Nun, als Anwalt bin ich für Logik immer empfänglich. Ich sage: „Ich gebe auf. Du hast gewonnen.“
Er ließ mich fallen.
Und dann - dies ist der Teil, der mir im Rückblick am unglaublichsten erscheint - hatte ich eine Idee.
Es war ein Knüller von einer Idee. Eine, wie man sie nur einmal im Leben hat.
Ich sagte Onkel Otto nicht alles auf einmal. Ich wollte mir ein paar Tage Zeit nehmen, um darüber nachzudenken. Aber ich sagte ihm, was zu tun sei. Ich sagte ihm, er würde nach Washington fahren müssen. Es war nicht einfach, ihn dazu zu überreden, aber wenn man meinen Onkel Otto kennt, dann weiß man, daß es Wege gibt.
Ich fand zwei Zehndollarnoten, die jämmerlich in meiner Brieftasche versteckt lagen, und gab sie ihm. „Ich werde einen Scheck für das Fahrgeld ausstellen, und du kannst die zwei Zehner behalten, wenn sich herausstellt, daß ich unehrlich mit dir bin.“
Er überlegte. „Du bist kein Dummkopf, der zwanzig Dollar für nichts riskieren würde“, gab er zu. Und damit hatte er recht.
Zwei Tage später war er wieder da und verkündete, daß er die Einstellung für das Objekt habe. Es war nicht weiter schwierig gewesen, heranzukommen, denn schließlich war es öffentlich ausgestellt. Es wird in einem mit Stickstoff gefüllten, luftdichten Glasbehälter verwahrt, aber mein Onkel meinte, das spiele keine Rolle. Und die Einstellung werde auch im Laboratorium, sechshundert Kilometer entfernt, unverändert genau bleiben.
Ich sagte: „Noch zwei Punkte, Onkel Otto, bevor wir etwas unternehmen.“
„Was? Was? Was?“ fragte er ungeduldig. „Was hast du? Was? Was?“
Ich hatte den Eindruck, daß er unruhig wurde. „Bist du sicher, daß das Stück, welches wir aus der Vergangenheit holen, nicht aus dem Gesamtobjekt verschwinden wird, wie es jetzt existiert?“
Onkel Otto rang die knochigen Hände, daß die Gelenke knackten, und sagte: „Wir erschaffen neue Materie und stehlen keine alte. Wozu brauchten wir sonst die enorme Energiemenge?“
Ich ging zum zweiten Punkt über. „Was ist mit meinem Honorar?“
Sie werden es nicht glauben, aber bis dahin hatte ich von Geld nichts erwähnt. Mein Onkel Otto auch nicht, aber das war kein Wunder.
Sein Mund dehnte sich in der schlechten Imitation eines verständnisinnigen Lächelns. „Ein Honorar?“
„Zehn Prozent der Einnahmen“, sagte ich. „So viel muß ich haben.“
Seine Hängebacken zitterten. „Aber wie hoch sind die Einnahmen?“
„Vielleicht einhunderttausend Dollar. Dir würden also neunzigtausend bleiben.“
„Neunzigtausend - Himmel! Worauf warten wir noch?“
Er sprang zu seiner Maschine, und eine halbe Minute später erschien über der Glasscheibe die Wiedergabe eines Stückes Pergament. Es war mit sauberer, gleichmäßiger Handschrift bedeckt und sah wie eine Prüfungsarbeit für einen Schönschreibewettbewerb aus.
Am Fuß des Pergamentblatts standen viele Namen: ein großer und fünfundfünfzig kleine.
Mir stockte der Atem. Ich hatte viele Reproduktionen gesehen, aber dieses Ding war echt. Die echte Unabhängigkeitserklärung!
„Ich - ich will verdammt sein“, stammelte ich ergriffen. „Du hast es geschafft.“
Onkel Otto kam sofort zur Sache. „Und die hunderttausend?“ fragte er.
„Siehst du, Onkel, am Fuß des Dokuments stehen Unterschriften. Das sind die Namen von berühmten Männern, die wir alle als die Väter unseres Landes verehren. Alles an ihnen ist für jeden echten Amerikaner von Interesse.“
„Von mir aus“, murrte Onkel Otto. „Wenn es für den Verkauf nützlich ist, werde ich dazu auf meiner Flöte die Nationalhymne spielen.“
Ich lachte schnell, um ihm zu zeigen, daß ich die Bemerkung als einen Scherz aufnahm. „Nun“, fuhr ich fort, „einer dieser Unterzeichner starb im Jahr 1777, ein Jahr nach der Unterzeichnung der Unabhängigkeitserklärung. Er hinterließ der Nachwelt nicht viel, darum sind authentische Autographen von ihm außerordentlich selten und werden von Spezialisten gesucht. Der Name des Mannes war Button Gwinnett.“
„Und wie hilft uns das beim Kassemachen?“ fragte Onkel Otto, unverändert auf die ewigen Wahrheiten des Lebens konzentriert.
