Выбрать главу

            Yasmine Galenorn

            Das dunkle Volk: Mondschein

            Aus dem Amerikanischen

 von Kerstin Winter

            Inhaltsübersicht

           Widmung

            Motto

            Der Anfang

            1. Kapitel

            2. Kapitel

            3. Kapitel

            4. Kapitel

            5. Kapitel

            6. Kapitel

            7. Kapitel

            8. Kapitel

            9. Kapitel

            10. Kapitel

            11. Kapitel

            12. Kapitel

            13. Kapitel

            14. Kapitel

            15. Kapitel

            16. Kapitel

            17. Kapitel

            18. Kapitel

            19. Kapitel

            20. Kapitel

            21. Kapitel

            22. Kapitel

            23. Kapitel

            24. Kapitel

            25. Kapitel

            26. Kapitel

            27. Kapitel

            Danksagung

            Playlist für Mondschein

            Für Andrew Marshall, einen meiner liebsten Freunde, der die Jagd genauso versteht wie das Flüstern im Wind und den Wunsch, davonzufliegen.

            Es klingt ein Flüstern im Wind der Nacht,

 es leuchtet ein Stern, uns zu leiten,

            und die Wildnis ruft und ruft … gehen wir.

            – Robert Service, The Call of the Wild

            O wilder Westwind, du, des Herbstes Lied,

            vor dessen unsichtbarem Hauch das Blatt,

            dem Schemen gleich, der vor dem Zauber flieht …

            – Percy Bysshe Shelley, Ode an den Westwind

            Der Anfang

            Und sie erhob sich in einem hauchdünnen Kleid von ihrem Totenbett, die Augen so hell wie Sternenlicht und das Haar so schwarz wie die Nacht. Und jene, die sie gefangen hatten, erzitterten, denn ihrer Seele entströmte der Geruch nach Wahnsinn und Tod, und doch war sie nicht tot. Sie bewegte sich wie die Spinnen in den Baumwipfeln, und niemand konnte den Blick abwenden. Sie packte den ersten ihrer Eroberer und trank ausgiebig und gierig. Und so geschah es, dass Myst, Königin des Indigo-Hofs, aus dem Blut der Toten geboren wurde.

            1. Kapitel

            Die Frauen in meiner Familie waren schon immer Hexen gewesen, und als Ulean, mein Windelementar, an jenem milden Dezembermorgen mein Haar zerzauste und mir ins Ohr flüsterte, ich solle dem Wind lauschen, weil im Luftstrom eine Nachricht für mich herangetragen würde, tat ich aus diesem Grund genau das. Ich hielt inne, schloss die Augen, ließ mich in den Windschatten sinken und hörte schwach eine weibliche Stimme meinen Namen rufen. Als sie mir sagte, dass meine Tante Heather und meine Cousine Rhiannon in Schwierigkeiten steckten, wartete ich nicht auf eine zweite Aufforderung. Ich rief sie an, um ihnen mitzuteilen, dass ich unterwegs war, und wurde mit der zweiten Überraschung dieses Tages konfrontiert.

            »Marta ist tot.« Heathers Stimme klang gepresst.

            Ich starrte das Telefon an. Marta – tot? Die Frau war schon steinalt, als ich zum letzten Mal zu Hause gewesen war, aber wir alle waren davon ausgegangen, dass sie die ganze Stadt überleben würde. Dass sie nicht mehr da sein sollte, kam mir unfassbar vor. »Sie ist tot? Was ist passiert?«

            »Keine Ahnung. Wir haben sie in ihrem Garten gefunden. Sie war vollkommen ausgeblutet, und ihr Hals war … aufgerissen. Und ich meine wirklich gerissen, Cicely.«

            Die naheliegende Erklärung wäre ein abtrünniger Vampir gewesen, hätte Heather nicht von »aufgerissen« gesprochen. Die meisten Vampire arbeiteten recht sauber. Der Nordwest-Regent der Vampirnation lebte in New Forest und sorgte in der Gegend für Ruhe. Geoffrey war einer von den Guten – sofern ein Vampir einer von den Guten sein konnte –, und es kam mir nahezu unvorstellbar vor, dass irgendein Vampir unter seiner Herrschaft dumm genug war, sich an Marta zu vergreifen. Normalerweise hätte sie für jeden Angreifer den richtigen Abwehrspruch parat gehabt, und es hätte ein böses Nachspiel gegeben, sogar für einen Vampir.

