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            »Rhiannon, hol es zurück, hol es zurück!« Ich rannte an ihre Seite, ohne zu wissen, wie ich ihr dabei helfen sollte, das Feuer, das sie so lange eingesperrt hatte, zu kontrollieren. Sie schrie nun, während die Flammen aus ihren Händen quollen, und ihre Augen waren weit aufgerissen wie die eines Rehs, das wie gelähmt im Scheinwerferlicht verharrte.

            »Lauf!« Die Stimme kam aus den Preiselbeersträuchern zur Rechten, und Chatter sprang hervor. »Ich helfe ihr.«

            Er legte ihr eine Hand auf den Arm, und wie in Trance sah sie ihn an. Im Flüsterton begann er auf sie einzureden, und kurz darauf schrumpften die Flammen und kamen zu ihr zurück.

            »Und jetzt haut ab. Ihr habt euch Zeit erkauft, aber ihr müsst verschwinden.« Er biss sich auf die Lippe und sah uns nacheinander an. »Ich kann euch helfen, ich kann einen von euch nehmen. Denn ich laufe viel schneller als ihr, glaubt mir.«

            »Dann nimm Rhiannon. Schnell!« Ich stieß sie in seine Arme, und sie gehorchte, noch immer benommen. Er machte kehrt, und schnell wie der Wind waren sie fort. »Kaylin, du verschwindest über die Astralebene.«

            »Und ihr zwei? Ich kann einen von euch mitnehmen –«

            »Und ich nehme sie mit.« Grieve erschien aus den Büschen neben der Stelle, an der Chatter aufgetaucht war. »Du nimmst Leo, ich komme mit Cicely.«

            Ich starrte ihn mit offenem Mund an. »Wie hast du uns gefunden?«

            »Ich bin Chatter gefolgt. Denkst du wirklich, ich lasse ihn allein, wenn die Wachmannschaft aus dem Grab hier herumläuft? Jetzt halt die Klappe und komm her. Wir müssen weg, bevor sie durch das Portal zurückkommen.« Er öffnete die Arme, und ich dachte nicht mehr nach, sondern trat zu ihm, und in Windeseile waren wir fort.

            17. Kapitel

            Grieve hielt mich fest an seine Brust gepresst, während wir schnurstracks durch den Wald schossen, schneller, als ich mir je hätte vorstellen können. Feen und Vampire konnten sich nicht auf der Astralebene bewegen, aber sie rannten wie der Wind, und die Geschwindigkeit ließ alles verschwimmen.

            Ich schmiegte mich an ihn und atmete den berauschenden Duft von Herbstträumen und Feuerwerk, von alter Tinte und Erde ein. Der Rhythmus seines Herzschlags war anders als meiner, aber er war dennoch lebendig und ganz von dieser Welt. Die Vampirfeen des Indigo-Hofs jagten mir eine Heidenangst ein, aber Grieve war nicht immer einer von ihnen gewesen – und ich weigerte mich immer noch zu glauben, dass sein neues Wesen ihn ganz und gar vereinnahmt hatte. Wenn dem so gewesen wäre, hätte er uns nicht geholfen.

            Wir flogen durch die Bäume, vorbei an dick mit Schnee beladenen Zweigen und knorrigen Ästen und durch die Flocken, die vom Himmel fielen. Wind pfiff durch mein Haar und strich es zurück, und ein Bündel Flüsterlaute zog vorbei, ein Knäuel aus Stimmen, das sich gegen meine Ohren warf, während wir durch den Wald stürmten. Ich versuchte zu erhaschen, was sie sagten, aber die Kakophonie war zu laut, und bald gab ich es einfach auf.

            Und dann waren wir in der Klamm, jagten auf der anderen Seite hinauf und durchquerten den Garten. Aber Grieve stoppte erst, als wir die Veranda erreicht hatten und ich mich plötzlich vor der Insektenschutztür wiederfand. Rhiannon war bereits drinnen und wartete, und als sie mich sah, riss sie die Tür auf und zerrte mich hinein. Grieve kam mir nach.

            »Sind Kaylin und Leo schon hier?«, fragte ich, noch atemlos von der wilden Flucht.

