Выбрать главу

Sie warteten schweigend. Der Affe betrachtete ernst die Schreibmaschine.

„Der Prozeß nimmt natürlich einige Zeit in Anspruch“, erklärte Torgesson halblaut. „Rollo muß den romantischen Stil der Schilderung berücksichtigen, das etwas altertümliche Aroma, und so weiter.“

Und dann schob sich ein kleiner, schwarzer Finger zur Tastatur und berührte eine Taste. Es war ein s.

„Er schreibt keine Großbuchstaben“, sagte der Professor. „Seine Interpunktion ist ganz willkürlich, wenn er nicht überhaupt darauf verzichtet, und des öfteren schreibt er Wörter zusammen. Darum schreibe ich seine Arbeit gewöhnlich noch einmal ab, wenn er fertig ist.“

Der kleine Rollo tippte ein i, dann ein e. Dann, nach einer längeren Pause, drückte er die Leertaste.

„Sie“, sagte Hoskins.

Nach und nach entstand ein Text: sie trotzten der-weißen republik über den küsten italiens sie schlugen dasadriatische rund - den löwen der see: und der papstrang im kummer die hände untröstlich beklagend den verlust, undrief die könige der christen heit daß sie dem treiben einhalt geböten und sich scharten um das kreuz.

„Mein Gott!“ sagte Hoskins.

„Dann geht Chestertons Text ungefähr in dieser Form weiter?“ fragte Torgesson.

„Allmächtiger!“ rief Hoskins.

„Wenn Übereinstimmung da ist, muß Chesterton gute, konsequente Arbeit geleistet haben.“

„Heiliger Strohsack!“ sagte Hoskins.

„Sehen Sie?“ sagte Marmie, die Hand auf Hoskins’ Schulter. „Sehen Sie?“

„Verdammt will ich sein!“ sagte Hoskins.

„Genug davon“, sagte Marmie, der sich während der Niederschrift mit nervösen Fingern durchs Haar gefahren war, daß es wie der Kamm eines Kakadus aufrecht stand. „Kommen wir zur Sache. Befassen wir uns mit meiner Geschichte.“

„Gut, aber...“

„Es geht durchaus nicht über Rollos Fähigkeiten hinaus“, versicherte Torgesson. „Ich lese Rollo häufig Texte aus verschiedenen Erzählungen vor. Es ist erstaunlich, welche Verbesserungen sich auf diese Weise erreichen lassen.“

„Das ist es nicht“, meinte Hoskins. „Jeder Affe kann bessere Geschichten schreiben als einige der Groschenheftautoren, mit denen wir zu tun haben. Aber Marmies Erzählung ist dreizehntausend Worte lang. Der Affe würde eine Ewigkeit brauchen, sie zu tippen.“

„Keineswegs, Mr. Hoskins, keineswegs. Ich werde ihm die Geschichte vorlesen, und an der entscheidenden Stelle lassen wir ihn fortfahren.“

Hoskins verschränkte die Arme. „Dann fangen Sie an. Ich bin bereit.“

„Und ich bin mehr als bereit“, sagte Marmie. Auch er verschränkte die Arme und nickte herausfordernd zu Hoskins hinüber.

Der kleine Rollo kauerte vor der Schreibmaschine, ein pelziges kleines Bündel kataleptischen Elends, während Torgessons weiche Stimme ruhig und mit sorgfältiger Betonung die Schilderung des Kampfes und die anschließenden Bemühungen der Helden vorlas, ihr steuerlos treibendes Schiff wieder in ihre Gewalt zu bringen. Einer der Helden arbeitete sich auf das verwüstete, schräg liegende Deck hinaus, und Torgesson las: „... Stalny blieb stehen und starrte empor in die Stille der ewigen Sterne. Doch der pochende Schmerz in seinem Knie ließ sich nicht lange aus dem Bewußtsein verdrängen, und er ...“

Marmie zupfte an Torgessons Ärmel, und der Professor blickte auf, nickte und zog die Kontaktstecker von den Elektroden auf dem Kopf des kleinen Affen.

„Das war’s“, sagte Marmie. „Ungefähr an dieser Stelle bringt Hoskins seine klebrigen Finger ins Spiel. Bei mir läuft die Szene auf dem Schiffsdeck weiter, bis Stalny die an Bord gegangenen Gegner erledigt hat. Dann kommen die Erklärungen und Reflexionen. Hoskins möchte, daß ich diese Szene unterbreche, ins Schiffsinnere zurückkehre, den Fortgang der Aktion für die Dauer von zweitausend Worten aufhalte und erst dann wieder hinausgehe. Haben Sie jemals solchen Mist gehört?“

„Ich schlage vor, wir lassen den Affen entscheiden“, sagte Hoskins.

