Ich möchte dir noch etwas Besonderes zeigen. Oben, im Schlafzimmer.« Und wie ohnmächtig ließ sie sich nach oben führen. Dann waren sie im Schlafzimmer, und er nahm sie in die Arme und flüsterte: »Zieh dich aus.«

»Ich will nicht -«

»Doch, du willst. Wir wollen es alle beide.« Er zog sie rasch aus, bettete sie hin und legte sich auf sie. »Nein«, stöhnte sie. »Bitte nicht, Vater!«

Doch er kümmerte sich nicht darum. Immer wieder stieß er in sie hinein, bis er plötzlich aufkeuchte und liegenblieb. »Du bist wunderbar«, sagte er.

Und dann brach der Haß wieder aus ihr heraus. Sie schnappte sich den scharfen Brieföffner, der auf dem Schreibtisch lag, und stieß ihn in seine Brust, holte aus und stach zu, immer wieder.