„Hier ist eine authentische, echte Unterschrift von Button Gwinnett, hier auf der Unabhängigkeitserklärung. Du siehst sie ganz links mit den zwei anderen Unterschriften für den Staat Georgia, Lyman Hall und George Walton. Du siehst, daß sie ihre Namen eng aneinander geschrieben haben, obwohl oben und unten reichlich Platz vorhanden ist. Der Anfangsbuchstabe G von Gwinnett kommt sogar mit Halls Namen in Berührung. Wir werden also nicht versuchen, sie zu trennen. Wir werden sie en bloc nehmen. Kannst du das machen?“
Haben Sie jemals einen Schweißhund gesehen, der ein glückliches Gesicht machte? Nun, mein Onkel Otto brachte es zuwege.
Ein hellerer Lichtfleck wanderte über das Dokument und kam auf den Namen der drei Unterzeichner aus Georgia zum Stillstand. Onkel Otto sagte ein wenig atemlos: „Ich habe das noch nie versucht.“
„Was?“ fragte ich entgeistert.
„Es hätte zuviel Energie benötigt. Ich wollte nicht, daß die Universität mißtrauisch wird und nachforscht, was hier vorgeht. Aber keine Sorge! Meine Mathematik kann nicht falsch sein.“
Der Lichtschein wurde heller, und ein Summen entstand, das bald das ganze Laboratorium erfüllte und alle anderen Geräusche auslöschte. Onkel Otto drehte einen Knopf, dann einen zweiten und einen dritten.
Erinnern Sie sich noch, welche Aufregung es gab und wie die Zeitungen zeterten, als vor nicht langer Zeit ganz New York zwölf Stunden lang ohne Elektrizität war, weil das Verbundnetz wegen Überlastung zusammengebrochen war? Ich will nicht sagen, daß wir das taten, denn ich habe keine Lust, mich auf Schadenersatz verklagen zu lassen. Aber ich will so viel sagen: Der Strom fiel aus, als mein Onkel Otto den dritten Knopf drehte.
Alle Lampen im Laboratorium erloschen, und als ich meine momentane Benommenheit überwunden hatte, fand ich mich am Boden liegend, ein schreckliches Dröhnen und Summen in den Ohren. Onkel Otto lag über mir.
Wir halfen einander auf die Füße, und Onkel Otto fand eine Taschenlampe. Ein Blick auf seine Maschine ließ ihn aufheulen. „Durchgebrannt! Geschmolzen! Meine Maschine ist ruiniert!“
„Aber die Unterschriften!“ schrie ich. „Hast du sie?“
Er brach mitten im Gejammer ab. „Ich habe nicht nachgesehen.“
Er sah nach, und ich schloß die Augen. Das Verschwinden von hunderttausend Dollar ist nicht schön anzusehen.
Dann hörte ich ihn. „Ah, ha!“ rufen und öffnete schnell die Augen. Er hatte ein Stück Pergament in der Hand, nicht größer als fünf Quadratzentimeter. Es trug drei Unterschriften, und die oberste gehörte Button Gwinnett.
Die Unterschrift war absolut echt, wohlgemerkt. Sie war keine Nachahmung. Die ganze Transaktion war nicht im mindesten schwindelhaft, das möchte ich klargestellt wissen. Auf Onkel Ottos breiter Handfläche lag Button Gwinnetts Unterschrift auf dem authentischen Pergament der echten Unabhängigkeitserklärung.
Wir beschlossen, daß Onkel Otto mit dem Pergamentstück nach Washington fahren sollte. Ich war für den Zweck weniger geeignet. Ich war Rechtsanwalt, und mir würde man zu viel Durchtriebenheit zutrauen. Er aber war ein, wissenschaftliches Genie, von dem man keine faulen Tricks und Winkelzüge erwartete. Für jeden, der ihn kannte, war Dr. Otto Schlemmel-mayer die Ehrlichkeit selbst.
Wir verbrachten eine Woche mit der Vorbereitung einer geeigneten Geschichte. Ich kaufte zu dem Anlaß ein Buch, eine alte Geschichte des Staates Georgia während der Kolonialzeit. Es war ein antiquarisches Buch, und Onkel Otto sollte es mitnehmen und behaupten, er habe zwischen den Seiten der alten Schwarte ein Dokument gefunden, einen Brief des neugegründeten Staates Georgia an den Bundeskongreß. Er habe diesen alten Brief nicht weiter beachtet und über einen Bunsenbrenner gehalten, um ihn zu verbrennen. Warum sollte er, ein Physiker, an alten Briefen interessiert sein? Dann habe er einen sonderbaren Geruch wahrgenommen, der ihm beim Verbrennen in die Nase gestiegen sei, und gleichzeitig sei ihm aufgefallen, daß das Papier schlecht brannte. Darauf habe er die Flammen ausgeschlagen, aber nur das Stück mit den Unterschriften sei noch übrig gewesen. Er habe es betrachtet und studiert, und schließlich habe der Name Button Gwinnett eine undeutliche Erinnerung wachgerufen.