Torgesson schaltete den kleinen Rollo ein, und ein runzliger schwarzer Finger streckte sich zögernd zur Tastatur aus. Hoskins und Marmie beugten sich gleichzeitig vorwärts, bis ihre Köpfe über Rollos zusammengekauertem Körper fast zusammenstießen. Die Maschine tippte den Buchstaben z, dann ein o und ein g, worauf sie in rascherem Tempo fortfuhr: „zog sich überverbogene stahlplatten und scharf kantig zerfetztes metall vorwärts, eindröhnendes schlagen beim vorderen not ausstieg ließ ihn erschrocken zusammenfahren als er sich gefaßt hatte ...“

„Wort für Wort“, sagte Marmie hingerissen.

„Jedenfalls hat er Ihren Allerweltsstil gut getroffen“, sagte Hoskins. „Dabei muß man zugeben, daß Sie hier , weniger schwülstig sind als sonst.“

„Die Leser mögen es so.“

„Sie würden es nicht mögen, wenn ihre geistige Entwicklung nicht auf der Stufe von...“ Hoskins brach ab.

„Reden Sie nur weiter“, sagte Marmie, „sagen Sie es ruhig. Sagen Sie, daß die geistige Entwicklung des Lesers auf der Stufe von Zwölfjährigen stehengeblieben ist, und ich werde Sie in allen Fan-Zeitungen des Landes zitieren.“

„Aber meine Herren“, sagte Torgesson. „Sie stören den kleinen Rollo.“

Sie wandten ihre Aufmerksamkeit wieder der Schreibmaschine zu, die immer noch stockend vor sich hin klapperte: - die sterne kreisten überihm im samtenen schwarz als stalny sich taumelnd um seineachse drehte und zu boden stürzte mitgerissen vom schwer fällig rollenden schiffsrumpf...“

Der Wagen der Schreibmaschine fuhr zurück, um eine neue Zeile zu beginnen. Marmie hielt den Atem an. Wenn überhaupt, würde hier -

Und der runzlig kleine Finger bewegte sich über die Tastatur und machte: *

Hoskins schrie: „Sternchen!“

„Sternchen“, stieß Marmie durch die Zähne hervor. „Sternchen?“ sagte Torgesson.

Neun weitere Sternchen folgten in der Zeile.

„Das genügt mir, mein Freund“, sagte Hoskins und wandte sich dem verdutzten Torgesson zu. „Marmie hat die Gewohnheit, eine Reihe von Sternen zu machen, wenn er einen radikalen Szenenwechsel vornimmt. Und ein radikaler Szenenwechsel ist genau, was ich wollte.“

Die Schreibmaschine begann einen neuen Absatz: im schiffsinnern -

„Schalten Sie ihn aus, Professor“, sagte Marmie.

Hoskins rieb sich die Hände. „Wann kriege ich die revidierte Fassung, Marmie?“

„Welche revidierte Fassung?“ fragte Marmie kühl.

„Sie sagten, die Version des Affen ...“

„Richtig. Darum brachte ich Sie hierher. Damit Sie sehen, daß der kleine Rollo eine Maschine ist; eine kalte, brutale, logische Maschine.“

„Und?“

„Und die Sache ist die, daß ein guter Schriftsteller keine Maschine ist. Er schreibt nicht mit dem Verstand, sondern mit dem Herzen. Seinem Herzen!“ Marmie schlug sich mit der Faust an die Brust.

Hoskins ächzte. „Was tun Sie mir an, Marmie? Wenn Sie wieder vom Herzen und der Seele des Schriftstellers anfangen, dann bleibt mir nichts übrig, als mich hier und jetzt zu übergeben. Bleiben wir lieber beim Verstand und bei der gewohnten Für-Geld-schreibe-ich-alles-Basis.“

Marmie sagte: „Hören Sie mich eine Minute an, Hoskins. Der kleine Rollo korrigierte Shakespeare. Sie selbst haben darauf hingewiesen. Rollo wollte Shakespeare ,Schwarm von Plagen’ sagen lassen, und von seinem Maschinenstandpunkt aus gesehen hatte er recht. Eine ,See von Plagen’ ist unter den Umständen keine glückliche Metapher. Aber meinen Sie nicht, daß Shakespeare sich darüber im klaren war? Shakespeare wußte eben, wann er Regeln durchbrechen mußte, das ist alles. Rollo ist eine Maschine, die keine Regeln durchbrechen kann, aber ein guter Schriftsteller kann es, und manchmal muß er es. ,See von Plagen’ ist eindrucksvoller; es hat Schwung und Kraft. Zum Teufel mit der vermischten Metapher.

Wenn Sie jetzt kommen und mir sagen, ich solle die Szene unterbrechen, dann folgen Sie mechanischen Regeln zur Aufrechterhaltung der Spannung, und es ist selbstverständlich, daß Rollo darin mit Ihnen übereinstimmt. Aber ich weiß, daß ich die Regel durchbrechen muß, um die tiefe emotionale Wirkung des Schlusses zu erreichen, wie ich ihn sehe. Andernfalls bekämen wir ein mechanisches Produkt, das ein Computer auswerfen kann.“