            »Meinst du, dass einer von Geoffreys Leuten sie umgebracht hat? Was sagt denn die Polizei?«

            Meine Tante zögerte. »Ehrlich gesagt, bin ich mir über nichts sicher. Hier gehen seltsame Dinge vor sich, und die Stadt verändert sich. Die Polizei scheint sich nicht besonders anzustrengen, den Mord an Marta aufzuklären.«

            Ein Schauder rann mir über den Rücken.

            »Seltsam« ist nicht das richtige Wort dafür, flüsterte Ulean, und sie klang besorgt. In New Forest gibt es inzwischen so viele Gefahren. Dort ist niemand mehr sicher.

            »Und bei euch ist alles in Ordnung? Eine Stimme im Wind hat mir gesagt, dass du und Rhiannon in Schwierigkeiten seid. Ich wollte eigentlich gerade packen.«

            Eine Pause. Dann: »Bitte komm nach Hause. Ich wäre froh, wenn du wieder zurückkämst. Es ist an der Zeit, Cicely. Krystal ist tot, und wir brauchen dich. Im Augenblick habe ich noch keine Ahnung, wie die Gefahr aussieht, aber – ja, sie lauert überall im Dunkeln, und wenn ich ehrlich bin, macht mir das Angst.«

            Meine Tante gab normalerweise nie zu, Angst zu haben. Dass sie es jetzt tat, besiegelte meinen Entschluss, nach New Forest zurückzukehren.

            Heather schwieg einen Moment. Dann fügte sie hinzu: »Ich denke, dass sich im Augenblick jeder vorsehen muss, aber die Magiegeborenen scheint es am härtesten zu treffen. Ich erkläre es dir, wenn du hier bist. Aber es gibt einen weiteren Grund, warum du kommen solltest.«

            »Welchen?« Die Verpflichtung der Familie gegenüber – damit hatte ich keine Probleme, im Gegensatz zu meiner Mutter. Aber Heathers Stimme klang sonderbar, und ein Prickeln im Nacken sagte mir, dass es hier um sehr viel mehr ging.

            »Marta hat das Zepter an dich weitergereicht. Sie hat dir ihr Geschäft vermacht. Die Stadt kommt nicht ohne sie aus, und wie es aussieht, bist du die Person, die sie ersetzen soll. Du müsstest allerdings das Geschäft hierher ins Haus der Schleier verlagern. Und es wird eine Weile dauern, bis du hier alles eingerichtet hast, denn sie hat dir sämtliche Vorräte hinterlassen.«

            Verdattert blinzelte ich. Marta war die Ortshexe gewesen. Leute, die Hilfe brauchten, hatten sich an sie gewandt. Sie war außerdem Älteste der geheimen Dreizehn-Monde-Gesellschaft gewesen, der auch meine Tante angehörte. Niemand außerhalb der Familie wusste von der Gesellschaft, und das hatte seinen Grund. Herrje, nicht einmal ich wusste, wozu es sie gab. Nur wer in die Gesellschaft eingeführt wurde, wurde auch eingeweiht, worum es eigentlich ging.

            »Marta hat mir ihr Geschäft vermacht? Bist du dir da sicher?« Von meinem dreizehnten bis zu meinem siebzehnten Lebensjahr war ich einmal jährlich zu Hause gewesen, danach hatte ich keinen Fuß mehr nach New Forest gesetzt. Und meine Mutter war für die ältere Hexe eine Persona non grata gewesen. »Warum sollte Marta denn so etwas tun?«