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»Was redest du da?« Huma griff nach seinem Schwert, das neben dem Bett hing. Allerdings…

Die Scheide hing immer noch da, doch jetzt war sie leer. Eilig sah Huma sein Zeug durch. Wie bei Kaz fehlten alle Waffen. Sie waren verschwunden, während die beiden alten Freunde sich unterhalten hatten.

Huma legte sich die Hand auf die Stirn. Das Zimmer wurde schrecklich heiß. Er merkte, wie er rot anlief. Plötzlich stand Kaz neben ihm, um ihn zu stützen.

»Was hat er mit dir gemacht? Bist du krank?«

»Es geht schon.« Er schob seinen mitfühlenden Gefährten beiseite. »Es ist nichts.«

Huma war ein Narr gewesen. Er hatte geglaubt, daß die Vergangenheit noch zählte, während es jetzt nur allzu offensichtlich war, daß der Zauberer gelogen hatte. Die Ungereimtheiten, die überlangen Erklärungen warfen mehr Fragen auf, als sie beantworteten.

Huma ergriff seine Rüstung. »Wir gehen – irgendwie.«

Kaz half ihm, sich fertig zu machen.

Die Halle war anscheinend unbewacht, auch wenn der Ritter davon überzeugt war, daß unsichtbare Diener jeden ihrer Schritte beobachteten. Er fragte sich, wie weit Magus sie kommen lassen würde.

»Das gefällt mir nicht«, murmelte Kaz. Er mißtraute den Methoden der Zauberkundigen noch mehr als der Mensch.

Sie erreichten die lange Wendeltreppe ohne Zwischenfall – was sie nur um so vorsichtiger machte. Huma streckte die Hand aus und berührte das Geländer mit einem Finger. Als nichts geschah, wagte er, es anzufassen. Er ging einen Schritt hinunter. Noch einen. Einen dritten. Kaz folgte ihm so dicht, wie es seine gewaltige Gestalt erlaubte. Unwillkürlich wurden sie schneller.

Bei der sechsten Stufe zwinkerte Huma ungläubig. Er war nicht mehr auf der Stufe, sondern wieder am Treppenabsatz. Fünf Stufen tiefer fuhr Kaz herum, um nach ihm Ausschau zu halten. Ehe Huma ihn warnen konnte, setzte der bullige Mann aus dem Osten einen Fuß auf die sechste Stufe. Huma sah Kaz nur noch kurz, ehe er verschwand, um gleich darauf neben ihm zu stehen.

»Noch mehr Tricks«, grollte Kaz.

Sie versuchten es noch einmal mit dem gleichen Ergebnis. Und wenn man seinen Fuß auf die Stufe setzte, bekam man den Transport noch nicht einmal mit. Das war Magie in ihrer kompliziertesten und verschlagensten Form.

Sie waren in einer Art Schleife gefangen. Huma gab als erster auf, weil er die Vergeblichkeit des Unterfangens erkannte. Kaz machte noch eine Zeitlang weiter in der Hoffnung, es könnte einen Ausweg geben. Schließlich gesellte sich der Minotaurus zu Huma.

»Was jetzt?«

Huma setzte sein Gepäck ab und schnallte die leere Scheide ab. »Nichts. Wir können anscheinend nirgendwo hingehen.«

»Wir können aber auch nicht hierbleiben!« Das rote Glühen kehrte in die Augen des Riesen zurück.

»Hast du eine Idee? Es gibt keine Fenster, und die Wände sind undurchdringlich. Zumindest für uns.«

»Wir könnten hinunterklettern.«

Huma nahm die Schwertscheide und ging damit zur Treppe. Er hob sie über das Geländer und ließ los.

Die Scheide verschwand.

Während Kaz ihr noch hinterher starrte, drehte sich Huma um und zeigte auf den Boden. Die leere Scheide lag hinter ihnen.

»Wir warten. Wir haben keine andere Wahl.«

Der Minotaurus ließ geschlagen seine Schultern sinken.

Es kam die Zeit, wo der Schlaf sie übermannte, obwohl sie sich alle Mühe gaben, wach zu bleiben. Huma begann zu träumen. Er träumte von Gwyneth und von einem Berg. Von einem silbernen Drachen im Flug. Von bösen Zauberern und kämpfenden Göttern. Das alles vermischte sich so unzusammenhängend, daß er nie ganz sicher war, was der Traum bedeuten sollte oder wie er eigentlich angefangen hatte.

Der Traum endete abrupt, als eine Stimme seinen Schlaf unterbrach. »Aaaauuuuffffwwwaacheennnn.«

Huma brauchte eine Weile, bis er erkannte, daß das Gelispel nicht zu seinem Traum gehörte. Statt dessen war es ein Nebelwesen, das sie holen sollte.

»Meeiiissteerr. Wwwiiill. Sssspreecheenn.«

Huma erhob sich und Kaz, der den Elementargeist ebenfalls hörte, tat das gleiche.