            Rhiannon schüttelte den Kopf. »Noch nicht.« Sie war erhitzt, blies sich eine Strähne aus dem Gesicht und deutete mit dem Kopf aufs Wohnzimmer. »Chatter ist noch hier, Grieve.«

            »Gib uns eine Minute, ja?« Ich legte eine Hand auf Grieves Arm. »Ich muss mit dir reden.«

            Er folgte mir in die Küche. Das leidenschaftliche Leuchten in seinen Augen durchbrach die mürrische Miene, die er zur Schau trug. Er sah über die Schulter, dann wandte er sich wieder mir zu. »Was ist?«

            »Grieve.« Ich trat auf ihn zu. »Danke. Danke, dass du mich gerettet hast. Danke, dass du Chatter erlaubt hast, uns zu helfen.«

            »Ich konnte nicht anders. Ich will nicht, dass euch etwas zustößt, aber ich kann mich nicht aus ihrem Bann befreien.« Er sah mir direkt in die Augen. »Cicely, ich bin hin- und hergerissen zwischen Pflicht und Herz. In deiner Nähe muss ich gegen jeden Instinkt ankämpfen, der mich vorantreibt.« Seine Stimme brach.

            Und dann lag ich in seinen Armen und suchte seine Lippen. »Ich liebe dich, Grieve. Immer schon. Ich kann nichts dagegen tun. Du bist mein Feind, aber ich brauche dich. Wir beide brauchen einander.«

            »Woher willst du das wissen?«, flüsterte er heiser. Er lächelte nicht, doch seine Mundwinkel wanderten leicht nach oben, und das war mehr, als ich verkraften konnte. »Woher willst du wissen, dass wir nicht einen Fehler machen, der uns das Leben kostet?«

            »Das ist mir egal. Ich weiß, dass du Gefahr bedeutest, sowohl für mich als auch für uns beide. Aber wir sind verbunden, und ich glaube nicht, dass wir etwas dagegen tun können.« Ich schlang meine Arme um seinen Nacken und zog ihn an mich.

            Seine Hände strichen über meinen Rücken und über meinen Hintern, und wo sie mich berührten, sprühten sie Funken. Ich suchte erneut seine Lippen.

            Seine Faust griff in mein Haar, und seine Zunge drang in meinen Mund. Seine Berührung war Seide und Feuer zugleich, und sein Kuss tobte durch meine Adern, drang in jede Faser, in jeden Fetzen Haut ein. Ich stöhnte leise, als er sein Knie zwischen meine Beine schob und mich gegen die Küchentheke drückte.

            Ich schloss die Beine um seins, spürte die Muskeln durch seine Jeans, fühlte die Kraft, die in dem straffen, durchtrainierten Körper lauerte. Er hielt mich fest und ließ seine Lippen über meine Wange zu meinem Hals gleiten, wo er mit der Zunge über die Haut glitt und neue Explosionen von Empfindungen auslöste. Ich spürte das Kratzen seiner Zähne, dann ein dünnes Rinnsal Blut, als er leicht zupfte. Als sein Speichel in die Wunde eindrang, wuchs in mir eine Wärme, die sich wie eine Droge in meinem Körper ausbreitete. Und doch hatte ich nicht das Gefühl, mich als Bluthure hinzugeben, mich benutzen zu lassen.

            Schwer atmend schmiegte ich mich noch näher an ihn, als seine Hände unter meinen Pulli glitten und meine Brüste umfassten. Er rieb über meinen BH, während er das Blut aufleckte, das aus der Schramme am Hals quoll. Seine Zunge reizte und erregte mich, denn sie war rauh wie Sandpapier, und ich konnte an nichts anderes mehr denken, als sie an einer anderen Stelle zu fühlen.

            Mein Wolf knurrte tief vor Lust.

            Grieve tastete nach meinem Gürtel, und ich stieß ein Wimmern aus. »Nicht hier, nicht vor aller Augen, bitte.«

            Seine Finger verharrten. »Das habe ich ganz vergessen. Feen sind nicht so prüde. Aber ich will dich, Cicely, und zwar jetzt!«

            Die Vernunft stürmte gegen den Dunst an, in dem ich mich befand. Da draußen liefen Vampirfeen herum, die uns töten wollten, und wir standen mitten in der Küche und knutschten.

            »Stopp – bitte. Nicht jetzt! Ich muss erst wissen, dass Leo und Kaylin es nach Hause geschafft haben.« Ich stemmte mich gegen seine Brust. Verdammt, ich wollte nicht aufhören, obwohl ich wusste, dass er mein Blut nahm. Ich wollte ihm die Klamotten vom Leib reißen, ihn zu Boden ringen und ihn besinnungslos vögeln.

            Einen Moment lang schien er mit sich zu kämpfen, doch dann hob er den Kopf, und sein platinfarbenes Haar kitzelte mein Gesicht, als er bebend die Hände sinken ließ und ich zurücktrat. Ein Tropfen meines Blutes blieb auf seinen Lippen zurück, und seine Augen glühten.