»Hhuuumaaa. Aaallleeiinn.«

»Ich komme mit, ob es deinem Meister nun gefällt oder nicht. Also los, oder ich atme dich ein.«

Ob der Luftelementar die Worte des Minotaurus verstand oder nicht, er schwebte jedenfalls auf die Treppe zu. Huma ging hinterher, dicht gefolgt von Kaz. Der Elementar führte sie hinunter. Huma zögerte kurz, als sie sich der Stufe näherten, die sie zuvor nicht überschreiten hatten können. Er machte einen vorsichtigen Schritt. Zu seiner großen Überraschung kam er diesmal ungehindert vorwärts. Der luftige Diener umschwirrte sie voller Ungeduld. Huma ging weiter hinunter, zuerst langsam, dann, als ihm klar wurde, daß Magus keine Fallen vorbereitet hatte, schneller.

Ein durchdringender Wutschrei veranlaßte ihn, sich nach oben umzudrehen. Während Huma ihm den Rücken zugewendet hatte, hatte Kaz ihm folgen wollen. Zum großen Ärger des Minotaurus hielt der Zauberer ihn noch immer gefangen.

Wortlos wandte sich der Ritter wieder nach vorne und folgte dem Diener die Wendeltreppe hinunter und durch Gänge, die er am Vortag nicht bemerkt hatte. Diese Korridore waren dem Hain sehr ähnlich, mancherorts dunkler, als man für möglich halten sollte. Hin und wieder huschten Dinge im flackernden Licht der paar Fackeln vorbei. Nur wenn sie an einer dieser Fackeln vorbeikamen, konnte Huma sicher sein, daß er noch immer dem Diener folgte.

»Meeiiissteerr.«

Huma verstand diesen Ruf zunächst nicht, denn der Raum, den er betrat, war ebenso finster wie die Gänge, und er sah keinen Hinweis darauf, daß er bewohnt war. Dann hörte er, wie sich etwas bewegte.

Ein Wort erklang, und der Raum wurde von Magus’ Stab erhellt. Das Geräusch, das Huma gehört hatte, war vom Aufstehen des Zauberers von seinem Stuhl verursacht worden. Als der andere sich ihm zuwandte, öffnete sich Humas Mund überrascht. Magus wirkte plötzlich fast doppelt so alt wie vorher. Man konnte kaum glauben, daß die beiden Männer gleich alt waren.

»Huma.« Die Stimme des Zauberkundigen bettelte beinahe um Freundschaft. Der ganze Zorn, der sich in Huma angestaut hatte, begann zu verfliegen, als er den verblüffenden Lebenskraftverlust wahrnahm.

»Magus, was –?«

»Ich weiß. Wann immer wir uns treffen, bleibst du mit neuen Fragen und Ängsten zurück. Ich fürchte, ich kann derzeit nicht einmal das ändern, auch wenn ich versuchen will, ein paar Dinge aufzuklären. Zunächst einmal möchte ich dir etwas zeigen.«

Der Zauberer führte ihn in den Nebenraum, wo Huma dem Erdelementar gegenüber stand, der sie durch den Hain geführt hatte. Vor dem lebenden Erdwall lag etwas beunruhigend Bekanntes.

»Ein Schreckenswolf«, konstatierte Huma.

Die Knochen waren gräßlich verdreht, und ein Bein war abgerissen. Noch seltsamer war, daß er versteinert war. Huma bückte sich und fand diese Feststellung bestätigt. Es war, als würde er einen Felsen berühren.

Die leeren Augen schienen ihn noch immer zu beobachten. Huma drehte sich hilfesuchend nach Magus um.

»Es waren noch drei, aber die sind im Hain umgekommen. Der hier jedoch hat es – zerschunden wie er war – bis zum Feld geschafft, wo er«, Magus zeigte auf den Erdelementar, »ihn erledigt hat. Doch jetzt haben wir die Bescherung. Galan Drakos weiß, wo ich bin, und wahrscheinlich auch, daß du hier bist. Ich habe keine Wahl.«

Huma hörte zu, ohne zu ahnen, worauf Magus hinaus wollte.

»Komm mit.« Sie kehrten in das andere Zimmer zurück. Magus ging zur einen Wand, an der ein hoher, goldgerahmter Spiegel hing. Er war oval und mit Zauberrunen verziert. Magus stieß seinen Stab auf den Boden und sagte: »Zeig.«

»Der. Der mittlere Gipfel.« Ein riesiger Berg erhob sich im Vordergrund. Huma erkannte ihn sofort wieder. Es war der gleiche Berg, der auf dem einen großen Wandbehang so auffällig hervortrat. »Als ich im Turm geprüft wurde, sah ich das – den Berg. Ich erinnere mich gut daran, weil es der letzte Ort war, den sie beschworen. Ich wußte nicht, daß es ihn wirklich gibt, bis ich diesen Platz hier und den Wandbehang in der Halle fand. Als ich ihn an der Wand hängen sah, erkannte ich, daß in den Szenen meiner Prüfung mehr Wahrheit gelegen hatte, als selbst meine Prüfer wußten. Dieser Berg hat etwas mit dem Krieg zu tun. Er verbirgt etwas. Er ist das einzige Puzzleteil, das ich nicht enträtseln kann. Ich kenne nicht einmal seine genaue Lage, aber er liegt westlich von hier, wahrscheinlich im Südwesten.«